Cover-Bild Erschütterung
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 24.01.2022
  • ISBN: 9783446272668
Percival Everett

Erschütterung

Roman
Nikolaus Stingl (Übersetzer)

„Ein zartes, gewaltiges Kunststück.“ (The New York Times) – Percival Everetts großer Roman über Verlust und Erlösung

Der Paläontologe Zach Wells hat sich in seiner selbstironischen Abgeklärtheit bequem eingerichtet: Idealen misstraut er, ob an der Universität, wo er, selbst Afroamerikaner, sich nicht für Gleichberechtigung einsetzt, oder zu Hause in der erkalteten Beziehung zu seiner Frau. Einziges Licht in seinem Leben ist die zwölfjährige Tochter Sarah. Als diese ihr Sehvermögen verliert und eine erschütternde Diagnose folgt, flieht Zach in die Wüste New Mexicos. Dort geht er einem mysteriösen Hilferuf nach, den er in einer Second-Hand-Jacke gefunden hatte. Ebenso mitreißend wie psychologisch feinsinnig erzählt der Pulitzer-Preis-Finalist eine große Geschichte über Verlust und Erlösung.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.01.2022

Geht tief unter die Haut

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Was für ein treffender Titel für diesen Roman: Erschütterung. Genau das bringt uns Percival Everett mit seinem Roman näher die Erschütterung seines Protagonisten Zach. Die Geschichte wird aus dessen Perspektive ...

Was für ein treffender Titel für diesen Roman: Erschütterung. Genau das bringt uns Percival Everett mit seinem Roman näher die Erschütterung seines Protagonisten Zach. Die Geschichte wird aus dessen Perspektive erzählt und nimmt uns zunächst mit in sein sehr komfortables gar langweiliges Leben mit. Er ist Universitätsprofessor der Paläontologie. Ein selbstironischer afroamerikanischer Gebildeter, der es sich im Leben mit seiner Frau, die er schätzt, aber nicht wirklich liebt und seinem Stern des Lebens, seiner Tochter Sarah gemütlich gemacht hat.
Was ihn aus den Angeln hebt ist die Diagnose der 12jährigen Tochter, dass sie das Batten-Syndrom hat und somit rasch erblinden wird und vermehrt epileptischen Anfällen bekommt – unheilbar krank. Es stürzt ihn förmlich in ein Loch und er folgt einer Spur. Diese Spur begann in seiner second hand Jacke, ein Zettel mit einem Hilferuf. Er flüchtet nach New Mexico um diesem Hilferuf nachzugehen um seiner eigenen Fassungslosigkeit zu entgehen.
Wunderbar beschreibt Percival Everett die Sorgen und den Taumel Zachs von gemütlicher Langweile zur veränderten Lage des Ausgeliefertseins. Wirklich eindrücklich geschildert. Vor allem geht es hier vordergründig um den Vater, der um die Zukunft seiner Tochter trauert, aber auch auf einer weiteren Ebene viel allumfassender arbeitet Everett das Thema Rassismus ein und setzt starke Akzente, in dem er zeigt was Zach alles nicht tut.
Auf vielen Ebenen ein starker Roman, sehr lesenswert! Mich hat er voll überzeugt.

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Veröffentlicht am 16.01.2022

Ein vielschichtiges literarisches Kleinod

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Diesen Roman habe ich als unauslotbar empfunden. Auf einer fesselnden erzählerischen Ebene ist er gut verstehbar und sehr bewegend. Auf anderen Ebenen bleibt er jedoch durchweg rätselhaft. Rätselhafte ...



Diesen Roman habe ich als unauslotbar empfunden. Auf einer fesselnden erzählerischen Ebene ist er gut verstehbar und sehr bewegend. Auf anderen Ebenen bleibt er jedoch durchweg rätselhaft. Rätselhafte Einschübe von wissenschaftlich-geologisch-paläontologischen Absätzen, rätselhafte fremdsprachliche, für mich daher nicht verstehbare Einsprengsel. Eingebettet in einer mehr als mehrdeutigen Geschichte. So mag es wohl sein, dass jeder aufmerksame Leser etwas anderes aus diesem Roman herausholt, das wahre Geheimnis jeder großen Literatur.

