Cover-Bild Zwei Leben in einer Nacht
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9,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Loewe
  • Genre: Kinder & Jugend / Jugendbücher
  • Seitenzahl: 288
  • Ersterscheinung: 08.10.2020
  • ISBN: 9783743207462
  • Empfohlenes Alter: ab 14 Jahren
Carolin Wahl

Zwei Leben in einer Nacht

Roman zum Thema Online-Challenges
Das Buch ist bei deiner Buchhandlung vor Ort und bei vielen Online-Buchshops erhältlich!

Eine Challenge, eine Nacht, (k)ein Ausweg

Freitag, der 13., Mitternacht. Caspar beobachtet, wie Sams blaues Haar im Wind flattert, als der Zug vorbeirast. Eigentlich weiß er nichts über sie, nur, dass sie beide von Ghost für diese Challenge ausgewählt worden sind. Gemeinsam warten sie auf die erste Nachricht. Die Anweisungen für eine von fünf Aufgaben in dieser Nacht. Ein gefährliches Spiel, das nur ein Ende kennt: ihren Suizid.

Ein spannendes Jugendbuch ab 14 Jahren mit zarter Liebesgeschichte, das auf die Gefahren der Suchtwirkung sozialer Medien und lebensgefährlicher Challenges hinweist. Mit ganz viel Feingefühl geht Carolin Wahl auf die Themen Depression und Suizid ein und liefert einen Roman, der lange nachhallt.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 12.10.2020

Wie würdest du die letzte Nacht deines Lebens verbringen?

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Zwei Leben in einer Nacht von Carolin Wahl

Mein kleiner Rezensionseinleitungstext. Etwas zum Nachdenken, etwas das darauf vorbereitet, worum es in dem Buch gehen könnte. Gedanken, die mir dazu kommen. ...

Zwei Leben in einer Nacht von Carolin Wahl

Mein kleiner Rezensionseinleitungstext. Etwas zum Nachdenken, etwas das darauf vorbereitet, worum es in dem Buch gehen könnte. Gedanken, die mir dazu kommen. Beim heutigen Text ist das gar nicht so einfach. Wie geht man an ein Thema wie Suizid heran? Soll man das überhaupt? Darf man es ansprechen? Ist es ein Tabu? Wollen die Leute das überhaupt hören oder lesen? Und kann man ein Buch lesen, welches sich mit dieser Thematik beschäftigt? Doch. Denn genau das Todschweigen ist NICHT gut. Es ist gut, solche Bücher zu lesen, um die Augen zu öffnen, für etwas, das die meisten nicht lesen wollen, können, oder die es auch gar nicht interessiert, solange sie in ihrem eigenen Kokon aus Sicherheit leben, denn dann sind andere Schicksale einem meist egal, wenn es einen persönlich nicht betrifft. Und dieses Buch ist so wichtig. Denn wer glaubt, es sei eine rein erfundene Geschichte, der irrt. Tatsächlich haben es viele vielleicht gar nicht mitbekommen, mich eingeschlossen, doch es gab diese Challenges real, und jedes junge Leben, welches dort vernichtet wurde, ist eines zu viel. Nun aber erstmal zum Anfang der Geschichte.

Welche Geschichte erzählt uns das Buch? :

Zwei Jugendliche, Sam(antha) und Caspar, die sich vorher nie gesehen haben, treffen sich in der Nacht zu einem Date. Man spürt das Knistern, die Atmosphäre, die Luft ist aufgeladen von allerlei Gefühlsregungen und Empfindungen, und man spürt, dass diese Nacht was ganz besonderes ist. Wir spüren das Kennenlernen der beiden, das immer tiefer ins Herz geht, und so intensiv, wie auch schnell ist. Das Ganze könnte unheimlich romantisch anheimeln. Spürt man diese Verbindung der beiden doch wirklich unzweifelhaft. Doch der Grund des Dates ist nicht etwa, dass man zusammen ein Leben verbringen möchte. Sie wollen beide am Ende dieser Nacht ihr Leben beenden. Ein gemeinsamer Freitod, ausgehend von einem Internetforum namens Deathwish, für Jugendliche, die des Lebens überdrüssig sind. Es ist eine Challenge, ein Spiel, mit dem wertvollsten, was der Mensch besitzt, seinem Leben. Es geht darum, diese Welt mit einem Knall zu verlassen, und das „Spiel“ als Sieger zu verlassen. Der Siegespreis am Ziel, ist der Tod, die Erfüllung des Wunsches. Doch auch bis zu diesem Ziel, müssen noch einige Hindernisse überwunden werden. Und an diesem Freitag dem 13. wurden Sam und Caspar ausgewählt, gemeinsam zu sterben. Was nun noch alles auf dem „Weg“ durch das Buch passiert, das dürft ihr gerne selber herausfinden. Denn auch wenn die Zeit minimal ist, so passiert in diesen paar Stunden von Mitternacht bis zum Morgengrauen eine Menge, das sehr intensiv anmutet, und wo man mehr über die beiden und ihre Beweggründe erfährt. Und mehr möchte ich gar nicht verraten. Denn schon ist man mittendrin, erdrückend, in der Beklemmung, die einem die ganze Zeit, während des Dates und der Nacht begleitet. Es ist ein leises Buch, das doch ganz laut schreit. Es ist die Geschichte von zwei Personen, jeweils aus der Sicht des einen, und des anderen. Mit Davors und Jetzts. Vergangenheiten und Gegenwart. Da die Konzentration auf Caspar und Sam liegt, lernen wir sie so nah kennen, als ob wir sie neben uns stehen hätten, und sie still bei etwas beobachten, was nicht sein sollte, und doch sein muss, um zu verstehen. Man muss quasi durch das Buch, die Challenge ist das Lesen, und am Ende verstehen wir….. ALLES.

