Cover-Bild Die Stunde der Reporterin
(3)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
18,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Biografischer Roman
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 544
  • Ersterscheinung: 14.11.2023
  • ISBN: 9783499013645
Renée Rosen

Die Stunde der Reporterin

Harriet Fricke (Übersetzer)

Auf der Suche nach der nächsten großen Schlagzeile! Ein Roman über eine emanzipierte, junge Journalistin in der frauenfeindlichen Zeitungsbranche der 1950er Jahre.

Eine Stelle bei der  Chicago Tribune , einer der einflussreichsten Zeitungen Amerikas. Für Jordan Walsh geht damit im Jahr 1955 ein Traum in Erfüllung. Doch die junge Frau landet schnell auf dem Boden der Tatsachen. Sie darf nur über «Frauen»-Themen schreiben, jede Idee für andere Artikel ersticken ihre Vorgesetzten im Keim. So schnell lässt Jordan sich allerdings nicht unterkriegen. Sie recherchiert auf eigene Faust, und in einer Stadt wie Chicago, in der Korruption an der Tagesordnung ist, kommt sie nur zu leicht einem Skandal auf die Spur, der bis in die oberste Riege der Politik reicht. Doch die Wahrheit hat immer einen Preis. Und Jordan ahnt noch nicht, wie hoch der ist …

«Ein hervorragend komponierter Unterhaltungsroman. [...] Wer ins Zeitungsmilieu und das Chicago der 1950s eintauchen will, ist hier goldrichtig.»  Frank Menden

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.11.2023

Die rasende Reporterin…

0

Jordan Walsh stammt aus einer Familie von Zeitungsmenschen. Mutter, Vater, Bruder – alle haben den Weg zur schreibenden Zunft gewählt. Doch als Jordans Bruder Eliot einem Verkehrsunfall zum Opfer fällt, ...

Jordan Walsh stammt aus einer Familie von Zeitungsmenschen. Mutter, Vater, Bruder – alle haben den Weg zur schreibenden Zunft gewählt. Doch als Jordans Bruder Eliot einem Verkehrsunfall zum Opfer fällt, wird die Familie in ihren Grundfesten erschüttert. Die Eltern sprechen dem Alkohol zu, insbesondere der Vater vergräbt sich in seinem Arbeitszimmer und nimmt seine Tochter kaum noch wahr. Und was tut Jordan?

Sie meint umso mehr, dass sie ihre Familie nur retten kann, indem sie den Bruder „ersetzt“. Indem sie genau so erfolgreich bei einer Zeitung wird, wie ihr Bruder es war. Oder noch erfolgreicher. Und das als Frau in der Zeitungsbranche der 1950er…

Sie arbeitet hart daran und versucht bei der „Chicago Tribune“ groß rauszukommen – aber sie darf (zunächst) nur über „Frauenthemen“ schreiben. Mehr traut ihr niemand zu.

Die Leser verfolgen also Jordans Weg vom Neuling (um nicht zu sagen Fußabtreter) bis… nun ja, das wird noch nicht verraten, das muss jede/r selbst lesen.

Aber Jordan ist nicht immer ein einfacher Charakter. Anfangs konnte ich noch mit ihr mitfühlen und mitfiebern, aber zwischendurch wurde sie mir mehr und mehr unsympathisch. Ich weiß nicht, ob die Autorin damit betonen wollte, wie sehr Jordan sich wünscht in die Fußstapfen ihres Bruders zu treten. Aber sie wirkt an vielen Stellen nicht nur zielstrebig, sondern vielmehr verbissen und ihr Urteilsvermögen habe ich leider auch an der einen oder anderen Stelle in Frage stellen müssen. Mitunter macht sie tatsächlich den Eindruck, sie würde über die sprichwörtlichen Leichen gehen, um voranzukommen.

