Cover-Bild Lodernde Schwingen
Band 3 der Reihe "Legenden der Grisha"
(30)
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: Knaur eBook
  • Themenbereich: Belletristik - Fantasy: Episch
  • Genre: Fantasy & Science Fiction / Fantasy
  • Ersterscheinung: 26.09.2019
  • ISBN: 9783426455463
Leigh Bardugo

Lodernde Schwingen

Roman
Henning Ahrens (Übersetzer)

Das Finale der Grisha-Trilogie von Fantasy-Bestseller-Autorin Leigh Bardugo (»Das Lied der Krähen«, »Das Gold der Krähen«) in neuer, aufwendig veredelter Ausstattung:
Tief unter der Erde versteckt sich Alina vor dem Dunklen, der nun endgültig die Macht in Ravka übernommen hat. Um sie hat sich ein Kult gebildet, der sie als Sonnenkriegerinverehrt – doch in den Höhlen kann Alina ihre Kräfte nicht anrufen. Und die einst mächtige Armee der Grisha ist fast vollständig zerschlagen.
Alinas letzte Hoffnung gilt nun den magischen Kräften des legendären Feuervogels – und der winzigen Chance, dass ein geächteter Prinz noch leben könnte. Gemeinsam mit Mal macht sich Alina auf die Suche. Doch der Preis für die uralte Magie des Feuervogels könnte alles zerstören, wofür sie so lange gekämpft haben.
Nicht nur Fans der Fantasy-Bestseller »Das Lied der Krähen« und »Das Gold der Krähen« werden von Leigh Bardugos Grisha-Trilogie begeistert sein: Irgendwo zwischen Abenteuer, Märchen und zarter Romanze ist die Welt der Grisha mit ihrem ausgeklügelten Magie-System und den lebendigen, facettenreichen Charakteren ein absolutes Highlight der Fantasy.
Die Grisha-Trilogie ist in folgender Reihenfolge erschienen:
• »Goldene Flammen«
• »Eisige Wellen«
• »Lodernde Schwingen«

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 27.10.2019

Ein spannender Abschluss der Trilogie!

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Wie soll ich nur meine Meinung zu diesem Buch in Worte fassen?
Es war ein unheimlich tolles Buch, ein toller Abschlussband. Ein völlig unerwartetes Ende der gesamten Geschichte und unheimlich spannend. ...

Wie soll ich nur meine Meinung zu diesem Buch in Worte fassen?
Es war ein unheimlich tolles Buch, ein toller Abschlussband. Ein völlig unerwartetes Ende der gesamten Geschichte und unheimlich spannend. Und das trotz eines etwas gezogenen Anfangs, der vielleicht auch ein wenig kürzer hätte ausfallen können. Allerdings behaupte ich dies auch nur als ein Leser, der keine Wartezeiten zwischen den Büchern hat.

Der dritte und letzte Band der Trilogie, war ein wirklich gelungener Abschluss der Geschichte, auch wenn ich mir viele andere Möglichkeiten überlegt hatte, auch wenn ich mir vielleicht sogar Anderes erhofft hatte. Aber auf all das, was letztlich passierte, war ich nicht gefasst. Ich habe es nicht einmal geahnt. In vielen Büchern ahnt man irgendwann immer worauf es hinauslaufen wird, oder könnte. Jedenfalls geht es mir oft so, wenn auch sicher nicht permanent. Hier aber blieb ich komplett im Dunkeln, war auf ganz anderen Spuren, hatte andere Theorien und genau das hat mir sehr gefallen, auch wenn ich natürlich nicht alles toll fand. Es ist nunmal eine Tatsache, dass man nicht immer bei jedem Schicksal, von jedem Charakter mit dem Autor einer Meinung ist. Trotzdem war das Buch einfach toll und behielt seine Spannung, konnte mich sehr von sich überzeugen.

Die Geschichte und die Welt um die Grisha konnte mich in ihren Bann ziehen, mich einfangen und hat mir beim Lesen viel Spaß gebracht. So oft musste ich lachen, aber auch mal wütend über Charaktere Schimpfen. Ich habe mich über die Autorin geärgert, wenn es um bestimmte Charaktere ging, war aber auch froh bei anderen. Ich bin schon sehr gespannt auf die weiteren Geschichten aus diesem Universum und kann die Trilogie nur empfehlen.

Veröffentlicht am 15.10.2019

Der ungewöhnliche Finalband einer innovativen Fantasy Trilogie!

