Cover-Bild Der Solist
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Rowohlt
  • Themenbereich: Belletristik - Krimi: Polizeiarbeit
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 240
  • Ersterscheinung: 26.01.2021
  • ISBN: 9783498058487
Jan Seghers

Der Solist

Polizist wird man aus Überzeugung. Was, wenn es die falsche ist?

September 2017. Der Frankfurter Ermittler Neuhaus stößt zur neu gegründeten Berliner «Sondereinheit Terrorabwehr», die in einer Baracke auf dem Gelände des ehemaligen Flughafens Tempelhof residiert. Die Bundestagswahlen stehen bevor, in der Hauptstadt hat sich die Gefährdungslage drastisch verschärft. Neuhaus ist ein erfahrener Ermittler, doch die Berliner Kollegen begegnen ihm mit Skepsis. Nur die junge Deutschtürkin Suna-Marie kooperiert mit ihm.
Da erschüttert eine Serie von Morden die Hauptstadt. Das erste Opfer: ein jüdischer Aktivist, das zweite eine muslimische Anwältin, weitere folgen.
Was verbindet die Fälle? Neuhaus, der Solist, macht sich auf die Suche. Und in dieser Stadt, in der einen überall die Vergangenheit anspringt und die Gegenwart bedrängt, kämpft er allein. Fast allein.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.01.2021

Zwiegespalten

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Zum Inhalt:
Eigentlich soll Neuhaus in der neu gegründeten Spezialeinheit zur Terrorabwehr in Berlin intern ermitteln. Zu viel ist in den Vorgängen um den Terroranschlag am Breitscheid-Platz schief gelaufen. ...

Zum Inhalt:
Eigentlich soll Neuhaus in der neu gegründeten Spezialeinheit zur Terrorabwehr in Berlin intern ermitteln. Zu viel ist in den Vorgängen um den Terroranschlag am Breitscheid-Platz schief gelaufen. Doch dann passieren zwei Morde – einer an einem Juden, einer an einer Muslimin – bei denen ein Bekennerschreiben mit Erwähnung Anis Amris auftaucht und Neuhaus wird mit der Aufklärung betraut. Dazu bekommt er die Deutsch-Türkin Grabowski zugeteilt und gemeinsam machen sie sich auf die Suche nach dem Grund für die Taten, - politisch und/oder religiös motiviert?

Mein Eindruck:
Jan Seghers ist auch mit dieser Story ein brisantes Buch auf der Höhe des Zeitgeists gelungen, - dazu ist er ein brillanter Erzähler. Leider gibt es bei „Der Solist“ jedoch zwei gravierende Schwachpunkte: Erstens ist das Buch zu kurz und zweitens zu einseitig. Der Autor führt hier – wenn man den Klappentext liest – einen neuen, dauerhaften Ermittler ein, lässt aber bei dieser Figur sehr vieles im Unklaren und teilweise auch im Unglaublichen: Dass beispielsweise ausgerechnet Polizisten es nicht schaffen, zu ihrem eigenen Hintergrund zu recherchieren, ist Kokolores. Auch andere Charaktere bekommen nur zumeist einen zweidimensionalen Federstrich statt eines mehrfach deckenden Öl-Anstrichs verpasst. So mag vielleicht der Boden für weitere Enthüllungen in den Fortsetzungen bereitet sein, - das sollte aber ein so guter Autor wie Seghers nicht nötig haben.
Die Hauptgeschichte um einige Morde und deren Aufklärung ist rasant erzählt, macht Spaß und bietet einige Überraschungen, die zum Nachdenken anregen. Die Klammer aus Prolog und Epilog ist jedoch vorhersehbar und genau die Schippe zu viel, die den schmalen Grat zwischen berechtigter Empörung auf der einen Seite und der Abwehr betreuten Denkens auf der anderen zuschüttet. Hier könnte sich zu Recht eine große Gruppe diskreditiert fühlen.

