Entlang des Flusses
In „Was der Fluss erzählt“ bin ich ins 19. Jahrhundert gereist, zwischen Geschichtenerzählern, Ortschaften und Nebel gewandert. Sagen und Legenden sind hier noch Teil der Welt, werden behutsam in Erzählungen ...
In „Was der Fluss erzählt“ bin ich ins 19. Jahrhundert gereist, zwischen Geschichtenerzählern, Ortschaften und Nebel gewandert. Sagen und Legenden sind hier noch Teil der Welt, werden behutsam in Erzählungen eingeflochten und zur Wahrheit verdichtet. Es ist diese Atmosphäre, die mich die meiste Zeit durch den Roman geführt hat, wenn sie sich auch zum Ende hin ‑ zumindest für meinen Eindruck ‑ etwas abgenutzt hat.
Der Fluss verbindet sie alle, die Besucher des Swans ‑ des alten Gasthauses ‑ Robert Armstrong, Daunt, den Fotografen, Rita, die Krankenschwester und die Vaughans. Doch zu lange blieb mir unklar, wie ihre Stränge zusammengehören. Die Auflösung am Ende war zwar logisch, doch konnte mich dennoch nicht überwältigen. Dafür hatten mir die Längen und Nebenerzählungen zuvor bereits zu sehr die Begeisterung genommen. Lieber wäre ich dem Hauptfluss gefolgt, als in ewigen Nebenflüssen herumzuirren.
Die Charaktere selbst waren auf ihre Art sehr lebendig beschrieben, sodass ich sie mir gut vorstellen konnte. Sie waren insgesamt sehr vielfältig und wurden mit durchdachten Hintergrundstories ausgestattet. Teilweise sehr berührend, teilweise sehr abstrus. Dennoch habe ich aus irgendeinem Grund nicht wirklich mitgefiebert. Vielleicht war das Kinderthema, das hier bei allen eine Rolle spielt, einfach zu präsent für mich.
Das Ende hat mich eher enttäuscht. Zum einen hat mir einfach nicht gefallen, was mit dem Mädchen geschieht. Wie das war’s jetzt?
Ich bin unzufrieden mit der Art, wie Menschen allein aufgrund ihrer Gene zu Antagonisten verdammt werden. Hier fehlte es mir an Erklärung, durch die ich das Verhalten hätte besser nachvollziehen können. Ein „weil er so ist“ reicht mir persönlich nicht aus.
Auch wenn ich grundsätzlich gutheiße, dass sehr verschiedene Menschen auftreten, wie Armstrong, der aufgrund seiner Hautfarbe diskriminiert wurde oder seine Frau, die eine Augenklappe trägt. So verstehe ich nicht, weshalb immer wieder abfällig auf die „Flusszigeuner“ verwiesen wurde ‑ ohne das diese je eine Bedeutung für die Geschichte hatten. Zumindest ist mir nicht ersichtlich, warum sie erwähnt werden mussten.
Einen nachhaltigen Eindruck hat dieses Buch nicht bei mir hinterlassen. Es war wunderschön geschrieben, die Elemente aus Mystik und Sagen haben mir gefallen, doch ab dem letzten Drittel kam immer mehr Langeweile auf.