Cover-Bild Ein neuer Horizont
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20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Wunderlich
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 496
  • Ersterscheinung: 19.10.2021
  • ISBN: 9783805200721
Maiken Nielsen

Ein neuer Horizont

Korea, 1950: Die junge Zeitungsreporterin Nellie berichtet als einzige Frau vom Krieg zwischen Nord- und Südkorea. Um sie herum sterben Soldaten – aber auch Kollegen. Während sie nicht weiß, ob sie ihren Einsatz als Kriegsreporterin überleben wird, hat sie mit einem persönlichen Trauma zu kämpfen: Sieben Jahre zuvor ist ihre Zwillingsschwester Laura verschwunden, mit der sie auf dem Schiff ihres Vaters aufwuchs. Halt findet sie bei dem Pressefotografen Jake, mit dem sie seit ihrem ersten Aufeinandertreffen eine zarte Liebe verbindet. Doch Jake muss in seine Heimatstadt Berlin zurückkehren, um den Wiederaufbau der Stadt zu dokumentieren. Abgesehen davon gibt es dort jemanden, mit dem er noch eine Rechnung offen hat … Und während die Welt in zwei Hälften zerfällt, kämpft Nellie gleich an mehreren Fronten – nicht zuletzt um ihr Glück.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 24.11.2021

Noch tiefere Gräben ...

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Was den Marianengraben und Vergleichbare betrifft, besteht wenigstens eine Konsistenz der Zuverlässigkeit. Dieser verändert nicht seine Lage oder Tiefe. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg, der soviel Tod und ...

Was den Marianengraben und Vergleichbare betrifft, besteht wenigstens eine Konsistenz der Zuverlässigkeit. Dieser verändert nicht seine Lage oder Tiefe. 

Nach dem Zweiten Weltkrieg, der soviel Tod und Verderben über die Welt brachte, hoffte die Menschheit, ein wenig Atem schöpfen zu können. 

Aber nein. Neue Gräben und Abgründe brachen auf. Die Welt zerfiel in zwei ideologische Blöcke. Und Korea, durch seine exponierte Lage, war die bequeme Marionette zweier kontrapunktischer Weltmächte. 

Russland ( mit China ) auf der einen mit Nordkorea und USA ( mit von ihnen besetzten Japan ) auf der anderen Seite. 

Der Konflikt auf der Peninsula wurde heiß, die Vereinten Nationen involviert und die USA als Anführer der "freien Welt" und die UdSSR als "böser" Antagonist hatten ihren Stellvertreterkrieg. 

Mit mehr als als zwei dutzend beteiligten Nationen war es ein "kleiner" Weltkrieg. 

Und Nellie Ericsson ist akkreditierte Auslandskorrespondentin, Kriegsreporterin, unter lauter Männern, eine "Exotin". Sie erfährt ungeheuer viel Misogynie und bestenfalls milde Vorurteile. 

Obwohl es mit Frauen wie Martha Gellhorn schon profilierte Reporterinnen auf diesem Feld gab, wird sie nicht ernstgenommen, muß sich dreifach bewähren und beweisen. Sowie obendrein behindert, wo es nur geht. 

Heute sind Reporterinnen aus Kriegsgebieten ganz normal, siehe Antonia Rados, aber damals ...

1950, als Nellie sich in Korea aufhalten "darf", hat sie noch mit einem gdnz anderen Trauma zu kämpfen. Die 26jährige verlor sieben Jahre zuvor ihre Zwillingsschwester Laura auf dem Meer, vor Korea. 

Nellie ist überhaupt ein Geschöpf des Ozeans, weil sie und ihre Schwester als Kinder viel Zeit auf Handelsschiffen mit ihrem Seebärvater und der deutschen Mutter verbrachten. 

Seitdem sie ein älterer Teenager war, lebt sie aber in Chicago. Dort hat sie 1946 den Pressefotografen Jake Schmidt kennengelernt, mit dem sie mehr als Freundschaft verbindet. Jake hat selber Schlimmes erlebt, im Krieg. 

In Korea treffen sie sich zufällig wieder. Aber er muß nach Berlin, für ein Projekt und hat noch Tabula Rasa zu schaffen, mit einer ganz bestimmten Person. 

Nellie muß währenddessen das Grauen des erneuten Krieges, auch mit der Androhung eines potentiellen Atomschlags seitens der USA, hautnah kennenlernen. 

