Cover-Bild Der Zopf meiner Großmutter
(61)
  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
20,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Kiepenheuer & Witsch
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 224
  • Ersterscheinung: 09.05.2019
  • ISBN: 9783462051452
Alina Bronsky

Der Zopf meiner Großmutter

Roman

Ein Roman über eine Frau, die versucht, in einer Gesellschaft Fuß zu fassen, die ihr entgleitet. Über einen Mann, der alles kontrollieren kann außer seine Gefühle. Über einen Jungen, der durch den Wahnsinn der Erwachsenen navigiert und zwischen den Welten vermittelt. Und darüber, wie Patchwork gelingen kann, selbst wenn die Protagonisten von so einem seltsamen Wort noch nie gehört haben...

»Ich kann mich genau an den Moment erinnern, als mein Großvater sich verliebte. Es war klar, dass die Großmutter nichts davon mitkriegen sollte. Sie hatte schon bei geringeren Anlässen gedroht, ihn umzubringen, zum Beispiel, wenn er beim Abendessen das Brot zerkrümelte.«

Kaum jemand kann so böse, so witzig und rasant von eigenwilligen und doch so liebenswerten Charakteren erzählen wie Alina Bronsky: Max’ Großmutter soll früher einmal eine gefeierte Tänzerin gewesen sein. Jahrzehnte später hat sie im Flüchtlingswohnheim ein hart-herzliches Terrorregime errichtet. Wenn sie nicht gerade gegen das deutsche Schulsystem, die deutschen Süßigkeiten oder ihre Mitmenschen und deren Religionen wettert, beschützt sie ihren einzigen Enkel vor dem schädlichen Einfluss der neuen Welt. So bekommt sie erst als Letzte mit, dass ihr Mann sich verliebt hat. Was für andere Familien das Ende wäre, ist für Max und seine Großeltern jedoch erst der Anfang.

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.06.2019

eine Dreiecksgeschichte

0

»Ich kann mich genau an den Moment erinnern, als mein Großvater sich verliebte. Es war klar, dass die Großmutter nichts davon mitkriegen sollte. Sie hatte schon bei geringeren Anlässen gedroht, ihn umzubringen, ...

»Ich kann mich genau an den Moment erinnern, als mein Großvater sich verliebte. Es war klar, dass die Großmutter nichts davon mitkriegen sollte. Sie hatte schon bei geringeren Anlässen gedroht, ihn umzubringen, zum Beispiel, wenn er beim Abendessen das Brot zerkrümelte.« Max lebt zusammen mit seiner Großmutter und dem Großvater in Deutschland, nachdem sie aus Russland geflohen sind. Die Großmutter hat alle im Griff wie es scheint, doch als sich der Großvater verliebt, beginnt die Fassade zu bröckeln.

Dies war mein erstes Buch von Alina Bronsky und es hat mich sehr begeistert. Die Großmutter wirkt zunächst etwas unsympathisch und die Menschen in ihrer Umgebung können einem Leid tun. Max und der Großvater werden als Nichtsnutze beschimpft und Max steht angeblich jeden Tag auf der Grenze zum Tod, da er ein so kranker und schwächlicher Junge ist, der ohne die Großmutter nichts auf die Reihe bekommt. Man könnte meinen, sie tue dies aus Bosheit aber nach und nach entwickelt sich ein Bild , das ganz anders ist. Die Großmutter ist eigentlich eine sehr zarte Frau, die versucht Fuß zu fassen in Deutschland, wo sie nichts versteht und das so anders ist als Russland. Sie kam nie so richtig über den Verlust ihrer Tochter hinweg und auch, dass sie zur Untätigkeit verdammt ist, macht ihr zu schaffen. Sie weiß sich nicht anders zu helfen, als andere herumzukommandieren. Dabei möchte sie einfach nur gebraucht werden und hat Angst, dass man ihr die letzte Erinnerung an ihre Tochter wegnehmen könnte: ihren Enkel Max.

Max entwickelt sich trotz der Bevormundung von seiner Großmutter zu einem intelligenten Jungen, der erstaunlich gut zurecht kommt. Trotz der seltsamen Art, liebt er seine Großmutter sehr. Als der Großvater sich in die Nachbarin verliebt, merkt er zum ersten Mal, wie wenig er von ihm weiß. "Der Großvater saß schweigend da. Ich fragte mich, ob es das erste Mal war, dass ich ihn einen Menschen so intensiv anblicken sah, oder ob ich sonst einfach nie auf ihn geachtet hatte, weil die Anwesenheit der Großmutter meine Sinne komplett in Beschlag nahm." Es entwickelt sich eine Dreiecksgeschichte, die für alle Beteiligten eine Herausforderung ist, die aber dennoch zu fiunktionieren scheint.

