Cover-Bild Slow Horses
24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Diogenes
  • Themenbereich: Belletristik - Thriller / Spannung
  • Genre: Krimis & Thriller / Krimis & Thriller
  • Seitenzahl: 480
  • Ersterscheinung: 29.08.2018
  • ISBN: 9783257070187
Mick Herron

Slow Horses

Ein Fall für Jackson Lamb
Stefanie Schäfer (Übersetzer)

River Cartwright ist ein ausgemusterter MI5-Agent, und er ist es leid, nur noch Müllsäcke zu durchsuchen und abgehörte Telefonate zu transkribieren. Er wittert seine Chance, als ein pakistanischer Jugendlicher entführt wird und live im Netz enthauptet werden soll. Doch ist das Opfer der, der er zu sein vorgibt? Und wer steckt hinter den Entführern? Die Uhr tickt, und jeder der Beteiligten hat seine eigene Agenda. Auch Rivers Chef.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.09.2018

FreundInnen von Verschwörungstheorien sind hier richtig ;-)

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Der MI5 ist sicher den Meisten hinlänglich bekannt - DER britische Inlands-Geheimdienst. Weniger bekannt dürfte jedoch sein, dass in Misskredit geratene AgentInnen, sogenannte Slow Horses, nach Slough ...

Der MI5 ist sicher den Meisten hinlänglich bekannt - DER britische Inlands-Geheimdienst. Weniger bekannt dürfte jedoch sein, dass in Misskredit geratene AgentInnen, sogenannte Slow Horses, nach Slough House versetzt werden, um dort bis zum Ende ihrer Tage deprimierende Hilfsarbeiten für ihre erfolgreichen KollegInnen in Regent's Park, der Zentrale, zu erledigen. Sie sind ein heterogener Haufen Individualisten, die nur wenig gemeinsam haben: einen Fehler, den jede/r gemacht hat; den Arbeitsort, an den sie verbannt wurden; und das Hadern mit ihrem Schicksal. Als eine Geheimdienstaktion der Zentrale aus dem Ruder zu laufen scheint, ist jedoch ihre Unterstützung gefragt - allerdings anders als gedacht.
Wie bei Spionageromanen zu erwarten, ist nichts so wie es scheint. Dies gilt auch für den Auftakt dieser Serie, die in Großbritannien bereits 2010 erschienen ist. Die Entführung eines britischen Bürgers, der geköpft werden soll, scheint klar von der islamistischen Szene auszugehen. Doch dieser Bürger heißt Hassan und es sind die Rechten, die hier vor laufender Kamera ein Exempel statuieren wollen. Geschickt spielt der Autor mit den Erwartungen der Lesenden und immer, wenn man sicher zu sein scheint zu wissen, wie was warum und weshalb geschieht und geschehen wird - passiert doch etwas völlig anderes.
Die Geschichte ist nicht nur voller verblüffender und spannender Wendungen, sondern überrascht zudem mit einem herrlich subtilem Humor, wie beispielsweise die Beschreibung, wie ein bestimmter Sitzplatz für geheime Besprechungen frei gehalten wird: "Freigehalten wurde sie durch einen ekelhaft aussehenden Flecken Vogelscheiße, der praktisch die gesamte Sitzfläche verschmierte; widerwärtiger Dreck, der garantierte, dass sich selbst der müdeste Tourist ein anderes Plätzchen zum Ausruhen suchte. Dabei handelte es sich bei dem Fleck in Wirklichkeit um einen gut angebrachten Farbklecks aus Kunststoff." Und tatsächlich scheint es beim MI5 neben solch profanen Dingen mehr um die eigenen Befindlichkeiten zu gehen als um die Sicherheit des Landes.
Ein wirklich gelungener Auftakt, der durch die schnellen Szenenwechsel ein aufmerksames Lesen erfordet; mit seinen nicht alltäglichen ProtagonistInnen aber auf jeden Fall Lust auf die weiteren Folgen der Reihe macht.

Veröffentlicht am 17.09.2018

Geheimdienstfäden

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River Cartwright hat Mist gebaut und wurde zu den Slow Horses versetzt. Der Ort an dem Geheimdienstleute landen, die aussortiert wurden, deren Karrieren am Ende sind. Hier hat Jackson Lamb das Sagen.

Das ...

River Cartwright hat Mist gebaut und wurde zu den Slow Horses versetzt. Der Ort an dem Geheimdienstleute landen, die aussortiert wurden, deren Karrieren am Ende sind. Hier hat Jackson Lamb das Sagen.

