Cover-Bild Die Regeln des Spiels
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26,00
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  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 21.08.2023
  • ISBN: 9783446277540
Colson Whitehead

Die Regeln des Spiels

Roman
Nikolaus Stingl (Übersetzer)

Lässig, böse, humorvoll – der neue Roman von Colson Whitehead über die wilden Siebziger im schwarzen New York

Ray Carney will von krummen Geschäften nichts mehr wissen. Er hält sich raus aus dem täglichen Chaos New Yorks, wo Gangster sich Schießereien liefern und die Black Liberation Army zum bewaffneten Kampf aufruft. Wäre da nicht seine Tochter May mit dem schier unerfüllbaren Wunsch nach einem Ticket für das Konzert der Jackson Five. Ray muss sein altes Netzwerk aktivieren – auf die Gefahr hin, sich selbst wieder zu verstricken. Als in Harlem ganze Wohnblocks in Flammen aufgehen, beauftragt er Pepper, der wie kein zweiter die Regeln des Spiels kennt, um für Gerechtigkeit zu sorgen. Whiteheads grandios unterhaltsamer Roman über das schwarze New York der wilden Siebziger ist ein großes Sittengemälde Amerikas.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 22.09.2023

Mikrokosmos Harlem

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Im zweiten Teil seiner Harlem-Trilogie begegnen wir vertrauten und lieb gewonnenen Figuren aus Harlem Shuffle wieder. Mehr oder weniger im Zentrum steht erneut Ray Carney, der sympathische Familienvater ...

Im zweiten Teil seiner Harlem-Trilogie begegnen wir vertrauten und lieb gewonnenen Figuren aus Harlem Shuffle wieder. Mehr oder weniger im Zentrum steht erneut Ray Carney, der sympathische Familienvater und Möbelhändler, der inmitten des kriminellen Chaos von Harlem in den 1970er Jahren nur eins will: mit seiner Familie gut über die Runden kommen. Aber man lässt ihn einfach nicht. Seine frühere Verbindung zu Munson, einem korrupten Cop, sorgt dafür, dass er schneller wieder in kriminelle Machenschaften verwickelt ist, als er bis drei zählen kann.

Die eigentliche Hauptfigur des Romans ist aber wieder der New Yorker Stadtteil Harlem, das Zentrum der afroamerikanischen Kultur. Allerdings werden wir gemeinsam mit Ray und seinem alten Kumpel Pepper Zeuge, wie Harlem langsam vor die Hunde geht. Kriminalität, Armut, Brände und Korruption auf allen Ebenen hinterlassen tiefe Narben in der Stadt und den Menschen. Whitehead nähert sich aus verschiedenen Perspektiven diesem Elend, über Ray/Munson, über einen Film, der in Harlem gedreht wird (u.a. in Rays Möbelgeschäft) und über die Korruption in städtischen Behörden gepaart mit einem unsinnigen Sanierungsprojekt. Dabei bedient sich der Autor eines besonderen Schreibstils, der viel Aufmerksamkeit erfordert und zudem voller trockenen Humors steckt. Ständig wechselt Whitehead zwischen Personen und Begebenheiten, erläutert Vergangenes und zieht Verbindungslinien kurz und quer durch den Stadtteil, dass einem schwindelig werden kann. Ein bisschen hat es mich an "Berlin Alexanderplatz" von Döblin erinnert, der die Stadt durch seine Montagetechnik zum Leben erweckt und zum Gegner des Helden macht. Wie der Titel schon sagt, muss man sich in Harlem an die Spielregeln halten, sonst geht man unter.

Mir hat das Buch sehr gut gefallen, es kommt aber nicht ganz an Harlem Shuffle heran. Es können hier nur ein paar der spannenden und signifikanten Themen erwähnt werden, die im Roman eine Rolle spielen: Black Panthers, Black Liberation Army, Knapp-Kommission, Frank Serpico, Blaxploitation-Horrorfilme, Jackson Five, warme Sanierungen, korrupte Politiker, Rassentrennung und Polizeigewalt. Wieder gibt es drei Hauptteile, die jeweils mit ein paar Jahren Abstand die Handlung weiterführen und immer bestimmte Blickwinkel auf Harlem haben. Insgesamt verfolgen wir die Vorgänge von 1971 bis 1976. Das Ende des Romans macht absolut neugierig auf den letzten Teil. Ein starkes und gleichzeitig unterhaltsames Stück amerikanische Geschichte.

