Cover-Bild Close to Home
(24)
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Eichborn
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 29.09.2023
  • ISBN: 9783847901471
Michael Magee

Close to Home

Roman

Mit gerade mal 22 Jahren steht Sean an einem Scheidepunkt. Aufgewachsen im von der Wirtschaftskrise erschütterten Belfast, inmitten von Arbeitslosigkeit, Tristesse und den schwelenden Nachwirkungen der Nordirland-Konflikte, scheint sein Traum, Schriftsteller zu werden, vollkommen unerreichbar. Stattdessen hängt er fest in einem Teufelskreis aus Partys und Drogen - bis er im Rausch einen jungen Mann niederschlägt und vor Gericht landet. Erst jetzt findet er die Kraft, sein Leben neu zu sortieren. Wie konnte er zu dem Menschen werden, der er ist, der ihm aber doch so fremd ist? Eine offenherzige, gleichermaßen raue wie zarte Selbsterkundung, zutiefst berührend in ihrer Verletzlichkeit.

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 06.11.2023

Teufelskreis

3

Sean ist 22 Jahre alt, ohne Aussicht auf eine positive Zukunft. Er hat zwar einen Uni-Abschluss in der Tasche, bekommt aber keinen Job. Er lebt in einem Stadtteil von Belfast in dem die Menschen in Armut ...

Sean ist 22 Jahre alt, ohne Aussicht auf eine positive Zukunft. Er hat zwar einen Uni-Abschluss in der Tasche, bekommt aber keinen Job. Er lebt in einem Stadtteil von Belfast in dem die Menschen in Armut leben. Die Nachwirkungen der Nordirland-Konflikte sind noch spürbar. Sean jobbt in einem schlecht bezahlten Job in einem Nachtclub. Er träumt davon Schriftsteller zu werden. Noch hängt er in einem Teufelskreis aus Partys und Drogen fest und landet schließlich vor Gericht, weil er einen Mann niedergeschlagen hat.

Michael Magee gelingt es sehr gut die hoffnungslose Lebenssituation von Sean und seinem Umfeld einzufangen. Seans Mutter leidet unter Angstzuständen. Seit ihrer Jugend ist sie auf Valium. Die Schüsse und Anschlägen der IRA belasten sie noch heute. Seans älterer Bruder Anthony hängt ebenfalls voll durch. Er wurde in seiner Kindheit missbraucht.

‚Close to home‘ ist ein gut geschriebenes Debüt eines talentierten Autors. Die Zeichnungen von Sean und seinen Freunden kommen realistisch rüber. Das wilden Partyleben ist ein Ausdruck der Trostlosigkeit, ein Ablenken und zeigt doch die Verletzlichkeit. Das Kriegstrauma der Eltern und Großeltern wirkt in der nachfolgenden Generation nach. Meinen vollen Respekt hat Mairead, sie kommt ebenfalls aus diesem Milieu, doch sie scheint die Kurve bekommen zu haben. Sie versucht sich eine bessere Zukunft aufzubauen. Dem Autor gelingt es, die Leser mitzunehmen. Die Atmosphäre ist fast durchweg bedrückend, gezeichnet von Perspektivlosigkeit. Die Suizidrate in den vom Nordirlandkonflikt betroffenen Gebieten ist noch 20 Jahre Friedensprozess sehr hoch. Eigentlich kein Wunder, wenn man keine positive Wende für sein Leben sieht.

Mein Lieblingssatz: Der äußere Eindruck trügt oft. Erlaub dir kein schnelles Urteil über jemanden.‘

Fazit: Ein gutgeschriebenes Debüt, doch die beschriebene Atmosphäre ist kaum zu ertragen. Kein Buch, dass ich ein zweites Mal lesen möchte.

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Veröffentlicht am 19.11.2023

Sehr eindrücklich

1

𝐂𝐥𝐨𝐬𝐞 𝐭𝐨 𝐇𝐨𝐦𝐞 - 𝐌𝐢𝐜𝐡𝐚𝐞𝐥 𝐌𝐚𝐠𝐞𝐞 [𝐑𝐞𝐳𝐞𝐧𝐬𝐢𝐨𝐧𝐬𝐞𝐱𝐞𝐦𝐩𝐥𝐚𝐫]

»𝖤𝗌 𝗀𝗂𝗇𝗀 𝗀𝖺𝗇𝗓 𝗌𝖼𝗁𝗇𝖾𝗅𝗅. 𝖨𝖼𝗁 𝗁𝖺𝖻𝖾 𝗓𝗎𝗀𝖾𝗅𝖺𝗇𝗀𝗍 𝗎𝗇𝖽 𝗀𝖾𝗍𝗋𝗈𝖿𝖿𝖾𝗇, 𝗎𝗇𝖽 𝖾𝗋 𝗂𝗌𝗍 𝗎𝗆𝗀𝖾𝖿𝖺𝗅𝗅𝖾𝗇.« (𝖲.9)

Mit diesen Worten beginnt Michael Magee Seans Geschichte zu erzählen, ...

