Cover-Bild Finsterthal
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15,90
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  • Verlag: dtv Verlagsgesellschaft
  • Themenbereich: Belletristik - Thriller / Spannung
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 368
  • Ersterscheinung: 21.02.2020
  • ISBN: 9783423262514
Linus Geschke

Finsterthal

Thriller

Drei verschwundene Mädchen. Drei Väter, die ein dunkles Geheimnis verbindet. Ein Entführer, für den es keine Regeln gibt.

Wenn der Dunkle kommt, verschwinden Mädchen. Eins in Berlin, eins in Bayern und eins im hessischen Königstein. Nicht alle werden lebend zu ihren Vätern zurückkehren, die durch ein dunkles Geheimnis verbunden sind.

Nur widerwillig nimmt der kriminell gewordene Ex-Polizist Alexander Born die Spur eines Mannes auf, der sich Der Dunkle nennt. Anfangs geht er noch von ganz gewöhnlichen Entführungsfällen aus. Ein Täter, drei Opfer. Doch in diesem Fall ist nichts, wie es scheint, und hinter jeder Wahrheit verbirgt sich eine weitere.

Das muss auch die Berliner Kommissarin Carla Diaz erkennen, die Born auf seiner Suche unterstützt. Als die beiden dem Dunklen näherkommen, geraten sie in einen Strudel aus Gewalt, Lügen und Verrat, in dem sie am Ende niemandem mehr trauen können – nicht den Mädchen und nicht sich selbst.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 07.03.2020

Täuschung und Verrat

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In Berlin, Bayern und Hessen verschwindet jeweils ein junges Mädchen. Das sieht nach Zufall aus, aber Alexander Born sieht die Verbindung. Das liegt nicht zuletzt daran, dass er kein Polizist mehr ist ...

In Berlin, Bayern und Hessen verschwindet jeweils ein junges Mädchen. Das sieht nach Zufall aus, aber Alexander Born sieht die Verbindung. Das liegt nicht zuletzt daran, dass er kein Polizist mehr ist und Verbindungen hat, die den Gesetzestreuen verborgen bleiben. Er macht sich auf die Suche nach dem Dunklen – und ahnt nicht, welche Wahrheiten er aufdecken wird.

Dies ist der zweite Band der Born-Trilogie. „Tannenstein“ war mir zu brutal und zu deutlich beschrieben. Hier bei „Finsterthal“ bleibt der Autor subtiler, beschreibt nicht so ausführlich und überlasst damit dem Kopfkino des Lesers die Regie. Das mag ich sehr und freue mich deshalb natürlich extrem über diese Entwicklung. Dickes Lob!

Gerade durch die Art, nicht zu viel zu sagen, ist das Buch (bis auf einen kleinen Durchhänger gegen Ende des Buches) durchweg spannend und so liest es sich schnell weg. Die Figuren sind klar umrissen und ihre Entwicklung ist in sich stimmig. So sehr, dass es an gewissen Stellen für den Leser schmerzhaft werden kann – jedenfalls war das bei mir so.

Trotz aller krimineller Handlungen steckt auch sehr viel tiefe Liebe in diesem Buch, wenn sie auch nicht von allen gleich gelebt, gleich ausgedrückt wird. Auch das Thema Homosexualität wurde auf neue, nicht ausgelutschte Weise eingebaut. Gleichzeitig legt Geschke hier auch einen Finger in eine Wunde – wie auch an diversen anderen Stellen im Buch. Nein, er moralisiert nicht; die Entscheidung, was richtig oder falsch ist, überlässt er dem Leser – und damit lässt er ihn zugleich im Regen stehen, sowie seine eigenen Schlüsse ziehen. Sehr tricky, sehr verstörend, aber auch sehr gut!

Mich hat das Buch tatsächlich dermaßen nachdenklich gemacht, dass ich sogar davon geträumt habe. Das ist mir schon sehr lange nicht mehr passiert. So sehr verfolgen mich noch nicht mal die blutrünstigsten Bücher! Hier geht es tiefer und ich freue mich sehr auf den finalen Band der Reihe, auch wenn ich teilweise auch ein wenig Angst davor habe. Nach diesem fulminanten zweiten Band erwarte ich ein entsprechendes Finale!