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Veröffentlicht am 17.09.2023

Das Gaunermanifest

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Mit „Crook Manifesto“ (dt. Titel „Die Regeln des Spiels“) legt Colson Whitehead nach „Harlem Shuffle“ den zweiten Teil seiner „Harlem Trilogy“ vor. Somit begegnen wir hier erneut Ray Carney, den wir bereits ...

Mit „Crook Manifesto“ (dt. Titel „Die Regeln des Spiels“) legt Colson Whitehead nach „Harlem Shuffle“ den zweiten Teil seiner „Harlem Trilogy“ vor. Somit begegnen wir hier erneut Ray Carney, den wir bereits aus dem Vorgängerroman kennen, ebenso wie andere Figuren, die man schon damals lieben oder hassen gelernt hat. Carney, der sich einige Jahre ganz ohne krumme Geschäfte allein auf sein Möbelgeschäft konzentriert hat, kommt in den 1970ern an und mit dem Beginn des neuen Jahrzehnts wird er auch wieder in die Kriminalität gezogen. Der Auslöser passt zum amüsant-lakonischen Schreibstil Whiteheads: Seine Tochter möchte der The Jackson Five live sehen, die Tickets sind heiß begehrt und schon längst ausverkauft, also muss sich Carney an alte, halbseidene Kontakte wenden, um an die Tickets zu kommen. Dies setzt eine Spirale der Gewalt in Gang, die wir in drei Buchabschnitten mit dem bereits aus „Harlem Shuffle“ bekannten zwei bis drei Jahressprüngen nun miterleben.

Wie schon erwähnt, glänzt auch dieser Roman von Colson Whitehead mit einem großartigen Schreibstil zwischen amüsant-lakonisch, soziologisch-beobachtend und klug-knallharten Feststellungen. Sofort schafft es der Autor uns in das New York, oder spezieller das Harlem, der 1970er Jahre hineinzusaugen. Die Atmosphäre aus dem Versuch der Menschen zum sozialen Aufstieg und der zunehmenden Verwahrlosung des Viertels wird von Zeile eins an greifbar. Während die einen sich durch Korruption und die anderen mithilfe von Brandstiftung und Versicherungsbetrug die Taschen voll schlagen, verarmt die Masse und lebt in heruntergekommenen Häusern mit der ständigen Angst vor Drogen, Kriminalität, dem Abbrennen des eigenen Wohnblocks und der willkürlichen Polizeigewalt. Dazwischen befindet sich Ray Carney und sein väterlicher Freund Pepper. Carney sticht wie schon bekannt durch seine treffsicheren Beobachtungen zur Möbelauswahl an einem Ort des Verbrechens hervor; Pepper durch seine stoische Ruhe und gleichzeitig explosiv auftretende Gewalt. Beide Figuren wachsen der Leserschaft während des Romans richtig ans Herz, man ist voller Empathie, wenn nicht gar Sympathie, für die beiden. Denn Whitehead schafft es, dass niemand eindimensional „gut“ oder „böse“ dargestellt wird. Alle Figuren bewegen sich im Graubereich. Es wird nichts beschönigt und trotzdem merkt man den Figuren ihre Menschlichkeit an. Dies hat der Autor zur wahren Perfektion gebracht.