Cover:

Ich liebe dieses Cover, weil es ein recht intensives ist, und man sich fühlt, als ob man direkt mit am Abgrund steht. Man könnte tatsächlich recht lange draufstarren, und wahrscheinlich würde einem dabei auch schwindelig werden. Mir zumindest, mit meiner Höhenangst. Es ist nicht überladen, und gibt genau das wieder, was die Geschichte verspricht. Aber vielleicht sehe ich darin auch einen jungen Mann, fernab von der Welt, der sich dieser nicht mehr zugehörig fühlt, und deswegen die Einsamkeit eines Hochhauses und seinem Abgrund in der Dunkelheit sucht, anstatt das Licht der Stadt, und damit der Menschen und des Lebens. Und im Buch lernen wir diese jungen Männer und Frauen kennen. Auch die Symbolik ist somit gegeben. Nicht nur von Licht und Schatten in Bezug auf Gut und Böse, sondern auch auf die hellen und dunklen Seiten im Leben, und wenn man sich in den dunklen wähnt, und denkt, dass man dort nie mehr herauskommen wird, und keinen Ausweg aus ihnen mehr sieht. Und mit dem Himmel über Stadt und Hochhaus sieht man dann den Ausweg, und vielleicht den Ort, wo alles ein Ende hat, sozusagen als Endstation über allem. Die Dunkelheit, und eben auch das Leben. Weil man dort verweilen möchte, um all seinen Problemen im Leben und auf der Erde zu entfliehen. Das ist nur meine Interpretation. Wie gesagt. Das Buch lässt einen nachdenken, nicht nur im Text, sondern in all seinem Sein.

Fazit und Gedankengänge (und die wollen einfach nicht aufhören zu kreiseln):

Es gibt eine Triggerwarnung zum Thema Suizid und Depression, und die ist auch gut angebracht. So kann jeder entscheiden, ob er sich mit dem Thema auseinandersetzen will, kann, oder es vielleicht gar nicht, oder nur verschieben möchte. Denn Vorsicht. Es könnte passieren, dass euch bei der Lektüre dieses Buches das Herz droht aus der Brust zu springen. Sei es aus Aufregung, Enttäuschung, Schmerz, Traurigkeit, Melancholie, Hoffnung…… oder einfach, weil euch die Geschichte nicht kaltlässt, und ihr ungewollt mitfiebert und reagiert. Ja, das ganze lässt einen nicht kalt, und berührt einen, es geht unter die Haut. So manches Mal ist einem eine Gänsehaut über die Arme gekrochen oder ein Schauer über den Rücken gelaufen, der sich im Nacken festgesetzt hat. Und manchmal kamen die Tränen einfach nur so aus den Augen geflossen, ohne, dass man etwas dagegen tun konnte. Wer also in dieses Buch eintaucht, oder hineinspringt, landet in der Geschichte. Und zwar völlig ohne doppelten Boden und Sicherheitsnetz. Man ist mittendrin. Ohne Sicherung. Und nach der Lektüre ist es möglich, dass man Sam und Caspar so gut kennt, wie enge Freunde. Man will ihnen helfen, zweifelt und verzweifelt mit ihnen, versteht ihre Sorgen, die Ängste, und bei einigen Charakteren sogar ihren Antrieb.

