Cover-Bild Kampfsterne
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 30.10.2018
  • ISBN: 9783832197742
Alexa Hennig von Lange

Kampfsterne

Roman
1985 – Es ist ein verrückter, heißer Sommer, in dem Boris Becker Wimbledon gewinnt, vier Passagierflugzeuge innerhalb eines Monats abstürzen, alle großen Rockstars bei Life Aid für das hungernde Afrika singen und in einer Siedlung am Rand der Stadt drei Familien zu zerbrechen drohen.

Ulla und Rainer. Rita und Georg. Ella und Bernhard. Drei Paare. Mütter und Väter. Sie wohnen in dänischem Design, fahren nach Südfrankreich in den Urlaub, schicken ihre Kinder zum Cello-Unterricht und zum Intelligenztest. Sie versuchen, sich als aufgeklärte und interessierte Menschen zu beweisen, die das richtige Leben führen. Wo wäre das leichter als in den sorgenfreien Achtzigerjahren der Bundesrepublik? Und warum funktioniert es trotzdem nicht?

Alexa Hennig von Lange erzählt die Geschichte einer Generation von Eltern, die ein freieres Miteinander wollten. Der Ideologien, denen sie folgten. Der Liebe, die sie verband. Der Ängste, die sie hatten. Der Kindheit, die sie sich für ihre Söhne und Töchter wünschten. Der Fehler, die sie machten. Der Entschlüsse, die ihre Kinder deshalb fassten.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2018

Aus verändertem Blickwinkel Strukturen unterschiedlich wahrnehmen

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„Kampfsterne“ sind im gleichnamigen Buch von Alexa Hennig von Lange die Heranwachsenden, die das Leben ihrer Eltern und deren Erziehungsmethoden kritisch sehen und sich dementsprechend äußern und agieren. ...

„Kampfsterne“ sind im gleichnamigen Buch von Alexa Hennig von Lange die Heranwachsenden, die das Leben ihrer Eltern und deren Erziehungsmethoden kritisch sehen und sich dementsprechend äußern und agieren. Ihre Ecken und Kanten sind durch ihre Lebenserfahrungen noch nicht abgeschliffen. Das Cover bringt sehr gut zum Ausdruck wie man aus verändertem Blickwinkel Strukturen unterschiedlich wahrnehmen kann und sich daraus eine eigene Ansicht entwickelt. Die orangefarbenen Elemente bringen Aufmerksamkeit gerade so wie die Kontras des Nachwuchses bei ihren Eltern und in ihrer Umwelt.

Der Roman spielt im Sommer des Jahres 1985 im Westen eines damals noch geteilten Deutschlands. Rita und Georg mit ihren Kindern Johannes und Klara sowie Ulla und Rainer und ihre Töchter Constanze und Alexa leben am Rand einer Stadt in kleinbürgerlicher Umgebung mit gepflegten Gärten. Die Eltern sind gebildet, doch beide Paare haben zur Zeit der Hausfrauen-Ehe geheiratet als laut Bürgerlichem Gesetzbuch die Frau in erster Linie den Haushalt geführt und der Mann zum finanziellen Familienunterhalt verpflichtet war.

Rita geht in ihrer Rolle als Hausfrau und Mutter auf, obwohl sich ihre Partnerschaft längst auf einer anderen Ebene abspielt. Sie ist eine „Löwenmutter“, die nur das Beste für ihre Kinder möchte, wie fast alle in der Siedlung. Es wird ein buntes Förderprogramm von Musik und Sport geboten, dem Nachwuchs soll es mindestens gleich gut wenn nicht sogar mal besser gehen. In den Schulen wird Aufklärung angeboten, doch trotz allem ist gleichgeschlechtliche Liebe kein Thema für die Öffentlichkeit. Und Rita hat da so ein Gefühl, das für jemand anderem in diesem Roman gefährlich werden könnte.