Inhaltlich erfahren wir unglaublich viel über die Zusammenhänge von städtebaulicher Entwicklung, Korruption,Fehlplanungen und schlechtem Handling durch die gewählten Volksvertreter. So wird ein Stadtviertel der Minderheiten, ebenso wie Teile Brooklyns und der Bronx, abgehängt, vernachlässigt und geht ganz nach dem „Broken Window“-Prinzip den Bach runter. Aber auch ganz dem Buchtitel (sowohl dem Original- als auch dem deutschen Titel) nach geht es darum, mit welchen Regeln das Spiel der Ganoven gespielt wird. So heißt es auf Seite 221:

„Man hatte eine Hierarchie des Verbrechens, des moralisch Akzeptablen und Nichtakzeptablen, ein Gaunermanifest, und wer sich an einen weniger strengen Kodex hielt, war eine Kakerlake. Ein Nichts.“

Und das Prinzip der Kriminalität auf höherer Ebene wird auf Seite 316 kurz und umso eindringlicher festgehalten:

„Nicht auszurottende Bestechung, wie die nicht auszurottende Brandstiftung. Ist es erst einmal in Gang gekommen, hört es nicht mehr auf.“

Fast alle meine Kritikpunkte am Aufbau des Romans haben sich in Luft aufgelöst als ich erfuhr, dass dieser zu einer Trilogie gehört und ein Abschluss der Reihe erst mit dem nächsten Roman von Whitehead zu erwarten ist. Die einzige, minimale Kritik an diesem ansonsten wirklich wie vom Autor gewohnt meisterhaft geschriebenen Roman: Ab und an gibt es kleine Längen im Text. Der Autor zeigt hier die Angewohnheit, häufig recht weit auszuholen und ausufernd zu berichten, wenn er eine Nebenfigur oder ein Szenario mithilfe von Rückblicken beschreibt. Das hat dann letztlich meist alles eine Funktion, trotzdem muss man sich da ein bisschen durchhangeln.

Die Übersetzung von Nikolaus Stingl ist zu Beginn noch an der ein oder anderen Stelle etwas holprig, in der Gesamtheit aber durchaus gelungen.

Somit kann ich die Lektüre des Romans definitiv empfehlen. Es ist allerdings ratsam zunächst „Harlem Shuffle“ zu lesen, da sehr viele Figuren aus diesem Vorgängerroman hier wieder auftauchen und manche Vorgänge als bekannt vorausgesetzt und nur noch einmal kurz umrissen werden.

4,5/5 Sterne

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Veröffentlicht am 10.10.2023

New York in seinen wilden Jahren

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Harlem in den 70ern ist ein heißes Pflaster! Und Schauplatz für eine aufregende Geschichte. Oder auch vieler Stränge und Erzählungen, die gleich einem großen Mosaik jede ihren ganz eigenen Reiz und Charme ...

Harlem in den 70ern ist ein heißes Pflaster! Und Schauplatz für eine aufregende Geschichte. Oder auch vieler Stränge und Erzählungen, die gleich einem großen Mosaik jede ihren ganz eigenen Reiz und Charme hat und in ihrer Fülle ein großes, leuchtendes Gesamtbild ergeben.
Verbindendes Element und Charakter des Einzelnen und Ganzen ist dabei Ray Carney, ein passionierter Möbelverkäufer und ebenso großer Liebhaber funkelnder Steine und teurer Schmuckstücke – die durch seine Hände auch gerne mal den Besitzer wechseln. Und auch eine kurze Phase der „kriminellen Abstinenz“ kann nichts daran ändern, dass er eine feste Größe in der Unterwelt Harlems ist – was für ihn und seine Lieben nicht ohne Folgen bleibt.
Doch dies ist nur Auftakt und Zentrum einer Gangsterkomödie, die in ihrer Dichte, Konzentration und Raffinesse es vermag, eine Vielzahl an Figuren, Schauplätzen und Verbrechen zu vereinen und in einen Kontext mit Bezügen zu Musik- und Filmszene und politischen und sozialpolitischen Entwicklungen ihrer Zeit zu stellen.
Hört sich abwechslungsreich an? Ist es auch. Klingt anspruchsvoll? Auch das trifft zu – und nach Lesestunden, die streckenweise nicht nur Aufmerksamkeit und Konzentration der Leser einfordern, sondern auch Anstrengung und die Bereitschaft voraussetzen, sich Handlung und deren Fortgang bewusst anzueignen.
Doch zu den „Regeln des Spiels“ zählt auch die Belohnung des Siegers – und hier derjenigen, welche sich auf den Facettenreichtum der Geschichte eingelassen und so eine Welt der Kriminalität und Verstrickungen, der Blut und Gewalt betreten haben. Transportiert mit viel Witz, Komik und schwarzem Humor. Und in Form einer Lektüre, die Meisterwerk, Arbeit und Vergnügen zugleich ist.