Zach Wells ist Paläontologe. Er hat es sich in seinem langweiligen Leben bequem gemacht und kümmert sich um nichts. Er lehrt in langweiligen Vorlesungen über sein sehr nerdiges Fachgebiet. Auch in seiner Ehe herrscht Langeweile. Einziger Lichtblick ist Sarah, seine 12-jährige Tochter, mit der Zach mit Freude Schach spielt. Als bei Sarah das seltene Batten-Syndrom, eine unheilbare, zum frühen Tod führende neurodegenerative Erkrankung diagnostiziert wird, wandelt sich Zach Wells zu einem Menschen, der seismographisch fein die Veränderungen, von der Diagnose ausgelöst, bei seiner Frau, bei Sarah und vor allen Dingen bei sich selbst wahrzunehmen sind. Er reist aufgrund eines gefundenen winzigen Zettels in einer gebraucht gekauften Jacke, eines merkwürdigen Hilferufes, nach New Mexiko. Er flieht vor seiner eigenen Lebenssituation und fühlt sich aufgerufen, einer Gruppe Zwangsarbeiterinnen zu helfen. „Ich war hier, um jemanden zu retten, irgendwen. Ich brauchte das.“

Die selbstironische Beschreibung seiner selbst mündet in Sätzen wie „Ich ließ mich nie tätowieren“ – wichtig-unwichtige Botschaften, die dennoch sehr präzise das Bild eines Menschen ergeben, der sich für nichts engagiert, nicht einmal für sich selbst. Das Bild eines Mannes, in dessen Leben die Knochenfragmente urzeitlicher Buschratten mehr Gewicht haben als alles andere. Den fein ziselierten Windungen der Selbstbeobachtung im Reden und im Träumen zu folgen, ist auf keiner einzigen Seite langweilig. Im Gegenteil, man wird mitgezogen aus der Lebensträgheit heraus hinein in ein tiefes Lebenserschrecken durch die Erfahrung, dass auch die größte Vorsicht nicht beschützt vor Schicksal.

Fazit: Ein literarisches Kleinod, vielschichtig und bewegend.


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Veröffentlicht am 14.01.2022

Einfach brilliant

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Autor Percival Everett beschehrt dem Leser mit seinem Roman "Erschütterung" einen brillianten wie auch emotionalen Lesegenuss. Der Plot hat mich als Vater selbst auch tief bewegt. Eine so herzzerreißende ...

Autor Percival Everett beschehrt dem Leser mit seinem Roman "Erschütterung" einen brillianten wie auch emotionalen Lesegenuss. Der Plot hat mich als Vater selbst auch tief bewegt. Eine so herzzerreißende Diagnose für sein eigenes Kind zu bekommen, trifft glaube ich jeden Elternteil unheimlich hart. Die Wort Verlust und Erlösung beschreiben diesen Roman denke ich ausgezeichnet. Die Emotionen fängt der Autor unheimlich gut und detailliert ein. Nur selten habe ich einen so emotionalen wie auch spannenden Roman gelesen.Neben den zum Mitfühlen einladenden Parts macht insbesondere der lebhafte Schreibstil die Highlights aus.Wichtig war für mich die Hauptaussage des Buches - nicht aufzugeben - nicht mehr und nicht weniger. Von mir bekommt dieser spannende und fesselnde Roman fünf Sterne und eine klare Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 13.01.2022

Traurig, berührend und wunderschön geschrieben

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Mit „Erschütterung“ ist dem US-amerikanischer Autoren Percival Everett eine schriftstellerische Meisterleistung gelungen, die mich gefesselt und berührt hat.

Der Afroamerikaner Zach Wells lebt in Kalifornien ...

Mit „Erschütterung“ ist dem US-amerikanischer Autoren Percival Everett eine schriftstellerische Meisterleistung gelungen, die mich gefesselt und berührt hat.

Der Afroamerikaner Zach Wells lebt in Kalifornien in Altadena. Er ist verheiratet, hat eine Tochter – Sarah - und ist Paläontologe. Obwohl die Ehe mit seiner Frau Meg nicht mehr das ist, was sie mal war, führt er trotzdem ein gutes und gesichertes Leben. Als es bei Sarah zu einigen unerklärlichen Zwischenfällen kommt, konsultieren sie einen Arzt, der die niederschmetternden Diagnose des Batten-Syndroms stellt. Das bedeutet, dass Sarah innerhalb kurzer Zeit erblinden wird und unter epileptischen Anfällen leidet. Zach ist erschüttert und sucht Abstand in der Wüste New Mexikos. In einer ersteigerten gebrauchten Jacke, findet er einen Zettel mit einem Hilferuf. Dieser lenkt sein Leben wieder in eine ganz andere Richtung.

Der Roman ist aus der Ich- Perspektive von Zach geschrieben. Seine Gedanke sind klar und nachvollziehbar. Die Liebe zu seiner Tochter, die Verzweiflung über die Diagnose und den Drang der Situation zu entfliehen und sich auf etwas anderes zu fokussieren wirken authentisch.

In diesem Roman geht es aber nicht nur um Zach, ein einschneidendes, lebensveränderndes Erlebnis und die damit verbundene Beziehung zu seiner Tochter, sondern auch um aktuelle gesellschaftliche Themen wie Rassismus und Sklavenarbeit.

