Malaysia 1921. Lesley Hamlyn lebt das äußerlich angenehme und gleichförmige Leben einer Frau der britischen Kolonialgesellschaft. Mit dem Eintreffen von Willie Somerset Maugham, einem alten Freund ihres Ehemanns Robert, kehrt Lebendigkeit in das Haus zurück und Erlebnisse der Vergangenheit drängen an die Oberfläche. Somerset Maugham ist zu diesem Zeitpunkt ein berühmter Schriftsteller, jedoch getrieben von Sorgen und Ängsten. Je stärker sich Lesley und er anfreunden, desto mehr Geheimnisse vertraut sie ihm an: ihre frühere Unterstützung politischer Rebellen, die das alte China beenden wollten, ihre Affäre mit einem chinesischen Mann, der Niedergang ihrer Ehe. Am Beispiel einer Freundin begreift Lesley, wie aussichtslos ihre Liebe ist und wie verheerend die Folgen für sie wären: ohne finanzielle Mittel, gesellschaftlich geächtet, würde sie ohne ihre Kinder leben müssen.
Wie Somerset Maugham muss auch sie ihr wahres Ich verbergen und ihre unglückliche Ehe ertragen. Trost findet sie einzig in dem Gedanken, sie könne ihren Geliebten eines Tages wiedersehen. Doch Robert hat längst beschlossen, diesen Teil der Welt zu verlassen und nach Südafrika zu ziehen.
Der Schreibstil ist wunderbar. Ich wollte nur mal kurz in das Buch schauen und hatte plötzlich schon 50 Seiten gelesen ohne es zu merken. Die Geschichte wird in drei verschiedenen Zeiten erzählt, die sich ...
Der Schreibstil ist wunderbar. Ich wollte nur mal kurz in das Buch schauen und hatte plötzlich schon 50 Seiten gelesen ohne es zu merken. Die Geschichte wird in drei verschiedenen Zeiten erzählt, die sich organisch ineinanderfügen. 1921 erzählt Lesley ihrem Hausgast Somerset Maugham von ihrer heimlichen Affaire und Liebesgeschichte sowie dem Schicksal ihrer Freundin einige Jahre zuvor. Das berechenbare Kolonialleben wird ebenso glaubhaft beschrieben wie einige Lebensstationen und Beziehungen des Autors, aus dessen Perspektive ein Teil des Buches geschrieben ist. Man bekommt ganz nebenbei einen guten Eindruck vom Leben in den britischen Kolonien und dadurch spielerisch historisches Wissen zu der Region vermittelt. Der Spagat zwischen der Treue zu gut recherchierten, historischen Details und literarischer Freiheit ist dem Autor spielerisch gelungen. Eingefasst wird es durch eine kurze Handlung in Südafrika im Jahr 1947, was ein gebührendes Ende für dieses schöne Buch ist. Mir hat es ausnehmend gut gefallen und es wird sicher nicht das letzte Werk sein, dass ich von Tan Twan Eng lese.
Das Haus der Türen ist einer dieser Romane, die nicht laut auftrumpfen, sondern sich langsam entfalten – getragen von einer eleganten und bildhaften Sprache, die mir unheimlich gut gefallen hat. Die Geschichte ...
Das Haus der Türen ist einer dieser Romane, die nicht laut auftrumpfen, sondern sich langsam entfalten – getragen von einer eleganten und bildhaften Sprache, die mir unheimlich gut gefallen hat. Die Geschichte spielt im kolonialen Malaysia der 1920er-Jahre und dreht sich um Lesley Hamlyn, eine Frau, die in der britischen Oberschicht lebt. Mit dem Besuch von Schriftsteller W. Somerset Maugham, der mit seinem Assistenten zwei Wochen bei Lesley und ihrem Mann lebt, beginnt Lesley, ihm von ihrer Vergangenheit zu erzählen: ihrer Affäre mit einem chinesischen Intellektuellen, ihrem politischen Engagement und dem Mordprozess ihrer besten Freundin, die einen Mann erschossen hat.
Tan Twan Eng gelingt es trotz des insgesamt langsamen Erzähltempos durch seine Sprache schnell, eine Atmosphäre aufzubauen, die mich in ihren Bann gezogen hat, was bestimmt auch an der gelungenen Übersetzung von Michaela Grabinger liegt. Malaysia mit seinen Gerüchen, Farben und Spannungen zwischen den Kulturen ist hier nicht nur eine Kulisse. Der Roman verhandelt große Themen wie Kolonialismus, Identität, gesellschaftliche Rollen und queeres Begehren – aber er tut dies leise, vielschichtig, mit viel Feingefühl.
Ich kann absolut nachvollziehen, warum der Roman für den Booker Prize nominiert war. Ich empfehle ihn allen, die historische Romane mit Tiefe und Atmosphäre lieben und an der kolonialen Geschichte von Malaysia interessiert sind.