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Nachdem mich "Grisha - Goldene Flammen" und "Grisha - Eisige Wellen" schon angefixt hatten, war ich heilfroh, gleich den dritten und letzten Band zur Hand zu haben. Wenn man bedenkt, dass ich diese komplette ...

Nachdem mich "Grisha - Goldene Flammen" und "Grisha - Eisige Wellen" schon angefixt hatten, war ich heilfroh, gleich den dritten und letzten Band zur Hand zu haben. Wenn man bedenkt, dass ich diese komplette Reihe in fünf Tagen gelesen habe, ist es nicht verwunderlich, dass ich auch über diesen Finalband fast ausschließlich Positives zu berichten habe. Denn mit dem opulenten Märchensetting, den vielschichtig entwickelten Protagonisten und dem Spannungsbogen voller sensationeller Überraschungen ist "Grisha - Lodernde Schwingen" trotz abermaliger Längen das beste Buch der Reihe.


"Genau das verband den Dunklen und mich am tiefsten miteinander - nicht unsere Macht oder deren Absonderlichkeit, nicht die Tatsache, dass wir beide Irrtümer oder gar Abnormitäten der Natur waren, sondern unser Wissen um das Verbotene und unser Verlangen nach mehr."



Die Gestaltung ist wieder ein Traum und passt wunderbar zu der von Band 1 und 2. Erst vor einigen Tagen hat der Knaur Verlag, der schon "King of Scars" und der "Krähen"-Reihe Geburtshilfe geleistet hat, eine neue Auflage der vormals im Carlsen-Verlag erschienenen Grisha-Reihe in einem praktischen Schuber herausgebracht. Neu übersetzt, mit wunderschöner Karte und den hinreißenden Originalcover ausgestattet kann ich jedem Grisha-Fan die neue Ausgabe wirklich nur ans Herz legen. Wie auf dem Originalcover ist auf schwarzem Grund die Silhouette eines majestätischen Vogels mit ausgebreiteten Schwingen in warmen Orange-, Rot- und Goldtönen zu sehen, von dem einige Funken den dunklen Hintergrund erhellen. Damit wird nach dem Hirsch des ersten und der Meeresgeißel des zweiten Teils der dritte von Morozovas Kräftemehrern aufgegriffen, welcher in diesem Finale die Schlacht um Ravka entscheiden wird. Der goldene Titel, Autorenname und die orangenen Verzierungen in den Ecken runden die Gestaltung gelungen ab.

Auch innerhalb der Buchdeckel bleibt sich die Autorin treu und umschließt ihre Geschichte mit einem kurzen "davor" und "danach" aus der dritten Person. Anscheinend hat sich Leigh Bardugo die Kritik über ihre verwirrenden Ortsbezeichnungen zu Herzen genommen, denn auch dieses Finale startet mit einer geschickten Wiederholung der Ereignisse des vorhergegangenen Teils, die schwierigen Orts-, und Personennamen werden beiläufig erklärt und am Ende des Buches wartet ein hilfreiches Glossar auf uns. Die Karte zu Beginn und die Übersicht über die verschiedenen Grisha-Orden helfen ebenfalls dabei, den Überblick zu behalten und schnell in die Geschichte einzusteigen falls die Lektüre der anderen Bände länger zurückliegen sollte.


Erster Satz: "Das Ungeheuer hieß Izumrud, und manche sagten, es habe die Gänge unterhalb von Ravka geschaffen."


Nach dem kurzen Prolog, der die Ausgangssituation nach der verheerenden Niederlage gegen den Dunklen am Ende von "Grisha - Eisige Wellen" schildert, starten wir wieder in 18 kurze Kapitel, in denen wieder Alina aus der Ich-Perspektive von ihren Erlebnissen und Abenteuern erzählt. Knapp vor der Invasion des Dunklen gerettet, landen Alina und Mal sowie die kläglichen Reste der ehemals mächtigen zweiten Armee der Grisha in der Obhut des Asketen. Was aber zunächst wie ein Versteck vor dem Dunklen erscheint, erweist sich bald als Käfig. Denn während der Dunkle die Macht über Ravka an sich gerissen hat, nutzt der Asket die Macht die er durch Alinas Anwesenheit erhalten hat und sammelt die Streitkräfte der Sonnenkrieger und Pilger unter der Erde. In den Engen der Weißen Kathedrale kann Alina das Sonnenlicht nicht aufrufen und so müssen die Freunde feststellen, dass sie aus den Fängen eines rücksichtslosen Fanatikers in die Hände eines anderen gelaufen sind. Hoffnung spenden die Gerüchte über einen Prinzen, der sich mit fliegenden Luftschiffen der Gewalt des Dunklen entzieht. Doch können Alina und Mal rechtzeitig dem Asketen entkommen, sodass sie den dritten und letzten Kräftemehrer finden und Nikolai in seinem Kampf zur Hilfe eilen könne, bevor der Dunkle die Schattenflur abermals als Waffe einsetzt?


