Rache und Vergeltung
Beides sind starke Mordmotive. Während sich manche Autoren seltsame und gelegentlich auch völlig absurde Motive für Serienmörder ausdenken, bleibt Ursula Poznanski nahe an der Realität. Und das macht diese ...
Beides sind starke Mordmotive. Während sich manche Autoren seltsame und gelegentlich auch völlig absurde Motive für Serienmörder ausdenken, bleibt Ursula Poznanski nahe an der Realität. Und das macht diese Reihe über eine Wiener Ermittlergruppe dann doch zu etwas Besonderem.
Ermordet werden ältere Herren, oft über 80. Dabei versucht der Mörder erst gar nicht seine Taten zu tarnen, etwa als Raubmord. Die Mordgruppe der Wiener Polizei tappt erst einmal völlig im Dunklen. Bald aber wird klar, dass die Herren sich irgendwie kannten. Nur wie und woher?
Damit der Leser nicht ebenso verwirrt ist wie die Ermittler, lässt die Autorin den Mörder immer wieder zu Wort kommen. Bei seinem Rachefeldzug müssen Kindheitserlebnisse eine herausragende Rolle spielen. Denn seine Opfer haben bei ihm auch noch Spitznamen: der Dunkle Harlekin, der Zwerg im Nebel, der Teetrinker, der Apfelmann, der Hohepriester und der Hühnergeneral. Vielleicht kannte er die Namen dieser Herrschaften als Kind nicht. Später scheint er sie dann doch ermittelt zu haben.
Poznanski legt geschickt zahlreiche falsche Fährten, was den Leser nicht schnell auf die richtige Spur kommen lässt. Man muss schon Polnisch können, um aus dem Namen des Kindes eine Vermutung zu erlangen. Denn klar ist schließlich, dass es sich beim Mörder um eine Person handeln muss, die von der Autorin bereits eingeführt wurde. Das gehört zu den goldenen Regeln von Kriminalromanen. Und mehr kann hier nicht verraten werden.
Das Finale überrascht. Und das Ende noch mehr, zumal Poznanski den Mörder entkommen lässt. Ist das nun ein Cliffhanger? Oder doch nicht? Die Autorin wird doch nicht etwa eine Anhängerin von Selbstjustiz sein? Immerhin könnte man das im konkreten Fall vielleicht sogar als gerecht empfinden.