Auch im zweiten Teil der Serie um die vier Virals begibt sich die Clique wieder auf eine Mission, die viel gefährlicher wird als zunächst angenommen. Denn die Freunde sind nicht die einzigen, die auf der Suche nach Anne Bonnys Schatz sind und ihre Gegenspieler sind wesentlich gieriger, aber vor allem skrupelloser als die Jugendlichen. Sie schweben mehrfach in Lebensgefahr und sind erneut dabei sämtliche Regeln zu brechen.
Die Piratengeschichte, welche auf wahren Begebenheiten basiert, und die Schatzjagd sind äußerst interessant gestaltet und nicht so unrealistisch, wie man zunächst glauben mag. Zum einen ist ihre Suche auch mit vielen Rückschlägen verbunden und zum anderen handelt es sich bei dem Rudel nun einmal nicht um normale Jugendliche. Man begleitet die Gruppe wirklich gern auf ihrem Abenteuer und kann wieder gemeinsam mit ihnen rätseln, Mutmaßungen anstellen und schließlich das Puzzle zusammensetzen.
Kathy Reichs gelingt es scheinbar mühelos die Spannung konstant aufrecht zu erhalten und den Leser immer wieder aufs Neue zu fesseln. Indem sie die recht kurzen Kapitel häufig mit einem kleinen Cliffhanger enden lässt, zwingt sie den Leser praktisch dazu weiter zu lesen bis das irgendwann mal nicht der Fall ist – und solche Stellen sind eher selten.
Ferner schafft sie es den geschichtlichen Hintergrund nie langweilig werden zu lassen, sondern für Jugendliche interessant aufzubereiten und zu schildern, sowie die Neugier des Lesers zu wecken, sodass man sogar selbst ein wenig nachforschen möchte um herauszufinden, was alles tatsächlich der Wahrheit entspricht.
Das Ende ist aufregend, aber trotzdem wieder schön in sich abgeschlossen – ein Cliffhanger ist auch gar nicht nötig um den nächsten Teil freudig zu erwarten. Die Auflösung ist toll und ganz anders als erwartet, insbesondere was den Schatz betrifft.
Neben der Schatzjagd stehen im zweiten Teil außerdem noch die Virals selbst und ihre Fähigkeiten im Vordergrund. Abgesehen davon, dass sie sie natürlich weiterhin geheim halten müssen, wollen sie auch mehr darüber herausfinden. Sie wollen lernen sie zu kontrollieren und erfahren, was für Nebenwirkungen sie haben könnten. Des Weiteren bemerken sie gewisse Unterschiede, was das Potenzial ihrer Fähigkeiten betrifft, so kann Tory zum Beispiel am besten riechen, Hi hat die besten Augen, Shelton das beste Gehör und Ben ist körperlich am stärksten. Sie müssen wissen, wie sie die Schübe auslösen können, aber auch, wie man sie verhindert.
Dieser Aspekt der Handlung wird im zweiten Teil natürlich noch nicht abgeschlossen und wird im dritten Band hoffentlich erneut aufgegriffen und noch näher beleuchtet. Es gibt mit Sicherheit noch vieles, was die Virals nicht über ihre Fähigkeiten wissen.
Geschildert wird die Geschichte, wie schon der erste Teil, aus der Sicht von Tory, die den Leser sogar direkt anspricht und ihm noch einmal kurz die wichtigsten Geschehnisse aus dem Vorgänger zusammenfasst. Daneben gibt es in paar einzelne, aber leider sehr kurz gehaltene, Kapitel aus diversen anderen Perspektiven, die kleine Einblicke in Erlebnisse gewähren, die Tory noch entgehen, die man aber nicht immer sofort der richtigen Person zuordnen kann, was dadurch zusätzlich für Spannung sorgt.
Tory ist wieder sehr sympathisch und man kann sehr gut mit ihr mitfühlen. Das gilt natürlich auch für Shelton, Hi und Ben. Man fiebert mit dem Quartett mit und hofft inständig, dass sie den Schatz finden und das LIRI retten können damit die Truppe nicht auseinander gerissen wird und Tory ihr neues zu Hause nicht schon nach so kurzer Zeit wieder verlassen muss.
In der Fortsetzung gibt es zudem noch eine schöne, wenn auch nur indirekte, Begegnung mit Temperence Brennan, was vor allem den Fans der TV-Serie und/oder der Thrillerreihe für Erwachsene gefallen dürfte.
FAZIT
Mit dem zweiten Teil von Virals ist der Autorin Kathy Reichs wieder ein spannender Thriller für Jugendliche gelungen, der alle Erwartungen erfüllt und eigentlich keine Wünsche offen lässt. Lediglich Romantik sucht man vergeblich, aber daran fehlte es schon in der Fortsetzung und das ist auch nicht schlimm, denn diese bieten schon genügend andere Jugendbücher. Es ist schön zur Abwechslung mal einen Roman zu lesen, der auch gut ohne Liebesgeschichte auskommt und sich dadurch sehr gut für beide Geschlechter eignet.