"Sie wünschte sich eine Zarin aus den Reihen der Grisha. Mal wollte eine Zarin aus den Reihen der einfachen Leute. Und ich? Ich wünschte mir Friede für Ravka. Die Möglichkeit, ruhig und ohne Angst in meinem Bett zu schlafen. Schluss mit den Schuldgefühlen und dunklen Vorahnungen, mit denen ich jeden Morgen erwachte. Ich wollte nicht um meiner Macht, sondern um meiner selbst willen geliebt werden; ich wollte in den Armen eines Jungen auf einer Wiese liegen und die Wolken im Wind beobachten. Aber das waren die Träume eines Mädchens, nicht die einer Sonnenkriegerin oder Heiligen."



Zu Beginn liegt nicht viel "Finalstimmung" in der Luft. Anstatt sich in Vorbereitungen für den finalen Kampf zu stürzen, muss sich Alina noch von den schwerwiegenden Folgen ihres Kampfes gegen den Dunklen erholen und hat mit dem Verlust ihrer Macht zu kämpfen. Dass sie von Menschen umgeben ist, die sie anbeten und große Taten von ihr erwarten, sie sich von Mal entfremdet hat und von all ihren Freunden abgeschnitten wurde, trägt ebenfalls nicht zu ihrer guten Stimmung bei, sodass wir uns mit düsteren, verzweifelten Tagen unter der Erde konfrontiert sehen. Auch nach der gemächlichen Einleitung, bleibt das Erzähltempo gemäßigt und die Handlung plätschert erstmal nach bekanntem Muster vor sich hin: sie flüchten, suchen irgendwo Unterschlupf, der Dunkle findet sie, sie flüchten wieder, sie suchen einen weiteren Kräftemehrer und bereiten sich auf eine Schlacht vor. Soweit ist alles aus den beiden vorherigen Teilen bekannt, sodass die Handlung immer wieder kurze Längen aufweist, die vor allem aus den vielen Reisen, Monologen aus Ängsten und Hoffnungen Alinas und den Wiederholungen bekannter Handlungsmuster resultieren. Getragen wird die erste Hälfte des Finalbands durch viele kurze Höhepunkte, die gerne etwas ausführlicher hätten sein können und vor allem durch den Ausbau ihres Settings durch den ständigen Wechsel der Schauplätze. So verhindern regelmäßige Spannungsspitzen und geschickt eingestreute neue Ideen, dass dem Leser bewusst wird, wie sehr die Protagonisten auf der Stelle treten.


"Ich bin uralt, Alina. Du ahnst nicht, wie gut mir alle Schliche der Macht bekannt sind." (…)
"Ja es stimmt", flüsterte ich. "Du bist stärker, weiser und unendlich viel erfahrener." Ich beugte mich so dicht zu ihm, dass meine Lippen sein Ohr streiften. "Aber ich bin eine gelehrige Schülerin."


In der zweiten Hälfte wird das Tempo dann deutlich angezogen und die Autorin raubt uns immer wieder mit sensationellen Enthüllungen den Atem. Die Verstrickung der inneren Zusammenhänge der verschiedenen Fäden der Handlung rückt nun in den Vordergrund und mich hat die eine oder andere überraschende Wendung hinsichtlich des Feuervogels fassungslos zurückgelassen. Außerdem erfahren wir endlich mehr über Alinas und Mals Vergangenheit, ergründen die Wahrheit hinter seiner Gabe als Fährtensucher und dürfen auch Baghras unglaublicher Geschichte lauschen. So schließt sich plötzlich und auf geniale Art und Weise der Kreis um Ilya Morozova, Baghra, den Dunklen, Mal, Alina und die Kräftemehrer, sodass alle rätselhaften Anspielungen und Bruchstücke von Geschichten einen Sinn bekommen, den ich nicht erwartet hätte.


"Du hast mir einmal erzählt, Merzost sei anders als die Kleinen Künste, denn er habe einen hohen Preis." Ich nickte. "Wie hoch ist dieser Preis, Alina?"
Ich dachte an ein Mädchen mit verrutschter Schutzbrille, zerschmettert von einer Spiegelschüssel; an Marie, die mit aufgeschlitztem Oberkörper in Sergeis Armen lag; an Genya, die sich hinter ihrem Tuch verbarg. Ich dachte an Kirchenwände, die aussahen wie blutiges Pergament, bedeckt von den Namen der Toten. (…)
"Das spielt keine Rolle", sagte ich entschlossen. "Ich werde ihn bezahlen."