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Veröffentlicht am 28.09.2023

Toller Roman, aber zum Ende hin etwas überhastet

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Mit "Die Regeln des Spiels" (im Original heißt sein Roman - wesentlich treffender - "Crook Manifesto") legt Colson Whitehead den zweiten Teil einer geplanten Trilogie rund um Ray Carney, seines Zeichen ...

Mit "Die Regeln des Spiels" (im Original heißt sein Roman - wesentlich treffender - "Crook Manifesto") legt Colson Whitehead den zweiten Teil einer geplanten Trilogie rund um Ray Carney, seines Zeichen Möbelhändler und Hehler in Harlem, vor.

"Die Regeln des Spiels" kann man auch dann gut lesen und verstehen, wenn man den Vorgänger "Harlem Shuffle" noch nicht gelesen hat. Mehr Spaß wird "Die Regeln des Spiels" aber auf jeden Fall machen, wenn man den ersten Teil der Trilogie bereits gelesen hat, gibt es in "Die Regeln des Spiels" doch immer wieder Verweise auf diesen Roman.

Wie schon in "Harlem Shuffle", schafft es Colson Whitehead auch in diesem Roman, seine Leserinnen sofort ins Geschehen zu ziehen. Tatsächlich lässt Whitehead das New York und vor allem Harlem der 70er Jahre dermaßen plastisch auf die Leserinnen los, dass man das Gefühl hat, mittendrin zu sein. Ich liebe das sehr!

"Die Regeln des Spiels" wird in drei Teilen serviert: Zunächst folgen wir in "Ringolevio" vor allem Ray Carney, dem wir schon in "Harlem Shuffle" - allerdings noch in den 60er Jahren - begegnet sind. Ray hat sein Leben mittlerweile unter Kontrolle, sein Laden floriert, alles ist super. Bis - natürlich - mal wieder alles aus den Fugen gerät.

Wie Whitehead das alles präsentiert, ist meiner Meinung nach eine hohe Kunst: Einerseits werden die Menschen, die Stadt, die Gaunereien und die Gewalt schonungslos präsentiert, andererseits bleibt genug Zeit für humoristische Einlagen, die sich aber immer aus der Situation bzw. aus den Gedanken (insbesondere Ray Carneys) ergeben. So bleibt das, was wir lesen, erträglich. Nicht nur das, es macht einen Riesenspaß und es gab immer wieder Momente im Roman, in denen ich mir wünschte, er würde kein Ende nehmen - einfach, weil er so toll geschrieben ist.

Im zweiten Teil - Nofretete T. N. T. - steht Ray nur an der Seitenlinie, während Pepper, der schon kurz in "Harlem Shuffle" auftauchte, ins Zentrum rückt. Er muss die Hauptdarstellerin eines Films, der unter anderem in Rays Möbelgeschäft gedreht wird, ausfindig machen. Dieser zweite Teil hat es mir besonders angetan. Er ist ein tolles Zwischenspiel und zeigt, wie gut Whitehead darin ist, Charaktere zu schaffen, die - wie im echten Leben - voller Widersprüche stecken. Auch hier gibt es nicht nur das rein Gute und das rein Böse und gerade das macht Whiteheads Carney-Romane so lesenswert. Die Menschen werden in all ihren Facetten dargestellt und das macht "Harlem Shuffle" ebenso wie "Die Regeln des Spiels" so wunderbar.

Klar, es gibt in diesen Romanen natürlich Menschen, mit den wir sympathisieren und Menschen, denen wir ablehnend gegenüber stehen, aber alles in allem wird hier eine tolle Bandbreite facettenreicher Menschen präsentiert.