Richtig ist auch, dass sich, trotz der düsteren Atmosphäre der Thematik, die Unterhaltungen, Gespräche, und das Miteinanderreden, diese Intimität zwischen Sam und Caspar, sich eher dem Leben, statt dem Tod zuwendet. Es sind Gespräche, die tiefgehen, in einer anderen Situation wohl einen wohligen Schauer über den Rücken rieseln lassen würden, Gespräche der Wärme, die einem guttun. Und doch, muss man sich dann wieder zwingen, daran zu denken, dass am Ende der Nacht der Tod das Ziel von beiden ist. Der alle wohligen Situationen und Intimes für immer mit sich nimmt, und es nicht weiter dazu kommen lässt. Auch zeigt das Buch das weniger oft mehr ist. Auch wenn wir nur leichte Berührungen und Blicke haben, so spürt man eine Nähe der Protagonisten, die den blumigsten Umschreibungen en masse in anderen Büchern Konkurrenz machen, und sogar als Sieger hervorkommen würden. Es ist eine leise Nähe, die auf Vertrauen baut, und nicht laut schreien muss um gehört zu werden. Diese Nacht im Buch ist so intensiv und berauschend, voller kleiner Dinge, für die es sich lohnt, sie im Leben zu erleben, oder erlebt zu haben, die Nacht ist hoffnungsvoll, und strahlt gleichzeitig Licht und Düsternis aus. Diese aber meist in den Rückblenden. So dass man wirklich mit bangt, hofft, dass der Abend doch bitte bloß einen anderen Ausgang hat, als sich die Protagonisten erhoffen. Und dieses Fieber ergreift einen immer dann, wenn man das Buch zur Hand nimmt. Doch um an diese Hoffnung der Nacht zu kommen, muss man anfänglich auch durch eine Menge anderer Dinge hindurch.

Alles ist so endgültig, mit dem Tod vor Augen. Es ist beklemmend, erdrückend, beengend im Hinblick auf das, worauf alles hinausläuft, erstickend, mit dem Gefühl nicht richtig atmen zu können, ein letzter Ausweg, mit einer Leere im Inneren, weil man sich der Welt nicht mehr zugehörig fühlt. Und das ist spürbar. Trotzdem, jede Emotion malt ein Bild in unserem Kopf. Der Sprachstil ist wie weichgezeichnet und das, trotz des so harten Themas. Man merkt stumme Hilfeschreie, die keiner sieht und hört und bemerkt, weiß, wie es ist, nicht wahr – und ernstgenommen zu werden. Und tatsächlich verbirgt sich in dieser Nacht mehr Leben als Tod, weil sich beide lebendiger fühlen, als in ihren jeweiligen Leben. Dieses Buch zeigt, dass in jeder noch so dunklen Nacht immer auch Hoffnung und Licht ist. Eine Nacht, die mehr Leben als Tod in sich birgt. Und wie symbolisch ist es bitte, dass die Stunden der dunkelsten Nacht, die Mitternachtsstunde, im Morgengrauen endet, und mit dem Anbruch eines neuen hellen Sonnentages…… der die Entscheidung bringt, ob man den Tod wählt, oder sich für den Sonnenschein und das Leben entscheidet. Das Buch soll aber keinesfalls Suizide verherrlichen, sondern hat für mich eher die Message, dass man in der dunkelsten Stunde des Lebens, hier der Nacht, auch ein wenig Trost und Glück erfährt, und nicht alleine ist. Was einen unweigerlich zu der Frage kommen lässt, warum dies nicht immer im Leben auch so sein kann. Das Buch gibt einen Weckruf ab, einen Schrei, der eben nicht verstummen sollte, sondern von der Welt gehört. Denn auch heute noch ist es so, dass das Thema Selbstmord nicht angesprochen wird, in der Versenkung verschwindet, wo es nicht hingehört. Und mich würde es freuen, wenn ganz viele Menschen das Buch lesen, und für sich persönlich das mitnehmen, was sie aus der Geschichte lernen können, und sollten. Nämlich mehr aufeinander zu achten.

Somit ist das Buch nicht nur für Jugendliche geeignet, sondern für alle, allein um auf Dinge zu schauen, von denen keiner weiß, dass sie in den Tiefen des Internets existieren. Denn auch wenn das Thema Suizid immer anwesend ist, so gibt es im Buch auch eine leise unterschwellige Warnung, aufzupassen, was das Internet und seine Foren mit einem anstellen, was man darin tut, und von sich preisgibt. Man erlebt die klare Sicht zweier Jugendlicher, über die man nachdenken MUSS. Denn da lässt das Buch uns keine andere Wahl. Die Gedanken werden bei jedem rasen. Alles im Buch reflektiert ungemein auf das eigene Leben, auf die Gedanken, was einen unterscheidet von anderen, mit düsteren Gedankengängen, und ob man selbst nicht ab und an in der Düsternis wandert. Man wird sich gewahr ob der eigenen Lebenszeit, und ist beim Lesen genauso ängstlich und aufgeregt, fiebert mit Sam und Caspar mit. Wobei das Hinfiebern auf etwas hinausläuft, was uns Angst macht, für die beiden aber das Ende ihres Leids bedeutet. Die Schichten aus gefühlskalter Entschlossenheit und Bestimmtheit werden nach und nach abgelegt, und wir erfahren mehr über die Beweggründe der Beiden, die unter dieser Schicht liegen. Die wohl interessanteste Frage wird wohl für alle sein, ob Caspar und Sam hier ein Happy End finden, und wie dieses aussehen würde, falls es eins gibt. Doch das kann ich euch natürlich nicht verraten. Die Frage ist essentiell. Und diesen Weg der Antwort müsst ihr alleine gehen, zumindest ohne mich. Doch habt Mut. Caspar und Sam begleiten euch statt mir.

