Neue Bewohner in Kirkby
„...Tatsache ist, dass unser Erzeuger genau in dem Moment die finale Biege gemacht hat, in dem wir beide Zeit haben, uns mit unserer Vergangenheit und unserer Zukunft auseinanderzusetzen...“
Die Zwillinge ...
„...Tatsache ist, dass unser Erzeuger genau in dem Moment die finale Biege gemacht hat, in dem wir beide Zeit haben, uns mit unserer Vergangenheit und unserer Zukunft auseinanderzusetzen...“
Die Zwillinge Flora und Ewan sind nach mehr als 10 Jahren nach Kirkby zurückgekehrt, um das Erbe ihres Vaters anzutreten. Geerbt hat eigentlich nur Ewan. Das ist der letzte unfeine Schachzug ihres Vaters. Mit 18 Jahren hatten sie den Hof verlassen. Sie hatten die Eskapaden und Wutanfälle des Alkoholikers satt.
Die Autorin erzählt erneut eine spannende und tiefgründige Geschichte aus dem fiktiven schottischen Ort Kirkby. Der Schriftstil lässt sich gut lesen. Er ist abwechslungsreich, bindet viele bekannte Protagonisten ein und lässt Platz für neue.
Kirkby wartet auf eine weitere Attraktion. Grizel ist in den Ort gezogen, hat ein altes Haus gekauft und möchte darin eine Bücherstube eröffnen. Dafür sucht sie aber noch eine Partnerin mit eigenem Profil.
Während Ewan darüber nachdenkt, ob er den Hof verkauft oder es mit der Zucht alter Schafrassen versucht, ist Flora weitaus entscheidungsfreudiger. Sie hat ihren Bruder überredet, am Treff im Rathaus teilzunehmen. Dort bietet sie an, bei Grizel mit einem Wollladen einzusteigen. Währenddessen haben Marlin und der Bürgermeister eine Menge an Ideen, wie es auf Ewans zukünftiger Schaffarm weiter gehen könnte.
„...Noch eine Stunde später fühlte sich Ewan wie von einem Traktor überrollt und wusste nicht so recht, wohin mit seinem widerstreitenden Gefühlen...“
Ewan ist eher ein verschlossener Typ. Er geht gern Auseinandersetzungen aus dem Weg und hat Angst, mit seinem Vater verglichen zu werden. Hinzu kommt, dass er auf Grizel unheimlich wirkt. Über ihre Vergangenheit ist kaum etwas bekannt. In den sozialen Medien ist sie nicht anzutreffen. Es wird aber schnell deutlich, dass ihr Neuanfang einer Flucht gleicht. Vor wem und vor was? Und an wen erinnert sie Ewan?
Natürlich dürfen die tierischen Protagonisten nicht fehlen. Als Ewan seine erste Schafherde bekommt, legt er sich eine Hütehündin zu und bekommt gleichzeitig ein junges Kätzchen in die Hand gedrückt. Die Kratzbürste reicht er weiter an Grizel. Dort wirkt sie fast handzahm. Ganz nebenbei erfahre ich so, wie vielfältig die Aufgaben sind, die ein Hütehund zu bewältigen hat.
Ich mag den Humor der Geschichte. Als der Tierarzt bei Ewan samstags erscheint, ist der gerade mit den Gedanken ganz wo anders und will ihn abwimmeln. Der Arzt reagiert so:
„...Sind deine Schafe einer Gewerkschaft beigetreten und dürfen am Wochenende nicht behandelt werden? Keine Sorge, ich verlange keinen Wochenendzuschlag...“
Das Buch hat mir ausgezeichnet gefallen. Die Autorin vermag es, eine spannende Handlung mit aktuellen Problemen zu verknüpfen. Aus gutem Grund möchte ich genau dazu nicht konkreter werden. Lasst euch beim Lesen überraschen!