Besonders angetan bin ich von Geschkes Art, hin und wieder ein paar Bolzen rauszuhauen, die den Leser auflachen, aber auch fassungslos sein lassen. Das rotzt er so raus, als wäre es nichts. Und dabei wirkt das nicht gewollt, gezwungen. Es ist authentisch und passt zu den jeweiligen Situationen und Figuren.

So ergibt alles zusammen ein Thriller, der sich gewaschen hat. Geschke nimmt den Leser auf eine Reise in die Unterwelt und lässt ihn sehen, was für eine Macht diese kriminelle Energie hat. Die Perspektivwechsel sind gelungen und reißen nicht aus dem Lesefluss. Im Gegenteil, sie sind so geschickt gemacht, dass sie Fragen beantworten, die sich dem Leser unweigerlich stellen.

Ich bin exzellent unterhalten worden. So soll und muss ein Thriller sein, um mir zu gefallen. Fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 03.03.2020

ein Thriller, der einfach herausragend ist und absolute Beklemmung und Atemlosigkeit beschert

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Der Auftakt der Alexander Born Trilogie hat mich damals richtiggehend beeindruckt und niemals ganz losgelassen. Weshalb ich unglaublich gespannt auf den Nachfolger war.
Kann man die beiden Bände unabhängig ...

Der Auftakt der Alexander Born Trilogie hat mich damals richtiggehend beeindruckt und niemals ganz losgelassen. Weshalb ich unglaublich gespannt auf den Nachfolger war.
Kann man die beiden Bände unabhängig voneinander lesen? Können tut man alles, da auch Rückblicke erfolgen.
Doch die viel wichtigere Frage ist: Will man das tatsächlich? Denn damit würde man etwas sehr essentielles und großartiges verpassen.
Etwas, das den Grundstein zu allem bildet.
Mit “Finsterthal ” geht es nun in die zweite Runde und eins sei gesagt, diese Story muss sich definitiv nicht hinter “Tannenstein” verstecken.
Linus Geschke macht da weiter, wo es aufgehört hat.
Präzise, gnadenlos und voller trügerische Ruhe bringt er uns mit dem Dunklen und Alexander Born zusammen. Ein Kombination die absolut kompromisslos, tödlich und explosiv ist.
Er führt uns mit seinem einnehmenden, bildhaften und unverwechselbaren Schreibstil durch die Seiten.
Was ich in Bezug auf die Antagonisten besonders großartig finde, dass Namen keine Rolle spielen, die Person dahinter jedoch schon. Denn Ihnen schenkt der Autor sehr viel Raum, damit man auch das Gesamtpaket zu fassen bekommt.

Wir bekommen es mit einem komplizierten Fall zutun, der erneut die Frage nach der Moral in den Raum wirft.
Wie weit lässt sich zugefügtes Leid kompensieren?
Wo fängt Gut an, wo hört Böse auf?
An welcher Stelle betritt man genau diese Grenze, an der umkehren absolut unmöglich ist.
Ist es verwerflich ,dass ich sämtlichen Protagonisten, egal ob Gut oder Böse, Verständnis entgegenbringe? Das ich sie mit völliger Begeisterung verfolgt habe und sie mir dennoch einen Schauer nach dem anderen über den Rücken gejagt haben?
Was sagt das über mich als Mensch aus?
Was macht Leid und Verzweiflung aus uns Menschen?

Fragen über Fragen und doch führt uns der Autor eben dies ganz klar vor Augen.
Ich war erneut unglaublich beeindruckt wie facettenreich er die Charaktere ausgearbeitet hat. Wie unterschiedlich ich sie betrachtet habe.
Man sieht nicht nur das, was uns gezeigt wird. Man blickt in jede einzelne Seele und erblickt so viel Schmerz und Leid. Jeder hat sein Päckchen zu tragen und versucht für sich, damit zurechtzukommen.
Bei dem einen mag das vielleicht auch mal etwas blutiger ausfallen. Was mich persönlich durchaus schockierte und entsetzte. Aber man muss das große Ganze sehen und erst dann reflektieren. Denn nichts ist leichter, als vorschnell ein Urteil zu fällen.

