Cover-Bild Die Kinder sind Könige
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: DuMont Buchverlag
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 320
  • Ersterscheinung: 07.03.2022
  • ISBN: 9783832181888
Delphine Vigan

Die Kinder sind Könige

Roman
Doris Heinemann (Übersetzer)

Wie, fragt sich die ermittelnde Polizeibeamtin Clara, soll man einen Verdächtigen ausmachen bei einem vermissten Kind, das Tausende Menschen kennen und mehrfach täglich sehen? Schnell begreift sie, dass ihre Ermittlungsmethoden in der virtuellen Welt vollkommen nutzlos sind. Einer Welt, von der sie bis zu diesem Fall so gut wie nichts wusste. Ihre Arbeit findet unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt, und auch privat ist sie eine zurückgezogene Frau. Schon immer konnte sie mit ihrem Alleinsein umgehen. Mélanie dagegen kann ohne die Aufmerksamkeit ihrer Follower nicht leben. Alles, was sie ist und was sie erreicht hat, verdankt sie dem Netz. Nicht einen Moment kommt ihr der Gedanke, ihre Tochter könnte dieses Leben nicht lieben, könnte sich vielmehr danach sehnen, ein unbekanntes Mädchen zu sein. Den Vorwurf der Ausbeutung ihrer Kinder weist Mélanie verletzt von sich. Und doch wird sie Jahre nach Kimmys Verschwinden genau dessen angeklagt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 16.03.2022

Ein Versuch der Autorin, sich in eine neue Richtung zu entwickeln

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Die sechsjährige Kimmy verschwindet in 2019 plötzlich spurlos. Die Eltern und der kleine Bruder Sammy sind außer sich. Das hübsche, blonde Mädchen, welche bereits im zarten Alter von sechs Jahren mehrere ...

Die sechsjährige Kimmy verschwindet in 2019 plötzlich spurlos. Die Eltern und der kleine Bruder Sammy sind außer sich. Das hübsche, blonde Mädchen, welche bereits im zarten Alter von sechs Jahren mehrere Millionen von "Fans" hat wurde offenbar aus der Wohnanlage entführt. Sie ist der Star des YouTube Familienkanals "Happy Récré". Für alle Fans war klar ersichtlich, wo Kimmy sich gerade aufhielt. Wurde sie aufgrund ihrer Bekanntheit entführt? Oder was steckt hinter dem Verschwinden? Polizistin Clara und ihr Team versuchen, den Fall zu klären...


Ich bin ein großer Fan von Delphine De Vigans Romanen. "Die Kinder sind Könige" geht vom Genre her eher Richtung Krimi. Das Thema, das De Vigan anspricht, ist brandaktuell und sehr wichtig. Trotzdem hatte ich mir mehr erhofft. Ihr typischer Stil ist in diesem Buch nicht wie sonst herausgekommen. Die Charaktere waren allesamt sehr stereotypisch aufgebaut und zeigten kaum Entwicklung während des Romans. De Vigan spricht ein wichtiges Thema an, aber mehr passiert dann auch nicht. Was möchte sie uns damit sagen? Wer ist schuld an dieser Entwicklung? Was können wir machen, um gegenzusteuern? Insgesamt lässt mich "Die Kinder sind Könige" leider etwas enttäuscht zurück.

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Veröffentlicht am 14.03.2022

Mehr Social Media Aufklärung als psychologische Raffinesse

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Die sechsjährige Influencerin Kimmy Diore verschwindet eines Nachmittags plötzlich. Ihre Mutter Mélanie, die sonst fast pausenlos das Leben ihrer Kinder Kimmy und Sammy filmt, hat sie für einen Augenblick ...

Die sechsjährige Influencerin Kimmy Diore verschwindet eines Nachmittags plötzlich. Ihre Mutter Mélanie, die sonst fast pausenlos das Leben ihrer Kinder Kimmy und Sammy filmt, hat sie für einen Augenblick beim Spielen aus den Augen gelassen. Wir begleiten sowohl Mélanie als auch Ermittlerin Clara in den Stunden und Tagen nach Kimmys Verschwinden und erfahren auch einiges aus deren Vergangenheiten und Werdegängen. Delphine de Vigan wirft in ihrem neusten Roman einen Blick hinter die Kulissen der Branche der Kinder-Influencer.

Delphine zählt zu meinen Lieblingsautorinnen und gerade ihr Roman „Loyalitäten“, indem sie ebenfalls über einen psychisch in Schieflage geratenen Jungen schrieb, hat mich sehr begeistert. Deswegen war ich tatsächlich ein wenig ernüchtert, dass es vor allem um die Gefühle und Innensichten von Kimmys Mutter und Ermittlerin Clara geht und nur indirekt um Kimmys und Sammys Stellung zu ihrem aufgezwungenen Star-Dasein. Für mich war es leider psychologisch und emotional nicht so intensiv, wie ich es von Delphine aus den Büchern kenne, die ich von ihr am liebsten gelesen habe.

Auch die Aufbereitung des Themas hat sich für mich nicht so gelesen, als würde ich zur Zielgruppe des Romans gehören. Die sozialen Medien und ihre Nutzung bzw. Monetarisierung werden in den Ermittlungen immer wieder erklärt und immer wieder finden Clara und ihre KollegInnen es unvorstellbar, wie viel Geld mit Videomaterial verdient werden kann. Das verlangsamte für mich das Tempo des Romans enorm und war teilweise sogar etwas langweilig. Vieles, was im Buch in Claras Augen ein „Durchbruch“ oder „Eye-Opener“ war, war für mich nicht neu und hat die Polizeiarbeit in ein sehr unprofessionelles Bild gerückt. Ich habe mich so gefühlt, als würde mir als Leserin nicht genügend Medienkompetenz zugetraut.