Die Freundschaft von Rita und Ulla steht schon lange auf dem Prüfstand, denn das so wichtige Geben und Nehmen gerät gelegentlich aus dem Gleichgewicht, je nachdem aus welcher Sicht gesehen. Ulla und Reiner spielen in ihrer Ehe ein Spiel bei dem die Übergänge zur Realität nicht für jeden erkennbar sein. Ihr Verhalten steht vor allem bei ihrer etwa sechszehnjährigen Tochter Constanze in der Kritik, die sich mit aller Macht dagegen sträubt später ihr Leben so wie ihre Eltern zu führen.

Alexa Hennig von Lange lässt ihre Protagonisten in der Ich-Form erzählen. Es ist die bestgewählte Art die unterschiedlichen Gefühle ihrer Figuren zum Ausdruck zu bringen. Hass und Liebe, Eifersucht und Glück vermischen sich mit Traurigkeit und Zorn und äußern sich in wohlüberlegten oder spontanen Handlungen. Es erfolgt ein schneller Wechsel zwischen den Erzählern, der auf engem Raum den ganzen Mikrokosmos der Familien öffnet. Die Autorin war selbst Teenager in den 1980er und ihr eigener Nachwuchs ist jetzt in diesem Alter. Man liest zwischen den Zeilen ihre eigenen Erfahrungen. Dadurch wirkt die Geschichte realistisch und nachvollziehbar. Alexa Hennig von Lange schreibt kritisch ohne zu werten, über vielem liegt ein Hauch von Sarkasmus.

Die kurzen Szenen, die die Autorin beschreibt, sind beispielhaft und in einer wortgewandten Sprache. Ganz tief gräbt sie unter der Oberfläche der nach außen hin gezeigten Bürgerlichkeit und zeigt dadurch all die Widersprüche und die daraus resultierenden Verletzungen. Glaubt man, dass die Eltern im Fokus des Romans stehen, so sind es doch eigentlich die vielgeliebten Kinder. Diejenigen, die ab einem gewissen Alter sich mit ihrer späteren Rolle auseinandersetzen, Vergleiche ziehen, ihre Meinung kundtun und ihre Mütter und Väter auf diese Weise dazu bringen über sich und ihr eigenes Leben nachzudenken. Haben sie es wirklich besser gemacht als die Generation vor ihnen? Alexa Hennig von Lange lässt die 1980er lebendig werden. Manch einer von uns Lesern wird sich gerade in den damaligen Heranwachsenden Johannes und Constanze wiedererkennen. Diesen Roman empfehle ich gerne uneingeschränkt weiter.

Veröffentlicht am 20.08.2018

Wortgewaltig und unerschrocken!

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Handlungsüberblick:

Der Leser reist zurück ins Jahr 1985 und begleitet dort einen Sommer lang drei Familien einer Siedlung. Aus unterschiedlichen Erzählperspektiven erfährt er von ihren Sorgen, Ängsten, ...

Handlungsüberblick:

Der Leser reist zurück ins Jahr 1985 und begleitet dort einen Sommer lang drei Familien einer Siedlung. Aus unterschiedlichen Erzählperspektiven erfährt er von ihren Sorgen, Ängsten, Träumen und intimsten Gedanken...
Wer Alexa Hennig von Langes frühere Bücher (wie z.B. die Lelle-Reihe) gelesen hat, wird einige Parallelen finden und sich über ein Wiedersehen mit bereits bekannten Figuren freuen.

Mein Bucheindruck:

Das schlichte Cover hätte mich mit seinen geometrischen Formen im Buchladen absolut gar nicht angesprochen. Aber da ich ein großer Fan von Alexa Hennig von Lange bin, wusste ich, dass sich der Inhalt auf jeden Fall lohnen wird!
Für das Cover hätte ich mit eine Verbindung zu den vorherigen Werken der Autorin gewünscht, gerade, da wir Figuren aus Alexa Hennig von Langes bisherigen Werken wiedertreffen.

Mein Leseeindruck:

Meine Erwartungen an das Buch waren hoch gesteckt! Doch
durch die Vielzahl der Erzählperspektiven wurden meine Erwartungen an das neue Buch sogar noch übertroffen.

