Der Titel ist Programm
Ich mochte das schlichte Cover von Anfang an. Es verriet nichts über die Story und war insgesamt ziemlich unaufdringlich. Dennoch hatte es meine Neugier geweckt, der Klappentext tat sein Übriges dazu. ...
Ich mochte das schlichte Cover von Anfang an. Es verriet nichts über die Story und war insgesamt ziemlich unaufdringlich. Dennoch hatte es meine Neugier geweckt, der Klappentext tat sein Übriges dazu. Ich mag es, wenn nichts vorweggenommen wird und dies war hier zum Glück auch nicht der Fall. So fiel es mir auch sehr leicht, in die Geschichte einzutauchen.
Da dieses Buch der Beginn der „Gamemaker“ Reihe ist, gab es auch noch keine Befürchtung meinerseits irgendwas verpasst zu haben. Die Geschichte startete nach dem kurzen Prolog recht lustig mitten in einer Bar, wo eine Gruppe aufgeregter Mädels Natalies Männer Analysen lauschten. Auch ich fand ihre Einschätzungen der Typen ganz witzig und sie war mir damit auch sofort sympathisch. Es war spürbar, dass Natalie eine sehr bodenständige junge Frau ist, die sehr konsequent ihren Zielen im Leben folgt.
Einer dieser Pläne ist, ihre leiblichen Eltern zu finden. Was sie allerdings in Schwierigkeiten bringt, denn wie sich schon bald herausstellt, ist sie die Tochter eines Mafiabosses aus Russland.
Mit ihrem herrlichen und teilweise sehr trocknen Humor erzählte mir Natalie alle kommenden Ereignisse selber. Durch die Ich-Perspektive war ich zwar nur auf die Sichtweise von Natalie beschränkt, aber da sie eine gesunde Menschenkenntnis verfügte, war ich bei fast allen ihren Einschätzungen über andere Personen mit ihr einer Meinung.
Natalies starke Charaktereigenschaften sorgten dafür, dass sie bodenständig bleib, trotz überbordenden Luxus, der sie in Russland erwartete. Auch ihre Leidenschaft für den undurchschaubaren Sewastian nahm ich ihr ab. Spannend war hier der Umstand ihrer Jungfräulichkeit. Es war nicht so, dass Natalie über keinerlei Erfahrungen verfügte, ihre Vorliebe für schmutzige Filmchen und ihre beträchtliche Sammlung an Lustspielzeugen zeigten, dass sie keinesfalls unbedarft und naiv war. Weshalb sie sich für den ersten Mann aufsparen wollte, wurde im Verlauf der Geschichte klar und ich mochte ihre Einstellung dazu.
Generell hielt sie meistens so lange an ihren Prinzipien fest, wie sie nicht von jemanden mit glaubhaften Argumenten vom Gegenteil überzeugt werden konnte. Das mochte ich ganz besonders, denn dadurch war Natalie auch ein wahrer Dickkopf und in vielen Punkten sehr widerspenstig. Was natürlich das Feuer zwischen ihr und dem Mafiavollstrecker Sewastian schürte.
Manchmal jedoch konnte ich ihre Reaktion nicht so ganz nachvollziehen. Für meinen Geschmack gab sie an bestimmten Punkten zu schnell nach, was ich unglaubwürdig empfand. Es passte einfach nicht zu ihrem Charakter.
Alexej Sewastian gehört zu der Sorte schweigsamer Mann, der nichts, aber auch gar nichts von sich preisgibt. Dies machte ihn zu einem sehr undurchschaubaren Charakter, der sehr dunkel und eiskalt wirkte. In sehr emotionalen Momenten zeigte er aber auch schon mal ganz gerne seine sinnliche und heiße Seite. Obwohl ich zu Sewastian keinen besonderen Zugang finden konnte, berührten mich jene Momente, in denen er offensichtlich gefühlsmäßig verletzt wurde.
Seine Gefährlichkeit brachte Würze in die Geschichte und machte alles unvorhersehbar. So durchzog die Geschichte eine ungeheure Spannung, derer ich mich nicht entziehen konnte. Sewastian war aber auch ziemlich durchtrieben und versuchte seine Ziele auch gern mal hinterhältig zu erreichen. Seine wahren Absichten blieben so ziemlich lange verborgen, was für noch mehr packende Unterhaltung sorgte.
Der Plot gefiel mir durchgängig. Besonders liebte ich hier das Spiel mit den Klischees und der Realität. Natalie hatte reichlich stereotype Vorstellungen von der Mafiawelt und wurde eines Besseren belehrt. Das komplexe und harte Milieu wurde zwar auch nur grob angerissen, aber dennoch flossen interessante und auch beängstigende Details mit ein. Manche Szenen waren voller brutaler Gewalt, sodass mir der Atem stockte.
Ein bisschen Kulturluft durfte ich zudem schnuppern und Kresley Cole verwöhnte mich an den passenden Stellen mit tollen Landschaftsbeschreibungen.
Es gab keinerlei Nebenschauplätze und das Buch kam mit recht wenigen Figuren aus. Das empfand ich als sehr angenehm, da der Fokus hauptsächlich auf Sewastian und Natalie lag. Die Beziehung der beiden bewegte sich sehr lange nur im Bereich der Oberflächlichkeiten außerhalb des Bettes, was aber besonders mit dem schwierigen Charakter des Protagonisten zu einem stimmigen Gesamtbild passte.
Der erotische Anteil in diesem Buch war extrem hoch, aber für meinen Geschmack wirklich gut umgesetzt. Die Rahmenhandlungen brachten öfter mal dramatische Handlungswechsel, sodass mir mit dieser Geschichte nie langweilig wurde.
Fazit:
„Gamemaker – Spiel des Verlangens“ ist genau das, was der Titel aussagt und noch einiges mehr. Tolle Unterhaltung gepaart mit pfeffrigen Wortduellen, gespickt mit grausigen Mafiadetails und jeder Menge verflucht heißer, dunkler erotischen Szenen.