Das Cover ist interessant und gefällt mir gut, sehr passend zum Roman.
Der Schreibstil von Twan Eng Tan ist flüssig und anspruchsvoll. Sein Erzählstil ist gefühlvoll, melancholisch und bildhaft, angenehm ...
Das Cover ist interessant und gefällt mir gut, sehr passend zum Roman.
Der Schreibstil von Twan Eng Tan ist flüssig und anspruchsvoll. Sein Erzählstil ist gefühlvoll, melancholisch und bildhaft, angenehm zu lesen.
Die Geschichte wird aus zwei Perspektiven erzählt und spielt auf drei Zeitebenen.
Der Roman spielt im Jahr 1921 in Malaysia, der Zeit der britischen Kolonialgesellschaft. Lesley lebt mit ihrem Ehemann Robert Hamlyn in Penang. Robert ist erfolgreicher Anwalt und hat den Schriftsteller Willie Somerset Maugham, mit dem er früher befreundet war, in sein Haus eingeladen. Willie reist mit seinem Assistenten Gerald an, mit dem er ein Verhältnis hat.
Lesley findet Willie sympathisch und erzählt ihm Geheimnisse aus ihrer Vergangenheit, über ihre Liebesaffäre mit einem Chinesen, ihre unglückliche Ehe.
Der Roman ist interessant. Man ist durch diese Geschichte in eine andere Zeit und Welt versetzt. Der Autor gibt uns Einblick in das damalige China, die gesellschaftlichen Zwänge, besonders für Frauen. Es ist ein fiktiver Roman verbunden mit historischen Ereignissen.
Mit „Das Haus der Türen“ legt Tan Twan Eng einen Roman vor, der sich zwischen Fiktion und Wirklichkeit bewegt. Im Zentrum der Handlung steht kein Geringerer als der berühmte englische Schriftsteller W. ...
Mit „Das Haus der Türen“ legt Tan Twan Eng einen Roman vor, der sich zwischen Fiktion und Wirklichkeit bewegt. Im Zentrum der Handlung steht kein Geringerer als der berühmte englische Schriftsteller W. Somerset Maugham, der hier zumeist schlicht „Willie“ genannt wird. Im Jahr 1921 besucht er mit seinem Sekretär Malaysia, zu einer Zeit, in der er zwar weltweiten Ruhm genießt, jedoch mit erheblichen finanziellen Problemen zu kämpfen hat – eine fatale Fehlinvestition zwingt ihn dazu, dringend neues literarisches Material für einen Kurzgeschichtenband zu finden. Es ist der Beginn eines Spiels mit Erinnerung, Wahrheit und literarischer Fiktion.
Willie ist zu Gast bei Lesley Hamlyn und ihrem Ehemann Robert. Während Robert durch seine gesellschaftlichen Verpflichtungen häufig abwesend ist, verbringen Willie und Lesley viel Zeit miteinander. Die anfangs unverbindlichen Gespräche zwischen Gastgeberin und Gast nehmen zunehmend eine tiefere Wendung, als Lesley beginnt, ihre Vergangenheit zu offenbaren. Dabei geht es nicht nur um ihre persönliche Geschichte, sondern auch um heikle politische und gesellschaftliche Themen der damaligen Zeit: Unterstützung chinesischer Rebellen, Affären beider Eheleute und insbesondere das dramatische Schicksal ihrer Freundin Ethel, die wegen Mordes an ihrem Mann vor Gericht stand.
Tan Twan Eng gelingt es, diese Enthüllungen als gezielte literarische Strategie Lesleys darzustellen – sie füttert den erfolgsverwöhnten, aber ideenlosen Maugham bewusst mit Material. Der Schriftsteller, geplagt von Selbstzweifeln und dem Druck, einen neuen Bestseller zu liefern, wird zur Projektionsfläche für ihre Geschichten. Dass sich diese nicht nur im Roman, sondern auch im realen Werk Maughams wiederfinden, verleiht dem Buch eine reizvolle Doppelbödigkeit: „Das Haus der Türen“ balanciert gekonnt auf dem schmalen Grat zwischen historischer Realität und erzählerischer Ausschmückung.
Die größte Stärke des Romans liegt zweifelsohne in der ruhigen, feinfühligen Erzählweise, mit der Tan Twan Eng die Atmosphäre des Hauses der Hamlyns schildert. Die Handlung schreitet gemächlich voran, begleitet von den täglichen Ritualen der Figuren, ihren abendlichen Drinks, dem rhythmischen Dahinfließen ihrer Gespräche. Fast wie eine Urlaubslektüre lässt sich der Roman anfangs lesen – wohltuend entschleunigt, dabei stets getragen von einer leisen Melancholie. In dieser Stimmung entfaltet sich eine große Nähe zu den Figuren, deren innere Konflikte und Ambivalenzen Tan Twan Eng mit großem Feingefühl offenlegt. Besonders Willie erscheint als komplexer Charakter: selbstbewusst und zugleich verunsichert, berühmt, aber gezeichnet von existenziellen Sorgen, getrieben von der Angst vor dem kreativen Stillstand.
