Cover-Bild Unter Wasser atmen
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 20.10.2021
  • ISBN: 9783423282895
An Yu

Unter Wasser atmen

Roman
Tanja Handels (Übersetzer)

Ein Tauchgang zum Ursprung unserer Gefühle

Eines Herbstmorgens findet Jia Jia ihren Mann leblos in der halbvollen Badewanne. Neben ihm liegt die Zeichnung einer rätselhaften Kreatur: halb Fisch, halb Mann. Obwohl der Tod ihres Mannes das Ende einer unglücklichen Ehe und den Beginn einer neuen Freiheit bedeutet, lässt Jia Jia diese Zeichnung nicht mehr los. Der Fischmann verfolgt sie in ihrem einsamen Alltag in der Millionenmetropole Peking und in ihren Träumen. Um seine Bedeutung zu entschlüsseln, begibt Jia Jia sich auf eine Spurensuche, die wertvolle Begegnungen mit sich bringt und sie bis ins Landesinnere Tibets führt – und in die Tiefen ihres eigenen Bewusstseins.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.02.2022

Sehr tiefgründig erzählt!

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Klappentext:

„Eines Herbstmorgens findet Jia Jia ihren Mann leblos in der halbvollen Badewanne. Neben ihm liegt die Zeichnung einer rätselhaften Kreatur: halb Fisch, halb Mann. Obwohl der Tod ihres Mannes ...

Klappentext:

„Eines Herbstmorgens findet Jia Jia ihren Mann leblos in der halbvollen Badewanne. Neben ihm liegt die Zeichnung einer rätselhaften Kreatur: halb Fisch, halb Mann. Obwohl der Tod ihres Mannes das Ende einer unglücklichen Ehe und den Beginn einer neuen Freiheit bedeutet, lässt Jia Jia diese Zeichnung nicht mehr los. Der Fischmann verfolgt sie in ihrem einsamen Alltag in der Millionenmetropole Peking und in ihren Träumen. Um seine Bedeutung zu entschlüsseln, begibt Jia Jia sich auf eine Spurensuche, die wertvolle Begegnungen mit sich bringt und sie bis ins Landesinnere Tibets führt – und in die Tiefen ihres eigenen Bewusstseins.“



Uff! Das war ein Buch! Zugegeben man sollte entweder etwas von alter Symbolik verstehen oder sich vorher mal über den „Fischmann“ informieren. Warum? Die gesamte Geschichte würden einen sonst zu sehr verwirren. Ich habe mich für die zweite Varianten entschieden und genau das gefunden, was mir wichtig war um die Zeichnungen und vor allem den Wandel von Jia Jia zu verstehen. Man versinkt in diesem Buch richtig gehend in der Tiefe der Zeilen oder zieht einen der Fischmann selbst in die Tiefe? Diese Geschichte ist wie ein Sog, ein Strudel der einen in die Dunkelheit zieht und einen dennoch atmen lässt. Der Tod ihres Mannes war eine Art Befreiung. Schnell erfahren wir Leser wie sehr sie sich ihm unterworfen hat, ihr eigenes Ich untergraben musste/wollte/sollte um diese Ehe überhaupt erträglich zu machen. Es war eine Zweckehe könnte man meinen und es war auch so. Dennoch merken wir Leser, wie sie von ihrem Mann profitiert hat, wie gütig er doch zu ihr war nur eben ohne Liebe und Zuwendung. Sie hatte sich an das Leben mit ihm gewöhnt und genoss es auch. Aber was hat es mit dem Fischmann aufsich? In der Mythologie heißt er beispielsweise „Oannes“ (in der Ikonographie „Abgal“) und war der erste Kulturbringer der Menschheit. Er kam morgens aus dem Meer und lehrte den Menschen Kulturtechniken wie Schriften, Wissenschaft, verschiedene Künste (da sind wir beim Thema „Zeichnung“!), Ackerbau…Es aß und trank nichts bei den Menschen und verschwand Abends wieder im Meer. Näheres ist in der großen Welt des Internets zu finden…nun wieder zurück zum Buch: man könnte es so deuten, dass nach dem Tod von Jia Jia‘s Mann endlich der Fischmann sie wieder in die Welt der Künste entführt hat. Jia Jia begibt sich im Buch selbst auf die Reise nach dieser Deutung und entdeckt ebenso verschiedene Möglichkeiten. Sie beginnt wieder mit dem malen, mit dem malen von Wasser. Der Fischmann lässt sie nicht mehr los und krallt sich in ihr Leben wie eine Krake. Immer wieder zieht er sie in die Tiefe und manchmal schwimmt sie ohne ihn im tiefen Wasser. Als Leser wird man hier ganz behutsam und durch die sehr beschreibende Ansprache der Autorin in diese Welt geführt. Es scheint wie ein Märchen oder eine Fabel oder ist es gar ein Rausch den Jia Jia da immer wieder erfährt? Fragen über Fragen und wenn man das Buch beendet, ist diese „Reise“ genau wie die Reise nach Tibet geklärt und zeigt eine klare Erklärung, eine Erleuchtung wenn man so will. Die Wellen des Wassers werden sichtbar.

