Konnte mit den Charakteren nicht connecte
Ich glaube leider, dass Adriana Popescu’s Geschichten und ich in diesem Leben keine Freunde mehr werden, aber da ich weiß dass viele Leser anderer Meinung sind, werde ich mit meiner Meinung über „Mein ...
Ich glaube leider, dass Adriana Popescu’s Geschichten und ich in diesem Leben keine Freunde mehr werden, aber da ich weiß dass viele Leser anderer Meinung sind, werde ich mit meiner Meinung über „Mein Sommer auf dem Mond“ wohl ziemlich alleine da stehen. Wenn ein Autor psychische Erkankungen als sein Buchthema wählt, werde ich immer sehr hellhörig, da dort meist sehr tiefgründige und herzzereißende Geschichten entstehen. Ich möchte die Autorin dafür loben, dass sie sich an ein eine solche Thmeatik herangetraut und versucht hat anderen Jugendlichen damit zu helfen und die Augen zu öffnen, aber meiner Meinung nach hapert es leider an der Umsetzung.
Für mich blieben die psychischen Erkrankungen jedoch viel zu oberflächlich und dienten bloß als Plotelement am Rande dazu, um die vier Hauptcharaktere Frizti, Basti, Tim und Sarah zusammenzuführen. Sonst bin ich ein absoluter Fan davon, wenn Geschichten aus mehreren Perspektiven erzählt werden, aber hier hätte ich mir eindeutig eine Erzählerstimme gewünscht. Leider hat das so gewählte Storyelement es aber auch nicht geschafft mir die Figuren näherzubringen. Das einzige was sie ausgemacht haben, war ihre nerdige Art und die Weise wie die vier über Harry Potter, Star Wars und Co. geredet haben. Ich bin auch ein totaler Buch- und Filmfanatiker und liebe solche Anspielungen eigentlich, irgendwann wollte ich einfach das es aufhört, da es gefühlt jede zweite Seite thematisiert wurde.
Was dagegen meiner Meinung nach viel zu wenig in dem Roman vorkam, war meine gewünschte Tiefe. Die vier befanden sich zwar den ganzen Sommer über in meinem Therapiezentrum, allerdings hatte ich eher ein Klassenfahrtgefühl ohne Pflichten und Tagesplanung. Es gab keine Sitzungen mit Therapeuten, die Charaktere haben sich überhaupt nicht mit ihren Problemen auseinander gesetzt und zwischendrin hat es deswegen so gewirkt, dass plötzlich alle „geheilt“ worden wären. Es gibt eine einzige Szene, wo vor allen Leuten über die Probleme der jeweiligen Figuren gesprochen wird. Und kein Therapeut würde seine Schweigepflicht für andere Menschen entbinden, die ein komplett anderes Krankheitsschema haben.
Die ganze Zeit habe ich darauf gewartet, dass Adriana Popescu auch mehr ins Detail bei den einzelnen Erkrankungen geht. Ein Charakter muss sich z.B. mit Panikattacken durchkämpfen, allerdings wird nie gezeigt, wie sich diese Person währenddessen fühlt. Es hätte im ganzen Buch viel mehr mit dem Prinzip „Show, don’t tell“ gearbeitet werden müssen, dann hätte mir die gesamte Geschichte wahrscheinlich auch wesentlich besser gefallen