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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Penguin
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Erzählende Literatur
  • Seitenzahl: 384
  • Ersterscheinung: 30.08.2021
  • ISBN: 9783328600855
Jenny Erpenbeck

Kairos

Roman. Shortlist International Booker Prize 2024
»Eine ganz und gar epische Erzählerin – eine der kraftvollsten Stimmen der deutschsprachigen Gegenwartsliteratur.« NZZ am Sonntag über Jenny Erpenbeck

Die neunzehnjährige Katharina und Hans, ein verheirateter Mann Mitte fünfzig, begegnen sich Ende der achtziger Jahre in Ostberlin, zufällig, und kommen für die nächsten Jahre nicht voneinander los. Vor dem Hintergrund der untergehenden DDR und des Umbruchs nach 1989 erzählt Jenny Erpenbeck in ihrer unverwechselbaren Sprache von den Abgründen des Glücks – vom Weg zweier Liebender im Grenzgebiet zwischen Wahrheit und Lüge, von Obsession und Gewalt, Hass und Hoffnung. Alles in ihrem Leben verwandelt sich noch in derselben Sekunde, in der es geschieht, in etwas Verlorenes. Die Grenze ist immer nur ein Augenblick.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2021

Kairos

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Das Buch hat mich derartig fasziniert und interessiert, dass ich es innerhalb von zwei Tagen ausgelesen habe und ich mach mir noch so manche Gedanken darüber. Schon allein der Titel hat es in sich: KAIROS ...

Das Buch hat mich derartig fasziniert und interessiert, dass ich es innerhalb von zwei Tagen ausgelesen habe und ich mach mir noch so manche Gedanken darüber. Schon allein der Titel hat es in sich: KAIROS = Der Gott des glücklichen Augenblicks. Die späten 80iger Jahre, die DDR, die gerade aus den Fugen läuft. Die 19jährige Katharina und Hans, ein Schriftsteller, Mitte 50 und verheiratet, lernen sich auf der Straße kennen. Beide sind voneinander in den Bann gezogen. Er von ihrer Unschuld und Unerfahrenheit, sie von der Reife und dem Wissen des älteren Mannes. Sie lieben sich, können ohne einander nicht sein, schreiben sich Liebesbriefe, erotische Briefe und erleben eine Zeit des Glücks und der Glückseligkeit. Doch langsam kommen Risse in diesen Glückstaumel, er ist eifersüchtig auf die jungen Männer, sie ist unglücklich darüber, dass er Frau und Sohn nicht verläßt. Doch sie zelebrieren ihr Glück, feiern monatliche Tage ihres Kennenlernens, genießen in den Lokalen ihre Zweisamkeit und frönen ihrer Zweisamkeit. Doch die Liebe wird immer brüchiger, sie können nicht zusammen sein, können aber voneinander nicht lassen und sind tottraurig darüber. Hier wird uns die ganze Palette menschlicher Gefühle dargestellt, man freut sich und leidet mit den Protagonisten. Die Autorin erzählt und stimmgewaltig und in sehr guter literarischer Sprache das Leben von Hans und Katharina und wir bekommen auch Einblick in deren tägliches Leben. Die politische Situation wird aufgezeigt und man spürt, dass der gesamte Arbeiter- und Bauernstaat aus den letzten Löchern pfeift und man merkt bei den Bürgern, wie unsicher sie sich beim Fall der Mauer erstmals verhalten. Bei dem Schriftsteller Hans schwebt mir immer das Bild von Thomas Mann vor Augen. Ich sehe den schlanken Hans, mit Zigarette und gelben Fingern vor mir, hager, stets ein Glas Wein oder einen Korn vor sich. Katharina verbiegt sich für ihn, passt sich an, möchte ihm mehr als gefallen. Das Ende hat mir zu denken gegeben und in zwei Kartons ist die ganze Liebesgeschichte dieser eindrucksvollen Personen gesammelt und nachzuvollziehen. Das minimalistische Cover mit dem braunen Karton ist der Geschichte total angepaßt. Ein Buch, das sentmental macht, Tristesse nach sich zieht und über das Leben nachdenken läßt. Ein großes Lob an die Autorin, die mit beeindruckender Literatur den Lebenslauf dieser beiden Liebenden zu Papier bringt.

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Veröffentlicht am 02.09.2021

Zeiten und Menschen im Wandel

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Eine Frau blickt mit Mitte 50 auf ihr jugendliches Ich zurück, als sie mit jungen 19 Jahren mit einem Mann zusammen war, der damals so alt war, wie sie heute: Die angehende Bühnenbildnerin Katharina trifft ...