Wir lernen in diesem Buch sehr viel über die chinesische und tibetische Kultur, über Mythologie eigentlich nur indirekt (außer man befasst sich bewusst damit, damit man weiß wen man da eigentlich als Fischmann vor sich hat) aber es passt alles zusammen. Es ist irgendwie traurig zu sehen, wie Jia Jia ihrem verhassten, toten Mann hinterher trauert. Ist es überhaupt Trauer oder nur die Suche nach dem Fischmann? Aber warum will man die selbe Reise machen die der Mann vor einiger Zeit selbst unternommen hat? Sie will an seinen Spuren festhalten, denkt ift an ihn und vergleicht ihr jetziges Leben mit dem von früher. Hierauf erhalten wir feinstimmige Antworten die gern zwischen den Zeilen zu finden sind.

Ich habe dieses ruhige, unaufgeregte Buch genossen und finde diese gekonnte Mischung faszinierend umgesetzt. Dieses Buch war die Geschichte der Selbstfindung von Jia Jia - runder hätte es nicht erzählt werden können. Die Sprache und der Ausdruck der Geschichte passten in jeglicher Art und Weise hervorragend zusammen. Wie bereits gesagt, ruhig, beflissen, tiefgreifend, sehr bildhaft, detailliert erzählt ohne dabei langweilig zu werden - das war ein Lesegenuss! 5 von 5 Sterne

Veröffentlicht am 23.03.2022

In die Tiefe gezogen

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Jia Jia findet ihren Mann in merkwürdiger Position kopfüber in der Badewanne. Tot. Offenbar ertrunken. Neben ihm eine Skizze eines Fischs mit Männerkopf. Was soll Jia Jia damit anfangen? Sie folgt dem ...

Jia Jia findet ihren Mann in merkwürdiger Position kopfüber in der Badewanne. Tot. Offenbar ertrunken. Neben ihm eine Skizze eines Fischs mit Männerkopf. Was soll Jia Jia damit anfangen? Sie folgt dem Hinweis und erfährt dabei viel mehr über sich selbst als über ihren verstorbenen Mann.

Es handelt sich bei dieser Geschichte um eine sehr ruhige und verträumte. Sie wird überwiegend aus Jia Jias Perspektive erzählt und lässt sich flüssig und angenehm lesen.

Die Atmosphäre ist genauso vernebelt, wie das versmogte Peking, in welchem die Geschichte hauptsächlich spielt. Schon die Kulisse wirkt ein bisschen mystisch und hält genau die richtige Mischung an Surrealismus und Wirklichkeit bereit. Denn Jia Jia hält sich seit der Entdeckung der Fischmann-Zeichnung auch nicht mehr ausschließlich in der Realität auf. Eine andere Welt, die Wasserwelt, dringt mehr und mehr in ihre ein und Jia Jia verliert immer wieder den Bezug zu ihrer eigentlichen Welt.

Der Tod ihres Mannes wirft sie in mehrerer Hinsicht vollkommen aus der Bahn. Es ist, als müsste sie sich neu entdecken, als wäre sie bisher nur ein Schatten ihrer selbst gewesen. Doch ihr fehlt plötzlich der Halt und ein Ziel, weswegen sie der Bedeutung dieser Skizze nachgehen will. Ihre Suche nach dem Sinn dieses Bildes führt sie nach Tibet, wo sie zwar noch mehr Hinweise, allerdings auch mehr Fragen als Antworten bekommt.