Auch wie sehr sich die Protagonisten in diesem letzten Teil nochmal weiterentwickeln würden, hätte ich nicht erwartet. In dieser Hinsicht ist das gemäßigte Erzähltempo durchaus als Chance zu verstehen, diesen dritten Teil vom actiongeladenen Kampfspirit des typischen Finalbands abzuheben. Insbesondere Alina kämpft sich wieder zurück in die Leserherzen und schafft es auf beeindruckende, berührende Art und Weise, über sich hinauszuwachsen. Vormals unscheinbar, völlig durchschnittlich - kurz: ein unsichtbarer Niemand -, muss sie mit der Macht zweier Kräftemehrer leben und gleichzeitig mit der Verantwortung für die Rettung von ganz Ravka zu Recht kommen. Der Kult der Sonnenkriegerin, der Alina als Heilige verehrt setzt weitere Hoffnungen auf sie und schürt riesige Erwartungen, die sie gar nicht erfüllen kann oder will. Am allermeisten ängstigt sie jedoch nicht, was der Dunkle, der Zar, der Asket oder die Bevölkerung Ravkas von ihr wollen, sondern vor allem, nach was es sie selbst verlangt. Denn im zweiten Teil hat sie nicht nur entdeckt, dass die Verlockungen der Macht und des Merzost sie nicht so kalt lassen, wie sie es gerne hätte, sondern auch dass ihre Verbindung zum Dunklen tiefer ist, als gedacht. Auch in diesem dritten Teil quälen sie der Durst nach mehr und der Teil von ihr, der sich nach dem Dunklen verzehrt, sodass ist sie deutlich reizbarer, wankelmütiger und arroganter ist. Im Gegensatz zum zweiten Teil, schafft sie es jedoch - vor allem auch durch Mals Hilfe - ihr Stimmungstief zu überwinden und sich ihren Ängsten zu stellen. Mit ihrem Mut, ihrer Selbstreflexion, ihrer Liebe und ihrem Kampfesgeist hat sie sich zurück in mein Herz geschlichen während ihre dunklen Wesenszüge gleichzeitig verhindern, dass sie zu einer mächtigen, heiligen, perfekten Überheldin wird, wie das leider oft in Fantasy-Bücher passiert. Leigh Bardugo hat bei ihrer Entwicklung schlussendlich also nochmal die Kurve gekriegt und mit der Balance zwischen Sympathieträgerin und ambivalenter Figur alles richtig gemacht.


"Mit diesem Land stimmt etwas nicht. Wir besitzen kein Ackerland. Nicht einmal unser Leben gehört uns. Wir haben nur Uniform und Waffe. So habe ich früher auch gedacht."
"Was hat sich verändert?"
"Du. (…) Es war dir bestimmt so zu werden."
"So machthungrig? So erbarmungslos?"
"So stark." Er wandte den Blick ab "Strahlend. Ja vielleicht auch etwas erbarmungslos. Aber so muss es sein, wenn man herrschen will. Ravka liegt am Boden, Alina. Wahrscheinlich schon seit eh und je. Das Mädchen, das ich in der Kapelle erlebt habe, könnte das ändern."




Auch dass Mal und Alina nach ihren (zum Teil etwas schlecht nachvollziehbaren) Differenzen endlich wieder zueinander finden ist sehr schön. Ihre Beziehung, die sich vielmals gedreht hat, bekommt endlich eine gesunde Farbe. In Teil 1 war er bloß der typisch treue, gutaussehende Freund und Schwarm, neben dem sie immer schlecht dastand - bis sie ihn durch ihre Macht in den Schatten stellt und sich ihr Verhältnis komplett gedreht, sodass er ist das blasse, machtlose Anhängsel, das nicht so ganz in Alinas Welt im "kleinen Palast" passen will. Nun können sie sich können sich endlich auf Augenhöhe begegnet und ihren letzten Kampf vereint angehen. Dass die Autorin der sich anbahnenden Vierecksgeschichte zwischen Alina, Mal, dem Dunklen und Nikolai schnell ein Ende setzt, erspart dem Leser zwar viel unangenehmes Hin und Her, wird aber bestimmt so manchen Leser unbefriedigt zurücklassen. Denn ich kann durchaus verstehen, dass sowohl eine Zukunft als Zarin an Nikolais Seite als auch eine dunkle Regentschaft mit ihrem bösen Aleksander seinen Reiz hätte und Mal als treuer Gutmensch ein wenig zwischen dem charmanten Freibeuter-Prinz und dem leidenden Herrscher über die Dunkelheit verblasst.