Bronskys Schreibstil ist sehr locker und ich hatte keinerlei Probleme, in die Geschichte hineinzufinden. Die Charaktere und Szenen sind mitunter sehr zynisch beschrieben und oftmals wusste ich nicht, ob ich jetzt lachen soll oder nicht. "Der Zopf der Großmutter" hat mich sehr oft zum Schmunzeln gebracht, hat mich jedoch auch auf eine Weise berührt, wie sie nicht oft vorkommt. Die Dinge, die hier nicht konkret beschrieben werden, sondern zwischen den Zeilen stehen haben mich sehr traurig gemacht. Aber auch stolz auf die Großmutter, die trotz einiger Rückschläge alles irgendwie zu meistern versucht, wenn auch manchmal auf etwas andere Art. Das demütige Verhalten von Max und seinem Großvater scheint auf den ersten Blick etwas irritierend, doch sie lieben die Großmutter und fügen sich deswegen in die Situation. "Warum wehrst du dich eigentlich nie? Gegen niemanden?" "Ich käme dann zu nichts anderem mehr."

Fazit:
Ein sehr gelungener Roman, der zynisch und berührend zugleich ist. Unbedingt lesen!

Veröffentlicht am 19.06.2019

Alte Zöpfe zu spät abschneiden

0

In der Leseprobe fand ich das Buch noch skurril, aber ansprechend, dann hätte ich es am liebsten beendet, konnte es nicht aus der Hand legen, wollte wissen, wie es weitergeht - und legte es nicht ganz ...

In der Leseprobe fand ich das Buch noch skurril, aber ansprechend, dann hätte ich es am liebsten beendet, konnte es nicht aus der Hand legen, wollte wissen, wie es weitergeht - und legte es nicht ganz zufrieden beiseite.

Da ist diese Großmutter - wir haben bei meiner gewohnt und ich vermisse sie bis heute - skurril und stur, die dem Enkel Maxim ein ganzes Arsenal an besonderen Sprüchen entgegenwirft. Die Familie ist aus Russland nach Deutschland gekommen; um das zu bewerkstelligen, wurde ein weitgehend frei erfundenes Judentum genutzt – während man eigentlich nicht viel Gutes von Juden hält. Das ist schon weniger schön; allerdings hält man auch nicht viel von sonst jemandem, fairerweise.
Eltern zu haben, die sich Sorgen machen, ob etwas hygienisch ist, das kenne ich auch. Aber diese Kontroll-Soziopathin von einer Großmutter erniedrigt ihren Enkel, demütigt ihn vor anderen, hält ihn klein, beleidigt ihn, behandelt ihn wie ein Baby, setzt ihn herab, malt ihm die Zukunft in düstersten Farben, traut ihm nichts zu, belügt ihn und verteilt rassistische Sprüche an alle, auch der Großvater wrid nicht verschont. Wundersamer Weise finden beide Auswege: der Enkel ist bald der Übersetzer der Großmutter, die weiter fast nur Russisch versteht, und somit Herr über die Informationen, der Großvater sucht sein Heil außerhalb des Haushalts. Man könnte auch sagen, er lässt dem Enkel zwar mehr zu, heimlich – und lässt ihn damit sehenden Auges im Stich. Doch die Familienverhältnisse sind nicht einfach und werden noch verwirrter.

Was soll ich hiervon halten? Es gibt zwar auch Momente der Zartheit bei der älteren Dame, die vermutlich Hanibal Lector gegessen hätte, sobald sie mit dem Spülen der Bakterien aus Chuck Norris durch war. Da gibt es auch witzige Teile, die jedoch vergessen sind, wenn sie das arme Kind als Idioten, Schwachkopf, bald sterbend, und so weiter beschimpft.
Und bitte, meine Omma ist ganz im echten Leben über Sicherheitspersonal von großen Wirtschaftsmessen gewalzt, weil sie ihren Enkelsohn besuchen wollte. Aber Idiot, lebensunfähig, das hätte uns niemand nennen dürfen. "Du spinnst, kommt her, macht das, ...." das geht.

Das wäre so eine schöne ganz besondere Familiengeschichte - aber mir ist die Großmutter zu dick aufgetragen, bei aller Skurrilität. Großmutter Margo macht zwar zum Ende Ansätze, alte Zöpfe abzuschneiden, aber bis dahin hat sie ihren Enkel der Kindheit und Identität beraubt. 3 Sterne.