Es war ein absolutes Lesevergnügen! Die Seiten sind nur so dahingeflogen, was vor allem an dem großartigen Schreibstil, aber auch an den kurzen Erzählabschnitten der einzelnen Perspektiven lag, die man auch mal bequem zwischendurch lesen konnte.

Mein Eindruck vom Schreibstil:

Der Schreibstil von Alexa Hennig von Lange ist einfach genial!
Ich liebe ihre kurzen, sehr präzisen Sätze und ihre Wortneuschöpfungen wie hier zum Beispiel "knorzlig", das sie zunächst benutzte um einen Magnolienbaum zu beschreiben. Ein ganz wunderbares Wort, bei dem man sofort die Struktur von dem Baum bildlich vor Augen hat! Als sie das Wort dann auch auf die Beschreibung einer Person anwendete, musste ich richtig lachen! Einfach großartig!

Ich liebe die unerschrockene und schonungslose Ehrlichkeit, mit der sie die Protagonisten erzählen lässt. Ihre Protagonisten nehmen wirklich nie ein Blatt vor den Mund!
Mir gefällt außerdem, dass sich zwischen ihren vielen Büchern immer wieder Parallelen finden lassen und dass die Protagonisten aus einem Buch auch wieder in abgewandelter Form einem anderen auftreten. So wie die jüngeren Versionen von Cotsch und Lelle (und ihrer Familie), die nun ihren Weg aus der Lelle Reihe ("Leute, ich fühle mich leicht", "Leute mein Herz glüht", "Leute, die Liebe schockt", "Leute, das Leben ist wild" "Ich habe einfach Glück" und "Erste Liebe") in das neue Buch gefunden haben. In der Lelle-Reihe ist es Lelle, die die Geschichte erzählt. "Kapfsterne" wirkt nun wie eine Weiterentwicklung der Lelle-Reihe, was vor allem an dem Hinzutreten von weiteren Erzählperspektiven liegt. Es ist toll, nun auch die Perspektiven von Cotsch, Ulla und Rita kennen zu lernen. So ermöglicht das Buch ein Wiedererkennen, aber dennoch einen neue Spannung. Das Buch hinterlässt das Gefühl, noch tiefer in Alexa Hennig von Langes Erzählwelten eintauchen zu können. Das ist wirklich phänomenal!

Mein Abschlussfazit:

Für mich war "Kampfsterne" ein wunderbares Wiedersehen mit heißgeliebten Figuren meiner Jugend. Es war, als wären Alexas Bücher mit mir mitgewachsen. Danke, liebe Alexa, dass du uns mit diesem Buch noch tiefer in deine Erzählwelt eintauchen lässt!

Veröffentlicht am 19.08.2018

Verlogenes 80er Jahre Vorstadt-Idyll

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Dieser Roman hat mich umgehauen. WOW fällt mir da spontan ein. Warum ist er so überzeugend gut?
Zum einen diese grandiose Erzählweise. Man hat das Gefühl man begleitet eine/n Therapeut/in, der allen Figuren ...

