Cover-Bild Nachtblumen
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9,99
inkl. MwSt
  • Verlag: ROWOHLT Taschenbuch
  • Themenbereich: Belletristik - Liebesroman: Zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 544
  • Ersterscheinung: 23.06.2017
  • ISBN: 9783499291081
Carina Bartsch

Nachtblumen

Auf jede Nacht folgt ein Tag
Das Leben könnte so einfach sein. Wäre es manchmal nicht so verdammt schwer. Jana schläft am liebsten unter dem Bett. Collin friert gerne. Jana wünscht sich vertraute Menschen um sich herum. Collin möchte mit anderen Leuten nichts zu tun haben. Auf Sylt begegnen sich die beiden in einem Wohnprojekt und leben für die nächsten zwei Jahre Zimmer an Zimmer. Da ist eine Mauer, die sie trennt. Und eine Tür, die sie verbindet.
Nach den Bestsellern «Kirschroter Sommer» und «Türkisgrüner Winter» erzählt Carina Bartsch hier eine sehr berührende Liebesgeschichte zwischen zwei Außenseitern: gefühlvoll, authentisch, atmosphärisch.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 20.08.2017

Wie wird man ... stärker?

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Worum geht es?

Überfordert und von der Vergangenheit gezeichnet muss Jana von jetzt auf gleich ein neues Leben auf Sylt beginnen. Sie ist nun Teil eines Wohnprojekts, das es sich zum Ziel gemacht hat, ...

Worum geht es?

Überfordert und von der Vergangenheit gezeichnet muss Jana von jetzt auf gleich ein neues Leben auf Sylt beginnen. Sie ist nun Teil eines Wohnprojekts, das es sich zum Ziel gemacht hat, jungen Menschen mit problematischem Hintergrund eine Perspektive zu geben. Wie erschlagen ist sie von den vielen neuen Eindrücken - der Arbeitsstelle, dem schweren Schulstoff und selbstverständlich den vielen neuen Menschen. Sie trifft auf das liebenswürdige Ehepaar Völkner, das dieses Wohnprojekt ins Leben gerufen hat, die zickige Vanessa, die es ihr schon zu Beginn schwermacht, den freundlichen Lars, der Stimmungsschwankungen unterliegt, die herzliche Dr. Flick, die völlig anders ist, als Janas es von Therapeuten gewohnt ist, und den verschlossenen Collin, mit dem sie sich ein Bad teilt, der gerne friert und dessen ruhige Art sie seine Nähe suchen lässt. Bald hat Jana nicht nur mit ihren eigenen Dämonen zu kämpfen, sondern mit der Zeit fragt sie sich auch, was Collin zu dem Menschen gemacht hat, der er ist.

Meine Meinung

»Vielleicht ist es manchmal gut, dass man nicht weiß, wie etwas ausgeht, weil es sonst niemals bunt werden könnte.« (S. 21)

Ich habe in diesem Jahr schon viele gute Bücher gelesen und mit Nachtblumen ist ein weiteres dazugekommen. Carina Bartschs erste Romane, Kirschroter Sommer und Türkisgrüner Winter, habe ich vor etwa zwei Jahren verschlungen und stießen bei mir - wie bei vielen anderen auch – auf Begeisterung, weshalb ich auf Nachtblumen regelrecht hinfieberte. Und ich wurde nicht enttäuscht, dafür aber überrascht.

Nachtblumen ist von Grund auf anders als Bartschs andere Romane. Man hat es hier nicht mit einem lockerleichten Liebesroman mit witzigen Schlagabtäuschen und gelöster Atmosphäre zu tun, sondern mit einem bewegenden Roman zu einem ernsten Thema, auf dem stets eine gewisse Schwere und bedrückende Stimmung liegt. Die Bücher könnten somit gar nicht unterschiedlicher sein.