𝐂𝐥𝐨𝐬𝐞 𝐭𝐨 𝐇𝐨𝐦𝐞 - 𝐌𝐢𝐜𝐡𝐚𝐞𝐥 𝐌𝐚𝐠𝐞𝐞 [𝐑𝐞𝐳𝐞𝐧𝐬𝐢𝐨𝐧𝐬𝐞𝐱𝐞𝐦𝐩𝐥𝐚𝐫]

»𝖤𝗌 𝗀𝗂𝗇𝗀 𝗀𝖺𝗇𝗓 𝗌𝖼𝗁𝗇𝖾𝗅𝗅. 𝖨𝖼𝗁 𝗁𝖺𝖻𝖾 𝗓𝗎𝗀𝖾𝗅𝖺𝗇𝗀𝗍 𝗎𝗇𝖽 𝗀𝖾𝗍𝗋𝗈𝖿𝖿𝖾𝗇, 𝗎𝗇𝖽 𝖾𝗋 𝗂𝗌𝗍 𝗎𝗆𝗀𝖾𝖿𝖺𝗅𝗅𝖾𝗇.« (𝖲.9)

Mit diesen Worten beginnt Michael Magee Seans Geschichte zu erzählen, dabei fühlt es sich an, als hätte man aus Versehen zurückgespült, würde nach der Fernbedienung greifen und das Geschehen im Zeitraffer verfolgen, zusehen, wie die Menschen brüllen, unruhig werden und dann ist da Sean, der sich aus dem Getümmel befreit und vor der Polizei zum Stehen kommt.
In wenigen Sekunden befinden wir uns dann in einer heruntergekommen WG in Belfast. Die Wände sind mit Schimmel bedeckt, der Boden von Klamotten und Fast Food Verpackungen übersäht. Mittendrin Sean und sein Freund Ryan auf der Suche nach der nächsten Party.

Die Wirtschaftskrise in Belfast hat die Arbeitslosenzahl ansteigen lassen und eine Perspektivlosigkeit in den Menschen geschürt, dass selbst Sean mit seinen 22 Jahren schon lange aufgehört hat zu träumen und sich stattdessen auf Partys zudröhnt, um der Tristesse zu entkommen. Zwischen Selbstreflexion und Gleichgültigkeit begleitet man seine Gedankengänge, die sich je nach Tagesverfassung ändern.

»𝖬𝖺𝗇 𝗄𝖺𝗇𝗇 𝗇𝗂𝖼𝗁𝗍 𝖾𝗐𝗂𝗀 𝗇𝗎𝗋 𝖯𝖺𝗋𝗍𝗒 𝗆𝖺𝖼𝗁𝖾𝗇, 𝗎𝗇𝖽 𝗐𝖾𝗇𝗇 𝗂𝗆𝗆𝖾𝗋 𝗐𝖾𝗇𝗂𝗀𝖾𝗋 𝖪𝗎𝗆𝗉𝖾𝗅𝗌 𝗓𝗎𝗆 𝖬𝗂𝗍𝖿𝖾𝗂𝖾𝗋𝗇 𝖽𝖺 𝗌𝗂𝗇𝖽, 𝗄𝗈𝗆𝗆𝗍 𝖾𝗌 𝖾𝗂𝗇𝖾𝗆 𝗏𝗈𝗋, 𝖺𝗅𝗌 𝗄ä𝗆𝖾 𝗆𝖺𝗇 𝗇𝗂𝖾 𝗆𝖾𝗁𝗋 𝖽𝖺 𝗋𝖺𝗎𝗌. 𝖠𝗅𝗌 𝗈𝖻 𝗆𝖺𝗇 𝖿ü𝗋 𝖽𝖾𝗇 𝖱𝖾𝗌𝗍 𝗌𝖾𝗂𝗇𝖾𝗌 𝖫𝖾𝖻𝖾𝗇𝗌 𝗆𝗂𝗍 𝖽𝖾𝗇𝗌𝖾𝗅𝖻𝖾𝗇 𝖽𝗋𝖾𝗂 𝗈𝖽𝖾𝗋 𝗏𝗂𝖾𝗋 𝖫𝖾𝗎𝗍𝖾𝗇 𝗂𝗇 𝗂𝗋𝗀𝖾𝗇𝖽𝖾𝗂𝗇𝖾𝗆 𝖫𝗈𝖼𝗁 𝗁𝗈𝖼𝗄𝗍, 𝗌ä𝗎𝖿𝗍, 𝗄𝗈𝗄𝗌𝗍, 𝗂𝗆 𝖯𝗎𝖻 𝖺𝖻𝗁ä𝗇𝗀𝗍, 𝖻𝗂𝗌 𝗄𝖾𝗂𝗇𝖾𝗋 𝗆𝖾𝗁𝗋 𝗓𝗎𝗆 𝖱𝖾𝖽𝖾𝗇 𝖽𝖺 𝗂𝗌𝗍.« (𝖲.21)

