Cover-Bild Diese Frauen
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23,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ars vivendi
  • Themenbereich: Belletristik - Kriminalromane und Mystery
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 359
  • Ersterscheinung: 31.08.2021
  • ISBN: 9783747202180
Ivy Pochoda

Diese Frauen

Kriminalroman
Mehrere Frauenleichen werden entlang der Western Avenue von Los Angeles entdeckt, doch das LAPD interessiert sich nicht besonders für die Toten, die immerzu als diese Frauen bezeichnet werden. Diese Frauen an den Straßenecken … diese Frauen in den Bars ... diese Frauen, die nicht aufhören, Fragen zu stellen ... diese Frauen, die bekommen haben, was sie verdienen. Ivy Pochoda erzählt die Geschichten von fünf durch das Verbrechen miteinander verbundenen Frauen – darunter Detective Esmerelda Perry, die der Spur des Killers folgt ...

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 17.09.2021

Schonungslos

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Inhalt:
Im Jahr 1999 erschütterte eine grausame Mordserie die Straßen von L.A.
Obwohl „erschüttern“ eigentlich zu viel gesagt ist. Denn wirklich große Wellen geschlagen hat das Ganze nicht. Die Hinterbliebenen ...

Inhalt:
Im Jahr 1999 erschütterte eine grausame Mordserie die Straßen von L.A.
Obwohl „erschüttern“ eigentlich zu viel gesagt ist. Denn wirklich große Wellen geschlagen hat das Ganze nicht. Die Hinterbliebenen der Opfer versuchten zwar sich Gehör zu verschaffen, doch ihre Stimmen gingen unter. Denn bei den toten Frauen handelt es sich eben um „diese Frauen“ und „solche Frauen“, die nachts auf den Bürgersteigen warten und für ein bisschen Geld und Drogen ihre Körper verkaufen.
Fünfzehn Jahre scheint die Erinnerung an „diese Frauen“ noch in wenigen Köpfen wach zu sein. Doch dann schlägt der Täter nach all der Zeit wieder zu.
„Diese Frauen“ von Ivy Pochoda erzählt nicht die Geschichte einer schrecklichen Mordserie, nicht die Geschichte des Menschen, der diese verübt hat, sondern die Geschichte derjenigen, die sich fürchten, die gejagt werden und letztlich viel zu selten gehört werden.

Meine Meinung:

„Diese Frauen“ ist ein feministisch literarischer Thriller, spannend, aber so viel mehr als das. Er ist auch ein Buch über soziale Abgründe, wie sie sich in vielen Gesellschaften finden. Über Ungleichheit, Chancenlosigkeit, über eine Spirale aus Abhängigkeit und haltloser Freiheit. Und das alles in Los Angeles, einer Stadt voller Extreme, die die Privilegierten noch privilegierter und die Sozialschwachen noch schwächer zu machen scheinen. Die düstere Stimmung, die durch die szenischen Beschreibungen transportiert wird, hat mir sehr gut gefallen. Noch viel mehr gefallen hat mir allerdings die Perspektive, welche die Autorin für ihren Roman gewählt hat. Sie zeigt das Leben der Sexarbeiterinnen von L.A. schonungslos, aber immer aus einem Blickwinkel betrachtend, der den Frauen ihre Würde lässt. (Ich habe überlegt, ob man an dieser Stelle überhaupt von Würde oder „würdevoll“ sprechen kann. Weil das ja eigentlich impliziert, dass es auch würdelos ginge. Aber eigentlich geht es das doch gar nicht. Ich weiß es nicht, aber ich denke, man versteht den Gedanken.) Gleichzeitig zeigt die Autorin die Frauen aber auch so, wie andere sie sehen. Anfangs ist es mir nicht so leicht gefallen, das einzuordnen, mittlerweile verstehe ich aber, dass der Text auf diese Weise nicht werten, sondern anprangern will.
Das Buch ist in mehrere große Abschnitte geteilt, in denen die Geschichte die Perspektiven verschiedener Frauen einnimmt, die mehr oder weniger mit den Verbrechen in Verbindung stehen. Männer spielen dabei nur im Hintergrund eine Rolle.
Natürlich gibt es neben all der Sozialkritik auch klassische Thriller-Elemente. Ermittlerin Essie Perry will dem Täter auf die Spur kommen. Allerdings hält sich beides im Gleichgewicht, sodass ich letzten Endes gar nicht wirklich sagen kann, worum es sich bei „diese Frauen“ vordergründig handelt. Das Buch ist in jedem Fall kein klassischer Thriller. Es leuchtet dorthin, wo es hässlich ist, es tut weh, es legt seine Finger in die Wunden der amerikanischen Gesellschaft und bohrt.