Doch nach etwa einem Drittel des Romans verändert sich der Ton merklich. Mit Lesleys Rückblick auf ihre Vergangenheit beginnt ein zweiter, dramatischerer Erzählstrang, der mit politischen Aufständen, Rebellion, Mord und Verrat aufwartet. Zwar vermag Tan Twan Eng auch diese Passagen souverän zu gestalten, doch sie rauben dem Roman seine bis dahin besondere Qualität – nämlich die stille Intimität, das psychologische Gespür für Zwischentöne. Stattdessen dominieren handlungsreiche Rückblicke, die in ihrer Art eher solide als herausragend wirken. Ethels Geschichte, so tragisch sie auch sein mag, bleibt im Vergleich zur Auseinandersetzung mit Maughams innerer Zerrissenheit eher konventionell und in Teilen zu langatmig.
Diese stilistische und inhaltliche Zäsur reißt den Roman gewissermaßen entzwei. Man hat das Gefühl, zwei Bücher auf einmal zu lesen: eine fein komponierte, literarische Momentaufnahme auf der einen Seite und ein historisch-politisches Drama auf der anderen. Beide Teile für sich genommen haben ihre Qualitäten – gemeinsam aber harmonieren sie nur bedingt. Die Rückblicke unterbrechen den erzählerischen Fluss der Haupthandlung, und obwohl sie wichtige Kontextualisierung bieten, hätte ihnen eine stärkere Straffung gutgetan.
Auch das Ende des Romans wirkt überladen. Anstatt in der Gegenwart der Erzählung zu verbleiben und Maughams Besuch in Malaysia ruhig ausklingen zu lassen, springt Tan Twan Eng plötzlich in die Zukunft, als wolle er noch schnell ein finales Resümee nachreichen. Dieser abrupte Zeitsprung wirkt überhastet und stört die zuvor so fein aufgebaute Atmosphäre. Gerade weil der Roman auf knapp 350 Seiten genügend Raum gehabt hätte, um seine Themen organisch auszuerzählen, erscheint dieser Abschluss unnötig forciert.
„Das Haus der Türen“ ist ein lesenswerter Roman, vor allem wegen seiner ersten Hälfte, in der sich Tan Twan Eng auf das konzentriert, was er besonders gut beherrscht – das Spiel mit Figuren, Spannungen und psychologischer Tiefe auf engem Raum. Die leisen Beobachtungen, die klugen Dialoge und das Porträt eines Schriftstellers in der Krise hinterlassen Eindruck. Umso bedauerlicher ist es, dass der Roman am Ende den Mut verliert, sich auf diese Stärken zu verlassen, und stattdessen in konventionellere Gefilde ausweicht.
Vielleicht hätte Das Haus der Türen als kürzere Novelle – mit einem Umfang von 150 bis 200 Seiten – sein volles Potenzial entfalten können. So aber bleibt ein Werk, das in Teilen glänzt, insgesamt jedoch etwas unausgewogen wirkt – lesenswert, aber nicht unvergesslich.
"Das Haus der Türen“ von Twan Eng Tan besticht durch sein überaus schön gestaltete Buchcover und spielt in Malaysia der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Malaysia ist zu diesem Zeitpunkt noch eine britische ...
"Das Haus der Türen“ von Twan Eng Tan besticht durch sein überaus schön gestaltete Buchcover und spielt in Malaysia der 20er Jahre des letzten Jahrhunderts. Malaysia ist zu diesem Zeitpunkt noch eine britische Kolonie und viele britische Staatsangehörige leben dort. Im Mittelpunkt dieses Romans stehen Lesley Hamlyn, eine Frau der britischen Oberschicht und der Gast ihres Hauses, der Schriftsteller W. Somerset Maugham (Willie). Da Lesleys Ehemann öfter außer Haus ist, freundet sie sich mit Willie an und es ergibt sich ein interessanter Gesprächsaustausch. Nach und nach werden die Gespräche persönlicher und Lesley erzählt ihm intime Details aus ihrem Leben, angefangen von den Affären, die sie und ihr Ehemann hatten, von dem Mord, den ihre Freundin an ihren Ehemann begangen hat bis zu der Tatsache, dass sie chinesische Rebellen finanziell unterstützt haben. Willie saugt diese Geschichten nur so in sich auf, in der Hoffnung sie für seinen neuen Roman verwenden zu können. Twan Eng Tan schafft es durch ihren intensiven Schreibstil geschickt, diese gewisse Atmosphäre, die zwischen den beiden Protagonisten herrscht, einzufangen. Das gemütliche Beisammensein abends bei einem Drink und die Intensität der Gespräche. Ein wunderbarer Roman, der mir sehr gefallen hat.