Eine ungarische Adelsfamilie in den Turbulenzen des 20. Jahrhunderts
Diesem Buch konnte man gar nicht entfliehen auf Bookstagram und überall wo viel über gute Bücher gesprochen und geschrieben wurde, daher hab auch ich es zur Hand genommen, obwohl Romane mit Pferden auf ...
Diesem Buch konnte man gar nicht entfliehen auf Bookstagram und überall wo viel über gute Bücher gesprochen und geschrieben wurde, daher hab auch ich es zur Hand genommen, obwohl Romane mit Pferden auf dem Cover sonst so gar nicht meines sind!
“ Der Schriftsteller fürchtet sich vor nichts mehr als vor dem Glück, was nur verständlich ist, denn Schreiben ist Konservieren, Festhalten, Ordnen, das Glück aber meidet die Sprache, entzieht sich den Wörtern, versteckt sich in der Vergänglichkeit und zerfällt, wenn man es zu erklären versucht.” (S. 108)
Und ich muss das Fazit vorziehen: Es hat sich gelohnt! Was ein tolles Buch. Die unabhängigen Buchhändler:innen haben dieses Buch in 2025 zu ihrem Buch des Jahres erklärt. Gute Wahl!
Nelio Biedermann findet eine äußerst gute Sprache für so vieles unaussprechliches. Für Dinge und Umstände, für die man zur damaligen Zeit keine Worte fand. Geschickt springt er in der Zeit, erzählt episodenhaft, aber zeichnet ein rundes Bilder einer Familie über Generationen hinweg.
“Auch sie, die die Hoffnung nicht verloren hatten, hofften eigentlich nicht auf die Zukunft, sondern auf die Rückkehr der Vergangenheit.” (S. 290)
Es geht um eine adelige Familie in Ungarn, die zurückgezogen in einem Waldschloss lebt. Zunächst im Glauben, dass der Adel und die Lebensweise ohne Umbrüche immer so weiter geht, aber dann kommt der erste Weltkrieg, dann der Zweite und dann die Kommunisten. Eine tragische Verstrickung von Ereignissen.
Wieder ein Buch, dass schafft durch eine fiktionalisierte Geschichte einen emphatischen Raum zu öffnen und die Imagination antreibt sich auszumalen wie die vergangenen Zeiten die Gegenwart geprägt hat.
Ich habe es sehr gern gelesen und wünsche Lazár viele Leser. Ach ja, und ignorieren sie das Pferd, auch wenn ihnen beim Lesen klar wird, welche Rolle es spielt.