Der dritte Abschnitt des Romans - "Die Abwickler" - ist meiner Meinung nach leider auch der schwächste - das aber ehrlich gesagt auf verdammt hohem Niveau. Hier macht sich bemerkbar, dass es sich um den zweiten Teil einer geplanten Trilogie handelt. Zwar gibt es keinen Cliffhanger, aber so richtig befriedigend ist der dritte Abschnitt nicht. Das liegt auch daran, dass das Finale viel zu schnell abgehandelt wird. Whitehead, der sonst ein stets gut gewähltes Tempo an den Tag legt, präsentiert plötzlich ein überhastet wirkendes Romanende, das alles in allem unbefriedigend ist.

Nun ist das Jammerei auf hohem Niveau: "Die Regeln des Spiels" ist ein verdammt guter Roman, der die 70er Jahre in New York bzw. Harlem auf eine Weise aufleben lässt, wie man das selten erlebt. Whitehead vermengt so viele Zutaten - die Black Panthers, Korruption, Gewalt, Gaunereien, Rassismus, Freundschaft, Liebe, Hoffnung und so weiter - zu einem funktionierenden, immer wieder witzigen und vor allem unterhaltsamen Gemisch, das seinesgleichen sucht.

In diesem Kosmos entwickelt sich Ray und wir schauen seiner Entwicklung zu: vom jungen Mann, der bloß nichts mit den Gaunereien seines Vaters zu tun haben will, zu einem Mann, der akzeptiert hat, dass er nicht nur ein Möbelverkäufer, sondern auch ein Gauner ist.

Ich bin sehr gespannt auf den finalen Roman der Trilogie!

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Veröffentlicht am 27.09.2023

Schwarzer Bilderbogen

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Der Autor hat mehrere Preise für seine Literatur erhalten. „Die Regeln des Spiels“ ist eine Fortsetzung von „Harlem Shuffle“, kann aber ohne Kenntnis dessen gelesen werden.

Ray Carney betreibt einen Möbelladen ...

Der Autor hat mehrere Preise für seine Literatur erhalten. „Die Regeln des Spiels“ ist eine Fortsetzung von „Harlem Shuffle“, kann aber ohne Kenntnis dessen gelesen werden.

Ray Carney betreibt einen Möbelladen und ist nebenberuflich als Hehler aktiv. Seine Frau Elisabeth arbeitet in einem Reisebüro. Sie haben zwei Kinder und einen Neffen. Das Leben ist gefährlich im Harlem der siebziger Jahre. Ständig werden Häuser angezündet, Menschen ermordet, kriminelle Deals abgewickelt und Schmiergelder bezahlt.
„Die Regeln des Spiels“ ist in drei Teile gegliedert, die nur lose miteinander verbunden sind. Das ist beim Lesen verwirrend, weil der Protagonist aus dem ersten Teil im zweiten kaum mehr auftritt. Deshalb ist dies kein Roman, der ja eine Entwicklung der Hauptperson nachzeichnen würde. Es ist eher ein Bilderbogen, ein Kaleidoskop jener Zeit und der Menschen, die in dieser Situation lebten.
Der Stil des Autors ist äußerst bemerkenswert. Er verbindet Brutalität, feine Beobachtung und Poesie teilweise innerhalb eines Satzes, als liege das alles dicht beeinander. Sein trockener Humor ist unterhaltsam, seine Analyse wissenschaftlich abgesichert.
Besonders gut gefallen hat mir die Art und Weise, wie Whitehead seine Figuren schildert. Jeder will überleben und es ein bisschen gut haben, und so arrangiert man sich mit Korruption und kriminellen Machtstrukturen. Die weißen Machthaber von New York sind daran nicht unschuldig. Aber niemand ist nur böse oder nur gut. Die Menschen sind eben, wie sie sind. Und Whitehead kennt sie offenbar ganz gut.
Ein interessanter Einblick in eine fremde Welt. Aber kein Roman, wie wir es gewohnt sind.

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