Eines Tages bekommt Sean einen Brief, indem steht, dass er vor Gericht eingeladen wird. Die Körperverletzung vor wenigen Wochen hat Konsequenzen und er sieht sich gezwungen sein Leben und seine Entscheidungen zu überdenken.

Michael Magee hat in »Close to Home« eigene Erfahrungen verarbeitet und bringt einen dazu über Klassenzugehörigkeit und seine eigene Herkunft nachzudenken.
Dadurch, dass das Buch ohne Umschweife beginnt, kommt man sehr gut in die Geschichte rein und kann sich gut in Seans Lage hineinversetzen. Im weiteren Verlauf des Buchs bekommt man einen Einblick in seine Kindheit und in das komplizierte Beziehungsgeflecht zu seinem Bruder. 

Anfangs hat mich das Buch fesseln können. Seans Lebensrealität wurde sehr eindrücklich beschrieben und ich konnte seine Zerrissenheit nachempfinden. Nach einer Weile gab es für mich jedoch zu viele Wiederholungen. Es war beinahe so, als würde man mit Sean in diesem Teufelskreis stecken und einfach nicht herauskommen. Vielleicht war auch genau das die Intention des Autors, aber mir kam das zu langatmig vor und es hat meine Motivation weiterzulesen verringert.

Fazit: Insgesamt konnte mich das Buch nicht überzeugen. Es war mir zu langatmig und die Spannung hat gefehlt. Dafür mochte ich Seans Gedanken und seine Entwicklung, die vor allem zum Ende hin an Tempo zugenommen hat. Ich empfehle es denjenigen, die melancholische Bücher mögen und mehr über die Folgen des Nordirland-Konflikts erfahren möchten.

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Veröffentlicht am 18.11.2023

Close to home...

1

Drogen. Bis zum Zusammenbuch. Die Freunde nennen es Party machen.

Gewalt. Die Sean fast ins ins Gefängnis bringt. "Wie kann es sein, dass Anthony und Gerard sich schon ihr Leben lang prügeln und kein ...

Drogen. Bis zum Zusammenbuch. Die Freunde nennen es Party machen.

Gewalt. Die Sean fast ins ins Gefängnis bringt. "Wie kann es sein, dass Anthony und Gerard sich schon ihr Leben lang prügeln und kein Mucks von der Polizei kommt" (S. 97) fragt die Mutter.

Anthony und Gerard sind Seans ältere Brüder. Und die Freunde, die von früher. Von Zuhause. Dabei war vor wenigen Jahren noch alles anders. Sean, aufgewachsen in einer mittellosen Arbeiterfamilie in Belfast - seine Brüder von einem anderen Dad als er, doch keiner der Männer ist mehr bei der Mutter - ist als einziger der Familie in die Welt gezogen um ein Studium aufzunehmen. In Liverpool machte er seinen Abschluss in englischer Literatur. Doch dann kehrt er zurück. Nachhause. Zu einem Alltag zwischen Drogen- und Alkohol-Exzessen, Schlägereien, Arbeitslosigkeit, Diebstahl Aussichtslosigkeit.