Tod, Sterben und Verderben. Und Ungeheuerliches! Was sich, was letztgenanntes angeht, in Vietnam unrühmlich fortsetzen wird ...

Nicht nur, daß sich Nellie zerrissen fühlt, mit dem Horror und Intrigen klarkommen muß ... Wird sie jemals ihren geliebten Jake wiedersehen? 

Das Buch ist überwältigend gut. Zutiefst human, ein Plädoyer gegen alle destruktiven Impulse, die Mensch so ersinnen kann. Gegen Vorurteile, Hass, Misogynie, Rassismus. 

Die Autorin schreibt differenziert und ausgewogen. Sie verschweigt nicht die Auswüchse beider Seiten, aber neigt auch nicht dazu, einseitig Partei zu ergreifen. 

Sie zeigt vielmehr jenseits Nationalität, Ideologie und Propaganda den nackten, fragilen, vulnerablen Menschen. Egal ob Amerikaner, Koreaner oder wer auch immer. Egal, ob weiblich oder männlich, Zivilist oder Soldat, alt oder jung. 

Sie schildert hervorragend, daß wir erst einmal Menschen sind und nur diese eine Erde uns gemeinsam teilen. Und wie sinnlos all dieses Töten ist. 

Sehr berührend, ergreifend, packend, exzellent recheriert, hat mich das Buch zum Weinen gebracht. 

Ihre Protagonisten sind nun ein Teil meiner selbst geworden. Wie ich die liebe! Und all die vielen anderen Petitessen, die dem Buch eine noch größere Authentizität verleihen. 

Die Hysterie des McCarthyismus ist hervorragend eingebunden. Die Beatniks Neal Cassady ( der vergessene, kaum noch erwähnte Held!) und Jack Kerouac werden literarisch hier verewigt. Was mich besonders freut! Weil ich auch die Beatpoeten sehr schätze! ( Wie Allen Ginsberg und William S. Burroughs! )

Nellie ist an Marguerite Higgins angelehnt. Lee Miller ist eine weitere Kriegskorrespondentin, die mich bereits vorher stark beeindruckt hatte, neben Martha Gellhorn. 

Emotional aufwühlend, tragisch, ist dieses Werk von nachgerade berückender, traumwandlerischer Sprache, die mich nachgerade mesmerisiert hat. Ein veritables Meisterwerk, das auch Poésie in Prosa ist. Ein weiteres absolutes Highlight des dahinschwindenden Jahres 2021. Danke, Maiken Nielsen!!!!!

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Veröffentlicht am 13.11.2021

Leben für zwei

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Nellie hat eine sehr enge Beziehung zu ihrer Zwillingsschwester Laura, mit der sie unbeschwert auf dem Schiff ihres Vaters aufwachsen ist. Aber dann verschwand Laura spurlos. Doch die Schwestern hatten ...

