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Veröffentlicht am 16.04.2019

Authentischer Briefroman

Zeilen ans Meer
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Sarah Fischer hat mit "Zeilen ans Meer" einen stimmigen Briefroman geschrieben. Die Briefe klingen nach einem authentischen Briefwechsel zwischen zwei Menschen, die sich auf diesem Weg kennen und lieben ...

Sarah Fischer hat mit "Zeilen ans Meer" einen stimmigen Briefroman geschrieben. Die Briefe klingen nach einem authentischen Briefwechsel zwischen zwei Menschen, die sich auf diesem Weg kennen und lieben lernen. Andere Briefromane wirken oft aufgesetzt und gekünstelt – dies ist hier überhaupt nicht der Fall.
Die Figuren Lena und Sam wurden für mich lebendig und wuchsen mir ans Herz. Ihre Liebesgeschichte ist realistisch mit Zweifeln und Problemen dargestellt – hier ist das Buch vielleicht für manche Geschmäcker an der Grenze zur Langatmigkeit, aber wie gesagt: eingedenk der Umstände, wie sich Lena und Sam kennen lernen und wie weit sie voneinander entfernt leben, ist das auch wirklichkeitsnah.

Der Schreibstil des Buches ist locker und sehr gut lesbar. Gefällt mir sehr gut.

Ein schöner Unterhaltungsroman in ungewöhnlicher, gelungener Form.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Geschichte
  • Erzählstil
  • Stimmung
  • Figuren
Veröffentlicht am 08.04.2019

Persisch-amerikanische Familiensaga

Als die Tage nach Zimt schmeckten
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"Als die Tage nach Zimt schmeckten" von Donia Bijan erzählt eine persisch-amerikanische Familiengeschichte. Teils ungewöhnlich, teils mit den üblichen, erwartbaren Elementen eine Familiensaga. Geschrieben ...

"Als die Tage nach Zimt schmeckten" von Donia Bijan erzählt eine persisch-amerikanische Familiengeschichte. Teils ungewöhnlich, teils mit den üblichen, erwartbaren Elementen eine Familiensaga. Geschrieben ist das nicht übermäßig anspruchsvoll, aber auch nicht kitschig oder belanglos. Hin und wieder wird es sogar auch wortgewaltig – allerdings nicht durchgängig, was das Buch insgesamt sehr gut lesbar macht. Teilweise blieben die Personen trotz ausführlicher Charakterisierung für mich etwas blass bzw unscharf.

Ich habe Donia Bijans Buch trotz aller Kritik gerne gelesen – die Stärke des Buches liegt in meinen Augen vor allem in den Beschreibungen, wie sich die Familienmitglieder mit dem reglementierten Alltag im Iran arrangieren.

Veröffentlicht am 08.04.2019

Schöne französische Unterhaltungsliteratur

Ein Tropfen vom Glück
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Antoine Laurains "Ein Tropfen vom Glück" ist eine schöne Geschichte mit fantastischen Elementen. Eine bunt gemischte Gruppe von vier Personen reist unvermittelt aus dem Jahr 2017 ins Jahr 1954, nachdem ...

Antoine Laurains "Ein Tropfen vom Glück" ist eine schöne Geschichte mit fantastischen Elementen. Eine bunt gemischte Gruppe von vier Personen reist unvermittelt aus dem Jahr 2017 ins Jahr 1954, nachdem sie gemeinsam eine Flasche Wein getrunken haben. Das Paris des Jahres 1954 wird vom Autor liebevoll und gut beschrieben, ohne dass er sich dabei in Details verliert. Die vier Zeitreisenden und ihre persönlichen Geschichten werden nach und nach aufbereitet. Dabei treffen sie auf einige Schauspieler, Schriftsteller und andere Künstler – hier war die Geschichte in meinen Augen etwas zu dick aufgetragen, aber ich sehe großzügig darüber hinweg.

Sehr gute Unterhaltungsliteratur – nicht belanglos oder kitschig, sondern intelligent und kurzweilig.

Veröffentlicht am 24.03.2019

Abgefahrene, am Ende nicht ganz abgeschlossene Geschichte

Scharnow
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Das Romandebüt des umtriebigen Bela B habe ich mit Spannung erwartet und wurde nicht enttäuscht. Die Handlung ist schwer zusammen zu fassen und ich möchte nicht spoilern, deshalb nur so viel: es gibt eine ...

Das Romandebüt des umtriebigen Bela B habe ich mit Spannung erwartet und wurde nicht enttäuscht. Die Handlung ist schwer zusammen zu fassen und ich möchte nicht spoilern, deshalb nur so viel: es gibt eine Vielzahl von Protagonisten (mit einem vorangestellten Personenverzeichnis zum Nachlesen) und eine Reihe ungewöhnlicher Ereignisse im fiktiven brandenburgischen Örtchen Scharnow, von denen hier berichtet wird. Irgendwie ist alles miteinander verbunden. Eigentlich auch voraussehbar, dass am Ende nicht alles aufgelöst wird und nicht alle Geschichten zuende erzählt werden. Das finde ich etwas schade, obwohl es andererseits natürlich zum eigenen Spekulieren und Fabulieren einlädt.
Sprachlich solide und gut lesbar.

Wer abgefahrene, schräge Geschichten mag, wird hier gut unterhalten.

Veröffentlicht am 20.03.2019

Fiktion trifft auf wahre Geschichte

Rheinblick
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Brigitte Glaser verwebt in "Rheinblick" eine fiktive Geschichte mit den realen Ereignissen unmittelbar nach der Bundestagswahl 1972. Auf 415 eng bedruckten Textseiten erlebt der Leser aus vier recht unterschiedlichen ...

Brigitte Glaser verwebt in "Rheinblick" eine fiktive Geschichte mit den realen Ereignissen unmittelbar nach der Bundestagswahl 1972. Auf 415 eng bedruckten Textseiten erlebt der Leser aus vier recht unterschiedlichen Blickwinkeln zwei - nicht nur politisch - ereignisreiche Wochen in der damaligen Bundeshauptstadt Bonn.
Es ist ehrlich gesagt keine sonderlich spannende Geschichte und auch das Konzept ungewöhnliche, starke Frauen in von Männern bestimmten Zeiten gab es schon so oft. Aber Brigitte Glaser gelingt es wie schon bei "Bühlerhöhe", dennoch das ganze sowohl unterhaltsam als auch lehrreich aufzubereiten. Für mich war das Buch vor allem deshalb so lesenswert, weil es das politische und auch das alltägliche Bonn im Jahr 1972 anschaulich charakterisiert. Vor allem die beiden jungen Frauen Sonja und Lotti, aus deren Sicht man u.a. das Geschehen verfolgt, wuchsen mir ein Stück ans Herz. Mit den beiden anderen Hauptdarstellern Hilde und Max habe ich mich etwas schwerer getan, aber es ist ja auch nicht notwendig jeden Charakter zu mögen.
Im Hintergrund schwebt immer wieder der zum Schweigen verdonnerte Bundeskanzler Willy Brandt, der auch aufgrund seiner Spachlosigkeit etwas blass bleibt. Ich finde, Brigitte Glaser hat hier aber ein gutes Maß gefunden – ganz schnell wäre das Buch sonst nämlich ein Roman über die reale Person Willy Brandt geworden anstatt über vier fiktive, mehr oder weniger durchschnittliche Bonner.

Eine unterhaltsame Charakterstudie der Bundesrepublik im Jahre 1972 – da sehe ich großzügig über die etwas schwache Geschichte hinweg.