Düster und fesselnd
„Verschließ jede Tür“ war mein erstes Werk von Riley Sager, und was soll ich sagen? Es wird definitiv nicht mein letztes. In einer anderen Rezension hat ihn jemand mit Sebastian Fitzek verglichen. Dem ...
„Verschließ jede Tür“ war mein erstes Werk von Riley Sager, und was soll ich sagen? Es wird definitiv nicht mein letztes. In einer anderen Rezension hat ihn jemand mit Sebastian Fitzek verglichen. Dem kann ich zustimmen.
Da ich ein absoluter Fan von den Fitzek-Büchern bin, hat es mich nicht überrascht, dass mir dieses hier ebenfalls sehr gut gefallen hat.
Aber bevor ich zu meiner ausführlichen Rezension komme: Worum geht es überhaupt?
Nach einem schweren Schicksalsschlag steht die junge Jules Larsen vor dem Nichts – ohne Job, ohne Wohnung, ohne Familie. Da kommt das Angebot wie gerufen: Als Wohnungssitterin soll sie in einem der exklusivsten Gebäude New Yorks, dem Bartholomew, wohnen – großzügig bezahlt, ohne scheinbare Verpflichtungen.
Doch schon bald wird klar, dass im Bartholomew nicht alles so ist, wie es scheint. Die strengen Regeln, das Verhalten der anderen Bewohner und das Gefühl, ständig beobachtet zu werden, lassen Jules zunehmend zweifeln.
Direkt zum Anfang kann ich sagen, dass mich der Schreibstil sehr angesprochen hat. Tatsächlich hat er mich an den von Sebastian Fitzek erinnert. Bildliche Beschreibungen, ohne es ins Unendliche zu ziehen und mit einer gewissen Leichtigkeit, durch die man schnell durch die Geschichte hindurchkommt.
Es ist bei mir tatsächlich eher selten, dass ich direkt nach den ersten paar Seiten sofort von der Geschichte gefesselt bin. Hier war es jedoch direkt nach dem ersten Kapitel der Fall.
Obwohl die Story anfänglich eher etwas ruhiger verläuft, geschieht dennoch durchgehend etwas, das einen zum Weiterlesen animiert. Dazu tragen die Hauptcharaktere ebenfalls viel bei.
Neben Jules findet man eine weitere – etwas seltsame – Wohnungssitterin, einen attraktiven Arzt, eine mürrische Autorin und natürlich Leslie – die Leiterin des Bartholomew. Während einige Protagonisten sympathischer sind als andere, hat jedoch jeder einzelne seine Daseinsberechtigung.
Jules fand ich tatsächlich ziemlich interessant. (Fast) alle Entscheidungen und Gedankengänge ihrerseits konnte ich nachvollziehen. Es fühlte sich für mich nicht so an, als ob absichtlich dämliche Entscheidungen getroffen wurden, nur um die Geschichte voranzutreiben. Alles, was passiert ist, ergab so einen Sinn.
Zudem hat es mir gut gefallen, dass nicht nur in einer Zeitlinie geschrieben wurde. Durch die „Jetzt“-Kapitel wurde nochmal eine interessante Abwechslung mit eingebaut. Die Kapitel sind übrigens auch angenehm kurz. Bei Thrillern bin ich kein großer Fan davon, wenn Kapitel 20+ Seiten haben. Hier hielt es sich eher im 7–12-Seiten-Bereich. (Mit wenigen Ausnahmen)
Mir persönlich hat es sehr gut gefallen, dass Jules relativ schnell selbst bemerkt, dass etwas in diesem Gebäude nicht stimmt. Ich finde es ziemlich nervig, wenn Bücher ihre Protagonisten (in diesem Fall Ingrid) ewig als „verrückt“ darstellen.
Die Handlung hat einen konstanten Spannungsbogen, der ordentlich aufgebaut wird. Für mich gab es kein langweiliges Kapitel. Nur durchgehende Spannung. Selbst die Kapitel, in denen nichts Großartiges passiert, fand ich trotzdem interessant und unterhaltend.
Die ganze Zeit über habe ich mir nur eine Frage gestellt: „Was zur Hölle geht hier eigentlich ab?!“
Sager schafft es, eine irre Spannung zu erzeugen, die einen zeitweise fast wahnsinnig werden lässt. Es ist schon länger her, dass ich auch außerhalb meiner Lesezeit so viel über ein Buch nachgedacht habe. Geht es in eine übernatürliche Richtung? Was oder wer steckt hinter diesen seltsamen Ereignissen? Ist das Bartholomew vielleicht wirklich einfach verflucht? (Da muss ich auch direkt hinzufügen, dass ich es großartig fand, wie die Vergangenheit und die früheren Geschehnisse des Hauses mit eingebaut wurden!)
Nach meiner kleinen Lobeshymne kommen wir aber nun zu den zwei (kleinen) Punkten, die mich etwas gestört haben:
1. Für viele Leute wird wohl ein Teil des Plots absolut offensichtlich sein. So auch für mich. Bei knapp 70 % hatte ich einen Verdacht, der sich bestätigt hat. Somit ist dieses Buch nicht vollkommen unvorhersehbar.
2. Ein Punkt, der immer und immer wieder angesprochen wird (jedoch nichts mit der eigentlichen Handlung zu tun hat), wird nicht aufgeklärt. Dies fand ich sehr schade, da ich doch sehr gerne eine Antwort zu dieser Thematik gehabt hätte. Nachdem ich einige Rezensionen gelesen habe, ging es wohl vielen Leuten so.
Trotz dieser zwei Punkte kann ich sagen, dass „Verschließ jede Tür“ mich absolut begeistern und fesseln konnte.
Zum Ende kann ich sagen, dass ich es nicht vorhergesehen habe (bis auf diesen einen kleinen Punkt). Ich war vollkommen überrascht und hatte nicht nur einen „WTF“-Moment. Des Weiteren war es auch ziemlich befriedigend. Manche Thriller lassen mich mit diesem „Das war’s?“-Gefühl zurück. Dies war hier nicht der Fall. Das Ende war – zumindest für mich – logisch und ordentlich ausgearbeitet. Es fühlte sich auch nicht erzwungen oder überhastet an.
Mehr kann ich leider nicht sagen, da ich ansonsten spoilern würde.
Wer auf Thriller steht, bei denen absolut nichts so ist, wie es scheint, und bei denen man nicht weiß, wem man überhaupt noch trauen kann, sollte diesem Buch eine Chance geben! Auch Fans von Fitzek könnten hiermit ihren Spaß haben.
Ich werde in Zukunft auf jeden Fall weitere Werke von Riley Sager lesen und hoffe, dass diese mich genauso gut unterhalten werden wie dieses hier.