Nellie hat eine sehr enge Beziehung zu ihrer Zwillingsschwester Laura, mit der sie unbeschwert auf dem Schiff ihres Vaters aufwachsen ist. Aber dann verschwand Laura spurlos. Doch die Schwestern hatten sich versprochen, dass „wenn eine ins ewige Grab rutscht, die anderen für zwei lebt“. Nellie ist Kriegsreporterin geworden und bekommt, nachdem ein Kollege ausgefallen ist, die Chance aus Korea zu berichten. Es wird ihr aber nicht leicht gemacht, denn man traut einer Frau nicht zu, dass sie den Strapazen gewachsen ist. Doch Nellie beißt sich durch. Der Fotograf Jake unterstützt sie, aber er muss schon bald für einen Auftrag zurück nach Berlin.
Maiken Nielsen hat mich schon mit ihren Romanen „Und unter uns die Welt“ und „Space Girls“ begeistern können. Auch dieses Buch hat mich von Anfang an gepackt. Die Kriegsszenen in Korea sind manchmal schwer zu ertragen, aber sie sind unabdingbar für den Verlauf der Geschichte. Wir erleben mit, wie furchtbar Napalm ist und fühlen die drohende Gefahr einer Atombombe. Aber auch das Leben im geteilten Berlin der Nachkriegszeit ist nicht einfach.
Nellie versucht sich in Korea durchzubeißen, auch wenn ihr der Pressesprecher Colonel Grady ständig Schwierigkeiten macht und ihre männlichen Kollegen sie auch nicht so ganz ernst nehmen. Besonders Dick Tucker scheint es auf sie abgesehen zu haben. Ich finde es bewundernswert, wie todesmutig sich Nellie in die umkämpften Gebiete wagt. Sie tat mir aber auch leid, wenn man ihr immer wieder Steine in den Weg legte, obwohl sie doch nur die Wahrheit erzählen wollte. Sie gerät immer wieder in Gefahr und schafft es doch zu überleben. Dabei ist sie sehr empathisch und wächst manchmal über sich hinaus. Nellies Mutter Hanna Stochow lebt im Ostteil von Berlin und arbeitet in einem Kino im Westen. Nellie und ihre Mutter haben sich schon lange nicht mehr gesehen, doch Hanna verfolgt besorgt Nellies Werdegang. Jake verknüpft in Berlin Job und Privates. Er stromert durch die Stadt auf die Suche nach einem besonderen Motiv, gleichzeitig ist er aber auch auf der Suche nach der Person, die seine Familie während des Krieges denunziert hat. Nellie und Jake sind sich sicher, dass sie sich immer wieder finden. Ich habe ihnen alles Glück der Welt gewünscht.
Dieser Roman ist erschreckend und grausam, emotional und berührend. Die Autorin Maiken Nielsen erzählt auf unmissverständliche Art über die Schrecken des Krieges, die Not der Menschen, die politischen Interessen und über die Schicksale von Menschen, die einfach leben oder etwas bewegen wollen.
Für mich ist dieses Buch ein ganz besonderes Highlight, das ich gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 09.11.2021

Nellie und der Krieg

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Nellie ist nach Korea gereist um dort als Kriegsreporterin zu arbeiten. Allerdings werden ihr als Frau auch immer wieder Steine in den Weg gelegt. Unterstützt wird sie von Jake, der allerdings bald zu ...

Nellie ist nach Korea gereist um dort als Kriegsreporterin zu arbeiten. Allerdings werden ihr als Frau auch immer wieder Steine in den Weg gelegt. Unterstützt wird sie von Jake, der allerdings bald zu einem Auftrag nach Berlin aufbricht. So kämpft sie sich weiter allein durch, um ihre Ziele zu erreichen. Schließlich hat sie ihrer Schwester Laura, die verschwunden ist, versprochen das Leben für sie mitzuleben.

Nick hat unterdessen in Berlin auch noch eine Rechnung offen. Er will erfahren, wer seine Familie im Krieg verraten hat und denjenigen zu Verantwortung ziehen.

Maiken Nielsen nimmt uns diesmal mit nach Korea, mitten in den beginnenden Krieg. Gerade die Kriegsszenen sind so beschrieben, dass man meint, hautnah dabei zu sein und man muss doch des Öfteren die Luft anhalten, ob Nellie es da wohl wieder unbeschadet rausschaffen wird. Aber nicht nur diese Szenen gehen unter die Haut, auch Jakes Streifzüge durch das zerstörte Berlin haben mich mitten in das damalige Leben mitgenommen. Das Thema Denunziation zieht sich durchs ganze Buch, sowohl Nellie als auch Jake müssen damit Bekanntschaft machen. Da zeigt sich recht deutlich, dass Menschen zu ihrem eigenen Vorteil doch gerne mal andere anschwärzen. Egal in welchem System und in welcher Lage.

Ich fand das Buch ganz hervorragend geschrieben, es war keine Minute langweilig. Auch wenn man Nellie manchmal schütteln möchte für die Risiken, die sie eingeht. Schön fand ich auch die Beziehung zu ihrer Schwester Laura, die in Rückblicken erzählt wird und zu einem elementaren Handlungsstrang wird. Daraus erklärt sich ein Teil von Nellies Handeln.

Auch Jakes Geschichte hat mich sehr berührt. Er hat es wirklich nicht leicht gehabt im Krieg, daher ist es schon bewundernswert, wie ausgeglichen er doch ist und wie vernünftig, was das Thema Rache betrifft.