Mein Fazit:
Zum Schluss zu viel gut gemeint

Veröffentlicht am 30.01.2021

Temporeicher Auftakt einer neuen Reihe

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„Der Solist“ ist der Auftakt einer neuen Reihe des Autors Jan Seghers, dessen Kriminalromane mit Kommissar Marthaler und Team nicht nur in gedruckter Form vorliegen, sondern auch verfilmt wurden.

Nun ...

„Der Solist“ ist der Auftakt einer neuen Reihe des Autors Jan Seghers, dessen Kriminalromane mit Kommissar Marthaler und Team nicht nur in gedruckter Form vorliegen, sondern auch verfilmt wurden.

Nun schickt er mit Neuhaus - ohne Vornamen - einen neuen Protagonisten ins Rennen. Der neue Einsatzort des Top-Ermittlers vom BKA Wiesbaden ist Berlin. Der Stadt steckt noch immer der islamistische Anschlag von Anis Amri auf den Weihnachtsmarkt in den Knochen, und es wäre fatal, wenn sich so etwas zum jetzigen Zeitpunkt wiederholen würde, stehen doch die Bundestagswahlen unmittelbar bevor. Deshalb soll Neuhaus der Sondereinheit zur Terrorabwehr SETA unter die Arme greifen. Aber das ist nicht seine einzige Aufgabe, wie sich im Verlauf der Story herausstellen wird.

Und es geht gleich richtig los, denn unmittelbar nach seiner Ankunft wird er zu einem Tatort gerufen. Nahe einer Synagoge wurde der jüdische Aktivist David Schuster erschossen aufgefunden, bei der Leiche liegt ein Bekennerschreiben. Ein „Kommando Ansi Amri“ übernimmt die Verantwortung für diese Hinrichtung. Die Ermordung Schusters kommt zu einem Zeitpunkt, der nicht ungünstiger sein könnte, zumal das nächste Mordopfer, eine muslimische Anwältin, nicht lange auf sich warten lässt. Das ist natürlich Wasser auf die Mühlen der „Aufrechten“, einer Partei, die am äußersten rechten Rand angesiedelt ist. Und obwohl der Verantwortliche für die beiden Mordfälle schnell identifiziert ist, stellt sich die Frage nach dessen Auftraggeber.

Neuhaus ist kein Teamplayer, er ist ein Einzelgänger, der nach seinen eigenen Regeln spielt, seine Entscheidungen selbst trifft und außer dem BKA-Präsidenten niemandem Rechenschaft schuldet. Aber selbst der beste Ermittler benötigt dann und wann Unterstützung, und so wird ihm die junge türkischstämmige Suna-Marie, genannt „Grabowski“, zur Seite gestellt. Die Dynamik, die sich aus der Zusammenarbeit dieser beiden doch sehr verschiedenen Typen entwickelt, verleiht diesem Roman eine besondere Note, zumal die junge Kollegin, ein typisches Kreuz-Kölln Gewächs, den Solisten auf ihre unnachahmliche sarkastische Art nicht nur mit den Besonderheiten seines neuen Einsatzortes vertraut macht, sondern auch seiner harten Schale den einen oder anderen Riss zufügt.

Ein sympathisches Team, eine spannende Story mit Bezug zum aktuellen Zeitgeschehen, eine versierte Sprache, die ohne Umwege auf den Punkt kommt, von Beginn an durchgängig hohes Erzähltempo mit gut platzierten Cliffhangern…was will man mehr?

Dennoch gibt es zwei Punkte, die den guten Eindruck trüben. Zum einen hört Neuhaus im Auto das Lied von Tom Waits‘ "In a cold cold ground". Das ist der Originaltitel des ersten Buchs aus Adrian McKintys Sean-Duffy-Reihe "Der katholische Bulle". Hmm.

