Kanada, 1934: Das Mädchen Pearly Everlasting, zu Deutsch Silberimmortelle, ist fünfzehn und in einem Holzfällercamp mitten im Wald aufgewachsen – zusammen mit dem Bären Bruno, der seit ihrer Geburt ein Teil der Familie ist. Doch dann beschuldigt man Bruno, einen Mann getötet zu haben. Der Bär wird weggebracht, niemand weiß, wohin. Verzweifelt und entschlossen macht Pearly sich zu Fuß auf den Weg durch die tief verschneite kanadische Landschaft, um Bruno zu suchen.
Pearly Everlasting ist für mich ein richtiges Highlight.
Die Geschichte ist wunderschön geschrieben und hallt in mir nach. Dieses Buch ist eines der wenigen, das ich behalten und nicht weitergeben ...
Pearly Everlasting ist für mich ein richtiges Highlight.
Die Geschichte ist wunderschön geschrieben und hallt in mir nach. Dieses Buch ist eines der wenigen, das ich behalten und nicht weitergeben möchte.
Es handelt von einem heranwachsenden Mädchen, das mit einem Bären in einem Holzfällercamp in Kanada in den 1930ern aufwächst.
Einen Einblick in diese Zeit fern ab von den Entwicklungen in Deutschland zu bekommen, finde ich sehr faszinierend und interessant.
Das Leben der Menschen zu dieser Zeit in den kleinen Städten und in den Camps ist sehr gut dargestellt. Besonders die Liederfängerin und der Zirkuszug haben mich begeistert.
Pearly ist ein sehr liebenswerter Charakter, ich habe sie sehr gerne bei ihrer Suche begleitet. Ein Charakter, der im Gedächtnis bleibt, außergewöhnlich.
Ganz besonders hat mir aber auch der Aufbau des Buches gefallen. Es ist in viele, kürzere Kapitel gegliedert, mit poetischen Überschriften, die sich im Text wiederfinden lassen.
Ich mag dieses Buch wirklich sehr und kann mir vorstellen, es erneut zu lesen und zu genießen.
Man kommt gut in die Geschichte rein, auch wenn mir der Schreibstil etwas holprig und grobgeschliffen vorkam. Aber genau das passt zu der Geschichte, die wie eine Erzählung hauptsächlich von der Hauptperson ...
Man kommt gut in die Geschichte rein, auch wenn mir der Schreibstil etwas holprig und grobgeschliffen vorkam. Aber genau das passt zu der Geschichte, die wie eine Erzählung hauptsächlich von der Hauptperson erzählt wird. Dabei wird eigentlich auch nicht viel über große Gefühle geschrieben und doch konnte mich das Buch berühren, weil die Geschichte irgendwie süß und doch ganz schön hart ist. Wie eine reale Geschichte eben. Besonders die Beschreibungen der Charaktere hat mir gefallen. Sogar unwichtige Personen werden mit irgendwelchen schrulligen Eigenschaften beschrieben, sodass man, auch wenn sie nicht ins Detail gehen, doch eine sehr interessante und individuelle Person vor sich. Das macht alles abenteuerlich und ich habe echt gerne davon gelesen, auch welche neuen Personen die Hauptperson getroffen ist. Aber auch ihr Abenteuer an sich ist interessant. Es wird nicht mit viel Action oder Spannung erzählt, sondern ist eher ruhig und plätschert schon fast vor sich hin. Trotzdem wurde das Buch an keiner Stelle langweilig, weil einfach die Stimmung und alles darum herum gepasst hat. Auch das harte Leben der Holzfäller mit ihrem Aberglauben und den schweren Bedindungen wirkt hier interessant. Es ist auf jeden Fall ein Buch, in dem ich gut versinken konnte und das ich ewig weiterlesen könnte. Ist durch den Stil und die Atmosphäre vielleicht nicht für jeden was, aber es passt alles zusammen zur Geschichte.
1903 fotografierte der Naturfotograf William Lyman Underwood in einem Holzfällercamp mitten in den Wäldern von Maine/USA eine Mutter, die nicht nur ihre neugeborene Tochter, sondern auch ein verwaistes ...