Da es mir so schwer fiel Jordan zu mögen, hat sich das leider auch auf meinen Gesamteindruck von diesem Buch ausgewirkt. Ich konnte viele ihrer Entscheidungen nicht nachvollziehen, sie hat so einige Leute vor den Kopf gestoßen (auch wenn sie es vielleicht nicht bewusst getan hat). Dazu kam noch, dass im gesamten Buch ständig Alkohol präsent war. Nicht nur bei den Eltern, die damit versuchten ihren Kummer zu betäuben – nein, auch in sämtlichen anderen passenden und unpassenden Situationen wurden Cocktails und Shots gekippt. Ist das so ein Amerika-Ding? Gehört es in amerikanischen Romanen zum guten Ton, dass der Alkohol in Strömen fließt? Mir hat das leider eher ein negatives Bild vermittelt…

Und so muss ich sagen, dass ich ein klein wenig enttäuscht war von „Die Stunde der Reporterin“ – denn der Vorgänger „Cosmopolitan“ über die Sternstunden der berühmten Frauenzeitschrift hatte mich richtig begeistern können.

Aber auch unter Berücksichtigung meiner Kritikpunkte muss man sagen, dass man diesem umfangreichen Roman nicht anmerkt, dass er fast 550 Seiten hat. Er liest sich so locker weg, dass man damit schnell die Zeit vergisst und richtiggehend durchrauscht. Nur mein Lesegefühl war halt diesmal nicht ganz so positiv wie beim letzten Buch der Autorin. Trotzdem war es für mich mit 3,5 Sternen ein solider Unterhaltungsroman.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 21.12.2023

Kein großer Wurf. Leider.

0

Chicago, die fünfziger Jahre. Eine taffe Zeit für eine junge Frau, die in einer Männerdomäne Fuß fassen will. Speziell dort, wo Dinosaurier an den Hebeln sitzen, für die in erster Linie das Geschlecht ...

Chicago, die fünfziger Jahre. Eine taffe Zeit für eine junge Frau, die in einer Männerdomäne Fuß fassen will. Speziell dort, wo Dinosaurier an den Hebeln sitzen, für die in erster Linie das Geschlecht die Qualifikation für die Stellenbesetzung ist.

Das muss auch Jordan Walsh erfahren, die bei der Chicago Tribune durchstarten will. Getrieben von dem Wunsch zu schreiben, möchte sie die Familientradition – Mutter Schriftstellerin, Vater renommierter Journalist – fortführen. Sie ist intelligent, talentiert und ehrgeizig, aber das bewahrt sie nicht davor, für den Klatsch und Tratsch der Gesellschaftsseiten eingesetzt zu werden. Das typische Einsatzgebiet für eine Anfängerin und Arbeit, die sie zähneknirschend erledigt. Aber dennoch verliert sie ihr Ziel nicht aus den Augen. Sie möchte in die Nachrichtenredaktion, die eine große Story schreiben, die ihr dort einen Platz sichern soll.

Wer Val McDermids Roman um Allie Burns „1979“ gelesen und „Mad Men“ gesehen hat, bekommt einen Eindruck davon, wie es in den Büros der von Männern dominierten Redaktionen und Agenturen zugeht, in denen Frauen kein Bein auf den Boden bekommen. Die Chicago Tribune ist da keine Ausnahme. Dennoch fällt es schwer, Sympathie für Jordan Walsh zu entwickeln. Zu verbissen, zu unsolidarisch. „Die Stunde der Reporterin“ zeigt ihren Arbeitsalltag ungeschönt, aber auch immer wieder die Diskriminierungen, denen sie ausgesetzt ist und die sie ohne mit der Wimper zu zucken nach unten durchreicht. Das ist gut gelungen.

Aber leider nimmt der Blick auf die Korruption und die mafiösen Strukturen innerhalb der Windy City für meinen Geschmack viel zu wenig Raum ein. Hier hatte ich mir wesentlich mehr erwartet. Dafür gibt es jede Menge Namedropping und banales Füllmaterial, das der Story Authentizität verleihen soll, letztendlich diese aber ausbremst und zerfasert.