Und dann ist da noch der Hintergrund von Neuhaus' Mutter, die eh nur am Rande vorkommt. Ehemalige RAF-Sympathisantin? Das haben wir doch schon einmal gelesen. Richtig, bei Horst Eckert. Die Mutter seines Protagonisten Vincent Veih kommt auch aus dieser Ecke. Wenn das Verneigungen vor diesen Autoren sind, ist es für mich ok, aber hätte man kenntlich machen sollen.

Veröffentlicht am 30.01.2021

Spannend und beängstigend

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Das Cover passt perfekt zur Geschichte und hat mich sehr angesprochen. Nach diesem Buch hätte ich auch in der Buchhandlung sofort gegriffen.

Der Ermittler Neuhaus wird aus Frankfurt zur Sondereinheit ...

Das Cover passt perfekt zur Geschichte und hat mich sehr angesprochen. Nach diesem Buch hätte ich auch in der Buchhandlung sofort gegriffen.

Der Ermittler Neuhaus wird aus Frankfurt zur Sondereinheit Terrorabwehr nach Berlin versetzt. Er ermittelt in einer Mordserie, zu der sich ein "Kommando Anis Amri" bekennt, so dass die Morde dem IS zugeordnet werden. Die meisten seiner Kollegen begegnen ihm sehr reserviert, mit der Deutschtürkin Suna-Marie, genannt Grabowski, bildet er aber ein gutes Zweier-Team.

Es gelingt Jan Seghers perfekt, die Handlungen seiner fiktiven Figuren mit den Fakten der Ermittlungen zum Attentat auf den Weihnachtsmarkt am Berliner Breitscheidplatz zu verknüpfen. Das ist das beklemmende daran - man könnte fast glauben, dass alles real ist. Der Schreibstil ist prägnant, der Autor fasst sich kurz und bringt doch alles Wichtige an den Leser. Was mir besonders gefällt ist, dass der Ermittler Neuhaus völlig vorurteilsfrei an die Ermittlungen herangeht und so einen unverstellten Blick auf die Ereignisse hat. Nur so kann er herausfinden, dass der Hintergrund der Taten zwar auch ein politischer ist, aber eben nicht dem IS zugeordnet werden kann.

Überhaupt ist mir Neuhaus sehr sympathisch. Er ist gar nicht so ein extremer Einzelgänger wie es der Buchtitel vermuten lässt. Seine Zusammenarbeit mit Grabowski und einigen hinzugezogenen Kräften von außen ist sehr gut, also ist er durchaus teamfähig. Auch Grabowski mochte ich von Anfang an, sie ist eine sehr kluge junge Frau, die mit beiden Beinen fest im Leben steht.


Mit dem spannenden Fall rund um die Mordserie werden die brisantesten Themen unserer Gesellschaft aufgegriffen. Es geht um Rassismus, Antisemitismus, islamistischen Terror und Terror von rechts. Gleichzeitig zeigt uns die Geschichte, wie schnell Menschen eine vorgefasste Meinung übernehmen.

Mein Fazit: Großartig! Schade, dass ich nur fünf Sterne vergeben kann!


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Veröffentlicht am 29.01.2021

Berlin-Mord

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Aus Frankfurt kommt der Ermittler Neuhaus nach Berlin. Er soll in einer neuen Einheit zur Terrorabwehr ein gesetzt werden. Neuhaus präsentiert sich als Einzelgänger, der seinen Kollegen eher reserviert ...

Aus Frankfurt kommt der Ermittler Neuhaus nach Berlin. Er soll in einer neuen Einheit zur Terrorabwehr ein gesetzt werden. Neuhaus präsentiert sich als Einzelgänger, der seinen Kollegen eher reserviert gegenübertritt. Nur mit seiner Kollegin Suna-Marie kommt er gleich gut klar. Neuhaus ist noch nicht richtig in Berlin angekommen, da wird er schon zu einem Mord gerufen, der möglicherweise einen terroristischen Hintergrund hat. Und bald schon kommt es zu einem weiteren Todesfall, bei dem wohl die selbe Waffe verwendet wurde. Neuhaus und seine Kollegin versuchen fieberhaft etwas über den Täter zu erfahren, insbesondere auch, um weitere Morde zu verhindern.