Das Cover zeigt den Big Ben bei typischen Londoner Wetter und ist in einem blaugrüngrau gehalten.

Ausgehend von Klappentext und dem Anfang des Buches, könnte man davon ausgehen, das es sich um die Geschichte von River handelt. Dem ist in gewisser Weise auch, da man über ihn die meisten Hintergrundinformationen und Gedankengänge mitbekommt, aber Mick Herron hat sich nicht darauf beschränkt, die Ereignisse dieses Buches nur aus einer Perspektive zu erzählen.
Neben dem schon erwähnten River, der nicht auf den Kopf gefallen ist und auch recht schlagfertig sein kann, trifft man in diesem Buch noch auf ein Sammelsurium an traurigen und gescheiterten Existenzen, die ihren Dienst auf dem Abstellgleis des Geheimdienstes ausüben. Wie Ho, der zwar ein Genie am Computer ist, aber Menschen nicht leiden kann. Loy, der das Pech hatte etwas liegen zu lassen, was nicht hätte liegen bleiben dürfen. Lamb, der nicht damit rechnen darf, den Preis des nettesten Chefs zu bekommen. Oder Hassan, der einfach zur falschen Zeit am falschen Ort war. Wahrlich keine Kuschelcharaktere, aber jeder auf seine Art sehr gut in Szene gesetzt.

Durch die Vielzahl an Charakteren, die in diesem Buch ihren Fußabdruck hinterlassen, kommt es zu schnellen Szenen- und Perspektivwechseln, auf die man sich einlassen muss, wenn man sich vom Buch nicht verwirren lassen will. Auch spielt der Autor mit den Erwartungen der Leser und kann einen schon mal in die Irre führen. Und das alles durchsetzt mit typischer britischer Trockenheit, mal lakonisch, mal sarkastisch oder ironisch.

Nach dem starken Anfang braucht ich zwar etwas um in das Buch hineinzukommen und mich an die schnell wechselnden Szenen zu gewöhnen, aber als es so weit war, gefiel mir das was ich las immer mehr und ließ mich hineinziehen in die Ränkespiele des britischen Geheimdienstes.
Für mich ein gelungener Thriller und Reihenauftakt, auf dessen Fortsetzung ich nun gespannt warten werde.

Veröffentlicht am 08.09.2018

Lahme Gäule - mit gekonnten Szenenwechseln

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Lahme Gäule – Aufbewahrungsanstalt für Agentinnen und Agenten des MI5, die sich einen dienstlichen Lapsus erlaubt haben und solchen, die von ihren Chefs entsorgt wurden. Dort landet auch der eigentlich ...

Lahme Gäule – Aufbewahrungsanstalt für Agentinnen und Agenten des MI5, die sich einen dienstlichen Lapsus erlaubt haben und solchen, die von ihren Chefs entsorgt wurden. Dort landet auch der eigentlich vielversprechende Agent River Cartwright. Als ein weiterer Frustrierter unter frustrierten Mitarbeiterinnen und Mitarbeitern geht er Routineaufgaben nach. Bis die Entführung eines pakistanischen Jugendlichen, der live im Internet enthauptet werden soll, angekündigt wird. Plötzlich beginnen ungeahnte Kräfte im Team von Jackson Lamb zu wirken, und interne Machenschaften des Secret Service kommen an die Oberfläche, die Tote fordern.

Was einen großen Teil der Spannung des Agenten-Thrillers um eine vermeintlich lahme Truppe an Aussortierten ausmacht, sind die Szenenwechsel innerhalb eines Kapitels. Der Kunstgriff besteht darin, die ersten Sätze eines neuen Abschnitts so zu formulieren, dass man sich vermeintlich noch in der vorangegangenen Szene befindet. Das ist sehr gut gelungen und macht die Story zum Pageturner.

Veröffentlicht am 08.09.2018

Einer für alle, alle für einen

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Aus großartigem Thrill zum Einstieg, der einen atemlos zurücklässt, wird danach ein eigenwilliger britischer Geheimdienst-Krimi. Um das Buch weiterhin zu genießen, darf man da dem Anfang nicht zu sehr ...