Am faszinierendsten fand ich absolut den Dunklen, wie auch Alexander Born.
Alexander Born manövriert sich immer mehr ins Aus. Zu oft ist er angeeckt, zu oft zieht er sein eigenes Ding durch und doch wird ihm ungebrochen Loyalität entgegengebracht.
Den Dunklen kann man nicht in Worte fassen. Ich fand ihn großartig, ungeheuer einnehmend und beängstigend. Eine Persönlichkeit die ungeheuer interessant und faszinierend zugleich ist.
Zwei Seiten, die unterschiedlicher kaum sein könnten und doch ungemein in Atem halten.
Ich hatte unglaublichen Respekt vor Ihnen. Vor dem, was sie im Inneren ausmacht. Denn auch wenn vieles aus Kalkül geschieht, so steckt doch auch eine Geschichte dahinter.
Man blickt in diese Seelen und kann nicht fassen, wieviel Trauer, Verletzlichkeit und Schmerz darin verborgen liegt.
Wir sehen Stärke und Wut. Wir sehen Angst und Verzweiflung. Aber wir sehen auch wie tödlich und absolut präzise sie handeln.
Und schließlich ist da noch Andrej Wolkow, der sich geschickt in die Geschichte einbringt und seinen Teil dazu beiträgt, um es vollkommener, tragischer und nervenzehrender zu gestalten.

Die Handlung hat mich sofort gepackt. Ich empfand die Atmosphäre als düster, tragend und unheilvoll. Eine Spannung, die eher unterschwellig spürbar wurde und doch absolut rasant und packend war.
Wir befinden uns hier an unterschiedlichen Orten. Ob in Russland oder Deutschland ist eigentlich nicht so wichtig. Viel wichtiger ist, was sich in den einzelnen Handlungssträngen herauskristallisiert. Und das ist definitiv nicht ohne und brachte mich immer wieder zum Nachdenken.
Wir blicken auf vergangenes und auf die Gegenwart. Hintergründe werden ebenso offenbart wie zerstörerische Wahrheiten ,die ihren eigenen Tribut fordern. Zudem wird die innere Zerrissenheit bei den Charakteren mehr als gut spürbar.

Besonders im Fall der entführten Mädchen, zerbricht etwas in einem. Es macht einfach unglaublich wütend. Etwas so unschuldiges, dass in die Schusslinie gerät. Linus Geschke geht nicht allzu sehr in die Details. Doch was man am eigenen Leib erfährt, reicht, damit man das ganze Ausmaß verstehen und verinnerlichen kann.
Obwohl ich gerade diesen Fall etwas vorhersehbar empfand, so war er es schlussendlich dann doch nicht.
Zuviel kam ins Spiel, das man nicht erwarten konnte.
Manipulation, Lügen, Verrat und Rache. Machtpositionen die gestärkt und aufgebaut werden wollen. Zu viel das in die Waagschale geworfen wird. Zu komplex, um es sofort beurteilen zu können.
Zuviel Grenzen, die sich immer mehr verschieben.
Zu viel von allem, das in einem arbeitet und gärt. Zu viel, dass man allein mit dem Gesetz diesem beikommen könnte.
So intensiv, so bahnbrechend, so vernichtend für das menschliche Sein.
Denn was man hier zu sehen bekommt, geht weit über das, was man ertragen kann hinaus.
Es gab Wendungen, die mich absolut aus der Spur gebracht haben und mich umdenken ließen. Was dem Ganzen noch viel mehr Fülle und Intensität verlieh.
Das Grauen, dass sich immer mehr offenbarte und manifestierte und damit einen inneren Zwiespalt auslöste.
Dadurch das man auch unterschiedliche Perspektiven erfährt, wird es auch viel tiefgründiger und an einigen Stellen auch emotionaler. Die Charaktere entwickeln sich dabei und machen ihre eigene Wandlung durch, die dem Betrachter nicht verborgen bleibt.

Die Nebencharaktere haben mich ebenso einnehmen können. Voller Ausdruck, Authentizität und Facettenreichtum. Es gab Momente, die gingen mir unglaublich nahe. Ich fühlte mich, als würde man mir in den Magen boxen.
Denn was man hier sieht, ist keine Frage der Moral. Es ist eine Frage der Menschlichkeit und wie man auf bestimmte Situationen reagiert, wenn man dazu getrieben wird. Was besonders sehr gut bei Nikita ersichtlich wurde.
Und schlussendlich läutet der Autor ein Showdown ein, der mich absolut überrascht hat. Einerseits hat mich unglaubliche Traurigkeit überfallen, aber andererseits fiel Wut und Verzweiflung von mir ab. Ein Showdown, der rasant und explosiv war und im weiteren Verlauf auch einige Fragen in den Raum wirft.
Schlussendlich ein Thriller, der einfach herausragend ist und absolute Beklemmung und Atemlosigkeit bescherte. Anders als der Vorgänger, aber nicht minder intensiver und bahnbrechender. Er punktet auf psychologischer Ebene, wie auch im Zwischenmenschlichen Bereich und gibt damit auch Stoff zum nachdenken mit auf den Weg.

