Interessantes Setting und spannende Beziehungsdynamiken
Kurzmeinung:
Interessantes Setting, spannende Wendungen und komplexe Beziehungsdynamiken. Sympathisch war mir zwar keiner der Charaktere, aber das hat den Lesegenuss in keiner Weise geschmälert.
Meine ...
Kurzmeinung:
Interessantes Setting, spannende Wendungen und komplexe Beziehungsdynamiken. Sympathisch war mir zwar keiner der Charaktere, aber das hat den Lesegenuss in keiner Weise geschmälert.
Meine Meinung:
Das Setting des Romans ist wie gesagt wirklich interessant. Mitten in der nordamerikanischen Wüste haben Wissenschaftler eine große Glaskuppel errichtet, unter der sie das Leben auf der Erde nachstellen. In einem geschlossenen System wollen sie biologische Systeme erforschen und verstehen, wie man nachhaltiger leben kann, eventuell auch das Leben auf der Erde auf anderen Planeten nachstellen kann. Diese Glaskuppel heißt "Ecosphere 2" und soll nun für zwei Jahre von 4 Forscheren und 4 Forscherinnen bewohnt werden – den sogenannten Terranauten.
Die Geschichte der Terranauten wird uns nun aus drei verschiedenen Perspektiven erzählt. Da wäre zum einen die schöne Dawn. Sie ist für die Nutztiere unter der Kuppel verantwortlich. Der charmante Ramsay ist ebenfalls im Terranauten- Team und für Kommunikation zuständig. Außerdem bekommen wir das Geschehen noch aus Lindas Sicht geschildert. Sie hat sich auch auf einen Platz als Terranautin beworben, ihr Platz wurde aber durch ihre beste Freundin Dawn besetzt.
Das ganze Projekt wird finanziert von "Gottvater", einem superreichen Visionär. Unterstützt wird er von seiner jungen Geliebten Judy, von allen "Judas" genannt.
Wir begleiten die Protagonisten durch verschiedene Phasen des Projekts. Alles beginnt mit der Auswahl der Terranauten, die für die Mission geeignet sind und unter die Glaskuppel dürfen und endet einige Zeit nach dem "Wiedereintritt", also dem Ende der Mission.
Während des Einschlusses kommt es natürlich zu einigen heiklen Situationen. So wird zum Beispiel der Sauerstoff knapp und auch die Nahrungsmittel sind nie ausreichend. Am interessantesten fand ich aber, wie sich die Beziehungen entwickeln. Was macht es mit Menschen, wenn sie Tag und Nacht in einer kleinen Gruppe zusammen eingeschlossen sind. Wenn sie zusätzlich große Strapazen ertragen müssen und ständig überwacht werden? Das mediale Interesse an dem Projekt ist nämlich sehr groß und auch "Mission Control", also Gottvater und sein Team, haben die Terranauten immer im Blick.
Boyle schildert uns die Ereignisse wenig schmeichelhaft, aber mit viel Witz und Sarkasmus. Es wird nichts beschönigt oder verklärt. Boyle zeigt die Menschen, wie sie sind, mit ihren niederen Motiven, ihrem Neid, Egoismus, ihrer Naivität und Missgunst. Dennoch ist das Buch nie bedrückend, denn alles wird mit einem Augenzwinkern erzählt. Dieser Stil hat mir wirklich außerordentlich gut gefallen.
Außerdem werden die Themen Nachhaltigkeit und Verantwortung für unseren Planeten thematisiert. Boyle bringt immer wieder sehr interessante Fakten in die Geschichte, über Biotope und Klima, über den Einfluss des Menschen, die Verschwendung und Verschmutzung. Über das labile Gleichgewicht und wie wir es gefährden.
Besonders spannend fand ich, dass dieser Roman auf einer wahren Begebenheit beruht. Es hat tatsächlich so ein Projekt gegeben.
Kleiner Kritikpunkt: Nicht so gut fand ich, das der Klappentext schon so viel verrät.
Fazit:
Ein Buch, das durch sein außergewöhnliches Setting etwas Besonderes ist. Es spricht viele wichtige Themen an und unterhält mit wissenschaftlichen Fakten und zwischenmenschlichen Dramen. Besonders gut gefallen hat mir der ehrliche und schonungslose Blick auf die Menschen und ihre Gedanken und Gefühle. Für mich eine gelungene Kombination aus Wissenswertem und Unterhaltung.