Fazit:

„Diese Frauen“ von Ivy Pochoda ist eine überaus empfehlenswerte Geschichte, für all diejenigen, die mehr als einen klassischen Spannungsroman lesen wollen. Oder auf für solche Leser, die eher selten zu Thrillern greifen. Es ist Gegenwartsliteratur, weil es unter dem Brennglas einer Mordserie, ein Stück Gegenwart zeigt, vor dem man leicht die Augen verschließen kann. Wegsehen ist einfacher als sich der hässlichen Fratze von Armut und Abhängigkeit zu stellen. Und das fordert dieses Buch von seinen Lesern ein.

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Veröffentlicht am 12.09.2021

Voller Kraft und mitreißend

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Voller Kraft und mitreißend

Wie viel sind Prostitutierte wert? Scheinbar nicht mal soviel, dass man sich um deren Ermordungen schert. Es geht um Morde, die passieren und Niemanden interessieren. Denn ...

Voller Kraft und mitreißend

Wie viel sind Prostitutierte wert? Scheinbar nicht mal soviel, dass man sich um deren Ermordungen schert. Es geht um Morde, die passieren und Niemanden interessieren. Denn es sind Frauen, die sich verkaufen. So war es vor 15 Jahren und so ist es heute. Doch die neue Kollegin Essie Perry ist vom Gegenteil überzeugt und nimmt sich dieser Morde an.

Die Autorin Ivy Pochoda versteht es einen mitzunehmen und tief eintauchen zu lassen. Es wird nicht verherrlicht und ab und an hatte ich das Gefühl einen echten Polizeibericht zu lesen. Es wird ungeschönt eine Geschichte erzählt, die mich noch eine Weile mitgenommen hat. Denn es ist in diesem Fall nicht nur ein Thriller, es ist leider vielerorts Realität. Man sieht weg.

Es ist ein spannendes und mitreißendes Buch, dass ich jedem empfehlen kann, der sich für solche Themen interessiert.

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Veröffentlicht am 12.09.2021

Beeindruckende Sozialkritik

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Ende der 90er Jahre wurden entlang der Western Avenue im südlichen Los Angeles insgesamt 13 Frauen „aus dem Milieu“ ermordet und jetzt, nach 15 Jahren, scheint es eine neue Mordserie an nicht-weißen Frauen ...

Ende der 90er Jahre wurden entlang der Western Avenue im südlichen Los Angeles insgesamt 13 Frauen „aus dem Milieu“ ermordet und jetzt, nach 15 Jahren, scheint es eine neue Mordserie an nicht-weißen Frauen aus unterprivilegierten Gesellschaftsschichten zu geben. Es gab damals wie heute kaum Ermittlungen durch die Polizei, die „diese Frauen“ geringschätzt, ihnen gar eine Mitschuld am Verbrechen unterstellt und die Angehörigen nicht anhört und nicht ernst nimmt. Erst eine kleingewachsene Latina-Polizistin, der ebenfalls in der Vergangenheit von ihren Kollegen nicht geglaubt wurde, wird allmählich aufmerksam, hört zu und ermittelt, denn es gibt für jedes Rätsel eine Lösung und die einfache Antwort ist oft die richtige.

Das Cover zeigt eine „dieser Frauen“, jung und schön, im grün-roten Licht einer Neonreklame, es passt zum Roman.

Der Leser lernt 6 Frauen kennen, die alle mit den Morden zu tun haben, diese Frauen sind unkonventionell und kennen extreme Gewalt gegen Frauen, sie erleben die Verletzlichkeit, den Schrecken und die Wut in der unsicheren Stadt, die doch ihre Stadt ist.
Die Autorin passt ihren Schreibstil sehr gekonnt der jeweiligen Protagonistin an, sprach- und bildgewaltig werden die Charaktere lebendig und konfrontieren den Leser mit ihrem Leben. Ivy Pochoda beschreibt die Situation der Frauen authentisch, wie bei den Fotos einer der Protagonistinnen stehen sich Selbstsicherheit und Leere gegenüber, Macht und Verzweiflung, Stärke und Hoffnungslosigkeit.
Die Autorin zeichnet auch ein beeindruckendes, realistisches Bild des heruntergekommenen Viertels West Adams in South Central Los Angeles, das Lebensumfeld all dieser Frauen, das in der Vergangenheit auch bessere Tage gesehen, aber unter straßenbaulichen Maßnahmen und den Unruhen Anfang der 90er Jahre gelitten hat.

Das Buch beginnt mit einem Monolog und endet auch mit einem Monolog derselben Frau, die bedrückende und erschreckende Atmosphäre des Romans lässt am Ende Raum für einen kleinen Hoffnungsschimmer für zumindest diese eine Frau.