Ich kann dieses Buch nur empfehlen, ich habe viel über Korea und den Krieg, der das Land geteilt hat, gelernt. Und ich habe mit Jake, Nellie und ihrer Familie mitgefiebert, mitgelitten und mich mitgefreut. Daher von mir eine dicke Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 06.11.2021

Bewegender Roman über eine Kriegsreporterin

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Am 25. Juni 1950 bricht mit dem Überfall der Nordkoreaner auf den Süden ein Krieg aus. 48 Stunden später sitzt Nellie mit einigen anderen Journalisten in einem Flugzeug auf dem Weg in die Krisenregion. ...

Am 25. Juni 1950 bricht mit dem Überfall der Nordkoreaner auf den Süden ein Krieg aus. 48 Stunden später sitzt Nellie mit einigen anderen Journalisten in einem Flugzeug auf dem Weg in die Krisenregion. Sie schreibt für die „Chicago Post“ und war gerade in Tokio eingesetzt. Von ihren männlichen Kollegen wird sie mit Argwohn beäugt, doch sie ist entschlossen, das Geschehen aus nächster Nähe zu beobachten und darüber zu berichten. Während um sie herum Soldaten sterben, muss sie darum kämpfen, als Kriegsreporterin ernst genommen zu werden.

Hoffnung gibt ihr der Pressefotograf Jake, in den sie seit ihrer ersten Begegnung in Chicago vor einigen Jahren verliebt ist. Er wird jedoch kurz darauf nach Berlin berufen, wo er nicht nur einen Auftrag wahrnimmt, sondern auch mit der Vergangenheit aufräumen will. Im Osten der geteilten Stadt wohnt auch Nellies Mutter, die um ihre eine Tochter bangt, die noch am Leben ist.

Zu Beginn des Buches lernte ich Nellie als Kind kennen, während sie sich auf einem Boot im Nordpazifik befindet und in einen Sturm gerät. Sie und ihre Zwillingsschwester Laura finden sie Situation eher aufregend als gefährlich. Die beiden schwören sich, dass wenn einer von ihnen je etwas zustößt die andere für zwei leben wird.

Achtzehn Jahre später ist Nellie bereit, als Reporterin im Korea-Krieg ganz vorn mit dabei zu sein. Laura ist seit sieben Jahren tot und ihre Mutter, die in Berlin lebt, hat sie schon lange nicht mehr gesehen. Die abfälligen Kommentare ihrer männlichen Kollegen im Hinblick auf ihre Anwesenheit steckt sie souverän weg, doch dabei bleibt es nicht. Immer wieder wird sie schikaniert und muss aufmerksam bleiben, um nicht zurückgelassen zu werden und die Gelegenheit zu erhalten, ihre Texte an ihre Auftraggeber zu übermitteln.

Die Beschreibungen des Kriegsgeschehens ist eine grausame und bedrückende Lektüre, bei der nichts beschönigt wird. Immer wieder findet sich Nellie mitten im Kampfgeschehen wieder. Um sie herum sterben Soldaten und Zivilisten und auch sie selbst entgeht mehrfach nur knapp dem eigenen Tod. Ich erhielt einen Eindruck davon, wie es den Männern und Frauen vor Ort ging, die nicht wissen, ob sie den nächsten Tag noch erleben werden.

Im Kontrast dazu stehen die Szenen außerhalb Koreas. Im geteilten Berlin lernte ich Nellies Mutter Hanna kennen und begleitete Jake bei seiner Suche nach der Person, die einst seine Familie verraten hat. Auch Nellie ist nicht durchweg in Korea und muss sich um einige Angelegenheiten kümmern. Verschiedene Handlungsstränge sorgten für Abwechslung und weckten meine Neugier.

Im Mittelpunkt der Handlung stehen aber Nellies Einsätze als Reporterin in Korea, die mir eindrücklich zeigten, was es hieß, zu jener Zeit so eine Aufgabe anzunehmen. Die Geschichte ist fiktiv, im Nachwort verweist die Autorin jedoch auf einige historische Kriegsreporterinnen, deren Erinnerungen in den Roman eingeflossen sind. Für mich war es eine bewegende, oftmals schwere und immer interessante Lektüre, die ich klar weiterempfehle!

Veröffentlicht am 30.10.2021

Nicht die Flügel hängen lassen, Nell

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… sagt ihre Zwillingsschwester Laura immer zu ihr – auch noch in Nellies Gedanken, als Laura längst tot ist. Und als Kriegsreporterin im Koreakrieg gibt es viele Situationen, in denen sie die imaginäre ...