1903 fotografierte der Naturfotograf William Lyman Underwood in einem Holzfällercamp mitten in den Wäldern von Maine/USA eine Mutter, die nicht nur ihre neugeborene Tochter, sondern auch ein verwaistes Bärenjunges stillte. Die kanadische Autorin Tammy Armstrong fand dieses Foto in Underwoods Memoiren und ließ sich zu einer faszinierenden fiktiven Geschichte inspirieren. Sie schob den Ort der Handlung von Maine ins jenseits der Grenze gelegene kanadische New Brunswick, wo auch ihre Vorfahren dereinst in Holzfällercamps arbeiteten.
Im „falschen Frühling 1918“ findet der Koch eines kanadischen Holzfällercamps ein verwaistes Bärenjunges. In der kargen Hütte der Familie erhält der kleine Bär den Namen Bruno und wird zusammen mit der neugeborenen Tochter Pearly Everlasting wie ein Zwillingspaar aufgezogen. Mutter Eula nährt sogar beide an der Brust. Das Verhältnis von Pearly und Bruno ist emotional sehr eng. Sie beschützen einander und haben eine besondere Art der Kommunikation.
Pearly erzählt dem Bären selbsterfundene Geschichten, alte Schäferzahlen „Yan, tan tether… pip, azer,sezar…“ und singt ihm ein eigenes Lied
„Und Bruno, mein Bruder, mein Zwilling, noch viel älter, weil Bären aus Mythen bestehen, aus Gestirnen, tiefen Höhlen und den langen Geschichten ihrer Flucht vor den Menschen.“ S. 67
Das Leben im rauen Holzfällercamp, mitten in der Waldeinsamkeit ist extrem hart und spartanisch. Wenn die Arbeit die Leute nicht umbringt, dann die Grausamkeit von Wetter und Wildnis. Vater Edon sorgt in der Camp-Küche um das leibliche Wohl der hart arbeitenden Männer, während Mutter Eula sich als Heilerin um die Verwundungen der Arbeiter kümmert. Denn ein Arzt kommt nur zweimal im Winter ins Camp.
Pearlys Familie und die Arbeiter des Camps bilden eine engverbundene Gemeinschaft in Armut und unter gefahrvollen Arbeitsbedingungen. Diese Gemeinschaft schließt den wilden jungen Bären ganz natürlich mit ein.
Von der Außenwelt, jenseits des Camps, wissen die Kinder - die große Schwester Ivy und Pearly -nichts. Dafür leben sie hautnah an der Natur als einzige Kinder im Camp.
Die warme Atmosphäre in der Gemeinschaft, die Verbundenheit zum Land und auch zum althergebrachten Aberglauben, der tief in den Menschen wurzelt, wird sehr eindringlich geschildert. Ist es doch gerade die mythische Gestalt des tödlichen Old Jack, dessen Bild Pearly ständig begleitet.
“Verhext zu werden war tief in den Vorstellungen der Männer verwurzelt, je nachdem, wo die Männer herkamen, hatte jeder sein ganz eigenes Verständnis von Vorzeichen, seinen Aberglauben und Amulette.“ S. 27
Der größte Teil der Handlung spielt zur Zeit der großen Depression „Great Depression“ Anfang der 1930iger Jahre. Pearly ist mittlerweile im Teenager-Alter und kennt noch immer nichts anderes als das Camp. Doch nun endet ihr karges, aber idyllisches Leben. Das Camp bekommt einen neuen Leiter. Aus Profitgier verschärft dieser brutal die Arbeitsbedingungen. Und einen Bären will er im Camp absolut nicht akzeptieren.
Nachdem Bär Bruno verschleppt wurde, ist Pearly extrem besorgt um sein Schicksal. Kurzentschlossen folgt sie seinen Spuren durch die eisige, schier endlose kanadische Wildnis, um ihn zu befreien und heim zu bringen. Die bitterkalte, winterliche Außenwelt hält viele schlimme, lebensbedrohliche Herausforderungen für das ungleiche Paar bereit. Doch auch vom Holzfällercamp aus macht sich jemand auf, um die beiden zu finden.
