Ann Granger verknüpft in ihrem neusten Werk zwei ihrer bekanntesten Reihen. Sie verbindet durch einen ColdCase Meredith Mitchell und Alan Markby mit Jessica Campbell und Ian Carter.
Meine Erwartungen an dieses i-Tüpfelchen der eigentlich längst beendeten Mitchell/MarkbySerie waren riesig.
Anfangs war es großartig, zu alten Bekannten zurückzukehren, mit denen man in den letzten Jahren immer wieder eine gute Zeit verbracht hat.
Nach wie vor gefällt mir der Kontrast ruhiger Beschaulichkeit zu abgründigen Abscheulichkeiten, wobei die Autorin auch hier ganz CozyCrime-like nie in´s Extrem abglitt.
Die Settings waren anschaulich und stimmungsvoll, zu kurz kam das Leben beider Ermittlerduos.
Ich habe erwartet, daß mehr auf die private Ebene der Hauptcharaktere eingegangen wird.
Für mein Empfinden stagniert die Geschichte in diesem Bereich, es ergibt sich allerwenigst bis nichts neues.
Einige Sachverhalte wurden kurz angerissen, bezogen sich aber auf bereits bekanntes aus den Vorgängerbänden.
Vielleicht sind der Autorin die Ideen ausgegangen (wie bei Lizzie Martin?), aber als Leserin wünsche ich mir gerade im Privatleben der Protagonisten einen Fortschritt.
Für mich ist das der rote Faden und verbindendes Element einer Reihe mit mehreren Bänden und bringt Spannung, Schwung und von mir aus auch Drama mit sich.
Das Fehlen des Fadens ging zu Lasten der Dynamik, die Charaktere wurden von Kapitel zu Kapitel langweiliger und hölzerner. Hier war für meinen Geschmack noch sehr viel Luft nach oben, vorhandenes Potential wurde nicht genutzt!
Mich hat es außerdem sehr gewundert, dem umfassenden Empathiemangel des ein oder anderen Charakters geschuldet, daß nicht noch mehr Leichen aufgetaucht sind…
Anfangs hielt ich es für Schrulligkeit (ich liebe Schrullen, Tante Nina hat mir ausnahmslos von ALLEN am besten gefallen!), aber schlussendlich agierten etliche Protagonisten nicht mal mehr schräg im positiven Sinne, sondern waren in ihrer Art einfach er- und abschreckend.
Da hätte ich mir feinere Nuancierungen gewünscht und nicht solche platten Konstrukte.
Auch fand ich manche Entwicklungen schlichtweg zu unglaubwürdig. Beispielhaft dafür die Auflösung darüber, wer die Leiche aus welchen Gründen vergraben hat…
Der nun wohl wirklich letzte Band einer Reihe, die damit dann auch tatsächlich beendet sein sollte.
Wenn Ann Granger künftig nicht besonders heftig und extraordinär von der Muse geküsst wird, bedarf es keiner weiteren Fortsetzung.
Vielleicht ist der Musenkuss aber schon anderweitig erfolgt und wir können den Start einer neuen Reihe erwarten, diesmal mit einem ermittelnden Klavierstimmer? Nachtigall ick hör dir trapsen.
Trotz ihres Bekanntheitsgrades und damit verbundener Auflagenstärke liefert sie für meinen Geschmack immer weniger und bleibt immer weiter hinter meinen Erwartungen zurück.
Für mich war es definitiv das letzte Grangersche Werk. Ich bin überzeugt, es gibt Besseres.