Fakt ist: Alexander Born hat hier einiges geleistet und ist an seine Grenzen gestoßen. Er hat gezeigt, wozu er bereit ist und dennoch ist das nicht alles. Egal was man tut, man ist nie gefeit vor Verlust und Schmerz.
Die Schatten sind oft größer, als man verkraften kann. Egal was du tust, sie holen dich immer ein.
Ich bin sehr gespannt, was im Finale auf uns zukommt und was er uns damit auf den Weg geben wird.

Fazit:
“Tannenstein” hat mich absolut beeindruckt und nie ganz losgelassen.
Nun geht es mit “Finsterthal ” in die zweite Runde.
Ein zweiter Band der mich definitiv durch die seelische Hölle geschickt hat und anders als der Vorgänger ist.
Doch nicht minder intensiver, bahnbrechender und packender.
Linus Geschke setzt auf eine unheilvolle Ruhe, die das Grauen heraufbeschwört.
Man bekommt es mit einem komplexen Fall zutun, der erneut so viel Fragen in den Raum wirft und mich wirklich zum grübeln brachte.
Ein gnadenloser Thriller, der besonders auf der psychologischen Ebene punktet und dabei so viel Gebrochenheit, Schmerz und Leid hervorbringt.
Ich bin absolut begeistert und fasziniert.
Denn hier hat der Autor gezeigt, dass er Thriller unglaublich gut beherrscht, sie nicht immer in offensichtlicher Brutalität ausufern müssen und das sich “Finsterthal ” keineswegs vor “Tannenstein” verstecken muss.

Veröffentlicht am 02.03.2020

Shades of Grey - kein Schwarz oder Weiß!

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Auf diese Fortsetzung habe ich mich schon sehr gefreut, da ich Bücherreihen generell liebe. Wer also den Vorgänger "Tannenstein" noch nicht kennt, dem sei empfohlen, den ersten Teil vielleicht vorher noch ...

Auf diese Fortsetzung habe ich mich schon sehr gefreut, da ich Bücherreihen generell liebe. Wer also den Vorgänger "Tannenstein" noch nicht kennt, dem sei empfohlen, den ersten Teil vielleicht vorher noch zu lesen. Vieles baut auf den damaligen Ereignissen auf, verständlich ist "Finsterthal" aber grundsätzlich auch ohne Vorkenntnisse.

Im Mittelpunkt der Serie steht Alexander Born, ein Ex-Polizist, der aus durchaus nachvollziehbaren Gründen auf die kriminelle Seite geraten ist. Mehr dazu erfährt man im ersten Band.
Born ist ein sympathischer Kerl, der seine weiche Seite hinter einer harten Schale verbirgt. Er ist so der Typ "coole Sau" und was seine Vorgehensweise betrifft, wird der Leser oft hin- und hergerissen zwischen Zustimmung und Ablehnung.
Dieser Zwiespalt ist überhaupt eins der vorherrschenden Themen des Buches. Es gibt hier praktisch kein Schwarz oder Weiß, kein eindeutiges Gut oder Böse, sondern unendlich viele Zwischentöne. Die schlimmsten Killer zeigen ihre verletzliche Seite, so dass man oft nicht weiß, wem man seine Sympathie schenken soll. Wirklich genial geschrieben.

Überhaupt wirken alle Charaktere sehr lebensecht und vielschichtig, was eben auch daran liegt, dass sie im Mittelpunkt des Geschehens stehen und wir auch viel von ihrer Gedanken- und Gefühlswelt erfahren dürfen.

Natürlich kommt aber auch die eigentliche Thrillerhandlung nicht zu kurz und hier wird es schon stellenweise heftig, wobei schlimme Szenen niemals unnötig beschrieben werden, es wird viel der Fantasie des Lesers überlassen - und diese läuft hier auf Hochtouren. Dem mitreißenden und an den richtigen Stellen durchaus auch mal humorvollen Schreibstil von Linus Geschke kann man sich einfach nicht entziehen. Man ist gefesselt und voll dabei, wenn Born und seine Mitstreiter sich oft auch selbst in Gefahr begeben.
Über zu wenige Todesopfer kann man sich auf jeden Fall nicht beschweren, auch thrillertypische Action kommt nicht zu kurz und sehr oft erlebt man Überraschungen, die im Nachhinein vieles in einem anderen Licht erscheinen lassen - genial geschrieben!