Fazit:
Die Geschichte wird zumeist aus der Ich-Perspektive der jungen Pearly Everlasting geschrieben. Die Ergänzung durch die Einschübe vom jungen Holzfäller Ansell oder dem Tierarzt fand ich gut, um Abwechslung hinein zu bekommen.
Die kleine Welt des Holzfällercamps wird sehr authentisch mit allen brutalen Härten, aber auch mit dem großen Zusammenhalt geschildert. Beeindruckend fand ich die mythischen Geschichten z.B. über die teuflische Kreatur Old Jack, mit denen Pearly aufwächst und deren Bilderwelt sie intensiv begleiten. Den Wert dieser Geschichten und des Aberglaubens zeigt der einzige Kontakt Pearlys nach außen auf. Gelegentlich kommen zwei Frauen ins Camp. Eine Frau, die Liederfängerin genannt wird, ist Ethnologin, die mit ihrer Begleiterin Ebony alte Volksweisen und Geschichten von Leuten wie Eula sammelt, bevor diese Quellen versiegen.
Wir sehen hier eine Welt, die nur wenige Jahre später durch den Einsatz großer Maschinen verschwinden wird.
Pearly ist ein sehr eindrucksvoller Charakter: rau, entschlossen, durchsetzungsstark, bodenständig. Die Liebe zu ihrem Bärenbruder lässt sie jedwede Ängste überwinden. Dabei weiß man manchmal nicht, was die größere Herausforderung ist – der Weg durch die eisige, einsame Winterlandschaft mit den Extremtemperaturen oder die kleine Stadt. Die Stadt bleibt für Pearly eine Bedrohung und ein Mysterium. Für die Bewohner der Stadt hingegen sind Pearly und der Bär wie Wesen aus einer Parallelwelt, Geschöpfe der Mythen.
Ein weiterer wichtiger Charakter ist Bruno. Er ist kein Haustier, sondern ein selbstständiges Wesen mit eigenem komplexen Empfinden und Verständnis. Er zeigt das unerklärliche Band auf, das zwischen zwei Wesen mit und auch ohne eine gemeinsame Sprache bestehen kann.
So prallt Old Jack, die dunkle, tödliche Macht der alten Welt auf die Grausamkeit der Zivilisation. Was für eine erschütternde Reise die Pearly da durchlebt, ihren Bären und auch irgendwie sich selbst findet. Tröstlich empfinde ich die Figur des vom Blitz gezeichneten Ansell, der wie ein Hoffnungsträger Pearly entgegen strebt.
Sehr gefallen haben mir die poetische Sprache und die märchenhaften Bilder, die ausgleichend zur unerbittlichen Realität wirkten. Dies ist eine Geschichte über Gier und Armut, über Liebe, Seelenverwandtschaft und Widerstandsfähigkeit. Für diese spannende Mischung aus Coming-of-Age und Abenteuerroman kann ich eine absolute Leseempfehlung geben.
Cover und Titel haben mich zunächst wenig angesprochen, beides ist im eher schlichten Look des Diogenes-Verlags gehalten und daher wenig spektakulär. Doch wer schon einige Bücher des Verlages kennt, weiß ...
Cover und Titel haben mich zunächst wenig angesprochen, beides ist im eher schlichten Look des Diogenes-Verlags gehalten und daher wenig spektakulär. Doch wer schon einige Bücher des Verlages kennt, weiß auch, dass sich oft wahre Schätze zwischen den Buchdeckeln befinden.... so auch in diesem Fall!
Es geht um ein junges Mädchen namens Pearly Everlasting, die mit einem kleinen Schwarzbären namens Bruno in einem kanadischen Holzfällercamp der frühen 30-er Jahre aufwächst. Die Lebensbedingungen sind hart, die Familie arm. Der Vater ist der Koch des Camps, die Mutter Heilerin. Pearly hat auch noch eine ältere Schwester namens Ivy, doch es ist Bruno, mit dem sie praktisch seit ihrer Geburt zusammenist und ihn als ihren Bruder bezeichnet. Die beiden haben eine sehr innige Verbindung zueinander. Als ein neuer Vorarbeiter das Camp übernimmt, ist ihm der Bär von Anfang an ein Dorn im Auge und er verkauft ihn an einen Händler...