Der eben genannte Freibeuter Sturmhond, den wir mittlerweile als Kronprinz und zukümftiger Zar Nikolai Lantsov kennen, hat hier zwar weniger Auftritte als in Band 2, ist aber dennoch meine Lieblingsfigur geblieben. Mit seinem überschäumenden Selbstbewusstsein, seinem charmanten Witz und dem lockeren Abenteuergeist bringt er Schwung in die depressive Stimmung und lockert die Düsternis immer wieder mit flotten Sprüchen auf. Gleichzeitig hat er aber auch mit seinen persönlichen Schatten zu kämpfen (im Wahrsten Sinne des Wortes), was in "King of Scars" weitergeführt wird.
Mein zweiter Lieblingscharakter wurde doch tatsächlich der Dunkle, der zu Beginn schwer einzuschätzen war, wenn ihn sowohl Worte, Taten als auch sein Name als "Bösewicht" der Geschichte entlarvten. Auf eine riesige Wendung dürfen wir auch hier nicht mehr hoffen, er offenbart offenbart in seiner Rolle als Eroberer und Zerstörer aber nicht bloß Abgründe sondern darf auch viel mehr menschliche Seiten zeigen, als ich ihm zugetraut hätte. Durch Alinas wachsende Macht und die damit einhergehenden Probleme beginnen wir zu verstehen, dass er eigentlich recht edle Ziele für Ravka verfolgt, sein Land innigst liebt und erkennen seinen Schmerz, seine Einsamkeit und seine Verlorenheit. So schlich er sich auf leisen Sohlen doch noch in mein Herz.


"Noch einmal", sagte er. "Nenne noch einmal meinen Namen." Ich wusste, dass er uralt war. Doch in diesem Augenblick war er nur ein Junge - hochbegabt und mit zu viel Macht gesegnet, die Last der Ewigkeit auf den Schultern."


Ihr seht also: was die Protagonisten angeht, lässt dieser Finalband die zwei Vorgänger recht alt aussehen und überzeugt auf voller Linie. Auch die Nebenfiguren werden weiter entwickelt, was ebenfalls für einen Abschlussband eher ungewöhnlich ist. In den letzten Bänden hat Alina eine starke Truppe angesammelt, auf die sie blind vertrauen kann und die mit ihr durch dick und dünn gehen. Die treuen Entherzerzwillinge Tamar und Tolya, die sich nicht nur für Waffen sondern auch für gutes Essen und poetische Verse begeistern lassen; die ehemals wunderschöne Genya, die ihren Verrat am Dunklen sie teuer bezahlen musste; der nerdige Fabrikator David, dessen Ideen Gold wert sind (und dessen Liebensgeständnisse so schön wie schräg sind, siehe unten); die eiskalte, harsche Zoya, die jedoch immer wieder hinter ihre Fassade blicken lässt; der verrückte, vom Feuer bessessene Inferni Harshaw, der mit seiner Katze Onkat redet; die Stürmer-Geschwister Nadia und Adrik, die sich von nichts aufhalten lassen und der kleine Mischa, der zu Baghras Augen geworden ist und bei der ruppigen Hexe ein Zuhause findet - all diese ständigen Begleiter und Unterstützer sind mir immer mehr ans Herz gewachsen, sodass auch sie den Abschied vom Grisha-Universum erschwert haben.


"David runzelte die Stirn. "Ich... ich verstehe nicht einmal die Hälfte dessen, was um mich herum vorgeht. Ich habe kein Verständnis für Witze oder schöne Sonnenuntergänge oder Gedichte, aber ich kenne mich mit Metall aus." Seine Dinger zuckten, als würden sie nach Worten suchen. "Deine Schönheit war deine Rüstung. Sie war zerbrechlich, sie war Fassade. Aber was in deinem Inneren steckt? Das ist Stahl. Beständig und unzerbrechlich. Und es muss nicht repariert werden."