Während ihrer Reise und auch davor hat sie einige Zufallsbegegnungen, die wohl mehr schicksalhaft als zufällig anmuten und ihr den Weg zu ihrem neuen oder viel mehr befreiten Ich ebnen.

Kunst und Wasser spielen in diesem Werk eine bedeutsame Rolle. Ganz erfassen konnte ich diese aber nicht. Immer wieder wird Jia Jia von der Wasserwelt verschlungen, sucht aber auch aktiv einen Weg dort hinein. Es macht ihr Angst, scheint aber auch eine Art Befreiung für sie zu sein. Das Wasser zieht sie in die Tiefe, lässt sie aber auch schweben und ganz leicht werden.

Das Buch erzählt von einem ungewöhnlichen Umgang mit Trauer und Verlust, von Gefangenschaft und Befreiung, alles verpackt in surreal und mystisch erzählten Erlebnissen, die zwischen Traum und Realität hin- und herschwanken.

Ich selbst befand mich beim Lesen auch schwankend zwischen Wohlfühlen und Unbehagen. Wie Jia Jia, schwimmt man in der Geschichte manchmal ohne festen Halt und ohne zu wissen, wo das Buch sich hinbewegt.

Das Buch konnte mich berühren und beschäftigt mich nach wie vor, weil ich noch am grübeln bin, was das alles zu bedeuten hat. Ich meine, ein Buch über Identität und Selbstfindung gelesen zu haben. Mir hat vor allem der träumerische Schreibstil und der Hauch von Surrealismus gefallen. Es ist sehr symbolträchtig und voll von Metaphern, von denen mir der Sinn einiger vermutlich verschlossen bleiben wird. Ich habe das Buch sehr gerne gelesen. Die Geschichte wird auf jeden Fall noch ein wenig nachhallen.

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Veröffentlicht am 23.01.2022

Fisch oder Mann?

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"Unter Wasser atmen" handelt von Jia Jia und einer Suche nach sich selbst. Die Ehe mit ihrem Mann ist nicht unbedingt liebevoll und glücklich, doch sie war immer zufrieden, so wie es war. Doch er hatte ...

"Unter Wasser atmen" handelt von Jia Jia und einer Suche nach sich selbst. Die Ehe mit ihrem Mann ist nicht unbedingt liebevoll und glücklich, doch sie war immer zufrieden, so wie es war. Doch er hatte sich verändert und eines Tages liegt er tot in der Badewanne, neben sich eine skizzenhafte Zeichnung eines Fabelwesens, halb Fisch, halb Mann. Dieser Fischmann, wie sie ihn nennt, lässt sie nicht mehr los und die Suche nach ihm nimmt schließlich ihr ganzes Handeln ein.

Oberflächlich könnte man dieses Buch als gut geschriebene aber seltsame Geschichte abtun, eine Frau, die besessen ist von einem merkwürdigen Fischwesen. Doch An Yu hat mich mit ihrer Sprache direkt überzeugt und für ungewöhnliche Geschichten bin ich sowieso immer zu haben.

Jia Jia wollte Künstlerin sein, ein eigenständiges Leben führen, doch eine Zweckehe kam ihr dazwischen. Nun, da ihr Mann tot und sie wieder alleine ist, fühlt sie sich zum ersten Mal seit langer Zeit frei. Frei aber auch irgendwie verloren, mit der Familie des Mannes verbindet sie nur Streit, das Geld wird nur für eine bestimmte Zeit reichen, also muss sie anfangen, sich über ihr neues Leben Gedanken zu machen. Sie beginnt wieder zu malen, doch schnell ist ihr einziges Objekt der geheimnisvolle Fischmann. Er verfolgt sie in ihren Träumen und Gedanken und nimmt sie mit in sein Reich. Teilweise weiß man gar nicht, was da gerade passiert. Doch dieses Abdriften und Sich-Auflösen im Umfeld des Fischmannes bringt sie gleichzeitig näher zu sich selbst. Sie wirkt nach außen verzweifelt, entwickelt aber unbemerkt mehr Selbstbewusstsein und innere Stärke, die sie für das Leben braucht.

Aus der anfänglich verlorenen Jia Jia ist am Ende eine Frau geworden, die ihre eigenen Pläne verwirklicht und die mir sehr ans Herz gewachsen ist. An Yu hat für mich mit "Unter Wasser atmen" ein wirklich tolles Buch geschrieben, in das man selbst ein wenig versinkt beim Lesen.