Dieser Roman hat mich umgehauen. WOW fällt mir da spontan ein. Warum ist er so überzeugend gut?
Zum einen diese grandiose Erzählweise. Man hat das Gefühl man begleitet eine/n Therapeut/in, der allen Figuren abwechselnd folg, je nachdem wo die Handlung ihn hin verschlägt. Geschrieben als würde die handelnden Personen diesem imaginären überall anwesenden Therapeuten alles erzählen und keine Geheimnisse haben müssen. Wie ein reinigender Prozess bei dem alle ihr innersten nach außen kehren. Jeder ist mal dran, mal kürzer mal länger, auch handlungsgetrieben. Sehr innovativ und par excellence umgesetzt. Chapau.
Zum anderen überzeugt Alexa Henning von Lange mit der atmosphärischen Wiedergabe dieses spießigen kleinen Kosmos einer Vorstadtsiedlung der 80er Jahre. Wo alte Traditionen einer patriarchalen Erziehung mit neue feministische Idee, eine Generation Freiheitlicher Liebe und neue Denkansätze zusammenprallen. Ein Ort an dem die Menschen unglücklich an ihren eigenen Lebensvorstellungen scheitern, nach Anerkennung gieren und Anderen ihr Glück missgönnen. Eine gelungene Rückblende in die ach-so sorglose Zeit der 80er Jahre Reihenhaus-Idylle mit ihren schon damals verlogenen Perfektionen. Und wer sitzt mittendrin in diesem Tornado aus Gefühlen, Sich-finden und Leben vortäuschen? Die Kinder!
Und das ist der dritte überzeugende Faktor bei diesem Roman. Alexa Henning von Lange spiegelt uns selbst in der Gegenwart mit all unseren Erwartungen in dem Treiben der 80er Jahre. Dort nahm die ganze Selbstoptimierung, der Kinder-Förderwahn seine Anfänge. Es werden Mütter hier angeklagt, die emanzipiert sein wollen, es aber nicht schaffen und ihre Töchter mit all dem Ballast alleine lassen. Wie ein paar Zeilen auf Seite 97 belegen: „Meine Kinder zerbrechen an dieser Welt. Und niemand kann uns beschützen. Nur wir uns selbst.“
Hier werden auch andere große Themen indirekt verarbeitet: Wo ist die westdeutsche durchschnittliche Gesellschaftsschicht falsch abgebogen? Hier wird portraitiert wo der Selbstoptimierungs- und Ego-Trip seinen Anfang nahm.
Ein sehr vielschichtiger Roman, den es zu lesen lohnt. Aufklärend & augenöffnend, auch wenn der Spaß hier eher literarischer als inhaltlicher Natur ist.
Fazit: Für mehr echtes Leben ohne Fassade und mehr Menschlichkeit im Umgang miteinander.

Veröffentlicht am 31.07.2018

Und jeder kämpft für sich allein

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Was für ein herrliches Buch....ich habe es schnell und gern gelesen und als jemand, der die 80er intensiv erlebt hat, so manche Parallele entdeckt. So waren sie weitgehend, diese 80er, kein wirklicher ...

Was für ein herrliches Buch....ich habe es schnell und gern gelesen und als jemand, der die 80er intensiv erlebt hat, so manche Parallele entdeckt. So waren sie weitgehend, diese 80er, kein wirklicher Befreiungsschlag, sondern ein Vortäuschen von Eigenständigkeit und Selbstverwirklichung. Nebenbei enthält das Buch aber auch lustige Szenen bzw. Anmerkungen, ich hatte manches Mal ein Grinsen auf den Lippen.
Das Buch beschreibt Bewohner einer Siedlung, junge Familien mit Kindern, gut situiert, die ihren Kindern alle Türen öffnen möchten und dabei die Realität aus den Augen verlieren. Dabei lebt jeder einzelne auf seinem 'Stern' und bekämpft die anderen auf irgendeine Weise, schön dargestellt durch die kleinen Parzellen, die das Cover zieren.
Man wetteifert um die Begabung der Kinder, die Freundschaften der Kinder, das Ausschmücken des Eigenheims, die Gestaltung des Gartens und natürlich um den Grad der Emanzipation. Letztere zeigt sich meist aber nur darin, dass man z.B. Simone de Beauvoir oder Alice Schwarzer gelesen hat, dass man fantasiefördernde Kunstkurse besucht oder sich von den Kindern mit Vornamen anreden lässt, aber dies alles ziert nur das äußere Erscheinungsbild, denn in der Realität sieht es ganz anders aus. Denn da lässt sich die Architektin familiäre Gewalt gefallen, da wird über die Untreue des Ehemannes spekuliert, ohne ein klärendes Gespräch zu führen, da werden Kinder zu Prestigeobjekten, anstatt ihnen die ersehnte Nestwärme zu geben usw. Eine Pseudoemanzipation, die durch das äußere Erscheinungsbild der Familie über die innere Unzufriedenheit und Frustration hinwegtäuschen soll.
Ich denke aber, dass die Kinder peu à peu diese Missstände durchschauen und es in der folgenden Generation besser gemacht haben...(???)
Das Buch ist abwechslungsreich geschrieben, in ständigem Perspektivwechsel, was die Schnelllebigkeit der 80er symbolisiert. Außerdem kommt so nie Langeweile auf, obwohl nicht wirklich viel passiert. Aber selbst als etwas wirklich Schlimmes passiert, verharrt man in Schockstarre, um die äußerliche Harmonie nicht zu stören!
Ich möchte hier eine klare Lesempfehlung aussprechen, denn das Buch spiegelt diese Zeit vortrefflich wieder mit ihren Errungenschaften, aber auch mit ihrem Versagen. Ein schöner Rückblick auf diese Zeit!