Trotz dass dieser Teil mit 384 Seiten nach Fantasy-Maßstäben sehr kurz geraten ist, gelingt es der Autorin, uns nochmal durch ganz Ravka zu führen. Von der einer unterirdischen Grotte aus Alabasterquarz geht es durch ein unendliches Tunnelsystem in einen Kampf gegen die zersplitterten Milizen in ein Wolkenschloss namens Spinnrad, danach zu den Feuerfällen im Sikurzoi-Gebirge und über die Schattenflur wieder zurück nach Keramzin wo unsere Geschichte begann. All dies wird durch die düstere, erwachsenere, dichtere Atmosphäre, die durch Leigh Bardugos gereiften, sichereren Stil geschaffen wird, umrahmt und lebendig gemacht. Wo die Autorin zuvor noch auf vorsichtige Skizzen gesetzt hat, holt sie hier den Farbpinsel hervor und gibt so nicht nur ihrem Setting sondern auch ihren Protagonisten mehr Farbe und Kontur. Düster, magisch und spannend webt sie ihre Geschichte, nimmt uns mit an schillernde Schauplätze und schockt uns mit Überraschungen. Dabei tragen nie Kämpfe, Intrigen, Brutalität und Irrglaube den Sieg davon, sondern immer Mitgefühl, Freundschaft und Liebe, sodass sich wir nie vergessen, dass wir es hier im Grund mit einem kunterbunten Märchen zu tun haben. Ein Märchen voller fliegender Schiffe, unterirdischer Burgen, Ungeheuer, die Erde fressen, Vögel mit feurigen Schwingen, brennender Wasserfälle, gekappter Bergspitzen und Eisschlössern über den Wolken - die slawische Fantasywelt voller uralter Wesen, schwarzer Magie und Wunder hält viel zum Entdecken bereit, sodass die Autorin eine einnehmende Welt abseits der sonst so präsenten Vampir-/ Werwolf-/ Zauberer-/ Feen-/ Elfen-/ Zwergen-/ Fae-/ Drachen-/ Nixen-Fantasy erschafft.


"Vielleicht war die Liebe nur ein Aberglaube, ein Gebet, durch das wir die Einsamkeit in Schach hielten. Ich legte den Kopf in den Nacken. Die Sterne schienen dicht beieinanderzustehen, obwohl sie Millionen von Meilen voneinander entfernt waren. Gut möglich, dass die Liebe letztendlich nur die Sehnsucht nach einem Glanz war, den man nie erreichen konnte."


Der finale Kampf am Ende hätte zwar dem kleinen Seitenumfang geschuldet noch ausführlicher und epischer sein können, überzeugt aber durch grausames Feingefühl und unvorhersehbare Skrupellosigkeit. Irgendwann war ich an einem Punkt angelangt, an dem ich es der Autorin auch zugetraut hätte, alle Protagonisten umzubringen und den Dunklen siegen zu lassen und habe mich immer wieder bei dem Gedanken erwischt, dass ein tragisches Ende besser zur Geschichte gepasst hätte. Als dann das ersehnte Happy End kommt war ich entsetzt über meine eigenen Gedanken und sehr erleichtert, dass die Autorin ganz ohne Kitsch die perfekte Lösung für diese verfahrene Situation gefunden hat. Im Anschluss folgt ein toller Epilog, der jedes Leserherz erweichen wird und den Abschied von Ravka deutlich erschwert, auch wenn er dank der "Krähen"-Reihe und dem nächsten "King of Scars"-Teil nur von kurzer Dauer sein wird.




Fazit:


Das opulente Märchensetting, die vielschichtig entwickelten Protagonisten und der Spannungsbogen voller sensationeller Überraschungen machen diesen ungewöhnlichen Finalband trotz abermaliger Längen zum besten Buch der Reihe.
Insgesamt eine innovative Fantasy-Trilogie über Freundschaft, Schönheit, Selbstwahrnehmung, Dazugehören, unerwiderte Liebe, Manipulation, Verrat, Dunkelheit und Licht, die ich von Herzen weiterempfehlen kann!

Veröffentlicht am 27.06.2021

Der Abschluss der Legende um die Sonnenkriegerin

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Alinas Pläne sind gescheitert, Ravka steht unter der Herrschaft des Dunklen und sie selbst befindet sich als Gefangene des Asketen in den unterirdischen Höhlen des Landes. Ihre einzige Hoffnung besteht ...