Veröffentlicht am 11.06.2019

Völlig abstrus

0

Klappentext:

Max Großmutter soll früher einmal eine gefeierte Tänzerin gewesen sein.Jahrzehnte später hat sie im Flüchtlingswohnheim ein hart - herzliches Terrorregime errichtet. Wenn sie nicht gerade ...

Klappentext:

Max Großmutter soll früher einmal eine gefeierte Tänzerin gewesen sein.Jahrzehnte später hat sie im Flüchtlingswohnheim ein hart - herzliches Terrorregime errichtet. Wenn sie nicht gerade gegen das Schulsystem, die deutschen Süßigkeiten oder ihre mit Menschen und deren religionenwittert, beschützt sie ihren einzigen Enkel von den schädlichen Einfluss der neuen Welt.
So bekommt sie als Letzte mit,dass ihr Mann sich verliebt hat. Was für andere Familien das Ende wäre, ist für Max und seine Großeltern jedoch erst der Anfang.

Meine Meinung:

Obwohl mir der Protagonist Max gut gefallen hat,konnte mich die Geschichte nicht begeistern. Die Art seiner Großmutter, Ihre Familie zu schikanieren und ihn von allen schönen Dingen, die das Leben bereithält abzuhalten, fand ich ganz schlimm. Ihr Verhalten, ihrem Enkel gegenüber, wäre definitiv ein Fall fürs Jugendamt. Ständig kritisiert sie ihn, macht ihn klein, füttert ihn mit undefinierbaren Nahrungsmitteln, die angeblich der Gesundheit dienen sollen.
Nachdem sie lange Zeit nicht mitbekommen hat, dass ihr Mann eine Geliebte hat, nimmt sie, als diese ein Kind erwartet, sie ebenfalls unter ihre Fuchtel.
Bis ungefähr zur Hälfte des Buches, konnte ich der Geschichte noch folgen. Dann jedoch wurde sie immer abgedrehter uns skurriler, sodass ich nur noch den Kopf schütteln konnte.

Fazit:

Es war für mich das erste Buch dieser Autorin und definitiv mein letztes.

Veröffentlicht am 11.06.2019

Der kluge Maxim und seine Großeltern – Humorvolle Geschichte mit Tragik

0

Inhalt (dem Klappentext entnommen):
Meine Großmutter, mein Großvater, seine Geliebte und ich.
»Ich kann mich genau an den Moment erinnern, als mein Großvater sich verliebte. Es war klar, dass die Großmutter ...

Inhalt (dem Klappentext entnommen):
Meine Großmutter, mein Großvater, seine Geliebte und ich.
»Ich kann mich genau an den Moment erinnern, als mein Großvater sich verliebte. Es war klar, dass die Großmutter nichts davon mitkriegen sollte. Sie hatte schon bei geringeren Anlässen gedroht, ihn umzubringen, zum Beispiel, wenn er beim Abendessen das Brot zerkrümelte.«
Kaum jemand kann so böse, so witzig und rasant von eigenwilligen und doch so liebenswerten Charakteren erzählen wie Alina Bronsky: Max’ Großmutter soll früher einmal eine gefeierte Tänzerin gewesen sein. Jahrzehnte später hat sie im Flüchtlingswohnheim ein hart-herzliches Terrorregime errichtet. Wenn sie nicht gerade gegen das deutsche Schulsystem, die deutschen Süßigkeiten oder ihre Mitmenschen und deren Religionen wettert, beschützt sie ihren einzigen Enkel vor dem schädlichen Einfluss der neuen Welt. So bekommt sie erst als Letzte mit, dass ihr Mann sich verliebt hat. Was für andere Familien das Ende wäre, ist für Max und seine Großeltern jedoch erst der Anfang.
Ein Roman über eine Frau, die versucht, in einer Gesellschaft Fuß zu fassen, die ihr entgleitet. Über einen Mann, der alles kontrollieren kann außer seine Gefühle. Über einen Jungen, der durch den Wahnsinn der Erwachsenen navigiert und zwischen den Welten vermittelt. Und darüber, wie Patchwork gelingen kann, selbst wenn die Protagonisten von so einem seltsamen Wort noch nie gehört haben.