»Die unvergesslichsten Momente im Leben sind immer jene, in denen man sich selbst überrascht.« (S. 157)

Was sie gemeinsam haben, ist Bartschs wunderbarer Schreibstil. Sie beschreibt Umgebung und Figuren so malerisch, dass man sie sich vorstellen kann und nicht das Bedürfnis hat, diese beschreibenden Passagen, die ja oft zäh sein können, zu überfliegen. Sie baut Umschreibungen von Dingen ein, die Jana betrachtet, wenn sie nachdenklich aus dem Fenster ihrer Therapeutin sieht, und die ihre grüblerische Stimmung untermalen, aufwühlende Schilderungen von albtraumhaften Erinnerungen aus Janas Vergangenheit sowie Beschreibungen von Collins faszinierenden Zeichnungen, die man sich als Leser vor Augen rufen kann, als würde man sie tatsächlich betrachten. Bei alldem geht Bartsch mit Feinfühligkeit und Geduld vor, die für den Ernst des Themas angemessen sind und die Entwicklung der Protagonistin glaubwürdig gestalten. Janas Gefühle werden glaubhaft, nachvollziehbar und ehrlich an den Leser herangetragen, sodass man sich in sie hineinversetzen und mit ihr leiden, lachen und fühlen kann.

Wer eine turbulente, handlungsreiche Geschichte erwartet, wird schnell enttäuscht, denn das Tempo des Buches ist ruhiger und der Fokus stark auf die Gefühlswelt der Protagonistin gelegt. Ich kann verstehen, dass das nicht jedem gefällt, aber mir erschien dieser Umstand zu keiner Sekunde langweilig, denn die nötige Spannung wird dadurch eingebunden, dass man nicht von Anfang an und auch relativ lange danach nicht weiß, was Jana, Collin und die anderen Figuren an Ballast mit sich herumtragen. Man möchte unbedingt herausfinden, welche einschlagenden Erlebnisse sie zu dem Menschen gemacht haben, der sie sind. Vor allem bei Collin, dessen Art schon zu Beginn Rätsel aufwirft, war dieser Wunsch stark ausgeprägt, aber auch Janas Geschichte ist unglaublich interessant, überzeugend und bewegend dargelegt.
Um falschen Erwartungen schon mal gleich den Wind aus den Segeln zu nehmen: Über alle anderen Charaktere erfährt man leider nur sehr wenig, obgleich das Interesse des Lesers durch Andeutungen geweckt wird. Hier haben mir leider Hintergrundgeschichten zu den Randfiguren gefehlt, die mit Sicherheit auch interessant gewesen wären.

»Vielleicht war das die wahre Kunst im Leben. Niemals das Gute an sich in Frage zu stellen, sondern lediglich bei der Wahl der Personen, denen man es zuteil werden lässt, besser aufzupassen.« (S. 248)

Wegen der fehlenden Dynamik der Handlung sind es die Charaktere, die die Geschichte tragen. Jana und Collin sind jedoch so interessant gestaltet, das sie dies mit Bravur tun.
Anders, als es beispielsweise bei Kirschroter Sommer der Fall ist, hat man es bei Jana nicht mit einer starken, jungen Frau zu tun, die stets einen schlagfertigen Spruch auf den Lippen trägt und ihrem männlichen Gegenpart ständig Kontra gibt. Bei ihrer Vorgeschichte wäre das überhaupt nicht realistisch. Sie hat nachvollziehbare Gründe dafür, warum sie unsicher, schüchtern und verschlossen ist. Sie schläft unter dem Bett, trägt nur langärmelige Kleidung und trifft zum Anfang des Buches ihre neue Therapeutin, womit sich dem Leser gleich die ersten Fragen zu ihrer Vorgeschichte aufdrängen. Anfangs wirkte sie auf mich viel jünger als neunzehn, was sich mit dem Voranschreiten der Seitenzahl jedoch merklich besserte. Ihre unsichere Art zieht sich jedoch lange durch das Buch, was die Authentizität des Erzählten unterstreicht: Es wird keine unrealistische Charakterentwicklung der Hauptfigur gezeichnet, die schnell ihre Schüchternheit überwindet und zu einer schlagfertigen Frau mutiert, sondern Jana entwickelt sich in kleinen, realistischen Schritten zu einer stärkeren Persönlichkeit. Jedes Mal, wenn sie sich zu etwas Neuem überwand, stieg meine Sympathie für sie.

Collin ist ebenfalls völlig anders als typische männliche Protagonisten in Liebesromanen. Er ist nicht schüchtern, aber distanziert und zurückgezogen, lieber mit sich allein als mit anderen Menschen und reagiert auf Versuche anderer, eine Unterhaltung mit ihm zu beginnen, meist wortkarg. Er begegnet vielem sehr gleichgültig und konzentriert sich lieber auf seine Zeichnungen. Ist er am Anfang wirklich schwer zu knacken, so gelingt es Jana nach und nach ihn ein wenig aufzutauen. Hauptsächlich Collin ist es, der Spannung in die Geschichte bringt, denn vor allem sein Geheimnis ist es, das es aufzudecken gilt und einem immer wieder Rätsel aufwirft. Er war mir trotz oder gerade wegen seiner schwer einzuschätzenden Art der liebste und interessanteste Charakter in dem Buch.

»Das war das Schlimme am Verliebtsein. Obwohl man wusste, dass man gleich wieder in genau jenen Scherben stehen würde, trat man trotzdem hinein.« (S. 467)

Die Unterhaltungen, die Jana und Collin schließlich miteinander führen, sind stets berührend, tiefschürfend und intensiv, und auch als Leser kann man so seine Lehren aus ihnen ziehen. Die Figuren wählen ihre Worte klug und bedacht, sodass ich immer wieder überrascht war, was für einfühlsame Worte die Autorin für ihre Figuren und deren Probleme findet. Sie treffen direkt ins Herz und lösten bei mir nicht selten Gänsehaut aus. In eben diesen Momenten baut sich langsam die Liebesgeschichte auf, die sich ebenfalls von anderen abhebt und erwartungsgemäß nicht frei von Problemen ist. Jana versucht Collins Mauern einzureißen, hat dabei (und mit ihrer eigenen Vergangenheit) ordentlich zu kämpfen und wächst daran. Das Annähern der beiden finde ich nachvollziehbar – weder zu schnell noch zu langsam – und die weitere Entwicklung hat mir stellenweise ein Lächeln auf die Lippen gezaubert, mich aber auch bedrückt und aufgewühlt.

Auch viele der Nebencharaktere, über deren Vorgeschichte man leider nur Bruchstücke erfährt, sind an dieser Stelle noch erwähnenswert. Lars, die Völkners und Dr. Flick sind neben Collin Charaktere, die eine wichtige Rolle in Janas Entwicklung einnehmen und bei denen man gar nicht anders kann, als sie ebenfalls sympathisch zu finden. Mir hat es gut gefallen, dass sich in dem Buch nicht alles nur um Jana und Collin gedreht hat, sondern auch viele andere Figuren und ihre Beziehung zu Jana eine wichtige Rolle darin gespielt haben. Dr. Flick ist ein Charakter, den ich ganz besonders hervorheben möchte, denn sie ist wirklich etwas Besonderes. Mit ihrer herzlichen und lockeren Art war sie eine ganz wichtige Bezugsperson für Jana, vielmehr beste Freundin als wirkliche Therapeutin. Die Momente mit ihr haben mir viel Spaß gemacht und immer ein Lächeln auf die Lippen gezaubert.

»Einen Fehler zu begehen dauerte nur wenige Sekunden – um ihn zu bereuen, hatte man den Rest seines Lebens Zeit.« (S. 475)

Mitunter mischen sich Zeitsprünge, die dazu beitragen, dass das Buch einen enormen Zeitraum von insgesamt sechs Jahren umfasst. Diese sind stellenweise ein wenig störend, da man das Gefühl hat, etwas verpasst zu haben, aber für die Geschichte gewissermaßen notwendig, um die Charakterentwicklungen glaubwürdig und für die Vorgeschichten angemessen darzustellen. Obgleich das Buch viele Seiten umfasst, habe ich leider das Gefühl, dass viele Fragen offen bleiben, die ich gerne beantwortet gewusst hätte. Dies soll an dieser Stelle jedoch nur ein kleiner Kritikpunkt sein, denn alles in allem hat mich das Buch sehr begeistert und berührt.

Fazit

Dieses Buch ist für mich definitiv ein Lesehighlight. Ich habe gelacht, gelitten, hatte Gänsehaut, war bedrückt, erschüttert und bewegt. Wer in einen Liebesroman eintauchen möchte, in der die Charakterentwicklung und Gefühlswelt ganz oben steht und in der einem die Frage „Wie wird man stärker?“ authentisch beantwortet wird, der ist hier definitiv richtig und sollte diesem völlig anderen Werk von Carina Bartsch eine Chance geben! Von mir gibt es trotz kleiner Kritikpunkte die volle Punktzahl.

Veröffentlicht am 20.08.2017

Leider mangelhafte Umsetzung

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Jana erhält die Chance auf Sylt eine Ausbildung zur Bauzeichnerin zu machen. Doch ihre Unsicherheit legt ihr oft Steine in den Weg, auch im Ungang mit ihren Mitbewohnern.

Das Cover ist sehr schön. Schlicht ...

Jana erhält die Chance auf Sylt eine Ausbildung zur Bauzeichnerin zu machen. Doch ihre Unsicherheit legt ihr oft Steine in den Weg, auch im Ungang mit ihren Mitbewohnern.

Das Cover ist sehr schön. Schlicht weiß mit einem dunklen Sternenhimmel aus dem die Nachtblumen ranken. Sehr ansprechend.

Erzählt wird die Geschichte durch die Ich-Erzählerin Jana, die es bisher nicht leicht in ihrem Leben hatte. Sie ist verschlossen, unsicher und hat angst vor Menschen und Menschenmassen. Sie versucht einen Weg aus sich heraus zu finden, was gar nicht so leicht ist und oft fühlt sie sich überfordert. Das Buch gibt immer wieder Einblicke in ihren inneren Kampf und Janas Blick auf die Welt, ihre Gefühle, Ängste, Hoffnungen, Selbstzweifel und was sie für ihre Mitbewohner fühlt.

Das Thema des Buches an sich ist sehr interessant und in seinen Grundzügen auch gut beleuchtet nur leider konnte mich das Buch im Gesamten einfach nicht für sich einnehmen und überzeugen. Schon der Zugang fiel mir schwer, denn ich wurde mit den Charakteren einfach nicht warm, ich bekam sie nicht richtig zu fassen. Auch der Schreibstil warf Probleme auf, den manchmal zog es sich mit Nichtigkeiten fast ins gefühlt unendliche und dann wieder wurde ein (für mich) wichtiges Thema des Buches ruckzug abgehandelt und nie wieder erwähnt. Oder auch Szenen die im Kontext einfach unnötig und deplatziert wirkten. Das Ende gefiel mir dann zwar doch noch recht gut, aber leider können auch die besten letzten 60 Seiten es nicht mehr rausreißen wenn die 450 Seiten davor teilweise zäh wie Kaugummie waren.

Gute Thematik, die leider wenig überzeugend umgesetzt wurde.

Veröffentlicht am 17.08.2017

Nachtblumen-Genuss

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Was habe ich „Kirschroter Sommer“ und „Türkisgrüner Winter“ geliebt! So großartig die Autorenneuentdeckung Carina Bartsch auch war, so sehr konnte ich nachvollziehen, dass sie danach lange in einem Loch ...

Was habe ich „Kirschroter Sommer“ und „Türkisgrüner Winter“ geliebt! So großartig die Autorenneuentdeckung Carina Bartsch auch war, so sehr konnte ich nachvollziehen, dass sie danach lange in einem Loch war und dann sehr lange am Manuskript zum nun veröffentlichten „Nachtblumen“ gearbeitet hat. Wie sollte man die beiden so erfolgreichen Erstlingswerke auch toppen? Bartsch hat eine interessante Lösung gewählt: sie schreibt zwar immer noch für junge Erwachsene, aber Grundausrichtung ist eine ganze andere und hier kommt die Erklärung, wie mir dieser Schritt gefallen hat.
„Nachtblumen“ hatte es in vielerlei Hinsicht schon einfach, weil mit Jana eine Hauptfigur aufgeboten wurde, in der ich mich sehr häufig wiederentdeckt habe und wenn es doch noch andere Charaktereigenschaften gab, dann habe ich mich selbst das großartig hineinversetzen können, weil Jana wirklich sehr greifbar charakterisiert wurde. Jana nimmt definitiv den Hauptteil der Geschichte ein und es ist sehr berührend, wie man mit ihr nach und nach ihre Dämonen bekämpft und sie beim Wachsen zu ihrem wahren Ich begleiten darf. Diese Entwicklung enthält unheimlich viele kleine Schritte, aber jeder einzelne ist so wichtig, weil dadurch sehr authentisch klar wird, warum sie sich wandelt und warum sie am Ende des Romans eine junge, lebenslustige und mutige Frau ist. Hier muss ich wirklich kräftig loben, denn selten habe ich eine so glaubwürdige Entwicklung mitverfolgen können.
Neben Jana werden auch einige andere Figuren aufgeboten. Mit der Psychologin Flick, mit den Gasteltern Klaas und Anke und mit Janas Mitbewohnern werden eine ganze Reihe an unterschiedlichsten Charakteren aufgeboten. Thea Flick war z. B. der quirlige, lustige Ausgleich zu der eher melancholischen Jana und die Gasteltern die strengen, aber stets liebevollen Motivierer. Zwar habe ich mich mit einigen Figuren richtig wohl gefühlt, aber im Gegensatz zu Jana wurden sie alle in entscheidenden Aspekten vernachlässigt. Viele Aspekte ihrer Vergangenheit werden angedeutet, aber nie vollends aufgelöst. So habe ich mich aus diesem Buch mit sehr, sehr vielen Fragen verabschiedet und habe richtig bedauert, dass mit weitere 500 Seiten es nicht erlaubten, alles zu wissen.
Diese inhaltlichen Lücken entstehen aber auch, weil einer sehr große Erzählspanne bedient werden muss. Insgesamt etwa sechs Jahre. Mir ist bewusst, dass da nicht alles erzählt werden kann. Zumal die sechs Jahre auch so ein Zeitraum sind, wo ich sagen kann, ja, das ist realistisch, dass sich Jana da so sehr entwickelt hat. Denn oftmals kritisiere ich in Büchern, die ebenfalls junge Frauen auf der Reise zu ihrem Ich begleiten, dass die Zeitspanne viel zu kurz ist und es unglaubwürdig wirkt. Das kann ich hier nicht kritisieren, muss ich sogar loben, aber wenn dadurch logische Lücken entstehen, dann ist das auch nicht 1A-Weg.
Den letzten Abschnitt möchte ich nun noch der Liebesgeschichte widmen, die mich ebenfalls etwas zwiespältig zurückgelassen hat. Ich fand es sehr abwechslungsreich, dass es hier nicht um eine junge Liebe, begleitet von rosa Herzchen, rosaroter Brille und ähnlichen unrealistischen Traumbildern geht. Denn das hätte zu den traurigen Themen und der Melancholie der Geschichte nicht gepasst. Dennoch nimmt die Liebesgeschichte eher einen kleinen Raum ein und in meinen Augen fast zu wenig, um wirklich eine Beziehung zu Jana und Collin als Paar aufzunehmen. Die ersten Schritte der beiden zueinander hin sind süß, vorsichtig und damit perfekt für ihre jeweiligen Charaktere. Irgendwann nimmt das Tempo zu, damit verknüpft sind aber schnell erste Dämpfer, die das Glück trüben, die mich teilweise sogar frustriert haben. Ich war sogar soweit die beiden vielleicht als unpassend füreinander zu erklären. Aber vielleicht hat das auch die Autorin erkannt, da sie schließlich einen anderen Weg wählt, der tatsächlich viel besser zu den beiden passt und der mich dann auch zufrieden zurücklässt.
Fazit: Ich weiß, ich weiß, meine Argumente klingen eigentlich mehrheitlich negativ, trotzdem möchte ich „Nachtblumen“ wohlverdiente vier Sterne geben. Ich habe einen Heidenrespekt, dass sich Bartsch mit diesem Roman neu erfunden hat und auch abseits von Humor und Leichtigkeit ihren Weg gefunden hat. „Nachtblumen“ war nicht perfekt, da sich durch die große Erzählspanne einige Lücken ergeben haben, die man als Leser entweder selbst stopft oder als unbeantwortet akzeptieren muss. Dafür war ich tief beeindruckt von der unglaublichen realistischen Entwicklung von Jana, die begleitet war von Angst, Trauer, Mut, Freude, Empathie und gefüllt allen anderen Emotionen der Palette. Das habe ich selten so großartig irgendwo niedergeschrieben gesehen!

Veröffentlicht am 16.08.2017

Jana und Collin

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Ich bin ein großer Fan der Bücher von Carina Bartsch, "kirschroter Sommer" und "türkisgrüner Winter" mit der Geschichte von Emely und Elyas gehören zu den ganz wenigen Büchern, die ich immer wieder hervorhole, ...

Ich bin ein großer Fan der Bücher von Carina Bartsch, "kirschroter Sommer" und "türkisgrüner Winter" mit der Geschichte von Emely und Elyas gehören zu den ganz wenigen Büchern, die ich immer wieder hervorhole, bei denen ich einzelne Szenen nachlese und querlese, schmunzle, wieder eintauche in die Geschichte und sie einfach jedes Mal wieder liebe.

Umso mehr hat es mich gefreut, als ich nun das neueste Werk "Nachtblumen" über den Verlag als Leseexemplar für die Blogrunde zur Verfügung gestellt bekommen habe, vielen Dank auch auf diesem Weg dafür!

Ich muss gestehen, ich habe mich gescheut, mit dem Lesen zu beginnen – kennt ihr das? Man freut sich total aufs Lesen und möchte nicht beginnen, denn wenn man mal begonnen hat, ist man bald fertig und dann gibt es nix mehr zu freuen ? So ging es mir mit diesem Buch – ich hab's ehrlich gesagt ein wenig vor mir hergeschoben, hatte Angst, dass es mir nicht so gut gefallen würde wie die Geschichte von Emely und Elyas – aber einmal begonnen, lösten sich meine Bedenken in Luft auf – denn "Nachtblumen" hat mich ebenso gefesselt.

Die Geschichte wird aus Janas Sicht erzählt. Sie hatte es bisher nicht einfach in ihrem Leben, beginnt nun eine Lehre als Bauzeichnerin auf Sylt und wohnt dort in einem privat geführten Wohnheim gemeinsam mit noch vier anderen Jugendlichen. Alle von ihnen haben – ebenso wie Jana – ihre Päckchen aus der Vergangenheit mitgebracht, und versuchen nun, ihr Leben mit dem Lehrberuf in Griff zu bekommen.

"Vielleicht ist es manchmal gut, dass man nicht weiß, wie etwas ausgeht, weil es sonst niemals bunt werden könnte." (Seite 21)

Die Autorin hat einen ganz wunderbar fesselnden Schreibstil, und durch die Schilderung der Gedanken, Gefühle und Unsicherheit von Jana stiegen mir bereits auf den ersten Seiten die Tränen in den Augen, ich habe mit ihr mitgefühlt, konnte gut nachvollziehen, wie es ihr geht, als sie in eine ihr fremde neue Welt eintritt, da hilft alle Freundlichkeit und Unterstützung ihrer neuen Unterkunftgeber nicht.

Im Laufe der Geschichte entwickelt sich Jana weiter, und ich habe mich sehr darüber gefreut zu sehen, wie sie erwachsener wird, sich mehr zutraut und Vertrauen zu anderen fasst - es gibt viele kleine Situationen, die zeigen, wie sich Jana langsam heimischer fühlt, so behutsam geschildert, dass man gar nicht anders kann als mit ihr mitzuleben.

"Manche Worte fliegen an einem vorbei wie Möwen am Meer, manche treffen einen bis ins Mark." (Seite 158)

Obwohl aus Janas Sicht erzählt wird, konnte ich mich auch sehr gut in die anderen Charaktere einfühlen, insbesonders auch den von Collin. Es dauert zwar länger, bis man hinter seine Mauern blicken kann, aber spätestens dann muss man ihn einfach mögen.

"Es kam mir vor, als wäre Liebe ein ganz schmaler Grat. Ein Schritt nach links, und man war so glücklich, dass man es kaum ertragen konnte. Ein Schritt nach rechts, und man stand barfuß in den Scherben." (Seite 461)

Im Laufe der Handlung erfährt man, warum Jana, Collin und die anderen auf Sylt gelandet sind, jeder einzelne Grund dafür ist schlimm und man kann sich nicht vorstellen, was diese jungen Leute in ihrem Leben bereits mitmachen mussten.

"Aus etwas Negativem wuchs etwas Positives, als hätte das Gute das Schlechte als Nährboden gebraucht, um überhaupt entstehen zu können." (Seite 282)

Ich bin in das Buch hineingekippt und versunken, habe es in einem Rutsch gelesen und konnte gar nicht mehr aufhören. Und wenn man damit fertig ist, versteht man auch das wunderschöne, zauberhafte Cover, das perfekt zur Geschichte passt.

"Menschen sind wie Bücher. Außen steht der Klappentext für den groben Überblick, und wenn man sie öffnet und hineinschaut, kann man sie gänzlich lesen." (Seite 409)

Fazit: Dieses Buch ist ganz anders als die Geschichte von Emely und Elyas – dessen sollte man sich bewusst sein, sonst ist man vielleicht enttäuscht. Die Handlung geht viel tiefer und unter die Haut, sie lässt den Leser die Luft anhalten, mitfiebern, trauern, lachen, weinen, schmunzeln und sich ärgern, sie bleibt auch lange nach dem Zuklappen des Buches im Kopf - und genau das ist es, was ein wirklich gutes Buch ausmacht.

Es ist nicht nur eine Liebesgeschichte, sondern erzählt auch davon, das eigene Ich zu finden, zu vertrauen, sich dem Leben zu stellen.

Carina Bartsch versteht es hervorragend, mit bildhafter und einfühlsamer Sprache ihre Charaktere dem Leser näher zu bringen und sie lebendig zu machen, sodass sie Freunde des Lesers werden; die Örtlichkeiten so zu schildern, dass man den Wind fühlen, den Sand spüren, das Meer riechen und schmecken kann.

Ich vergebe eine klare Lese- und Kaufempfehlung.

Veröffentlicht am 15.08.2017

Wunderbarer Schreibstil, jedoch lässt die Handlung an einigen Stellen etwas nach...

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Das Leben könnte so einfach sein ... wäre es manchmal nicht so verdammt schwer. Jana schläft am liebsten unter dem Bett. Collin friert gerne. Jana wünscht sich vertraute Menschen um sich herum. Collin ...

Das Leben könnte so einfach sein ... wäre es manchmal nicht so verdammt schwer. Jana schläft am liebsten unter dem Bett. Collin friert gerne. Jana wünscht sich vertraute Menschen um sich herum. Collin möchte mit anderen Menschen nichts zu tun haben. Auf Sylt begegnen sich die beiden in einem Wohnprojekt und leben für die nächsten zwei Jahre Zimmer an Zimmer. Da ist eine Mauer, die sie trennt. Und eine Tür, die sie verbindet.

Ich habe bisher schon sehr viel gutes von der Autorin gehört und sogar zwei Bücher von ihr Zuhause rumliegen, jedoch noch keines von ihr gelesen. Bei Nachtblumen hat mich das Cover, obwohl es eigentlich ziemlich schlicht ist sofort angezogen und auch der Klappentext hat mich sehr neugierig gemacht, weshalb ich mich sehr gefreut habe das Buch innerhalb einer Leserunde lesen zu können. Letztendlich hat mich das Buch jedoch zwiegespalten zurückgelassen...

Der Schreibstil hat mir von der ersten Seite an gefallen! Er war angenehm, ruhig und "ehrlich". Carina Bartsch schreibt sehr einfühlsam, detaillreich und lässt sowohl der Geschichte, als auch den Charakteren Zeit sich zu entwickeln, was mir sehr gut gefallen hat. Die Geschichte wird komplett aus Janas Perspektive erzählt, sodass man einen sehr guten Einblick in ihre Gedankenwelt bekommt, jedoch hätte ich mir besonders in diesem Buch den ein oder anderen Perspektivwechsel gewünscht um zum einen, die Sicht der anderen Charaktere auf bestimmte Situationen zu erfahren und zum anderen um eine "kleine Pause" von Jana zu bekommen (sie war zwar keinesfalls nervig, aber manchmal war es mir trotzdem einfach "zu viel" Jana)

Jana ist ein sehr schüchternes und verschlossenes Mädchen. Sie muss sich erst einmal in ihrer neuen Umgebung zurechtfinden und sich somit auch an ihr neues Leben gewöhnen. Collin ist sehr distanziert, schottet sich von allen ab, ist dadurch aber sehr interessant. Collin war mir den größten Teil der Geschichte jedoch einfach zu blass. Man erfährt erst gegen Ende der Geschichte wirklich etwas über ihn, was mir einfach zu spät war. Ich mochte Jana zwar sehr, konnte mich in sie hineinversetzten und habe mit ihr gefühlt, aber irgendwie hat mir noch etwas bei ihr gefehlt. Am besten gefallen haben mir deshalb Dr. Flick und die Völkners, welche einfach nur unglaublich liebe, erliche und hilfsbereite Menschen sind, die sich sofort in mein Herz geschlichen haben.

Ich fand es toll, dass Janas Entwicklung sich nicht von heute auf morgen ergeben hat, sondern das diese ein langer und realistischer Prozess war, welcher mehrere Jahre gedauert hat. Ich muss aber auch sagen, dass sich die Geschichte für mein Empfinden einfach zu langsam entwickelt hat. Es gab teilweise 50 Seiten in denen eigentlich nichts relevantes passiert ist und somit hat sich die Geschichte sehr gezogen. Nichtsdestotrotz hat mir die Kulisse unglaublich gut gefallen! Auch das Wohnprojekt hat mir super gefallen und es wirkte alles so realistisch. Es gab sehr viele emotionale Szenen und die ganze Thematik ansich ist sehr interessant. Mir hat sich die Liebesgeschichte aber auch erst viel zu spät entwickelt und hat dadurch schon fast ein wenig zusammengedrückt gewirkt.

Insgesamt hat mir die Geschichte zwar besonders durch den Schreibstil echt gut gefallen, aber haben die kleineren Spannungsmomente einfach nicht gereicht und das Buch hat sich stellenweise leider echt gezogen.