Aus großartigem Thrill zum Einstieg, der einen atemlos zurücklässt, wird danach ein eigenwilliger britischer Geheimdienst-Krimi. Um das Buch weiterhin zu genießen, darf man da dem Anfang nicht zu sehr hinterhertrauern. Die Geschichte die dann beginnt ist gut, unterhaltsam und dreht sich um (ehemalige) Mitglieder des Geheimdienstes die alle auf ihre Art Fehler machten und dafür aufs Abstellgleis, ins Slough House, kommen.

Zwischen den aktuellen Entwicklungen um einen politischen Entführungsfall stehen die abgehalfterten Top-Agenten im Fokus. Mit viel Gefühl und Ausdauer zeichnet der Autor die so unterschiedlichen Charaktere, die wenig gemeinsam haben und dennoch alle im gleichen Boot sitzen. Er zeigt anschaulich, dass auch die von außen schroff und professionell wirkenden Persönlichkeiten so ihre Päckchen zu tragen haben, ohne um Mitleid zu buhlen.

Als der MI5 der Gruppe in Slough House ein misslungenes Manöver anhängen will, werden die mittlerweile demoralisierten und gelangweilten “Slow Horses” eine Einheit wider Willen. Sie graben ihre lange nicht benötigten Fähigkeiten und ihren Spürsinn aus und wehren sich dagegen, die Pläne des MI5 hinzunehmen, wie sie das bisher taten.

Eine kleine Gruppe von Musketieren rebelliert gegen den übermächtigen Agenten-Apparat. Somit nimmt der Krimi nach Vorstellung aller gegen Mitte des Buches mehr Fahrt auf und kann mit der einen oder anderen kleinen Wendung durchaus überraschen.

Veröffentlicht am 10.06.2019

Geheimdienst – Gemein-Dienst

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River Cartwright, einst M15-Agent, hat einen Einsatz im Bahnhof von King's Cross vermasselt und ist daraufhin auf einen niedrigen Posten – quasi aufs Abstellgleis – in eine untere Abteilung versetzt worden, ...

River Cartwright, einst M15-Agent, hat einen Einsatz im Bahnhof von King's Cross vermasselt und ist daraufhin auf einen niedrigen Posten – quasi aufs Abstellgleis – in eine untere Abteilung versetzt worden, wo er mit niedrigeren Arbeiten beschäftigt wird, wie Müllsäcke nach Beweismaterial zu durchforsten oder abgehörte Telefonate aufzuschreiben. Und wäre nicht sein einflussreicher Großvater – Ex-Agent – gewesen, wäre River sogar ganz ausgeschieden. River ist ehrgeizig, er möchte zurück zum M15. Als er durch ein Video erfährt, dass ein pakistanischer junger Mann öffentlich im Internet geköpft werden soll, nimmt er die Ermittlungen auf eigene Faust auf und versucht mit Hilfe einiger Kollegen den Entführten zu retten. Dabei stößt er auf viele Ungereimtheiten.

Der Agenten-Thriller „Slow Horses“ ist der erste Roman der Agentenserie um den Agenten-Chef Jackson Lamb, Kopf der „ausrangierten“ M15-Agenten, die ins sogenannte „Slogh House“ als „Slow Horses“ (lahme Gäule) abgeschoben wurden.
In englischer Sprache gibt es mittlerweile fünf Bücher dieser Serie, in denen Mick Herron London als Hauptschauplatz dieser Agenten-Einsätze gewählt hat. Mick Herron legt dabei aber auch viel Wert auf die Darstellung der Personen, die im Roman eine wichtige Rolle spielen, da auch ihre persönlichen Eigenschaften die Handlung tragen. Sie sind meist an individuellen Problemen gescheitert (Alkohol, Drogen, Ehe zerrüttet etc.) und müssen mit diesen zurecht kommen. Gleichzeitig werden sie aber auch mit gesellschaftlichen Problemen (politische und soziale Miseren, Terroranschläge) konfrontiert, die es ebenfalls zu lösen gilt. Ein schwieriger Spagat!