… sagt ihre Zwillingsschwester Laura immer zu ihr – auch noch in Nellies Gedanken, als Laura längst tot ist. Und als Kriegsreporterin im Koreakrieg gibt es viele Situationen, in denen sie die imaginäre Aufmunterung braucht. Nellie ist die einzige Frau dort, muss sich immer wieder in dieser Männerdomäne und gegen die Anfeindungen ihrer Kollegen und Vorgesetzten durchsetzen. Einer streut sogar das Gerücht, sie sei eine russische Spionin …
Es wird etwas leichter, als sie den Fotografe Jake wiedertrifft. Sie haben sich vor 4 Jahren kennengelernt und verliebt. Aber hat ihre Liebe im Krieg überhaupt eine Chance? Und können sie mit ihrer jeweiligen Vergangenheit abschließen? Denn nicht nur Nellie hat einen schweren Verlust erlitten, auch Jake hat seine Erlebnisse im 2. WK noch nicht verarbeitet …

Maike Nielsen schreibt sehr eindringlich und poetisch über eine Zwillingsbeziehung und den Krieg.
Nellie und Laura haben ein extrem inniges Verhältnis. Sie sind auf dem Wasser aufgewachsen, weil ihr Vater Kapitän war, auf engstem Raum mit nur wenigen Menschen, aber gleichzeitig zwischen den verschiedensten Kulturen, Welten und Sprachen. Sie sind echte Kosmopoliten und Nellie ist prädestiniert für den Job als Journalistin.
Nellie hat mir echten Respekt abgerungen. Sie ist so mutig, furchtlos, taff und empathisch – man kann sich nur schwer vorstellen, dass ihre Zwillingsschwester Laura früher die Anführerin war. Sie kämpft immer wieder ihre Ängste nieder und bringt die Menschen zum Erzählen. Und sie geht weiter als ihre männlichen Kollegen, fliegt bei Kampfeinsätzen mit, überlebt Flugzeugabstürze, Schiffsunglücke und Raketenbeschuss, versucht mitten im Krieg nach Nordkorea zu gelangen. Sie legt sich mit ihren Vorgesetzten in der Redaktion und vor Ort an, weil sie die Wahrheit schreiben will, vor allem über den Einsatz von Napalm, der lange geleugnet wird. „Ich will darüber schreiben, weil es falsch ist. Es kann nur aufhören, wenn die Öffentlichkeit davon weiß.“ (S. 369) Oft ist ihr gar nicht bewusst, wie sehr sie damit die Menschen ihrer Zeit bewegt und beeindruckt. „Sie sind ein vorlautes, kleines Ding! Und Sie schreiben verdammt gut für eine Frau …“ (S. 75)
Aber ich hatte auch das Gefühl, dass sie glaubt, für ihre Schwester mit leben und sterben zu müssen, damit sie endlich wieder vereint sind – obwohl sie deren Tod lange leugnet und überzeugt ist, dass Laura noch lebt.

Auch Jakes seelische und körperliche Wunden aus dem 2. WK sind noch nicht verheilt, werden es vielleicht nie. Als er für einen Auftrag nach Berlin geschickt wird, erkennt er die Stadt kaum wieder und muss sich damit auseinandersetzen, was ihm und seiner Familie passiert ist. „Vorsichtig, um nicht einzubrechen, machte er sich auf den Weg über diese geborstene Kindheit, und mit jedem Schritt, den er über alte Fundamente und verbogene Fensterrahmen tat, wurde seine Taubheit kleiner.“ (S. 120) Ich liebe die Formulierungen, die Maike Nielsen verwendet, die Bilder, die sie mit ihren Worten malt.
Sie zeigt die Parallelen zwischen dem geteilten Berlin bzw. Deutschland und dem geteilten Korea – Ost gegen West, Nord gegen Süd, Sozialismus gegen Kapitalismus, aber auch eine Welt im Umbruch, an der Schwelle zum nächsten Weltkrieg, wenn die nächste Atombombe gezündet werden sollte ....
„Ein neuer Horizont“ erzählt sehr eindringlich und poetisch vom Schicksal einer Reporterin im Koreakrieg, rüttelt auf und macht die Grausamkeit des Krieges deutlich „Krieg ist für mich die größte Niederlage des menschlichen Geistes.“ (S. 109).

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