Cover-Bild Junge mit schwarzem Hahn
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11,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Ersterscheinung: 25.08.2021
  • ISBN: 9783257612080
Stefanie vor Schulte

Junge mit schwarzem Hahn

Der elfjährige Martin besitzt nichts bis auf das Hemd auf dem Leib und seinen schwarzen Hahn, Behüter und Freund zugleich. Die Dorfbewohner meiden den Jungen, der zu ungewöhnlich ist. Viel zu klug und liebenswürdig. Sie behandeln ihn lieber schlecht, als seine Begabungen anzuerkennen. Als Martin die Chance ergreift und mit dem Maler zieht, führt dieser ihn in eine schauerliche Welt, in der er dank seines Mitgefühls und Verstandes widerstehen kann und zum Retter wird für jene, die noch unschuldiger sind als er.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.08.2021

Ein ganz besonderes Büchlein

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Mit "Der Junge mit schwarzem Hahn" ist Stefanie vor Schulte ein ganz besonderes Büchlein gelungen. Der Titel liest sich wie der Name eines Gemäldes, dazu passend zeigt das Cover Picassos "Junge mit Pfeife".

Die ...

Mit "Der Junge mit schwarzem Hahn" ist Stefanie vor Schulte ein ganz besonderes Büchlein gelungen. Der Titel liest sich wie der Name eines Gemäldes, dazu passend zeigt das Cover Picassos "Junge mit Pfeife".

Die Autorin erzählt die Geschichte von Martin, einem ungewöhnlichen elfjährigen Jungen. Zu einer Zeit als die Menschen noch relativ unzivilisiert waren, lebt er alleine mit seinem einzigen Freund, einem schwarzen Hahn, in einem Dorf. Als ein Maler dort auftaucht und wieder weiterzieht, nutzt er die Gelegenheit, mit ihm zu gehen.

Martin ist ein sehr empfindsamer, intelligenter Junge mit einem völlig unverdorbenem Charakter, fast als wäre jegliche Begegnung mit bösen Menschen - und davon gab es zu der Zeit viele - spurlos an ihm vorübergegangen. Er hat sich seine Menschlichkeit und Empathie bewahrt, egal was ihm widerfuhr. Sein erklärtes Ziel ist es, die Kinder zu finden, die im ganzen Land von einem Ritter entführt wurden und diese vor ihrem Schicksal zu bewahren.

Stefanie vor Schulte schafft eine düstere Atmosphäre, die die Leser unweigerlich in die damalige Zeit versetzt. Sie stellt die Dorfbewohner als sehr einfältig dar - ganz so wie man sich das im Mittelalter vorstellt. All dies bildet einen großen Gegensatz und trotzdem - oder gerade deshalb - den perfekten Rahmen für Martins Menschlichkeit und Güte, die er sich auch in einer finsteren Zeit bewahrt hat. Sein Beispiel lässt einen an das Gute im Menschen glauben.

Inhaltlich ist die Geschichte durchaus schwere Kost, trotzdem ist sie leicht zu lesen und entwickelt eine Sogwirkung, die einen das Buch kaum aus der Hand legen lässt. Ein sehr gelungenes Debüt!

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Veröffentlicht am 09.08.2021

Düster und außergewöhnlich

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Das Buch was so unscheinbar aussah und mich vom Format und Cover an eine Schulpflicht-Lektüre erinnerte, hatte einen so interessanten Klappentext, dass ich richtig neugierig wurde. Es ist wirklich außergewöhnlich ...

Das Buch was so unscheinbar aussah und mich vom Format und Cover an eine Schulpflicht-Lektüre erinnerte, hatte einen so interessanten Klappentext, dass ich richtig neugierig wurde. Es ist wirklich außergewöhnlich und kaum in eine Zeit, an einen Ort oder in ein Genre einzuordnen, Roman,  Märchen, Fabel ich weiß es auch nicht nach Ende des Buches,  aber ich habe das Gefühl es passt in eine mittelalterliche Kulisse, vorallem das Düstere und die Gewalt, Krankheiten die darin vorkommen sowie die Gegebenheiten und Einstellung der Menschen in dieser Geschichte die geprägt ist von Aberglaube und bildungsferner Leben. Ein ungewöhnlicher Schreibstil und wirklich düster im Geschehen.


Martins ist 11 Jahre alt, ein seelenguter Junge der umgeben von Gewalt und Armut ist und der seine Familie tragisch verlor. Er hat nur seinen schwarzen Hahn und wird von den Dorfbewohnern ausgegrenzt und gemieden. Da er klüger als die Erwachsenen in diesem Dorf sind, sehen die dummen Bewohner in ihm den Teufel, Martin spürt den Hass, die Kälte und wird ganz schlecht behandelt. Dennoch ist er gütig und mit seinen jungen Jahren so mutig, dass er sich für andere einsetzt, als ein Maler der ins Dorf kommt,  erkennt was in dem Jungen steckt. So zieht Martin mit dem Maler im Land umher und steht für andere ein.