„Slow Horses“ ist ein komplexer Roman, dessen Handlung nicht unbedingt gradlinig verläuft. So gibt es immer wieder neuwachsende Spannungskurven. Wenn man sich in der politischen Welt etwas auskennt, erleichtert es das Verstehen der Handlung.
Gleich am Anfang wird der Leser Zuschauer des verpatzten Einsatzes von River Cartwright. Anschließend erfolgt ein Schnitt und man findet sich im „Slough House“, ein runtergekommendes, altes und unscheinbares Gebäude, wieder, wo River mit seinem Chef Jackson Lamb und sieben weiteren Kollegen und Kolleginnen eher Handlangerarbeiten erledigen als sich großen Dingen zu widmen. Damit man weiß, wer dorthin abgeschoben wurde und warum es zu dem tiefen Fall kam, werden die Charaktere detailliert beschrieben und der „Faux Pas“ erläutert. Dies hat zwar nicht direkt mit der Handlung zu tun, zeigt aber, dass nicht nur Personen für die Handlung wichtig sind, sondern dass Individuen mit ihren persönlichen Schwächen und Stärken von Bedeutung sind und somit Persönlichkeiten sind.

Im „Slough House“ teilen sich die Ex-Agenten meist zu zweit ein Büro, aber jeder ist im Prinzip ein Einzelkämpfer. Erst als das besagte Video im Internet auftaucht, in dem angekündigt wird, dass ein pakistanischer Jugendlicher in 48 Stunden öffentlich im Internet enthauptet werden soll, werden die „Slow Horses“ wachgerüttelt. Auf einmal entwickelt sich so was wie ein Wir-Gefühl. Mehrere der „Lahmen Gäule“ schließen sich zusammen und versuchen die Entführer und das Opfer zu finden. Sie wollen die Katastrophe verhindern aber gleichzeitig möchten sie dem Team der M15-Agenten zuvorkommen, um selbst als Helden dazustehen.
Bei der Auflösung des Falls werden immer mehr und größere Verschwörungen aufgedeckt. Es zeigt sich, dass unter den Mitarbeitern von Jackson Lamb Maulwürfe weilen, die eher für die Chefin des M15 arbeiten und gegen Lamb agieren. Aber auch in die andere Richtung ist das Vertrauen gestört. Selbst Politiker tauchen auf, denen ein Fair-Play fremd ist und die Opposition durch widrige Aktionen ins schlechte Licht rücken wollen. Somit wird deutlich, dass die Entführung letztendlich eine Inszenierung ist. Aber dennoch ist die Abwendung aufgrund der Involvierung verschiedenster Personen nicht weniger gefährlich und spektakulär, da alles irgendwie aus dem Ruder läuft.

Beim Lesen der Geschichte stellt sich immer wieder die Frage: Wer kann hier wem noch trauen? Wer arbeitet für und mit wem? Gegen wen werden Intrigen geplant, um jemanden zu schaden? Und Das ist gut gelungen! Es zeigt, dass oft miese Wege recht sind, um seinen eigenen Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

Die Handlung ist sehr verstrickt/verwoben, so dass man den Thriller konzentriert lesen muss und am besten auch ohne große Pausen lesen sollte, damit man aufgrund der Komplexität den Faden nicht verliert. Dass besonders Wert auf die Beschreibung der einzelnen Charaktere gelegt wird, erzeugt beim Leser Nähe zu den Protagonisten und schafft Sympathien, aber auch Antipathien.
Die Handlung springt häufig von der Gegenwart in die Vergangenheit, was den gradlinigen Handlungsverlauf beeinträchtigt und vom Geschehen ablenkt. Den Schreibstil würde ich nun nicht als flüssig bezeichnen. Einige Stellen musste ich häufiger lesen, um nicht aus dem Geschehen rauszufallen.

Die Idee, ausrangierte Agenten in den Mittelpunkt einer Roman-Serie zu stellen, gefällt mir gut, da nun nicht nur die Top-Leute, die „Super-Cops“ im Mittelpunkt stehen, sondern Menschen, die Fehler gemacht haben und begehen. Somit sind sie fast schon auf einer Augenhöhe und nahbar.
Das Ende der Geschichte, wieder ein Blick auf das „Slough House“ ist ein ruhiger Ausklang, was auch durch den sanften Schreibstil unterstrichen wird. 'Diese' Arbeit der „Slow Horses“ ist zwar beendet, aber die Arbeit geht weiter, aber wie? Der Roman beinhaltet eine in sich geschlossene Handlung, macht aber neugierig auf weitere und neue Einsätze der „Lahmen Gäule“ um den Leiter Jackson Lamb.
Meine Quintessenz die ich nach dem Lesen des Romans habe: Trau schau wem! Und: Traurig, dass die Welt so verlogen ist und Gemeinheiten – ohne Rücksicht auf Verluste - an der Tagesordnung sind, wenn es darum geht, auf der Karriereleiter schnell und weit nach oben zu kommen.