Diese Thrillerreihe empfehle ich gern weiter und freue mich jetzt schon auf eine Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 28.02.2020

Ein packender Thriller voller menschlicher Abgründe

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„Finsterthal war kein Ort, der einen wieder freigab oder ein gutes Ende versprach. Finsterthal war eine Endstation; die Endstation ihrer viel zu kurzen Reise.“ (S. 156)

Meine Meinung:
„Finsterthal“ ist ...

„Finsterthal war kein Ort, der einen wieder freigab oder ein gutes Ende versprach. Finsterthal war eine Endstation; die Endstation ihrer viel zu kurzen Reise.“ (S. 156)

Meine Meinung:
„Finsterthal“ ist nach „Tannenstein“ der zweite Band von Linus Geschke („Jan Römer“-Reihe) um den kriminell gewordenen Ex-Polizisten Alexander Born. Obgleich ich Teil 1 noch nicht kenne (was ich jetzt definitiv nachhole!), hatte ich keine Schwierigkeiten, in die Story hineinzukommen und mit den Charakteren vertraut zu werden.

Bereits zu Beginn weiß Linus Geschke seine Leser*innen zu fesseln: Unbekannte entführen die noch minderjährige Alice aus ihrem Zuhause und schon gleich schwingt beim Lesen das ungute Bauchgefühl mit, dass dies für die arme Alice nicht gut ausgehen könnte. Diese Tat ist dann auch der Auslöser dafür, dass der Ex-KGB-Mann Dimitri seinen Freund Alexander Born händeringend darum bittet, sich auf die Spur der Entführer zu begeben. So entspinnt sich eine Story um Macht, Gier, Gewalt, Exzesse und die tiefschwarzen Abgründe der menschlichen Seele. Durch regelmäßige Kapitel aus Sicht des Täters, durch immer wieder neue Gräueltaten – die nicht alle miteinander in Verbindung zu stehen scheinen – und durch mehr als eine überraschende Wendung im Plot versteht der Autor es brillant, Spannung und Tempo über die gesamte Story hinweg auf hohem Niveau zu halten. Als Leser zittert man mit, hofft und bangt für die Opfer – und wird immer wieder zutiefst schockiert, wenn Linus Geschke uns in die teils rabenschwarzen Seelen seiner Charaktere blicken lässt. Von klassischen „Guten“ bis zu abgrundtief „Bösen“ sind hier alle Schattierungen an Figuren vorhanden – und Protagonist Born steht mit seiner Vergangenheit, seiner Vorgehensweise und seinen inneren Dämonen selbst tief im Graubereich zwischen Gut und Böse. Alexander Born ist ein Ausnahme-Protagonist, der düster schimmert und zugleich polarisiert – und definitiv kein Sympathieträger auf den ersten Blick ist. So hat es auch eine ganze Weile gedauert, bis ich dann doch mit ihm warm geworden bin.

„Finsterthal“ ist ein Thriller, der fesselt, der schockiert und immer wieder überrascht. Es ist ein Portrait einer oftmals falschen und abgründigen (Schatten-)Gesellschaft und ein Buch, das hinter die Fassaden des Gutbürgertums blickt und die Frage aufwirft, ob Moral und Anstand echt sind oder nur ein Schutzschild, hinter dem sich finstere Abgründe verstecken.

FAZIT:
Ein harter Page-Turner voller polarisierender Charaktere und menschlicher Abgründe – unbedingt lesen!

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Veröffentlicht am 27.02.2020

Faszinierend, bedrückend, großartig

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Der Ex-Polizist Alexander Born ist zurück in Berlin. Tannenstein ist Vergangenheit. Der mutmaßliche Mörder seiner Kollegin und Freundin Lydia lebt nicht mehr, und trotzdem kommt er nicht zur Ruhe. Geplagt ...