Leider nicht der erwartete große Wurf. Schade.

Veröffentlicht am 05.12.2023

Karrierefrau

0

„… die Pflicht einer Reporterin ist es, über interessante Neuigkeiten zu berichten.“ (S. 374) Aber wie weit Jordan Walsh eines Tages dafür gehen würde, ist ihr selbst nicht klar, als sie 1955 bei der Chicago ...

„… die Pflicht einer Reporterin ist es, über interessante Neuigkeiten zu berichten.“ (S. 374) Aber wie weit Jordan Walsh eines Tages dafür gehen würde, ist ihr selbst nicht klar, als sie 1955 bei der Chicago Tribune anfängt. Zumal sie, obwohl sie Journalismus studiert hat und aus einer bedeutenden Familie kommt (ihre Mutter ist eine berühmte Dichterin, ihr Vater und ihr Bruder waren bekannte Journalisten), zunächst nur über Klatsch und Trasch berichten darf, über Mode und Rezepte und wie man sich als perfekte Ehefrau / Sekretärin verhält. Doch Jordan will mehr. Sie will in die Nachrichtenredaktion und setzt sich dafür über die Anweisungen ihrer Vorgesetzten hinweg, knüpft wichtige Kontakte und versucht stets dort zu sein, wo was los ist. Als hilfreich erweist sich dabei ein Tippgeber aus dem Büro des Bürgermeisters, der eines Tages auf sie zukommt und ihr eine große Story verspricht, wenn sie ihn als Quelle geheim hält. Das kann sich Jordan nicht entgehen lassen, aber trotzdem startet ihre Karriere nicht so durch, wie erhofft …

Nach „Cosmopolitain – Die Zeit der Frauen“ waren meine Erwartungen an den neuen Roman von Renée Rosen ziemlich hoch, wurden aber leider nicht ganz erfüllt.
Ich hatte das Gefühl, dass sich die Autorin nicht entscheiden konnte, ob sie einen Roman über die stark von der Mafia beeinflussten politischen und wirtschaftlichen Entwicklungen in Chicago und der USA in den 50ern schreiben wollte oder über eine junge Frau, die ihren Weg in einer Männerdomäne sucht.
Zudem ist Jordan nicht besonders sympathisch und dass liegt nicht daran, dass sie mehr will als ihre weiblichen Kolleginnen, die anscheinend nicht mit ihrer Stellung in der Gesellschaft und Redaktion hadern, sondern weil sie sich über sie erhebt, sich mit ihren männlichen Kollegen verbrüdert, mit ihnen raucht und sie unter den Tisch säuft und dabei abfällig über die Kolleginne redet – und das auch wirklich so meint.

Dabei hat sie einen sehr spannenden Hintergrund. Ihr Bruder war einige Jahre älter als sie und ebenfalls Journalist. Er wurde bei einem Verkehrsunfall mit Fahrerflucht getötet, der nie aufgeklärt werden konnte. Daran ist die Familie zerbrochen. Ihre Mutter schreibt keine Gedichte mehr und unterrichtet nicht mehr, lässt den Garten verwildern und das Haus verkommen, ihr Vater hat seinen Job bei der Zeitung hingeworfen und schließt sich saufend in seinem Arbeitszimmer ein, um DEN großen Roman zu schreiben. Für Jordan und ihre Erfolge interessieren sie sich überhaupt nicht mehr. Die hofft, dass sie als Journalistin nicht nur ihre Eltern stolz machen, sondern auch den Tod ihres Bruders aufklären kann. Dabei ist extrem ehrgeizig und schießt manchmal eben auch über das Ziel hinaus.

Mein Fazit: Interessante Details zur Chicagoer Politik und Wirtschaft Ende der 1950er aus dem Blickwinkel einer jungen Journalistin, die für ihre Karriere über Leichen geht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere