Cover-Bild Die Reisenden der Nacht
(25)
  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Lübbe
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 416
  • Ersterscheinung: 26.05.2023
  • ISBN: 9783785728444
  • Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Armando Lucas Correa

Die Reisenden der Nacht

Roman
Angela Koonen (Übersetzer)

Vier Frauen, vier Generationen und Entscheidungen, die ein Leben prägen - und retten

Was, wenn mein Kind nur dann leben kann, wenn ich es weggebe? Die junge Schriftstellerin Ally steht vor genau dieser Frage. Ihre Tochter Lilith ist hochintelligent, doch Hitlers Rassenideologie spricht Mischlingskindern wie ihr jegliches Existenzrecht ab. Schweren Herzens schickt Ally sie mit einem jüdischen Ehepaar ins sichere Kuba, während sie selbst zurückbleibt.

Jahre später steht Lilith auf Kuba vor derselben Entscheidung, denn ihr Mann Martin wird von den Männern Fidel Castros verfolgt und getötet. Auch sie sieht sich gezwungen, ihre Tochter, Nadine, in Sicherheit zu bringen. Lange herrscht Schweigen - bis Nadines Tochter Luna es wagt, sich auf die Suche nach ihren Wurzeln zu machen. Was sie über die Geschichte ihrer Familie erfährt, bewegt sie zutiefst ...

Ein besonderer Roman von eindringlicher Intensität, der lange im Gedächtnis bleibt

Weitere Formate

Dieses Produkt bei deinem lokalen Buchhändler bestellen

Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 05.06.2023

Dunkle Vergangenheit

5

Deutschland zu Beginn des 3. Reiches, die Dichterin Ally bekommt ein Kind von einem schwarzen Musiker. Rheinlandbastard werden diese Kinder genannt und sie haben keine guten Zukunftsaussichten in Zeiten ...

Deutschland zu Beginn des 3. Reiches, die Dichterin Ally bekommt ein Kind von einem schwarzen Musiker. Rheinlandbastard werden diese Kinder genannt und sie haben keine guten Zukunftsaussichten in Zeiten der deutschen Rassenhygiene. So darf Lilith trotz ihrer Intelligenz keine Schule besuchen und wird auf der Straße beleidigt. So geht sie nur nach Einbruch der Dunkelheit auf die Straße.

Ein alter Professor aus dem Haus gibt ihr Unterricht. Ally gibt die Hoffnung nicht auf Liliths Vater wieder zu treffen. Um Lilith vor der Zwangssterilisation zu schüthen, gelingt es ihr am Ende mit Hilfe eines befreundeten Soldaten ein Visum für Kuba und ein Schiffsticket zu bekommen. Ein jüdisches Ehepaar aus dem Haus nimmt Lilith mit an Bord der St. Louis und ihnen gelingt es auf Kuba von Bord zu kommen.


Auf Kuba, zu den Glanzzeiten von Batista, beginnen die drei ein neues Leben. Lilith findet in der Schule die sie endlich besuchen darf Freunde und trifft auf Leute rundum Batista.

Sie heiratet den Schulfreund dessen Traum es ist Pilot zu werden. Kurz vor dem Jahreswechsel und Beginn der Revolution von Castro bekommt sie ihre Tochter Nadine. Dadurch verpassen sie die Chance das Land zu verlassen und Martin wird als Pilot angeklagt und später hingerichtet. Um Nadine vor der jetzt kommunistischen Einheitspartei von Castro zu retten, gelingt es Lilith Nadine an ein adoptionswilliges Paar in den USA zu vermitteln.

Nadine wächst anfangs recht sorgenfrei auf, die Eltern ermöglichen ihr alles, können ihr aber keine Liebe entgegenbringen. Dann klopft die Vergangenheit an die Tür und die Mutter muss sich ihrer eigenen Nazi Vergangenheit in Deutschland stellen.

So schließt sich der Kreis und Nadine baut sich ein eigenständiges Leben in Deutschland auf wo sie Luna zur Welt bringt.

Was für eine Geschichte, der erste und zweite Teil beschreiben sehr ausführlich und bildhaft das Leben zu Beginn des 2. Weltkrieges in Deutschland und das ehemals glanzvolle Leben Kubas.

Der Prozeß am Anfang des dritten Teils wird ebenfalls recht ausführlich erzählt. Zum Ende hin werden die Zeitsprünge immer größer um die Vergangenheit aufzuarbeiten.

Eigentlich hätte jede der Frauen ein eigenes Buch verdient. Nach den ausführlichen Schilderungen war letztendlich für die Schicksale von Ally und Lilith nicht mehr viel Platz und das Romanhafte wisch den kurzen und knappen Schilderungen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 18.06.2023

Dunkelheit

0

Hinter dem wunderschönen Buchcover verbirgt sich eine Geschichte über mehrere Generationen, vier Frauen und ihre Entscheidungen. Ein Leuchtturm im Dunkeln, für mich steht er hier, für die Nacht und die ...

Hinter dem wunderschönen Buchcover verbirgt sich eine Geschichte über mehrere Generationen, vier Frauen und ihre Entscheidungen. Ein Leuchtturm im Dunkeln, für mich steht er hier, für die Nacht und die Dunkelheit, für Sicherheit und Orientierung.

Frauen, die sich entscheiden müssen, zum Wohle ihrer Töchter. Was mit Ally und ihrer Tochter Lilith beginnt, geht über deren Tochter Nadine bis hin zu Luna. Die Geschichte wiederholt sich, macht deutlich, wie es sich anfühlt "anders" zu sein und sich vor der Gesellschaft verstecken zu müssen. Sie spiegelt die Zeit des 2. Weltkrieges und seine Folgen ebenso wider, wie die Kuba-Revolution.

Eine Flucht, die sich über Jahrzehnte hinzieht, die Familie entzweit und deren Kreis sich erst mit der vierten Generation wieder schließt.

Am besten gefiel mir der erste Teil über Ally und ihre Tochter, ein Mischlingskind, das vor den Hygienegesetzen der Nazis gerettet wurde. Sehr poetisch, sehr eindrucksvoll, sehr anrührend. Die Zeit in Kuba war interessant, hat mich aber nicht so gefesselt.

Der Autor hat lange recherchiert und sehr viel Zeitgeschichte in seinem Roman verarbeitet. Leider kamen dabei die Charaktere im Laufe der Seiten etwas zu kurz, von denen das Buch eigentlich lebt. Sie blieben mir daher etwas fremd. Am Ende der Geschichte kommt sehr viel zusammen, was eher verwirrend und lesehemmend ist.

Die Idee zu dieser Geschichte gefällt mir sehr gut, aber es war etwas viel von allem, was leider zu Lasten der handelnden Personen ging.

Orts- und Zeitangaben waren sehr hilfreich zu Beginn jedes Kapitels, ebenso wie die Anmerkungen am Ende des Buches.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 18.06.2023

" Nachts haben wir alle dieselbe Farbe ..."

1

Der Roman „Die Reisenden der Nacht“ von Amando Lucas Correa handelt von zwei Frauen, die jeweils unter dem Druck verschiedener Diktaturen das Wohl ihrer Kinder retten wollen und sie in die Obhut fremder ...

Der Roman „Die Reisenden der Nacht“ von Amando Lucas Correa handelt von zwei Frauen, die jeweils unter dem Druck verschiedener Diktaturen das Wohl ihrer Kinder retten wollen und sie in die Obhut fremder Leute geben. Sie handeln instinktiv und blind und glauben für sich dabei auch etwas Gutes zu tun. Dieser historische Familienroman ist sehr bewegend, dicht erzählt und auch traurig.

Die Erzählung ist in drei Teile eingeteilt. Im 1. Teil geht es um die Dichterin Ally Keller und deren unehelichen Tochter Lilith, die während der NS-Zeit als Mischling „Rheinlandbastard“ genannt wird und den Rassengesetzen zum Opfer fällt. Das Kind ist von einem schwarzen Musiker, der während der französischen Besatzungszeit ins Rheinland kam. Franz Bouhler, ein Freund der Mutter, findet ein jüdisches Ehepaar, das Lilith 1939 auf der Fahrt des Transatlantik-Passagierschiffs „St. Louis“ von Hamburg nach Kuba mitnimmt. Ally stirbt im Januar 1940 im KZ Sachsenhausen, wie schon zuvor der befreundete Nachbar und Professor Bruno Bormann.

Im 2. Teil wird erzählt, wie Lilith in der fremden Kultur auf Kuba heranwächst. Ihre „Eltern“ sorgen mit der Hausangestellten Helena für sie. Der Autor nimmt seine Leser mit durch die Straßen Havannas, so dass ein Fremder neugierig werden könnte. In seinen „Anmerkungen des Autors“ bekennt Correa, dass sein Großvater ein leidenschaftlicher Batista-Anhänger gewesen war. Unter den wenigen Freunden, die Lilith in ihrer Jugendzeit findet, gibt es welche, die Kontakte zum Staatspräsidenten haben. Martin Bernal wird sein Pilot und Lilith und er heiraten. Als Fidel Castros Rebellen Staatspräsident Batista 1959 aus dem Land vertreiben, wird Martin verhaftet. Ihm wird der Prozess gemacht und er wird zum Tode verurteilt. Die gemeinsame Tochter Nadine wird Lilith vor den Rebellen retten können. Sie selber bleibt zurück in Havanna. Nadine flieht als kleines Kind mit Hilfe einer Ordensschwester und der Operation Peter Pan in die USA. Dort wächst sie bei Adoptiveltern auf. Doch das Schicksal hat eine böse Überraschung bereit.

Der 3. Teil des Romans berichtet davon, dass ihre Mutter angeklagt wird, weil sie in Deutschland in der NS-Zeit ein Kriegsverbrechen begangen hat. Das Gericht in Düsseldorf verurteilt sie und sie muss in ein Gefängnis. Ihr Vater ist ein Amerikanischer Kriegsveteran und Elektriker. Für den Prozess zieht er mit ihr nach Deutschland. Nadine absolviert in Düsseldorf die Schule und beginnt, als die Mutter verurteilt wird, mit ihrem Studium. Nadine nimmt von nun an ihr Leben selber in die Hand. Sie studiert in Berlin Biologie, Spanisch und Englisch. Dort freundet sie sich auch mit ihrem späteren Mann Anton Paulus an und mit Mares, einer kubanischen Assistentin im Spanischunterricht. Ihre Tochter Luna wird zehn Jahre vor der Jahrtausendwende geboren. Sie hat das Talent ihrer Großmutter Ally geerbt und wird eine Dichterin. Sie spürt die Verbindungen ihrer Verwandten auf und so kommt es zum Wiedersehen mit Franz Bouhler, Liliths Stiefschwester Elizabeth und endlich auch mit Nadines Mutter Lilith. Sie stirbt 2015 in Havanna in einem Pflegeheim.

Der Kubanische Autor Armando Lucas Correa ist ein mehrfach ausgezeichneter Journalist. Er weiß sehr viel und schreibt sehr spannend. In seinem Dank äußert er sich über eine Vielzahl an Personen, die ihm Auskunft gaben. Im Anhang befindet sich auch eine Bibliografie. Wer interessiert ist an Kuba, dem Batista-Regime oder auch an den Kriegsverbrechen der Nazis, erhält vor dieser historischen Kulisse einen gelungenen Frauenroman.

" Miranda hatte damals steif und fest behauptet, dass jeder Deutsche, der kein Jude war, ein Nazi sei und dass nur Nazis den Krieg überlebt haben könnten." (S. 262)
Der Satz klingt für mich sehr nach Amerikanischer Perspektive.

"Wenn du mich eines Tages hier besuchst, machen wir einen Ausflug zum Isla-Negra-Haus von Pablo Neruda, schrieb sie." (S.323)
Dieser Hinweis ist sinnvoll aus Sicht eines guten Erzählers, der auch vom Faschismus in anderen Ländern etwas weiß und von dem großen Dichter aus Chile.

Aber ich fragte mich beim Lesen oft: Wer war Ally Keller? Gab es in der NS-Zeit eine Dichterin, die so hieß? Es gab Dichter, die es schwer hatten anerkannt zu werde. Nicht nur Frauen waren das. Ihnen blieb außer dem Exil die „Innere Emigration“. Wer könnte sich hinter dem Namen Ally Keller verbergen? Wäre es vielleicht möglich, dass die taubblinde Amerikanische Dichterin Helen Keller für den Namen Patin gewesen ist? Von ihr stammen folgende Zitate:

"Was wir einst genossen und zutiefst geliebt haben, können wir niemals verlieren. Denn alles, was wir zutiefst lieben, wird ein Teil von uns."

"Alles Sehen kommt von der Seele her."

Die Frauen hier in diesem Roman, die ihre Kinder retten möchten, handeln in einem blinden Glauben, der von ihrer Seele kommt.
Die Figuren werden kontrastreich und weniger psychologisierend, wie zum Beispiel in dem Roman „Ein Kind namens Samuel“ von Ruth Druart, beschrieben. Dort geht es um das Schicksal eines jüdischen Kindes. Die Figuren sind authentisch. In „Die Reisenden der Nacht“ könnten die Figuren so oder so ähnlich vielleicht gelebt haben. Sie sind manchmal ein bisschen vage und versponnen skizziert – wie Lilith es selber am Ende ist. Die Zusammenhänge der Handlung sind aber klar und der Plot gut. So bietet dieser anspielungsreiche Roman „Die Reisenden der Nacht“ von Armando Lucas Correa auch viele Themen, die interessant sein könnten für einen Literaturgesprächskreis. Ich wünsche ihm viel Leser.

Diese Rezension verfasste ich im Rahmen einer Lesejury-Leserunde und ich war froh, dass ich dabei sein durfte. Es hat mir Spaß gemacht.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 17.06.2023

Tragische Generationengeschichte von vier außergewöhnlicher Frauen

1

Das Buch "Die Reisenden der Nacht" von Armando Lucas Correa handelt von der Geschichte vierer Frauen, verteilt über mehrere Generationen.
So erhält man im ersten Abschnitt des Buches einen tieferen Einblick ...

Das Buch "Die Reisenden der Nacht" von Armando Lucas Correa handelt von der Geschichte vierer Frauen, verteilt über mehrere Generationen.
So erhält man im ersten Abschnitt des Buches einen tieferen Einblick über die Geschichte von Ally, welche zur Zeiten des NS-Regimes ihr Kind Lilith aufziehen muss. Das Besondere an Lilith ist, dass es sich bei ihr um einen sogenannten "Rheinlandbastard", einem Mischlingskind, handelt. Aus diesem Grund ist es den Beiden nur möglich, nachts vor die Türe zu gehen, um der Gewalt der Bevölkerung zu entweichen... Denn Nachts sehen alle Menschen gleich aus.
Aufgrund der sich zuspitzenden Lage bleibt der jungen Mutter jedoch bald keine andere Option mehr, als Lilith aus Deutschland zu bringen. Dies gelingt ihr mithilfe ihrer jüdischen Nachbarn und der Gelegenheit eines in Kuba ansteuernden Schiffes, wodurch Lilith zunächst ein unbeschwertes Leben ermöglicht wird, bis es auch hier zu Machtkämpfen innerhalb des Landes kommt. Auch hier steht Lilith vor einer ähnlichen Entscheidung wie einst ihre Mutter. Im Laufe des Buches kommen durch die nachfolgenden zwei Generationen weitere spannende Details ans Tageslicht.

Der Schreibstil von Armando Lucas Correa ist lebendig, aber auch informativ gehalten. Die Charaktere entwickeln durch die Beschreibung des Autors schnell eine eigene Persönlichkeit, welche sie von ihren Vorgenerationen abhebt. Durch den Erzählstil findet man sich rasch in einer anderen Zeit wieder und nimmt die Problematiken dieser wahr. Aufgrund der vorherrschenden Zeiten stehen die Proganistinnen immer wieder vor tiefgreifenden Entscheidungen, welche zum Teil den Rest ihres Lebens bestimmen und verändern.

Armando Lucas Correa ist ein tiefsinniger historischer Roman gelungen, der sich flüssig lesen lässt und die Lesenden in andere, wenn auch düstere, Zeiten entführt. Aufgrund der Thematik handelt es sich um ein Buch, welches immer wieder zum Nachdenken und Reflektieren anregt.

Schade war, dass aufgrund der Verteilung der Geschichte auf vier Generationen, manche Proganistinnen zu kurz gekommen sind. So baut man aufgrund dessen zu manchen Charakteren mehr Bindung auf, als zu anderen.

Im großen und Ganzen handelte es sich bei "Die Reisenden der Nacht" durchaus um ein Buch, welches absolut empfehlenswert ist und mich auch im Nachhinein lange beschäftigt hat.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre
Veröffentlicht am 07.06.2023

Die im Dunkeln leben

5

Über vier Generationen erstreckt sich der Roman „Die Reisenden der Nacht“ von Armando Lucas Correa. Schon Ally muss ihre Tochter Lilith, einen „Rheinlandbastard“, die die dunkle Haut von ihrem Vater geerbt ...

Über vier Generationen erstreckt sich der Roman „Die Reisenden der Nacht“ von Armando Lucas Correa. Schon Ally muss ihre Tochter Lilith, einen „Rheinlandbastard“, die die dunkle Haut von ihrem Vater geerbt hat, bei Nacht auf eine Reise ins Unbekannte schicken, um sie vor den Hygienegesetzen der Nazis zu retten. Mit Hilfe eines jüdischen Ehepaares erreicht sie auf der St. Louis Kuba, wo sie bei ihnen aufwächst, sich in einen Mann verliebt und mit ihm eine Tochter bekommt, Nadine. Und zwar genau in der Nacht, als die Kommunisten die Herrschaft über das Land übernehmen und die Anhänger der alten Regierung, wie Lilith Mann, beseitigen. Auch Lilith muss sich von ihrer Tochter trennen, die zu Adoptiveltern kommt. Das Ehepaar zieht sie in New York groß, bis die Frau und Adoptivmutter Nadines als Österreicherin der Verbrechen gegen die Menschlichkeit während des Nazi-Regimes in Deutschland angeklagt wird. Somit schließt sich der Kreis, denn Nadine macht sich mit ihrem Adoptivvater nach Deutschland auf, da er seine Frau in ihrem Prozess unterstützen will. Nadine fasst in Berlin Fuß, studiert, verliebt sich und bekommt eine Tochter, Luna, die vieles von ihrer Urgroßmutter geerbt hat: die Dichtkunst und die Vorliebe für die Dunkelheit.
Correa gibt mit seinem Familienroman ein erschütterndes Zeugnis ab über die Grausamkeit der Menschen und des Schicksals, das die Protagonistinnen immer wieder aus ihrem Leben vertreibt und mit schrecklichen Schlägen dafür straft, das sie anders sind, nicht dazu gehören und dafür verfolgt und ausgegrenzt werden. In einer seltsam anmutenden Verbindung von Poesie und der historisch fundierten Schilderung zweier verschiedener Epochen des Unrechts und der Gewalt in Deutschland und Kuba nimmt er den Leser mit auf diese Reise durch die Nacht, die zeigt, dass der Mensch der Geschichte und auch seiner eigenen Lebensgeschichte nicht entkommen kann. Während das Leben Allys in Deutschland sehr surreal wirkt, weil sie quasi nur bei Nacht lebt, um ihre Tochter zu verstecken, wirkt die Lebensphase Liliths in Kuba dagegen solange recht real und lebendig, bis auch sie sich gänzlich in der Finsternis ihres Haus abschottet vom Leben ohne ihre Tochter. Der letzte Teil, Nadines und Lunas Leben in Berlin, wirkt dagegen wieder sehr realitätsnah. Hier stören ein wenig die großen Zeitsprünge, die den Leser immer wieder aus der Kontinuität der Geschichte reißen. Vielleicht will der Autor hier zu viele Erzählfäden zu ihrem Ende und zusammenführen, ohne sich dafür die Zeit zu nehmen. Auch die Art, wie der ein oder andere Faden sein Ende findet, ist im Angesicht des dramatischen Schicksals dieser Familie dann doch mit zu großem Willen zur Harmonie zu Ende gesponnen.

  • Einzelne Kategorien
  • Handlung
  • Erzählstil
  • Charaktere
  • Cover
  • Atmosphäre