Der Ex-Polizist Alexander Born ist zurück in Berlin. Tannenstein ist Vergangenheit. Der mutmaßliche Mörder seiner Kollegin und Freundin Lydia lebt nicht mehr, und trotzdem kommt er nicht zur Ruhe. Geplagt von Albträumen und ziellosem umherirren, hat Born seinen inneren Frieden noch nicht wiedergefunden. Etwas arbeitet in ihm und das beunruhigt ihn. Dann bittet Dimitri Saizew Born um Hilfe. Der alte KGB-Mann und jetzige Besitzer des Restaurants Pasternak hat ihm jede Hilfe zuteil kommen lassen, als Born sie benötigte.
Junge Mädchen wurden entführt, offenbar von einem Mann, der nur „der Dunkle“ genannt wird. Obwohl Lösegeld gezahlt wurde, wurde das erste Opfer vergewaltigt und getötet. Das zweite Opfer, die 17-jährige Alice de Vries, ist immer noch verschwunden. Die Väter der Mädchen, offenbar alles Geschäftspartner von Dimitri. Dimitri bittet Born sich der Sache anzunehmen und herauszufinden, wer hinter alldem steckt. Born ahnt, dass die Väter der Opfer in zwielichtige Geschäfte verwickelt und auf ihn und seine unkonventionellen Art zu ermitteln, angewiesen sind. Doch welche Rolle spielt Dimitri in der ganzen Sache? Treibt ihn nur die Sorge um seine eigene Kinder und Enkel oder steckt mehr dahinter? Als Born während seiner Ermittlungen auf den Namen Andrej Wolkow stößt, spürt er, dass Dimitri ihm etwas verschweigt. Wird er die ganze Wahrheit herausfinden?

Buchzitat: „Wenn der Teufel stirbt, passiert in der Hölle das Gleiche wie im Himmel. Es gäbe nur noch Chaos, keine Kontrolle mehr. Jeder Dämon könnte machen, was er wollte.“

Nach Tannenstein nimmt Linus Geschke uns nun mit auf die Reise nach Finsterthal. Die Geschichten knüpfen nahtlos aneinander an. Die Charaktere sind großartig ausgearbeitet. Die Beweggründe ihres Verhaltens sind so präzise erzählt, dass für den Leser keine Fragen mehr offen bleiben.
Während Norah Bernsen schon im ersten Teil Born unterstützt hat, greift ihm diesmal auch seine alte Kollegin Carla Diaz unter die Arme. Gemeinsam versuchen sie „dem Dunklen“ zuvorzukommen, bevor ein weiteres Mädchen zu Schaden kommt.
Parallel zu den Geschehnissen um die verschwundenen Mädchen, versucht Andrej Wolkow in Russland Teile des Tambowkaja-Kartells neu aufzubauen. Nach dem Tod seines Bruders Sergej und seines Bosses Koslow, müssen die Geschäfte der Russenmafia wieder neu geordnet werden.
Faszinierend wie es Linus Geschke gelingt, die Spannung immer weiter aufzubauen. Sein Schreibstil ist klar und fließend und hat absoluten Wiedererkennungswert.

Mein persönliches Fazit:
Linus Geschke hat mich mit Finsterthal mehr als überrascht. Während Tannenstein noch sehr laut und äußerst brutal auf mich gewirkt hat, besticht Finsterthal durch sanfte und ruhige Zwischentöne. Hier geht es weniger um Macht, Rache und Selbstjustiz, als vielmehr um missbrauchtes Vertrauen und die Frage, wieviel Wahrheit hält ein Mensch aus? Wollen wir wirklich immer alles wissen? Ein Buch mit einer Aussage dahinter.
Meine Empfehlung ist es, erst Tannenstein und dann Finsterthal zu lesen. Ohne Frage, jedes Buch kann einzeln gelesen werden. Sollte es aber nicht. Denn gerade das Zusammenspiel der einzelnen Bände macht die Trilogie so besonders. Immer mit der Grundfrage in welche Zwiespälte uns das Leben treibt, greift jedes Buch ein anderes Thema auf. Nach „Rache und Leid“ in Tannenstein und „Täuschung und Verrat“ hier in Finsterthal bin ich gespannt, welches es im dritten Teil sein wird. Ein Buch, dass mich sehr nachdenklich gestimmt hat und unglaublich lange nachwirkt.
Linus Geschke, ein großartiger Autor, der das reale Leben in Worte packt und dieses mit Hilfe einer fiktiven Geschichte zu einem großartigen Thriller werden lässt. Ein Buch für Menschen mit Herz, Hirn und Verstand.

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