Eine Frau blickt mit Mitte 50 auf ihr jugendliches Ich zurück, als sie mit jungen 19 Jahren mit einem Mann zusammen war, der damals so alt war, wie sie heute: Die angehende Bühnenbildnerin Katharina trifft Ende der 1980er-Jahre in Ostberlin auf den charismatischen, narzisstischen und über 30 Jahre älteren Schriftsteller Hans und die beiden erleben eine Amour Fou, während die DDR und ihr System zu bröckeln beginnt. Jenny Erpenbeck erzählt in ihrem neuen Roman „Kairos“ (aus dem Griechischen „der richtige Moment, der richtige Zeitpunkt“) von einer leidenschaftlichen, aber auch ungesund manipulativen und gewaltvollen Liebe, deckt psychologisch nuanciert und bewegend Seelenwelten auf und blickt in der Außenschau präzise auf die untergehende DDR mit ihrem Alltag, Konstrukten und nicht zuletzt dem Stasi-Apparat. Wichtige deutsch-deutsche Geschichte spiegelt sich in der Anziehung der Zwei raffiniert und metaphorisch wider.

Dabei lässt Erpenbeck mit einer klaren, szenischen und großartigen Prosa zwei Zeiten ineinanderlaufen: die heutige Katharina in der Gegenwart, die in Kartons voller Erinnerungen der Zeit zwischen 1986 und 1992 wühlt und ihr Bild von damals neu zusammensetzt: Erlebnisse mit Hans, die Einführung in die Kunst- und Schriftstellerwelt, aber auch Anschuldigungen, Zwänge und Unterwerfung in der Beziehung zum herrischen Hans, der selbst noch Frau, Geliebte und Kinder hatte, aber bei Katharina keine Zuneigung zu anderen Männern duldete. Auf der einen Seite ist Hans ein reifer Mentor, auf der anderen ein harscher Ankläger und demütigender Liebhaber, der süchtig nach Katharinas Unbefangenheit ist. Schicht für Schicht legt Katharina ihre Erinnerungen der Beziehung voller Schuldzuweisungen und Verstrickungen frei, die eng in Einklang mit Orten und Begebenheiten von Ost-Berlin stehen - so setzt Erpenbeck ein kongeniales Bild deutsch-deutscher Geschichte und eine Kartografie von Ost-Berlin und seinen Menschen und Künstlern zusammen.

Ein intensiver, eindringlicher und spannend komponierter Roman, der sich langsam und detailliert aufbaut, bevor am Ende alles zusammenbricht - die Augenblicke und Möglichkeiten stehen im Wandel der Zeit, der anfängliche Zauber der Verliebtheit, der Kairos-Moment, weicht. Katharina und Hans kommen aus unterschiedlichen Generationen und blicken sehr verschieden auf den Umbruch - und mit der Wende kehrt eine neue Verlorenheit ein.

„Alles zerfällt jetzt. Einiges ist kollabiert, einiges zerschlagen, anderes im Aufbruch. Hans erinnert sich an einen Blick durch Ingrids Mikroskop: erhitzte Moleküle in einer Versuchsanordnung, manche rasen, manche schweben, manche taumeln. Die Frage ist nur, sagt Ingrid, welche Form das Ganze annehmen wird, wenn es sich wieder zurückverwandelt in Feststoff.“

Eine faszinierende und sprachlich hochwertig mit vielen pointierten Metaphern erzählte Geschichte, die Erpenbeck sowohl emotional als auch zeithistorisch bewegend einfängt - mit klugen Reflexionen zur Zeit, Kultur, Mythologie und Dramatik, da einige Charaktere aus einem bekannten und intellektuell interessanten Ostberliner Kulturmilieu mit eigenen Chiffren stammen.

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Veröffentlicht am 21.10.2021

Der Gott des glücklichen Augenblicks

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"War der Augenblick ein glücklicher, in dem sie damals, als neunzehnjähriges Mädchen, Hans traf?"
Das fragt sich Katharina, die Protagonistin in Jenny Erpenbecks neuem Roman "Kairos", als sie zwei Kartons ...

"War der Augenblick ein glücklicher, in dem sie damals, als neunzehnjähriges Mädchen, Hans traf?"
Das fragt sich Katharina, die Protagonistin in Jenny Erpenbecks neuem Roman "Kairos", als sie zwei Kartons bekommt - vollgepackt mit Aufzeichnungen aus ihrer Vergangenheit - und diese durchsieht.

Wir begeben uns zurück in die späten 1980er Jahre. Katharina ist 19, als sie in Ostberlin durch Zufall Hans begegnet. Er ist 53, verheiratet und hat einen Sohn. Es entsteht eine intensive Beziehung zwischen den beiden, die durch diverse Ereignisse zunehmend toxischer wird.

Vor dem Hintergrund der untergehenden DDR erzählt Jenny Erpenbeck, die selbst in Ostberlin geboren ist, meisterhaft und kraftvoll von dieser sehr speziellen Liebe zwischen den beiden Hauptfiguren und von einem Land, das dabei ist, auseinander zu brechen.

"Kairos" ist kein Roman, der sich einfach so dahinlesen lässt. Man muss sich auf die Lektüre einlassen, ganz langsam, Stück für Stück.

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Veröffentlicht am 31.08.2021

Porträt einer toxischen Beziehung

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Im Berlin der 80er Jahre trifft die 19jährige Katharina eines Tages den 53jährigen Hans. Sie verlieben sich in einander und kommen nicht mehr voneinander los. Hans ist verheiratet, hat einen Sohn und ...