Mit diesem ersten Band einer Reihe betritt der eigenwillige Frankfurter Ermittler Neuhaus die Bühne. In seiner neuen Position in Berlin stolpert er gleich in eine brisante Ermittlung, die Tat könnte durchaus einen politischen Hintergrund haben. Neuhaus sieht sich selbst als Einzelgänger und von der aufgezwungenen Teamarbeit in Berlin hält er nicht viel. Zu Suna-Marie hat er allerdings gleich einen Draht und hier stehen Zusammenarbeit und Vertrauen an vorderer Stelle. Nicht so einfach ist es dagegen, das Motiv des Mörders zu entschlüsseln. Erst nach und nach verdichten sich die Hinweise in eine bestimmte Richtung.

Der Autor ist wahrscheinlich vielen von seinen Romanen um den Kommissar Marthaler bekannt. Mit „Der Solist“ startet er eine neue Reihe, mit der er gleich im ersten Fall ein sehr brisantes Thema anpackt. Dieser Fall entwickelt sich sehr überraschen, allerdings doch auf eine Art und Weise, die einen befürchten lässt, dass könnte nicht so abwegig sein. In einigen Bereichen ist dieser ansonsten spannende Roman einfach zu kurz, da wirkt es manchmal so als hätte eine Szene oder ein Hintergrund ausführlicher ausgearbeitet werden können. Dennoch hat das Buch ein Thema, das aufrütteln kann und nachdenklich macht. Am bedenklichsten stimmt dabei, dass nichts von dem Geschriebenen auch nur im Geringsten realitätsfern erscheint. Auf Neuhaus darf man sicher weiterhin gespannt sein.

Veröffentlicht am 28.01.2021

Pleiten, Pech und Pannen

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Die Reihe um den Frankfurter Kommissar Marthaler hatte mich begeistert. Und so stand „Der Solist“ schon lange auf meiner Wunschliste. Nun also Neuhaus. Worum geht es?
11. September 2017: Neuhaus, Ermittler ...


Die Reihe um den Frankfurter Kommissar Marthaler hatte mich begeistert. Und so stand „Der Solist“ schon lange auf meiner Wunschliste. Nun also Neuhaus. Worum geht es?
11. September 2017: Neuhaus, Ermittler beim BKA in Wiesbaden, trifft in Berlin ein, wo er die Sondereinheit zur Terrorabwehr (SETA) unterstützen soll. Diese wurde als Folge des Anschlags von Anis Amri auf dem Berliner Weihnachtsmarkt am 19. Dezember 2016 gegründet.
Auf dem Weg dorthin hört er Tom Waits „In the cold, cold Ground“. Das macht ihn schon mal sympathisch. Kaum angekommen, wird Neuhaus zu einem Tatort am Landwehrkanal gerufen. David Schuster, ein jüdischer Aktivist, wurde erschossen aufgefunden. Dazu ein Bekennerschreiben vom „Kommando Anis Amri“.
Neuhaus ermittelt, zusammen mit seiner türkischstämmigen Kollegin Suna-Marie, genannt Grabowski. Kurz darauf geschieht ein zweiter Mord. Wo ist die Verbindung?
„Der Solist“ ist der spannende Auftakt einer neuen Reihe. Es geht um Islamismus, Rechtsextremismus, die Ereignisse rund um den Anschlag am Breitscheidplatz und die damaligen Versäumnisse der Ermittler. Neuhaus ist ein Eigenbrötler. Nichtsdestotrotz ist er mir sofort ans Herz gewachsen.
Jan Seghers Schreibstil ist prägnant und eindringlich. Kein Wort zu viel, keins zu wenig. So entsteht hohes Lesetempo und eine ebensolche Spannung, die schon jetzt für Vorfreude auf eine Fortsetzung sorgt.

Fazit: Großes Kino! Bitte mehr davon!