Percival Everett stellt die Gefühlswelt seines Protagonisten auf eine einzigartige, intensive Art und Weise da, die mich total gefesselt hat. Dazu hat er seine Schauplätze in New Mexiko so detailliert und lebendig beschrieben, dass ich sie direkt vor Augen hatte.

Der Titel könnte nicht treffender sein und ich bin schon jetzt gespannt auf das nächste Werk von Percival Everett.

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Veröffentlicht am 29.01.2024

Unfassbarer Schmerz

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Wenn das eigene Kind eine schwerwiegende Erkrankung diagnostiziert bekommt, ist die menschliche Seele kaum oder gar nicht in der Lage diese Situation einigermaßen zu bewältigen. Es ist eine massive Erschütterung ...

Wenn das eigene Kind eine schwerwiegende Erkrankung diagnostiziert bekommt, ist die menschliche Seele kaum oder gar nicht in der Lage diese Situation einigermaßen zu bewältigen. Es ist eine massive Erschütterung der Vorstellung von Leben, wie es sein sollte. Am liebsten würde man einfach nicht mehr daran denken müssen, sich ablenken, wegrennen, wenn es schon nicht geht aus eigener Kraft das eigene Kind zu beschützen, zu retten. Denn nur diese eine Funktion hat ein Elternteil ab der Geburt des Kindes. So Zach Wells, der erzählende Protagonist des Romans "Erschütterung" von Percival Everett.

Wie eine Familie mit dem steten, krankheitsbedingten Verfall des Kindes umgeht, erzählt Everett psychologisch feinsinnig aber nie sentimental-kitschig in diesem berührenden Roman. Die Konstruktion des Romans ist dabei eigenwillig, hängt aber nie seine Leserinnen ab. Selten habe ich von einer solch innigen Beziehung zwischen Vater und frühreifen, intelligenten Tochter gelesen, wie hier. Dieses Gespann erzeugt so viel Herzenswärme, dass es einem eiskalt den Rücken herunter läuft, wenn man später von der immer größer werdenden Distanzierung liest. Meisterhaft beschreibt Everett die seltene Erkrankung und den Verfall der Tochter Sarah, tiefgründig der Kampf der Eltern um sie als auch im ihre Beziehung zueinander. Und Everett nimmt immer wieder in den Fokus, auf welche Weise der Mensch Ablenkung, Erleichterung, vielleicht auch Erlösung in dieser unerträglich erschütternden Lebenssituation sucht. So driftet der Plot immer mehr zu Zachs Versuchen ab, wenn schon nicht seine Tochter, dann doch andere Personen zu retten. Der Roman bekommt zum Ende hin einen durchaus spannenden Thriller-Plottwist, der thematisch in eine ganz andere Richtung geht. Auch diesen Teil des Buches habe ich mit angehaltenem Atem gelesen, finde jedoch, dass der Autor damit zu viele Themen eröffnet und damit vom zentralen Thema der Vater-Tochter-Beziehung zu weit abdriftet. Was er damit bezwecken wollte, ist mir durchaus bewusst, es gibt diesem großartigen Roman dadurch aber eine Unwucht, die er nicht gebraucht hätte.

"Telephone" ist der Originaltitel dieses Romans des Pulitzer Prize Finalisten. Das ist dahingehend wichtig, da er sich auf das (im Deutschen) Spiel "Stille Post" bezieht. Eine Nachricht verändert sich, umso häufiger sie weitergesagt wird. Eine Geschichte verändert sich, umso häufiger sie erzählt wird. Und: In der amerikanischen Originalausgabe erscheinen drei Versionen des Romans. Drei verschiedene Cover mit drei leicht verschiedenen Enden. Die Entscheidung, sich bei "Nichtgefallen" des Ausgangs des Romans, einfach eine andere Version zu besorgen, jedoch nie zu wissen, ob man ein besseres oder schlechteres Ende dadurch für sich selbst schafft, hat noch einmal eine ganz andere Durchschlagskraft in Bezug auf die Geschichte von Zach und seiner Tochter. Uns Leser
innen in Deutschland wird (meines Wissens) diese Möglichkeit der Entscheidungsfindung nicht ermöglicht. Wir müssen damit klarkommen, was der Verlag für uns ausgesucht hat und uns unserem und Zachs Schicksal fügen.

Insgesamt handelt es sich meines Erachtens bei diesem Buch um einen absolut berührenden, schmerzhaften, großartigen Roman, der eine einmalige Vater-Tochter-Geschichte erzählt. Diese Geschichte wird mich noch lange begleiten. Deshalb runde ich - trotz vorhandener Kritikpunkte - guten Gewissens auf 5 Sterne auf.

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