Eine Liebe in den tiefes der Meere....
Manchmal begegnet man einem Buch zur richtigen Zeit und manchmal begegnet man ihm zu früh oder viel zu spät. MondSilberLicht fühlt sich an, als hätte ich es genau im richtigen Moment gelesen. Denn dieses ...
Manchmal begegnet man einem Buch zur richtigen Zeit und manchmal begegnet man ihm zu früh oder viel zu spät. MondSilberLicht fühlt sich an, als hätte ich es genau im richtigen Moment gelesen. Denn dieses Buch bringt etwas mit, das sich nur schwer beschreiben lässt: Es hat Herz. Und Seele. Und diese Art von Magie, die nicht in Glitzer steckt, sondern in kleinen Blicken, leisen Momenten, tiefen Verlusten und in einem alten, dunklen Geheimnis.
Emma war mir von der ersten Seite an nah. Sie ist nicht die typische Heldin. Sie ist verletzt, unsicher, manchmal ein bisschen zu schnell im Vertrauen, aber gerade das macht sie so glaubwürdig. Ihr Leben bricht auseinander, und wie sie versucht, in dieser völlig fremden Welt auf der Isle of Skye irgendwie klarzukommen, hat mich berührt. Dass sie dabei nicht nur neue Freunde findet, sondern auch ihre große Liebe, klingt kitschiger, als es ist. Denn Calum ist nicht einfach nur „der Typ mit dem dunklen Blick“. Er ist widersprüchlich, mal kühl, mal einfühlsam und ja, manchmal zum Davonlaufen. Aber je mehr man über ihn erfährt, desto tiefer sinkt man in diese Geschichte hinein.
Die Liebesgeschichte zwischen Emma und Calum ist nicht laut oder überladen; sondern vorsichtig, tastend, manchmal schwer auszuhalten. Und doch spürt man in jedem Kapitel, wie sehr sie füreinander bestimmt sind. Es ist keine einfache Liebe, keine perfekte; aber sie ist echt. Und sie wächst, trotz allem, was zwischen ihnen steht. Gerade deshalb hatte ich oft das Gefühl, beim Lesen still mitzuatmen, fast so, als dürfte ich die beiden nicht stören.
Das Setting ist ein echtes Highlight. Die Isle of Skye wirkt fast wie eine eigene Figur: neblig, mystisch, rau und trotzdem tröstlich. Man hat das Gefühl, dass diese Insel Geheimnisse verbirgt, die weit älter sind als die Menschen dort. Die Atmosphäre ist durchweg dicht, ein wenig düster, aber nie schwer. Und als dann die Shellycoats ins Spiel kommen, wird klar: Das hier ist kein typisches Urban Fantasy-Buch. Hier wurde eine ganz eigene Welt geschaffen, die sich anfühlt wie ein Märchen, das man aus Versehen zu ernst genommen hat und plötzlich ist es wahr.
Der Schreibstil ist noch nicht so rund und ausgefeilt wie in Marahs späteren Werken; aber das macht nichts. Im Gegenteil: Ich mochte genau diese Unmittelbarkeit. Der Stil ist direkt, emotional, manchmal jugendlich naiv, aber voller Herz. Ich bin durch die Seiten geflogen, habe die Dialoge geliebt und besonders Emmas Gedanken, die oft viel ehrlicher waren, als man es aus anderen Jugendromanen kennt.
Was mir besonders gefallen hat, war die Vielzahl an Nebenfiguren, die alle ihre eigene kleine Geschichte mitbringen, manche still und warmherzig wie Sophie, andere spröde und schwer einzuschätzen wie Raven. Man spürt sofort: Auch sie alle tragen etwas mit sich herum. Und Emma ist mittendrin in diesem Netz aus neuen Beziehungen, alten Geschichten und einer Wahrheit, die sie nicht erwartet hat.
Und dann kam das Ende. Und ich war überrascht, wie sehr es mich getroffen hat, nicht weil es brutal wäre, sondern weil es etwas in mir aufgerührt hat. Ein kleiner Stich im Herzen. Ein leiser Schmerz. Und das Bedürfnis, sofort weiterzulesen.