Verläuft sich wie Sand in der Eieruhr
Der romantische Ausflug auf die kleine Insel Bargsand endet in einem Desaster, denn statt Sonnenaufgang und sanftes Wellenrauschen begrüßt ein Totenschädel das junge Pärchen. Frida und Bjarne von der Kripo ...
Der romantische Ausflug auf die kleine Insel Bargsand endet in einem Desaster, denn statt Sonnenaufgang und sanftes Wellenrauschen begrüßt ein Totenschädel das junge Pärchen. Frida und Bjarne von der Kripo Itzehoe rätseln um die Identität des Toten. Aber damit nicht genug, denn ein Baulöwe wird kurz darauf ebenfalls auf einer kleinen Elbinsel tot aufgefunden und die ersten Parallelen zum Opfer Nummer eins werden sichtbar. Doch wie stellt man Zusammenhänge her, die auf den ersten Blick nicht zu erkennen sind ?
Mit "Mordsand" schickt Romy Fölck das Ermittler-Duo Frida und Bjarne zum vierten Mal ins Rennen und lässt die beiden eine ordentliche Prise DDR-Vergangenheit schnuppern. Die eingeschobenen Rückblenden in die Kindererziehungsheime legen ein wahres Martyrium offen und setzen menschenunwürdige Szenen frei, die unter die Haut gehen und lange nachwirken. Kaum vorzustellen, was den unschuldigen Kindern damals angetan wurde - und das im Namen des Sozialismus. Hier werden Kinderseelen gebrochen und lebenslange Wunden geschaffen.
Liest sich der Fall zu Beginn noch recht flüssig und überzeugt mit spannenden, abwechslungsreichen Szenen, so verliert der Roman im Verlauf der Handlung immer mehr an Faszination und Nervenkitzel, denn Romy Fölck legt in diesem Krimi eindeutig den Fokus auf die persönlichen Befindlichkeiten ihrer Ermittler. Sie geht ziemlich ausführlich auf die sich immer mehr festigende Liebesbeziehung zwischen Frida und Torben ein , gibt Bjarnes Tochter Henni einen größeren Auftritt und strickt für sie eine Nebenhandlung, die in meinen Augen vollkommen unnötig und für den Fortgang der Ermittlungen absolut unwichtig ist. Hier wird einfach nur ein weiterer Nebenstrang eingebaut, um die Seitenzahl zu erhöhen, aber notwendig ist dieser Ausflug in Hennis Privatleben nun wirklich nicht.
Leider bedient sich die Autorin auch an gängigen Krimi-Mustern, um hier dramatische Effekte zu erzeugen. Aber dem Leser ist schnell klar, dass eigenmächtige Unternehmungen, provokative Andeutungen und eventuell vorschnell getroffene Entscheidungen unmittelbar ein dramatisches Ereignis nach sich ziehen ( Torben im alten Leuchtturm, Frida im Haus von Peters) . Hier vermisse ich die unglaublich hohe Qualität der Vorgängerbände, denn diese sind absolute Pageturner mit Suchtfaktor - Band 4 kann leider nicht an dieses Suchtpotenzial anknüpfen.
Bis zum erfolgreich Abschluss der Ermittlungen ereignen sich einige Zwischenfälle, die für das Zusammenfügen der kleinen Mosaiksteinchen wichtig sind. Die Auflösung des Falles ist wieder in gewohnter Manier rund und absolut stimmig, aber irgendwie habe ich mir nach den extrem guten Vorgängern hier auch ein absolutes Krimi-Highlight erhofft. Leider rieselt die Handlung wie Sand in einer Eieruhr ziemlich geradlinig nach unten, sodass ich enttäuscht das Buch zuklappe. Vielleicht wird Band 5 besser...