Im Berlin der 80er Jahre trifft die 19jährige Katharina eines Tages den 53jährigen Hans. Sie verlieben sich in einander und kommen nicht mehr voneinander los. Hans ist verheiratet, hat einen Sohn und geht nicht zum ersten Mal fremd. Er denkt gar nicht daran, sich von seiner Frau zu trennen, und dies ist nur ein Problem in dieser komplizierten Beziehung. Als Katharina für einige Monate ein Praktikum in Frankfurt an der Oder macht, verbringt sie eine Nacht mit einem Kollegen. Später wird sie es Hans erzählen, und damit beginnt ein beispielloser Psychoterror. Er fragt sie immer wieder nach allen Einzelheiten, beschimpft und demütigt sie, glaubt nicht an ihre Liebe und Aufrichtigkeit. Immer wieder macht er sie klein. Er verhört sie wie ein Stasioffizier und fordert absolute Ehrlichkeit ein. Aber sagt er selbst die Wahrheit? Der Leser fragt sich zunehmend verstört, warum Katharina an dieser Beziehung festhält, zumal die zuvor geschilderten sadomasochistischen Praktiken schon befremdlich genug sind. Die junge Frau lässt alles mit sich machen. Sie selbst hat die Reitgerte gekauft. Schließlich verdient sie Strafe.

Das Ganze spielt sich vor dem zeitgeschichtlichen Hintergrund des Niedergangs der DDR ab. Es sind die Jahre vor dem Mauerfall und nach der Wende. Die politischen Verhältnisse und die private Beziehung spiegeln sich gegenseitig: eine utopische Liebe findet ihre Entsprechung in der Utopie eines kommunistischen Systems, das allen anderen Staatsformen überlegen ist. Am Ende wird deutlich, in welchem Maße auch der so von sich überzeugte Schriftsteller und Rundfunkmitarbeiter Hans gelogen und getäuscht hat, als Katharina viele Jahre später in einer Art Rahmenhandlung die Kartons mit den Dokumenten und Aufzeichnungen von Hans und ihren eigenen Koffer voller Tagebücher und Notizen für eine Rekonstruktion ihrer Beziehung auswertet. Da erfährt auch sie - und mit ihr der Leser - erst die ganze Wahrheit. Ein guter Roman mit kleinen Schwächen.

Veröffentlicht am 26.10.2021

Eine Liebe im Wandel der Zeitenwende

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Katharina und Hans sind ein Paar. Hans ist Schriftsteller im Kreis seinesgleichen und weit über 50. Er trifft auf die weitaus jüngere Katharina, die erst 19 Jahre alt ist als sie sich 1986 verlieben. Er ...

Katharina und Hans sind ein Paar. Hans ist Schriftsteller im Kreis seinesgleichen und weit über 50. Er trifft auf die weitaus jüngere Katharina, die erst 19 Jahre alt ist als sie sich 1986 verlieben. Er genießt die Privilegien dieser Zeit in intellektuellen Kreisen und das macht sie sich zu Nutze um sich Wissen zu erschließen – sie genießt das intellektuelle Kapital das zu damaliger Zeit rar war. Denn es ist die Zeit der DDR, aber der Bruch naht, denn es ist bereits das Ende der DDR eingeläutet. Wir erleben mit ihrer Beziehung das Ende der DDR mit. Nicht nur politisch geht die DDR den Bach runter, auch ihre private Zweisamkeit wird aus den Angeln gehoben. Es steht zwar die Paarbeziehung im Vordergrund der Geschichte, aber auch das zeitgeschichtliche Portrait der Wendezeit aus DDR-Perspektive ist bereichernd geschrieben.
Dieser Roman von Jenny Erpenbeck mit dem sinnbildlichen Titel ‚Kairos‘ ist zum einen ein gelungenes historisches Werk mit Blick auf die Zeit der Wiedervereinigung und illustriert gekonnt die Beziehung der beiden vor dieser Kulisse. Kairos, der günstige Zeitpunkt, den man nicht verpassen sollte. Ich interpretiere es im Sinne der weiblichen Protagonistin, die den Augenblick genutzt hat und sich mit Hans zu liieren um für sich eine vorteilhafte Situation zu schaffen, die mit veränderten Verhältnissen wieder kippt.
(Ost)Berlin ist in diesem Buch großartig in Szene gesetzt. Es erschließt sich mir wie eine neue Welt, die ich nie kennengelernt habe, bin ich doch im anderen Teil der Stadt groß geworden.
Mir hat der Roman gut gefallen, es lass sich stringent und gut. Ob und wieweit hier die DDR und ihr Ende in seiner Dramaturgie richtig dargestellt wurde, maße ich mir kein Urteil an, denn ich habe zwar die Wende erlebt, aber aus westlicher Sicht und als Kind.
Fazit: Nicht von der Alter Mann-Junge Frau-Beziehung irritieren lassen, dieser Roman kann so viel mehr!

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