Ich empfehle den Roman nicht den Krimi-Fans, die auf Action und Ermittlungsarbeit aus sind, sondern eher Lesern, die sich für gesellschaftliche Probleme in westlichen Großstädten und für weibliche Selbstbestimmung interessieren.

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Veröffentlicht am 11.09.2021

Wütend, kraftvoll, lebendig, einfühlsam und provokativ

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Zwei Romane von Ivy Pochoda sind bisher in der Übersetzung erhältlich. „Wonder Valley“ nimmt uns mit in eine Heiler-Kommune in der Mojave-Wüste östlich von Los Angeles, „Visitation Street“ nach Red Hook, ...

Zwei Romane von Ivy Pochoda sind bisher in der Übersetzung erhältlich. „Wonder Valley“ nimmt uns mit in eine Heiler-Kommune in der Mojave-Wüste östlich von Los Angeles, „Visitation Street“ nach Red Hook, Brooklyn/New York, in ein Arbeiterviertel im Umbruch. Nun folgt mit „Diese Frauen“ die Nummer 3, Handlungsort West Adams, ein trostloses Viertel in South Central Los Angeles. Was alle diese Romane eint, sind zum einen die Handlungsorte fernab des üblichen Großstadt-Glamours, zum anderen der Blick der Autorin auf Menschen, die zwar registriert, aber nicht wahrgenommen werden.

Im Zeitraum zwischen 1999 und 2014 treibt ein Mörder in South Central sein Unwesen. Seine Opfer: junge Frauen, die er auf der Straße aufliest. Die Polizei unternimmt nichts, ignoriert die Angehörigen, die nach Antworten suchen. Das ändert sich erst, als die Mutter eines Opfers an die Neue, Detective Perry, gerät…

„Diese Frauen. Diese Frauen, so schön und ungezähmt. Außer Kontrolle. Diese Frauen, die er mit einer Wildheit liebte, die er nicht beherrschen konnte. Mit einer Leidenschaft, die er nicht begriff. Diese Frauen, die ihn quälten und peinigten. Diese Frauen, die reizten, lockten und starben. Diese Frauen, die er liebte und hasste und zerstörte.“ (Zitat, Seite 351)

„Diese Frauen“, bereits in der Formulierung steckt die ganze Verachtung, die Geringschätzung, die man ihnen entgegenbringt. Sind doch selber schuld, wenn ihnen etwas passiert. Hätten sie sich doch nicht so aufreizend gekleidet. Wären sie doch zuhause geblieben, anstatt auf der Straße oder in Clubs anzuschaffen.

Fünf Frauen, von Pochoda in den Fokus gerückt. Fünf Frauen, denen sie eine Stimme gibt. Fünf Frauen, von der Gesellschaft ausgegrenzt. Fünf Frauen, die kein Mitleid zu erwarten haben, als wertlos angesehen werden. Fünf Leben, an denen wir teilhaben dürfen. Wütend, kraftvoll, lebendig, einfühlsam und provokativ. Zurecht für den Edgar nominiert.

Veröffentlicht am 08.09.2021

Frauen in L.A.

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Der Roman hat einen ungewöhnlichen Stil, der auch die Gedanken der Protagonistinnen transportiert und der so intensiv ist, dass er den Leser gleich in die Handlung reinzieht.

Dorian Pankhurst lebt in ...

Der Roman hat einen ungewöhnlichen Stil, der auch die Gedanken der Protagonistinnen transportiert und der so intensiv ist, dass er den Leser gleich in die Handlung reinzieht.

Dorian Pankhurst lebt in Los Angeles und betreibt einen Fischimbiss. Vor einigen Jahren wurde ihre Tochter ermordet. Sie war eins der Opfer aus einer Reihe von ermordeten jungen Frauen.
Weitere wichtige Stimmen im Buch sind die Prostituierte Feelia, die Künstlerin Marella und die Tänzerin Julianna sowie die Polizistin Essie Perry.

Neben den Frauen ist Los Angeles die Hauptfigur des Romans und die Stadt wird im positiven und negativen gezeigt. Es ist sicher oft nicht einfach, da zu leben. Die Unruhen von 1992, die durch den Vorfall mit Rodney King ausgelöst wurden, sind nicht vergessen. Viele Menschen leben in einem Alarmzustand.
Ivy Pochoda schafft es, Formulierungen zu finden, die ein Gefühl für die Umgebung vermittelt. Das erzeugt auch eine entsprechende, dichte Atmosphäre.
Und bei ihr wirken auch die Menschen real und in ihrem Verhalten glaubwüridig. Das ist anders als bei vielen US-Amerikanischen Thrillern, die mehr mit Klischees arbeiten. Deswegen ist Diese Frauen für mich nicht nur ein Thriller sondern ein zeitgenössisches Porträt einer Stadt und ihrer Menschen. Der Roman ist anspruchsvoll und sehr lesenswert.