Mein erster Eindruck der Leseprobe ist ausgesprochen positiv. Schon die ersten Seiten schaffen eine dichte, leicht düstere Atmosphäre, die sofort in das Edinburgh des 19. Jahrhunderts hineinzieht. Der ...
Mein erster Eindruck der Leseprobe ist ausgesprochen positiv. Schon die ersten Seiten schaffen eine dichte, leicht düstere Atmosphäre, die sofort in das Edinburgh des 19. Jahrhunderts hineinzieht. Der historische Rahmen wirkt glaubwürdig und lebendig, ohne überladen zu sein – man spürt den Geruch der engen Gassen, den Nebel über den Dächern und die Faszination für die aufstrebende Medizin ebenso wie das Unbehagen vor dem, was dafür geopfert wird.
James Willoughby ist als Figur auf Anhieb sympathisch: ein idealistischer, etwas weltfremder junger Mann, der voller Neugier aufbricht und gar nicht merkt, wie gefährlich seine neuen Bekanntschaften werden könnten. Der Gegensatz zwischen seiner Naivität und der rauen Realität in Edinburgh macht neugierig auf seine Entwicklung. Auch Nye MacKinnon ist ein Charakter, der sofort Spannung verspricht – charmant, geheimnisvoll, und mit einem moralisch fragwürdigen Beruf, der viel Konfliktpotenzial birgt.
Der Schreibstil liest sich flüssig und bildhaft, mit genau dem richtigen Maß an historischen Details und unterschwelliger Bedrohung. Ich hatte beim Lesen sofort das Gefühl, dass sich hier eine Geschichte anbahnt, die gleichermaßen fesselnd, atmosphärisch und moralisch vielschichtig sein wird. Diese Leseprobe hat definitiv Lust auf mehr gemacht.