Alinas Pläne sind gescheitert, Ravka steht unter der Herrschaft des Dunklen und sie selbst befindet sich als Gefangene des Asketen in den unterirdischen Höhlen des Landes. Ihre einzige Hoffnung besteht nun darin, den Feuervogel und damit den dritten und letzten Kräftemehrer zu finden, um sich dem Dunklen in einer letzten, entscheidenden Schlacht zu stellen und Ravka endgültig von seiner schwarzen Magie zu befreien. Gemeinsam mit den letzten verbliebenen treuen Grisha gelingt Alina und Mal die Flucht. Doch bringt die Reise in ihre Vergangenheit wirklich die erhoffte Lösung?
Was für ein Abschluss dieser Trilogie! Es war unerwartet, spannend, logisch, aber in meinen Augen ein klein wenig zu unspektakulär und minimal enttäuschend. Aber darüber kann ich hinweg sehen, da die Auflösung einfach zu schlüssig war. Das Ende hätte ich tatsächlich etwas anders erwartet und so richtig anfreunden kann ich mich damit nicht, aber ich nehme es so hin.
Alinas charakterliche Entwicklung nahm in diesem letzten Band deutlich an Fahrt auf und sie gefiel mir nun wesentlich besser in ihrer reiferen, durchdachten und nicht mehr so ganz impulsiven Art. Mal hingegen hat sich kurzzeitig – wieder einmal – etwas selbst verloren, wurde aber am Ende seiner ihm von vornherein zugeschriebenen Rolle mehr als gerecht.
Alles in allem ist diese Trilogie eine wunderbare, in sich abgeschlossene Geschichte mit einer spannenden Story, vielfältigen Figuren, einem interessanten Weltensetting und ganz viel Magie – in jeglicher Hinsicht.
Ich bin nun sehr gespannt auf die Krähen-Dilogie und die Fortsetzung rund um meinen Lieblingscharakter, Tzar Nikolai von Ravka!

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Veröffentlicht am 12.06.2021

Überraschend runder Abschluss

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Mit „Lodernde Schwingen“ ist nun tatsächlich die Grisha-Trilogie rund um Alina, Mal und den Dunklen schon wieder abgeschlossen. Während sich andere Reihen teilweise sehr ziehen, ging die gemeinsame Zeit ...

Mit „Lodernde Schwingen“ ist nun tatsächlich die Grisha-Trilogie rund um Alina, Mal und den Dunklen schon wieder abgeschlossen. Während sich andere Reihen teilweise sehr ziehen, ging die gemeinsame Zeit mit dem Grishaverse fast schon zu schnell vorbei, wobei mich der zweite Band „Eisige Wellen“ eher enttäuscht hat, dennoch waren es immer flott zu lesende Bücher, die die Leserinnen an die Seiten gebunden haben. Und es gibt ja auch noch genug Spin-Offs und Ähnliches, um wieder in diese Welt einzutauschen, die Leigh Bardugo geschaffen hat sowie die Adaption bei Netflix, die der Fantasie sogar noch mehr Auftrieb gibt. Hier also meine Meinung zum Abschluss der Trilogie.

Man merkt „Lodernde Schwingen“ immer noch gewisse Schwächen aus dem Vorgänger an, aber deutlich reduzierter, was für das Finale auch bitter nötig ist, denn schließlich sollte hier noch einmal ein Feuerwerk gezündet werden, das für pure Unterhaltung steht. So bietet der Abschluss auch definitiv mehr erzählerische Höhepunkte. Zudem ist es diesmal besser gelungen, dass nicht jedes Hoch automatisch mit dem Dunklen verbunden ist. Dadurch wirkt das Geschehen deutlich flexibler, da so die Gefahren auch hinter jeder Ecke lauern können. Das hat definitiv für den gewissen Kick im Spannungsfaktor gesorgt, da sich die Geschichte kaum Pausen genommen hat. Bei der zweiten Schwäche des Vorbandes ist ebenfalls eine Abnahme in der Intensität zu beobachten. Das Zwischenmenschliche spielt natürlich immer noch einen wichtigen Faktor in der Handlung, aber es steht nicht immer alles unter dem Motto von unvernünftiger Eifersucht. Gerade Mal macht in diesem finalen Buch einen riesigen charakterlichen Sprung. Während er und Alina zusammen mich im zweiten Band oft in den Wahnsinn getrieben haben, so wirkt gerade er diesmal sehr reif. Seine Ansprachen an Alina zwischendurch zeugten auch von Weitsicht und Reflexionsbewusstsein. Das hat man bei ihm ein bisschen vermisst und so konnte Alina, die eben mit der Machtgier ihrer Kräfte kämpfen muss, besser ausgeglichen werden.

