Spannender zweiter Fall für Kate Marshall, nicht ganz so stark wie der Vorgänger
Am 28. August 2012 überrascht der junge Simon Kendal, der bei Shadow Sands - in einem künstlich angelegten Stausee - mit einem Freund zelten ist, einen Mörder, als dieser gerade dabei ist eine Leiche im ...
Am 28. August 2012 überrascht der junge Simon Kendal, der bei Shadow Sands - in einem künstlich angelegten Stausee - mit einem Freund zelten ist, einen Mörder, als dieser gerade dabei ist eine Leiche im Stausee zu entsorgen. Simon wird grausam von ihm umgebracht. Zwei Tage später entdecken Kate Marshall und ihr Sohn Jake die Leiche von Simon zufällig bei einem Tauchgang im Stausee. Doch der hinzugerufene Detective Chief Inspector Henry Ko interessiert sich mehr für Kate wie Jake und legt Simons Todesfall nur wenige Wochen später zu den Akten. Da Simons Mutter Lyn Kendal nicht glauben kann, dass Simon als Leistungsschwimmer beim nächtlichen Schwimmen im Stausee ertrunken ist, wie die Polizei ihr weiß machen will, sucht sie Kate auf, um sie als Privatdetektivin mit der Untersuchung der Umstände von Simons Tod zu beauftragen.
"So eiskalt der Tod" ist nach "So blutig die Nacht" der zweite Fall, in dem Robert Bryndza Kate Marshall und ihren Assistenten Tristan als Privatdetektive ermitteln lässt. Zeitlich sind die Ereignisse von "So eiskalt der Tod" etwa zwei Jahre nach dem Vorgänger angesiedelt. In "So blutig die Nacht" wird geschildert, wie Kate in ihrer Zeit bei der Polizei den Nine Elms Cannibal, der Jakes Vater ist, überführt hat und später dann auch noch dessen Nachahmungstäter gestellt hat. Und auch wenn "So eiskalt der Tod" einen zweiten, unabhängigen, da in sich abgeschlossenen Fall von Kate erzählt, empfiehlt es sich meiner Ansicht nach doch, zunächst "So blutig die Nacht" zu lesen. Zwar fasst Robert Bryndza die aus dem ersten Thriller wichtigen Ereignisse zu Beginn von "So eiskalt der Tod" kurz zusammen. Den ersten Thriller der Kate Marshall Reihe zuvor gelesen zu haben, lässt die gesamte Entwicklung von Kate und Tristan zu Privatdetektiven jedoch nachvollziebarer werden. Andernfalls könnte es eher ein wenig befremdlich wirken, wie Kate und Tristan in der ein oder anderen Szene von "So eiskalt der Tod" als Privatdetektive agieren, indem sie sich auf in diesem Umfang irritierende Weise in die Ermittlungen der Polizei einmischen.
Auch an "So eiskalt der Tod" gefällt mir, was die Thriller von Robert Bryndza auszeichnet, wie ich finde. Seine Thriller, die ebenso spannend wie brutal sind, werden von einem hohen Erzähltempo geprägt, das mich bei der Lektüre kaum zu Atem kommen lässt. So beginnt "So eiskalt der Tod" mit einem starken Prolog, in dem Simon Kendal einen Mörder bei der Entsorgung einer Leiche im Stausee Shadow Sands überrascht. Als britischer Regionalmeister im Schwimmen flüchtet Simon intuitiv ins Wasser. Das stellt sich letztlich als fataler Fehler heraus, der zu seiner brutalen Ermordung führt, da er dem Boot des Mörders nicht zu entkommen vermag. Dabei stellt Robert Bryndza in gekonnter Weise die tödlichen Seiten des Elements Wasser zur Schau.
Neben dem spannenden, flüssigen Schreibstil und hohen Erzähltempo haben mich an diesem Thriller auch die atmosphärischen Beschreibungen von Robert Bryndza überzeugt. So hat der Autor etwa mit dem Shadow Sands Stausee und der darin versunkenen Ruine der alten Dorfkirche, die Kate und Jake bei ihrem Tauchgang erkunden, eine ebenso unheimliche wie stimmungsvolle Kulisse für einen Leichenfund geschaffen. Mir scheint diese vom Dorf Graun inspiriert worden zu sein, das im Reschensee in Südtirol im Jahr 1950 versunken ist. Die gelungenen atmosphärischen Beschreibungen ziehen sich dann durch den weiteren Verlauf dieses Thrillers, da der Serienmörder rund um den Shadow Sands Stausee zuschlägt, wenn dieser dicht in tiefen Nebel gehüllt ist.
Die Charakterisierungen von Kate und Tristan haben mir schon im ersten Band der Reihe zugesagt. Gut gefallen hat mir, dass Tristan in diesem Thriller nun mehr Raum und Profil bekommt - etwa indem man Tristans Schwester und deren Verlobten kennenlernt, aber auch indem man als Leser mehr darüber erfährt, was Tristan in seinem Privatleben belastet. Dass gerade Kate dann für Tristan da ist und ihn unterstützt, fand ich nur konsequent in der Entwicklung der Beziehung von diesen beiden. Unter den Charakterisierungen sticht zudem das letzte, äußerst wehrhafte Opfer des Serienmörders hervor, dessen Namen ich an dieser Stelle nicht verraten möchte, um die Handlung nicht in unnötiger Weise zu spoilern. Denn dass dieses sich als derart starke Persönlichkeit entpuppt, die nicht nur tough, sondern auch ausgesprochen erfinderisch ist, womit sie nicht nur den Täter, sondern auch den Leser mehrfach überrascht, hätte ich so wirklich nicht erwartet.
Das tröstet mich dann auch ein wenig darüber hinweg, dass der Täter letztlich ziemlich blass ausfällt. Das ist schon schade, da ich gerade die Charakterisierung der Antagonisten und allen voran von Peter Conway als Nine Elms Cannibal als große Stärke des Vorgängers empfunden habe. Denn in "So blutig die Nacht" hat mich der Autor mit seinem besonderen Talent für die Charakterisierung von abgründigen, zutiefst verstörenden Serienmördern, was auch deren perfekt gepflegte, charmante Fassade mit einschließt, überzeugt.
Doch leider bleibt in "So eiskalt der Tod" selbst ein Besuch von Kate im Gefängnis bei Peter ziemlich blass und substanzlos. Man merkt deutlich, dass diese Szene später aufgrund der Wünsche von vielen Lesern von Robert Bryndza ergänzt worden ist, wie der Autor selbst in seinem Nachwort beschreibt. Da hätte ich mir doch gewünscht, dass Peter eine andere Rolle zukommt - eher vergleichbar mit der eines Hannibal Lecter im "Schweigen der Lämmer".
Von mir gibt es eine klare Empfehlung für "So eiskalt der Tod", da mich dieser Thriller von Robert Bryndza mit seinem fesselnden Schreibstil sowie seinen atmosphärischen Beschreibungen überzeugt hat. Leider ist dieser zweite Band der Reihe nicht ganz so stark wie dessen Vorgänger ausgefallen, was wohl im deutlich schwächeren Antagonisten begründet liegt. Dennoch hoffe ich auf einen weiteren Band der Kate Marshall Reihe, den ich gerne lesen werde.