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Veröffentlicht am 31.07.2021

Ein richtig gutes Debüt!

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Martin wächst in einem unscheinbaren Dorf auf, Eltern und Geschwister längst durch die Hand seines scheinbar wahnsinnigen Vaters getötet. Doch er ist nicht allein, trägt immerzu einen schwarzen Hahn bei ...

Martin wächst in einem unscheinbaren Dorf auf, Eltern und Geschwister längst durch die Hand seines scheinbar wahnsinnigen Vaters getötet. Doch er ist nicht allein, trägt immerzu einen schwarzen Hahn bei sich auf der Schulter, sein einziger Besitz. Während die Dorfbewohner im Hahn die Inkarnation des Teufels sehen und den Jungen verachten, ist der Hahn stets treuer Gefährte und Beschützer Martins. Auch, als sich der Junge mit einem Wandermaler auf Reisen begibt, um der Bedeutung eines jährlichen Unheils nachzuspüren. So werden einer alten Überlieferung nach jedes Jahr zwei Kinder durch den Schwarzen Reiter entführt, doch wohin genau weiß niemand. Als der Junge und sein Hahn dabei anwesend sind, wie dieses Mal ein Mädchen ihres Dorfes mitgenommen wird, fühlt Martin sich wie vom Schicksal dazu berufen, die entführten Kinder zu finden.

Eigentlich wollte ich nur mal kurz reinlesen und habe das Buch dann an einem Tag verschlungen, die Geschichte von Martin und seinem Hahn hat mich sofort in ihren Bann gezogen. Vieles deutet auf eine mittelalterliche Szenerie hin, aber weder Zeit noch Ort sind klar ausgewiesen. Die Sprache ist fast schon sachlich, der Unterton ein wenig naiv - aber da Martin noch ein Kind ist, passt das gut. Auf der Reise erlebt Martin eine karge Welt zwischen Hunger, Krankheit und Elend. Seine Gabe ist die Kraft der Worte und seine kindliche Unschuld, mit der er oft aneckt, aber auch angehört wird. Die Autorin zeichnet außergewöhnliche Charaktere, thematisiert Aberglaube und Tyrannei, teilweise auch sehr düster, aber oftmals gespickt mit einer großen Portion Witz.
Ein bisschen märchenhaft, ein bisschen pikaresk, teilweise mit gesellschaftskritischem Unterton und viel Interpretationsraum. Ein richtig gutes Debüt, das vom Setting ein bisschen an Kehlmanns Tyll erinnert und mich total gut unterhalten konnte.

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Veröffentlicht am 26.07.2021

Martin und der schwarzen Hahn

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Meine Meinung und Inhalt

„Seine Augen sind sehr schön. Das fällt gleich auf. Dunkel und geduldig. Alles an ihm wirkt ruhig und bedacht. Und das macht ihn den Leuten im Dorf unbequem. Sie haben es ...

Meine Meinung und Inhalt

„Seine Augen sind sehr schön. Das fällt gleich auf. Dunkel und geduldig. Alles an ihm wirkt ruhig und bedacht. Und das macht ihn den Leuten im Dorf unbequem. Sie haben es nicht gern, dass einer zu lebendig ist oder zu ruhig. Derb können sie verstehen. Verschlagen auch. Aber das Bedächtige im Gesicht eines Elfjährigen, das mögen sie nicht. Und dann natürlich der Hahn. Den hat der Junge immer dabei. Auf der Schulter hocken. Oder im Schoß sitzen. Verborgen unter dem Hemd. Wenn das Vieh schläft, sieht es aus wie ein alter Mann, und alle im Dorf sagen, es wäre der Teufel.“ (ZITAT)


In einer Zeit voll Aberglauben und Tyrannei macht sich ein Junge mit reinem Herzen auf, die Hoffnung zu suchen.

Stefanie vor Schulte, 1974 in Hannover geboren, ist studierte Bühnen- und Kostümbildnerin. Sie lebt mit ihrem Mann und vier Kindern in Marburg. ›Junge mit schwarzem Hahn‹ ist ihr erster Roman.

„Was die sich traut, denkt Martin. Schon allein deswegen muss man sie ein ganzes Leben lang beschützen, um ihr dabei zuzuschauen, wie sie sich Sachen traut. Der Maler lacht. Ihm gefällt es hier. Er zwinkert der Franzi zu. Die ist aber nicht so eine und zwinkert nicht zurück.“ (ZITAT)

Die Autorin schreibt aus der Sicht von Martin, dem Protagonisten, welcher nichts besitzt bis auf das Hemd auf dem Leib und seinen schwarzen Hahn, Behüter und Freund zugleich.

Als Martin die Chance ergreift und mit dem Maler zieht, führt dieser ihn in eine schauerliche Welt, in der er dank seines Mitgefühls und Verstandes widerstehen kann und zum Retter wird für jene, die noch unschuldiger sind als er.