Die Beschreibungen über das harte Leben in dem Holzfällercamp ließ mich von Beginn an in eine andere Welt eintauchen, von der ich bisher nichts wusste. Die ersten Jahrzehnte des beginnenden 20. Jahrhunderts in dieser unwirtlichen Umgebung, umgeben fast nur von groben Holzfällern und von Mythen über Old Jack prägen Pearly Everlasting auf eine besondere Weise. Die Erzählung aus Pearly's Perspektive ist intensiv und geht unter die Haut, hauptsächlich des wunderschönen Schreibstils der Autorin Tammy Armstrong geschuldet. Es liest sich wie eine Legende oder eine Art Märchen für Erwachsene, zart und eindrücklich zugleich beschreibt sie ihr Aufwachsen im Camp und ihren Aufbruch ins Ungewisse, um ihren Bärenbruder wiederzufinden. Gerade diese undramatisierte Art des Schreibens hat mich oft sehr bewegt und zu Tränen gerührt, besonders jedoch, als man Bruno ihr und ihrer Familie weggenommen hat. Figuren wie die Liederfängerin, Old Jack, Thankful Robinson und vielen mehr trägt dazu bei, dass man sich wie in einem Film fühlt.
Ein großes Lob geht an den Übersetzer Peter Torberg, der es geschafft hat, die
Geschichte ins Deutsche zu übertragen, ohne dass die Magie, die in und zwischen den Zeilen steckt, verloren geht.
Fazit:
Eine magische Geschichte in etwas unscheinbarem Diogenes Cover, die sehr berührt und zu den Büchern gehört, die man auch ein zweites Mal lesen möchte.
Als das Mädchen Pearly Everlasting in einem kanadischen Holzfällercamp geboren wird, findet ihr Vater einen jungen Bären, den er mit nach Hause nimmt. Ab diesem Zeitpunkt wachsen Pearly und Bruno der Bär ...
Als das Mädchen Pearly Everlasting in einem kanadischen Holzfällercamp geboren wird, findet ihr Vater einen jungen Bären, den er mit nach Hause nimmt. Ab diesem Zeitpunkt wachsen Pearly und Bruno der Bär wie Geschwister auf und sind unzertrennlich. Als eines Tages der Vorsteher des Camps tot aufgefunden wird, macht man Bruno für den Tod des Mannes verantwortlich. Er wird fortgeschafft und Pearly macht sich im Alter von 15 Jahren auf die Suche nach ihrem Bruder. Die raue kanadische Landschaft und der strenge Winter sorgen für viele Gefahren auf Pearlys Mission...
Die kanadische Autorin Tammy Armstrong hat mit "Pearly Everlasting" einen schönen und bewegenden Roman veröffentlicht. Sie erzählt die Geschichte des ungleichen Geschwisterpaares in einem bildreichen und sehr gut zu lesenden Schreibstil, der die wilde Natur Kanadas lebendig vor Augen führte. Das Ganze beruht auf eine wahren Begebenheit, was es für mich noch erlebbarer machte. Tammy Armstrong gelingt es aus meiner Sicht sehr gut, ohne große Geschehnisse in den Vordergrund zu stellen, eine fesselnde Story um die Liebe eines jungen Mädchens zu ihrem Bären zu schildern. Sehr viel Augenmerk wird hier auf die unberührte und manchmal auch harte Natur der Region gesetzt, was dem Roman für mich auch den besonderen Reiz verleiht. Die Hauptprotagonistin wird interessant gezeichnet und passt mit ihrer unabdingbaren Liebe und ihrem manchmal naiven Verhalten hervorragend in das Szenario. Ein fesselndes Leseabenteuer bis zur letzten Seite.
Insgesamt ist "Pearly Everlasting" ein aus meiner Sicht sehr gelungener und lesenswerter Roman, der mit einer abenteuerlichen Geschichte, einer sympathischen und aufopferungsvoll kämpfenden Protagonistin und dem Erzähltalent der Autorin aufwarten kann. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es dementsprechend mit den vollen fünf von fünf Sternen.