Trotzdem ist der Schreibstil auch in „Die Kinder sind Könige“ sehr präzise, wenig ausschweifend und exakt pointiert. Die Kombination aus Kriminalfall und Charakterstudie der beiden erwachsenen Frauen hat mich trotz meiner anders gelagerten Erwartungen unterhalten und es war aufgrund des Stils auch sehr angenehm und spannend, das Buch zu lesen. Ein solider Roman, der mich aber leider nicht komplett überzeugen konnte. Für mich hätte es weniger Aufklärung über Influencer und Social Media sein können und dafür mehr psychologische Raffinesse und intensivere Emotionen. Eben wieder mehr Delphine de Vigan.

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Veröffentlicht am 08.03.2022

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Mélanie ist mit dem Fernsehen und den darin gezeigten Reality-Shows aufgewachsen. Sie wollte schon immer selbst ein Teil davon sein, sie wollte berühmt sein, gesehen und v.a. geliebt werden. Der Erfolg ...

Mélanie ist mit dem Fernsehen und den darin gezeigten Reality-Shows aufgewachsen. Sie wollte schon immer selbst ein Teil davon sein, sie wollte berühmt sein, gesehen und v.a. geliebt werden. Der Erfolg blieb aus und so ist sie Jahre später Hausfrau, Ehefrau und Mutter zweier Kinder. Doch genau damit hat sie nun endlich den Durchbruch geschafft, sie ist mit ihrem Kinder-/Familienkanal die erfolgreichste Youtuberin in ihrer Sparte. Der Preis dafür ist das ständige Filmen und Zeigen ihrer beider Kinder. Doch diesen Preis zahlt sie gerne, denn alle haben ja so viel Spaß dabei. Als dann ihre kleine Tochter Kimmy beim Spielen spurlos verschwindet, kommt die ganze Tragweite der ständigen Beobachtung ans Licht.

Delphine de Vigan hat mit "Die Kinder sind Könige" ein hochaktuelles Thema aufgegriffen. Viele konsumieren den Content im Internet oder TV ohne zu hinterfragen, man lässt sich berieseln und nimmt mit großem Interesse und Sensationslust am Leben anderer Teil. Doch an die Menschen, die man dabei beobachtet, denkt man kaum. Mélanie ist getrieben von dem Drang nach Aufmerksamkeit, sie will ihrem tristen und für sie lieblosen zu Hause entkommen. Sie sehnt sich nach der Liebe von anderen und als da plötzlich Menschen sind, die ihre Videos sehen und kommentieren, sieht sie diese Liebe in greifbarer Nähe. Sie kann nicht begreifen, dass andere Menschen das nicht so sehen könnten und ist fest davon überzeugt, dass ihre Kinder das genau so sehr wollen wie sie. Schließlich ist sie eine gute Mutter die weiß was gut und richtig ist für ihre Familie.

Als Gegenstück zu ihr präsentiert de Vigan die Polizistin Clara. Sie ist weniger für die Ermittlungen zuständig als vielmehr dafür den Überblick zu behalten und die Berichte und Informationen in lückenlose und korrekte Form zu bringen. Sie sieht sich im Fall von Kimmys Verschwinden alle Posts und Videos der Familie an und kann nicht glauben, was sie sieht. Diese Welt der Zurschaustellung ist ihr unbegreiflich, sie sieht die Anzeichen bei den Kindern, die Mélanie nicht sehen will.

Ich hatte mich unglaublich auf den neuen Roman von Delphine de Vigan gefreut. Doch nun weiß ich nicht so recht, was ich davon halten soll. Sie kann ohne Frage sehr gut schreiben, doch der übliche Sog, den ihre Texte sonst ab der ersten Seite auf mich auswirken, blieb aus, das Interesse an der Handlung war lange Zeit sehr gering. Das liegt v. a. an den beiden Hauptfiguren, denn weder Mélanie als verzweifelte aber alles teilende Mutter noch Clara als zurückgezogen lebende Polizistin haben mir viel gegeben, ihre Charaktere haben für mich nur an der Oberfläche gekratzt. Lange Zeit liest sich dieses Buch fast wie ein Krimi, die psychologisch feinen Beobachtungen sind zwar da, doch mir fehlte die Intensität.

Diese kam erst im zweiten Teil des Buches auf, als de Vigan die beiden Kinder sprechen lässt. Es sind Jahre vergangen, die Kinder erwachsen, doch hier offenbart sich die Vergangenheit mit all ihren Folgen. Das hat mich berührt, das konnte ich erfassen, das hatte für mich das, was die Texte von Delphine de Vigan ausmacht. Nichtsdestotrotz ist "Die Kinder sind Könige" ein lesenswerter Roman, der den Blick auf ein viel zu wenig behandeltes Thema der heutigen Zeit wirft. Menschen die alles von sich teilen, die ihre Familie mit ins Rampenlicht ziehen um sich im Glanz der Aufmerksamkeit zu sonnen und dabei vielleicht das wesentliche aus den Augen verlieren. Auch, wenn mich diese Geschichte nicht so begeistern konnte, wie erhofft, zeigt de Vigan wie immer ein Gespür für die Sprache und Themen abseits des Altbekannten.