Meinung:
Der Schreibstil liest sich leicht und flüssig, die Seiten fliegen nur so dahin. Das Buch ist aus der Ich-Perspektive von Maxim/Mäxchen geschrieben, so dass man seine Gedanken und Gefühle hautnah miterleben kann.
Die authentischen und (mehr oder weniger) sympathischen Charaktere sind mit ihren Stärken und Schwächen sowie Gefühlen gut dargestellt und beschrieben worden, so dass ich nicht anders konnte, als mit ihnen mitzufühlen. Vor allem auch durch die Ich-Perspektive und was er alles erlebt habe ich insbesondere Maxim in mein Herz geschlossen und finde es toll, wie er sich trotz der Umstände entwickelt hat und sich Freiräume erkämpft.

Das Buch hat sich sehr gut lesen lassen, die Seiten sind nur so dahingeflogen und ich habe auch immer wieder Lachen müssen. Doch leider ist mir der Spaß auch oft vergangen, weil ich das Verhalten von Maxims Großmutter ihm gegenüber schlimm fand. Ihre Beweggründe werden im Laufe der Geschichte deutlicher, doch es lässt mich trotzdem nicht vergessen, wie sie sich Maxim gegenüber verhalten hat. Zudem sind zwei, drei kleinere Fragen offen geblieben und es ging mir zum Schluss hin einfach zu schnell voran, so dass ich mir ein paar Seiten mehr gewünscht hätte. So gibt es noch knapp 4 von 5 Sternen und ich werde sicherlich wieder ein Buch von der Autorin lesen, denn ihr komödiantisches Talent und die herrlich skurrilen Charaktere haben mir sehr gefallen.

Fazit:
Eine einerseits sehr humorvolle Geschichte, die aber auch tragisch und schmerzhaft ist. Es wird sicherlich nicht das letzte Buch der Autorin gewesen sein, welches ich lese.

Veröffentlicht am 08.06.2019

Hart statt herzlich

0

Großmütter gibt es in der Literatur viele. Meist handelt es sich um kluge und weitsichtige Frauen mit großem Herzen, viel Geduld und einem immer offenen Ohr, die stets zur Stelle sind, wenn sie gebraucht ...

Großmütter gibt es in der Literatur viele. Meist handelt es sich um kluge und weitsichtige Frauen mit großem Herzen, viel Geduld und einem immer offenen Ohr, die stets zur Stelle sind, wenn sie gebraucht werden. Und oft bringen sie dann auch noch Kuchen mit.

In Alina Bronskys „Der Zopf meiner Großmutter“ erfüllt die russische Oma keins der gängigen Klischees. Sie ist selbstgerecht, herrschsüchtig, weiß alles besser, beschimpft und tyrannisiert ihr Umfeld. Backen tut sie zwar, gleich zu Beginn des Romans zum Geburtstag ihres vielleicht fünf- oder sechsjährigen Enkels Mäxchen, doch der darf die Torte nur anschauen und einmal dran schnuppern, bevor sie vor seinen sehnsüchtigen Augen verzehrt wird. Denn Max verträgt Kuchen eh nicht, weiß die Oma. Außerdem ist er, wie sie ihm immer wieder einbläut, debil, schwachsinnig, todkrank und wird das Erwachsenenalter niemals erreichen. Dass weder Ärzte noch Lehrer diese Diagnose bestätigen, verunsichert Margarita Iwanowna kein bisschen.

Diese beratungsresistente Schreckschraube war dann auch der Grund, dass mich die Geschichte anfangs ziemlich befremdet hat. Natürlich muss nicht jede Oma selbstlos und wohlwollend auftreten, aber diese hier beleidigt und piesackt ihr verwaistes Enkelkind in einem fort, ohne dass ihr schweigsamer Mann Tschingis Mäxchen jemals zu Hilfe kommt. Für mich war das kein Lesespaß, sondern ziemlich unangenehm. Doch der Roman entwickelt sich, Mäxchen, aus dessen Perspektive er geschrieben ist, wird älter, verständiger und schafft es mehr und mehr, sich von der Großmutter zu emanzipieren – wobei er gleichzeitig eine Ahnung von deren wahrem Wesen bekommt. Außerdem wirbelt noch ein für alle Seiten unerwartetes Ereignis das Familiengefüge unwiderruflich durcheinander: Der Großvater verliebt sich. Und ab da bekommt der Roman eine gewisse Leichtigkeit, die mir vorher gefehlt hat.

Alina Bronsky schildert Mäxchens Heranwachsen in einer deutschen Flüchtlingsunterkunft in nüchternen Worten, die doch anrühren. Sie ist eine Meisterin der knappen Beschreibungen, die alles ausdrücken und nachwirken. Und nötigt ihren Lesern schließlich sogar Respekt vor Margarita Iwanowna ab – einer Großmutter, die ich nicht so schnell vergessen werde.

Ich habe dieses Buch als Leseexemplar erhalten.