Der Schreibstil ist anders und sehr angenehm. Man kann sich sofort in die Situationen hineinfühlen und der Beginn ist mit dem fehlenden Schlüssel zur Kichentür gleich humorvoll dargestellt.
Das Cover finde ich auch sehr passend und schön gewählt.

Für mich eine klare Leseempfehlung für das mitreißende ausdrucksstarke Debüt von Sefanie vor Schulte.

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Veröffentlicht am 05.09.2021

Die Schwarzen Reiter und die Kinder

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Stefanie vor Schulte entwickelt in ihrem Erstlingswerk eine brilliante Romanidee, die direkt von dem Einbandsgemälde des Romans entnommen worden sein könnte. Der Junge auf dem Gemälde schaut melancholisch, ...

Stefanie vor Schulte entwickelt in ihrem Erstlingswerk eine brilliante Romanidee, die direkt von dem Einbandsgemälde des Romans entnommen worden sein könnte. Der Junge auf dem Gemälde schaut melancholisch, aber auch charakterlich gefestigt auf den Betrachtenden.Und darum geht es in dem Roman: Eine Geschichte über einen Jungen mit seinem schwarzen Hahn. Ein Junge mit einer nicht alltäglichen Geschichte.

Wer könnte dieser Junge sein? Wann und wo könnte er gelebt haben? Der Maler, mit dem Martin mitgeht, nimmt er eine Vaterrolle für den Jungen ein? Meint der Maler es gut mit ihm oder nützt er den feinsinnigen und hilfsbereiten Jungen aus?
Die Autorin lässt den Roman in einer Zeit spielen, die von Rechtlosigkeit und Armut geprägt ist. Die Menschen kämpfen täglich um ihr Überleben. Satt sein, glücklich sein, etwas für die Zukunft zurücklegen, die Kinder in Schulen ausbilden – all das gibt es hier nicht. Es herrscht der pure Überlebenskampf vor.

Der kleine Martin ist der einzige Überlebende einer größeren Familie, die der Vater eines Tages mit dem Beil erschlagen hat. Im Dorf kümmert sich niemand um ihn. Die Menschen haben eher Bedenken, dass sich sein Unglück auf sie übertragen könnte. Und dann dieser schwarze Hahn, der wie ein Teufel auf der Schulter des Jungen sitzt... Einzig ein Maler, der die Kirche im Dorf ausmalen soll, hat Mitleid mit dem Jungen und sieht in dessen Augen etwas Besonderes. Deshalb nimmt er ihn als Modell für den Christus, was die Leute im Dorf (die der Maler als Idioten bezeichnet) verärgert, ausgerechnet der Ausgestoßene.

Im Roman muss Martin viele Abenteuer bestehen und wächst dabei zu einer menschlichen Größe, erhaben über die Niederträchtigen um ihn herum. Das geht fast bis zur Selbstaufgabe des Jugendlichen. Aber seine eigentliche Aufgabe besteht darin herauszufinden, wer die wilden Reiter sind, die überall Kinder entführen, und was mit diesen Kindern passiert. Er findet es heraus.
Die übelste Gestalt in diesem Roman ist die Fürstin, die nur ihren eigenen kranken Egoismus auslebt und gar nicht merkt, wie ihr Volk darbt, hungert und verroht. Sie ist es auch, die die Aufträge für die Kindesentführungen erteilt. Martin muss nun an seine äußersten Grenzen gehen, um die Kinder zu befreien. Nachdem er auch noch eine Brachialaufgabe bewältigen muss, ist er der Retter.

Das ist alles sehr eindringlich beschrieben. Martin und die Fürstin bilden krasse Gegensätze. Während er – wie sein Vorbild Christus – das Gute will, ist die Fürstin geprägt von Eitelkeit und purem Egoismus und nicht ihrer Aufgabe als Landesfürstin gewachsen. Doch bei aller Grausamkeit und Hoffnungslosigkeit lässt der Roman am Ende einen positiven Ausblick auf die Zukunft zu. Martin kehrt zu dem Menschen zurück, der ihm am Meisten (neben seinem Hahn) bedeutet.

Der Schreibstil, knappe Sätze mit knallharten Aussagen. Ist das nicht Hemingway-Stil? Es ist aber auch ein sehr märchenhafter Stil. Mir kommt der gesamte Roman wie eine literarische Allegorie vor… Es ist eine brutale Erzählung, bei der ich öfters tief durchatmen musste. Kein leichter Stoff, sondern Ttiefgründiges über die Menschheit. Daher denke ich an ‚Allegorie‘, diese wortgewaltige Verarbeitung von Hilfbereitschaft, Egoismus, Not und Elend soll den Lesenden anregen (Parallelen in der real existierenden Welt zu sehen). Daher sind meine Anfangsfragen lediglich als Hinweise zu betrachten, denn es gibt keine näheren Angaben zum wo, warum, wieso.

Das Buch-Cover ist sehr ansprechend, ein künstlerisches Bild... gefällt mir gut!
Das Buch ist im Diogenes-Verlag erschienen, umfasst 227 Seiten und kostet 22 Euro.

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