Der erst 22-jährige Sean ist in ein Umfeld zurückgekehrt, in dem ein Uniabschluss nichts wert ist. Als es zum großen Knall kommt und er wegen Körperverletzung vor Gericht steht, beginnt sein Leben sich langsam zu verändern. Er wird verpflichtet 200 Sozialstunden abzuleisten. Er muss die schimmelige WG mit seinem Freund Ryan verlassen und zieht wieder bei seiner Mutter ein, die ihm etwas viel schöneres bieten kann als eine kleine Abstellkammer ohne Fenster: Liebe. Und er trifft seine Exfreundin Mairéad wieder. Auch sie ist in der Gegend aufgewachsen, beging Diebstähle. Ihre Mutter ist Alkoholikerin. Doch auch sie hat studiert, an der Queens University in Belfast. Und sie hat große Pläne. Sie will es schaffen; etwas aus ihrem Leben machen. Als er aufgrund der veränderten Lebensumstände weniger Kontakt zu seinen Freunden hat, keine Drogen mehr nimmt und noch dazu ihre Unifreunde kennen lernt, will er das auch. Mairéad wird Seans engste Vertraute und auch eine Art Mentorin.

Inhaltlich bietet das Buch keine Heldentaten oder wilde Action, keine großen plötzlichen Wendungen, sondern eine Entwicklung, denn es ist der triste, frustrierende Alltag eines Mannes, der in Close to home beschrieben wird - mit echten Ängsten und Sorgen, Wünschen und Freuden, wie jeder sie kennt. Regelmäßig trifft man auf Details oder popkulturelle Referenzen, so dass man sich noch mehr in den Alltag hineinfühlen kann.
Sean steht zwischen zwei Welten:
Seiner Herkunft mit all ihren Vertrautheiten und Problemen.
Und des neuen kulturellen Milieus, das ihm fremd erscheint, aber gleichzeitig so teilhabenswert.

Der Schreibstil ist ungewohnt direkt. Schonungslos. Auffallend detailliert beschreibend. Als würde man direkt an den Gedanken des Protagonisten teilhaben. Jeder Charakter wirkt ausnehmend echt mit seinen Problemen, Denkweisen und Träumen. Die Übersetzung ist sehr gut gelungen. Jedoch fällt auf, dass Sean kaum Situationen bewertet, sich einfach mitreißen lässt, wie ein Blatt im Wind. Er hat Träume, ist aber allein oft nicht fähig diesen eine konkrete Richtung zu geben. Dazu meinte der Autor Michael Magee, Sean sei sich seiner selbst nicht wirklich bewusst (1). Und er muss es wissen. Denn der Roman ist stark inspiriert durch seine eigene Kindheit und Jugend mit 2 Brüdern in West-Belfast oder seinen wechselnden unbefriedigenden Jobs in Bars und Cafes nach der Rückkehr aus dem Studium. Die Hauptfigur hieß in der ersten Fassung Mick, doch um mehr künstlerische Freiheit zu haben, nannte er sie Sean - wie seine Mutter ihn nennen wollte (2). Magee plant eine eine Trilogie aus Close to home zu machen: Weiter zurück in seine Kindheit und die Geschichte seiner Heimatstadt (1).

Der Roman zeichnet die Geschichte eines Erwachsenwerdens mit all seinen Hürden, Zweifeln und Aussichten. Der Schreibstil mag zunächst etwas gewöhnungsbedürftig sein, die Wortwahl zu harsch. Doch genau das ist es, wodurch sich das Buch und die darin beschriebenen Lebenswelt authentisch anfühlt.


Quellen:
(1) Lara Sielmann, DLF Kultur, Lesart, 01. November 2023
(2) Martin Doyle, The Irish Times, 1. April 2023

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Veröffentlicht am 06.11.2023

Intensiv

3

Der Roman CLOSE TO HOME von Michael Magee handelt von Sean, der in Belfast aufwächst und feststeckt in der bedrückenden Atmosphäre von Perspektivlosigkeit, Gewalt und Nachwirkungen des Nordirland-Konfliktes. ...

Der Roman CLOSE TO HOME von Michael Magee handelt von Sean, der in Belfast aufwächst und feststeckt in der bedrückenden Atmosphäre von Perspektivlosigkeit, Gewalt und Nachwirkungen des Nordirland-Konfliktes.



Sean kennt es gar nicht anders – von klein auf muss er sich durchschlagen. Sein Vater ist verschwunden, seine Brüder agieren oft an der Grenze zum Vertretbaren und er selbst hat in einer Frustsituation einen Mann zusammengeschlagen. Durch eine entsprechende Strafe kommt er nach und nach ins Grübeln, wie sein Leben weitergehen soll und ob er sich seinen eigentlichen Träumen, wie z.B. der Schreiberei, widmen kann und soll.



Dieser Roman ist sehr eindringlich geschrieben – jedoch nicht belehrend, sondern einfach aus der Sicht des jungen Sean und seinen täglichen Erlebnissen und Begegnungen. Dadurch dringt man tief in die teils verwundete Seele der Menschen in Nordirland ein. Beeindruckend.

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