Auch bei den anderen Nebenfiguren merkt man inzwischen, dass ein intensives Band geknüpft werden konnte. Weniger und weniger sind sie geworden, was aber jedem einzelnen aber ein bisschen mehr als charakterlicher Beleuchtung schafft, sei es Genya, sei es David, sei es Zoya, sei es Nadja, seien es die Zwillinge Tamar und Tolya. Ganz wichtig ist an dieser Stelle auch, dass auch sie untereinander sich nur noch foppen, dass es keine wirklichen Streitereien mehr gibt, sondern dass alle an einem Strang ziehen. Dieses dadurch entstehende Miteinander ist definitiv nicht zu unterschätzen, weil es den Leser
innen gleich ein anderes Gefühl gibt.

Spätestens mit dem zweiten Band habe ich mir natürlich meine Gedanken gemacht, wie „Lodernde Schwingen“ wohl ausgehen könnte. Da ich Trilogien nun wahrlich nicht selten lese, kenne ich das Phänomen, das große Erwartungen geschürt werden, die am Ende leider nicht bestätigt werden können. Bei „Lodernde Schwingen“ war es nun eher anders, denn es gab für mich keine ideale Endsituation. Insgesamt hat die Welt so viele Möglichkeiten aufgebaut, dass ich mich wohl gar nicht auf eine eigene Idee versteifen wollte. Aber egal, was vorher möglicherweise doch war, die finale Lösung, die sich Bardugo überlegt, lässt bei mir keine Wünsche offen, was mir wirklich selten passiert. Auch wenn es vielleicht etwas absurd klingen mag, so ist für mich vor allem zufriedenstellend gewesen, dass es kein reines Happy End war. Das hätte der Düsternis der Geschichte nicht entsprochen. So musste ich oft an „Die Tribute von Panem“-Trilogie denken, die atmosphärisch ähnlich und doch anders war, die aber auch am Ende den schwierigen Weg gewählt hat, der aber in sich konsequent war. Das gilt nun auch für die Grisha-Trilogie, denn eine bessere Zukunft ist in Sicht, aber doch eine, die viele Zugeständnisse machen muss. Vor allem hat mich schwer beeindruckt, wie viele lose Fäden und logische Bezüge noch zusammengebracht wurden, so dass ein wirklich rundes Bild entstehen konnte. In der Mitte des Buches habe ich mir das gar nicht vorstellen können, umso begeisterter bin ich am Ende natürlich. Da ist auch wirklich gut zu verkraften, dass sich Bardugo im zweiten Band definitiv eine Auszeit genommen hat.

Fazit: „Die lodernden Schwingen“ bestätigt zwar einige kleinere Schwächen aus dem vorherigen Band noch, aber das ist doch schnell vergessen, wenn ich bedenke, wie spannend der Abschluss noch war und was für ein toller Kreis am Ende geschlossen wurde. Kein Wunder, dass alle Leser*innen in diese Welt nur immer und immer wieder zurückkehren wollen.

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Veröffentlicht am 26.04.2021

Der finale Band

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Cover: Reiht sich in die wunderschönen Cover der Vorgänger ein.
Inhalt: Tief unter der Erde versteckt sich Alina vor dem Dunklen, der nun endgültig die Macht in Ravka übernommen hat. Um sie hat sich ein ...

Cover: Reiht sich in die wunderschönen Cover der Vorgänger ein.
Inhalt: Tief unter der Erde versteckt sich Alina vor dem Dunklen, der nun endgültig die Macht in Ravka übernommen hat. Um sie hat sich ein Kult gebildet, der sie als Sonnenkriegerinverehrt – doch in den Höhlen kann Alina ihre Kräfte nicht anrufen. Und die einst mächtige Armee der Grisha ist fast vollständig zerschlagen.
Alinas letzte Hoffnung gilt nun den magischen Kräften des legendären Feuervogels – und der winzigen Chance, dass ein geächteter Prinz noch leben könnte. Gemeinsam mit Mal macht sich Alina auf die Suche. Doch der Preis für die uralte Magie des Feuervogels könnte alles zerstören, wofür sie so lange gekämpft haben.
Fazit: Das war er also, der finale Band der Grisha Trilogie. Vieles fand ich sehr gut beschrieben, aber bei einigem hätte ich mir einen anderen Ausgang gewünscht. Der Dunkle war ein selten guter Bösewicht! Ich fand ihn perfekt beschrieben, und das sage ich selten über den Antagonisten. Man hatte von Anfang an diese Verbindung zwischen ihm und Alina bemerkt. Dieses Knistern hat sich durch die ganze Reihe gezogen. Von Mal war ich irgendwie nie richtig »Fan«. Vieles war mir zu »glatt«, dennoch ist es meine subjektive Meinung. Ich vergebe für den letzten Band noch einmal vier Sterne und bereue es nicht die Reihe gelesen zu haben.