Veröffentlicht am 29.07.2018

Akribische Menschenstudie

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Alexa Hennig von Lange schreibt in ihrem neuen Roman über die Elterngeneration der 80er Jahre und den schönen Schein. Hinter der Fassade des idyllischen Vorstadtlebens dreier Familien bröckelt es erheblich. ...

Alexa Hennig von Lange schreibt in ihrem neuen Roman über die Elterngeneration der 80er Jahre und den schönen Schein. Hinter der Fassade des idyllischen Vorstadtlebens dreier Familien bröckelt es erheblich. Alle Beteiligten leiden unter der angeblich großen Freiheit der 80er Jahre, der vermeintlichen Aufgeklärtheit und den Ansprüchen ihres bürgerlichen Lebens. Jeder für sich ist ein Kampfstern, in seinem eigenen Kosmos.

In ihrem neuen Roman ermöglicht die erfolgreiche deutsche Schriftstellerin Einsichten in das menschliche Zusammenleben. Sie lässt die unterschiedlichen Protagonisten zu Wort kommen und stellt unabhängig vom Alter deren Wahrnehmungen, Sehnsüchte und Verletzlichkeit dar. Ihre genaue Beobachtungsgabe und ihr wertschätzender Blick auf die Einzelnen ist dabei bemerkenswert. Ihre Charaktere zeichnen sich durch Vielschichtigkeit aus. Es geht um Neid, Frustration, Gewalt, Rückzug und viel Sehnsucht. Trotz der stark ausgeprägten „schlechten“ Eigenschaften haben alle Beteiligten etwas sympathisches. Die Entwicklungen sind sehr verdichtet aber trotzdem glaubwürdig. Einfühlsam und mit einer großen psychologischen Tiefe dringt sie in die Seelen der Eltern und Kinder, beschreibt die Dynamiken in diesem engen Zusammenleben der Vorstadt.

Der Text ist sehr nachdenklich und hat eine ungeheure Tiefe. In sehr unterschiedlich langen Kapiteln wird aus der Sicht der einzelnen Beteiligten erzählt. Einige Kapitel gehen über mehrere Seiten hinaus und andere sind nur einen Absatz lang. Durch die vielen Perspektivwechsel entsteht ein umfassendes Bild von der Situation. Dynamiken werden klarer, weil die Einzelnen kurz hintereinander zu Wort kommen. Es entsteht Spannung und ein gewisser Sog, sodass sich das Buch nicht so leicht aus der Hand legen lässt. Gleichzeitig ist die Geschichte durch diese schnell aufeinanderfolgenden Wechsel von Beginn an hochemotional und sehr berührend. Von Lange legt immer wieder den Finger in die Wunden, schreibt akribisch und schonungslos. Die klugen Zwiegespräche der Einzelnen sind ebenso spannend wie die emotionalen Interaktionen mit den Anderen.

Die Autorin hat grundsätzlich eine direkte und sehr klare Ausdrucksweise. Die Sprache ist zusätzlich durch viele Verniedlichungen und Verstärkungen gekennzeichnet. Mit ihrem Humor fängt sie die Schwere des Inhalts auf. Dadurch bekommt die Geschichte neben dem Erschütternden, Trostlosen auch etwas Herzerwärmendes und Hoffnungsvolles.

Eine akribische Menschenstudie, die hochemotional und schonungslos das Seelenleben der Einzelnen zeigt. Erschütternd und Herzerwärmend.