Die moderen Version von Romeo und Julia
„Eine Nacht nur. Von der niemand erfahren darf. So lautet der Deal.“ Nicholas Chandler und Olivia Kane kennen sich von schon von klein an und wachsen miteinander auf, da ihre Familien ein gemeinsames Unternehmen ...
„Eine Nacht nur. Von der niemand erfahren darf. So lautet der Deal.“ Nicholas Chandler und Olivia Kane kennen sich von schon von klein an und wachsen miteinander auf, da ihre Familien ein gemeinsames Unternehmen führen. Aus einer tiefen Freundschaft wurde schließlich Liebe. Eine Liebe, die unter keinem guten Stern stand. Nach einem schrecklichen Unfall verfeinden sich ihre Familien, was schließlich dazu führt, dass die beiden Teenager ihre Liebe zueinander aufgeben müssen, um den Familienfrieden zu wahren. Wenn ihr nun auch an eine moderne Version von Romeo und Julia denkt, geht es euch genauso wie mir. Die Trennung reist Olivia den Boden unter den Füßen weg und treibt sie, zusammen mit den weiteren Schicksalsschlägen, die sie erleidet, an den Rande des Abgrunds. Sie verlässt die Stadt und reist durch die Welt. Aber die beiden kommen nicht so richtig voneinander los. So kommt es, dass sie sich jedes Jahr an Olivias Geburtstag treffen. Für eine Nacht. Keine Gespräche. Keine Gefühle. „Nur“ bedeutungsloser (?) Sex, nachdem beide wieder getrennte Wege gehen und ein weiteres Jahr lang nichts voneinander hören. Ihr Arrangement droht zu enden, als sie sich nach 10 Jahren erstmals nicht an ihren Deal halten. Keine Nachricht. Kein Treffen. Kein Sex. Doch was passiert, wenn sich beide plötzlich wieder in ihrer Heimat gegenüber stehen und die Vergangenheit die beiden einzuholen droht?
Das Buch ist in einem interessanten Schreibstil verfasst, den ich bisher noch nicht kannte. Es handelt sich zwar um einen personalen Erzähler, allerdings wechselt er zwischen Nicholas und Olivia. Zu Beginn jedes Kapitel ist aber hinterlegt, aus welcher Sicht nun erzählt wird. Ich muss sagen, dass ich mir mit dem Stil am Anfang sehr schwer getan habe und einige Zeit gebraucht habe, um mich daran zu gewöhnen. Gegen Ende wurde es zwar besser, aber ich hatte das Gefühl dennoch nicht komplett in die Welt des Buches eintauchen zu können. In dem Buch schicken sich die Protas auch ab und zu mal Textnachrichten, was ich immer besonders mag. Allerdings war es hier an manchen Stellen schwierig herauszufinden, was gerade die Textnachricht, der Gedankengang oder die Beschreibung ist, da komischerweise nur zu Beginn des Buches die Textnachrichten in einer anderen Schriftart geschrieben wurden.
In der Handlung sind viele Personen beteiligt, was bei mir gerade am Anfang leider für allerlei Verwirrung gesorgt hat. Ich habe, auch durch den Erzählstil, sehr lange gebraucht um auch nur Ansatzweise zu verstehen, wer wer ist und wie welche Charaktere zusammenhängen. Die Story beschreibt nämlich Geschehnisse von drei Generationen, was das Verständnis nicht gerade leicht macht.
Gerade zu Beginn des Buches werden die Ereignisse der Vergangenheit sehr häufig nur angeschnitten, sodass ich mir kein vollständiges Bild über die damaligen Ereignisse machen konnte und beim Lesen einige Fragezeichen im Kopf hatte. Diese beiden Aspekte haben dazu geführt, dass ich bis Kapitel 5 mit dem Buch nicht wirklich warm wurde. Danach hat die Handlung aber an Spannung und Action zugenommen, was wohl auch daran lag, dass man mittlerweile einen Überblick über die Verbindungen der Charaktere und deren Vergangenheit hatte.
Die erotischen Szenen in dem Buch sind explizit beschrieben, aber in einem stilvollen Maß eingesetzt.
Gut gefallen hat mir, wie die Autorin es geschafft hat den Aspekt der Geschwister-Liebe einzubeziehen. Sowohl Nicholas, als auch Olivia haben ein sehr enges und tolles Verhältnis zu ihren Geschwistern. Es war schön mit anzusehen, wie Nicholas seine kleine Schwester schützen möchte und wie Olivias großer Bruder für sie einsteht. Die Autorin konnte gut rüber bringen, was es bedeutet eine enge Beziehung zu seinen Geschwistern zu pflegen. Denn das bedeutet auch, dass man, auch wenn man einige Zeit getrennte Wege gegangen ist, jederzeit füreinander einstehen würde.
Wie gesagt hat mir das Buch mit der Zeit immer besser gefallen und die Handlungen der Protas wurden immer verständlicher. Toll fand ich auch, dass es mal keine BadBoy-GoodGirl-Geschichte war, sondern dass Nicholas eher ein GoodBoy war und Olivia Züge eines Bad Girls hatte. Sie ist eine starke Frau, die in ihrer Vergangenheit mit einigen Schicksalsschlägen zu kämpfen hatte und sich zu verteidigen weiß. Auch wenn sie dicke Mauern um sich herum aufgebaut hat, die durch ihr Mundwerk standhaft bleiben, ist sie innerlich eigentlich sehr verletzlich, was unter anderem an dem fehlenden Rückhalt ihrer Familie liegt. Die Konflikte, die Olivia in ihrem inneren austrägt, hat die Autorin gut vermitteln können.
Auch wenn es für mich kein Jahreshighlight war, freue ich mich auf den zweiten Teil, denn in diesem dürfen zwei der Nebencharaktere, Jackson und Sadia, die ich schon im ersten Teil sehr interessant fande, ihre Geschichte erzählen. Außerdem sind für mich nach Teil 1 noch nicht alle Fragen beantwortet, weshalb ich hoffe in den weiteren Teilen die Antworten darauf zu finden. Wer auf der Suche nach einer modernen Version von Romeo und Julia ist sollte zu diesem Buch greifen.