Die Atmosphäre zwischen Sam und Caspar, das Miteinanderagieren, diese Verbundenheit, sei es auch nur für die eine Nacht, und trotzdem diese Verlässlichkeit, das Vertrauen, und das Intime zwischen den beiden, ist fast greifbar durch das Buch, und man spürt es in sehr vielen Szenen, wenn nicht ganz die ganze Zeit hindurch. Wir tauchen ungewohnt intensiv in die Gefühlswelt der Protagonisten ein, leiden mit, sehen Hoffnung, und doch wieder Dunkelheit. Verstehen am Ende sogar das, was wir doch nicht verstehen können, oder sollten.

Die Sätze sind so gehaltvoll, und voller Substanz, dass sie einen fast umhauen mit ihrer Wucht, aber gleichzeitig ganz sanft und zart sind, so dass sie im Kopf entweder explodieren, oder ganz leicht am Bewusstsein anklopfen, und etwas mit den Gedanken anstellen. Und das kann im Laufe des Buches tatsächlich bei jedem Kopf etwas Anderes sein. Hier trifft fast jeder Satz mitten ins Herz, und alle Sätze sagen einem so viel, und trotz, dass sie dies tun, genau auf den Punkt treffen, sind sie doch poetisch zu lesen, da alles von einer leichten Melancholie umgeben ist, die einen das Buch und den Weg des Lesens über begleitet. Doch keine Angst. Auch diese Melancholie wird durchbrochen von lichten und hellen Hoffnungsmomenten, die die Szenerie erstrahlen lassen. Und das mitten in der Dunkelheit der Atmosphäre, dieses letzten Weges von Caspar und Sam. Des Weiteren kamen mir beim Lesen wohl ab und an mal die Tränen, nicht aus einer besonderen Szene heraus, sondern einfach, weil ich das gar nicht kontrollieren konnte, und die Szene mich in dem Moment wohl berührt hat. Vielleicht waren es aber auch meine eigenen Gedanken, die einfach immer weiter rotiert sind. Wir laufen auf das Ende dieser Nacht zu, streben dem Ende entgegen, und wissen nicht, was uns am Ende im Morgengrauen erwartet, sowohl als Leser, als auch bei Sam und Caspar. Denn eigentlich sollte doch der sichere Tod das Ziel sein.

Und natürlich ist auch die Einsamkeit ein Thema im Roman, denn im Gegensatz zum Leben sind die „Spieler“ auf dem Weg zu ihrem eigenen Tod nicht alleine, sondern meist zu zweit. Doch was ist Einsamkeit? Ist man weniger alleine, wenn man auf jemanden Fremden trifft, und verbindet es, wenn man gemeinsam stirbt? Wäre es dann nicht viel schöner, wenn man gemeinsam leben würde? Ist das möglich? Was ist Einsamkeit im Leben überhaupt, und wie äußert sich diese? Man kann auch vollkommen alleine mit seinen Gedanken sein und leben, selbst wenn man immer und jederzeit in größeren Menschengruppen steht. Und keiner merkt diese Einsamkeit. Und ist dieser Moment des sich Kennenlernens, des sich einem anderen offenbaren…. Auf dem Weg in den Tod, nicht viel intimer und tiefgehender, als manche oberflächlichen Gespräche, die wir mit langjährigen Bekannten führen? Denn das Buch zeigt uns hinter die Fassade zu schauen, weil niemand ahnt, was hinter den perfekten Masken stecken kann, die manche der Außenwelt zeigen.

Normal würde ich sagen, dass ich das Buch einfach wunderbar finde, bei solch einem Schreibstil und solch einem Können nicht wunderlich. Doch passt das wirklich zum Thema? Ja und nein. Das Thema an sich ist natürlich nicht wunderbar, aber dafür wunderbar umgesetzt. Das ganze Buch verströmt ein Streben nach Licht und Hoffnung, selbst, wenn wir den größten Teil in Düsternis und Dunkelheit und mit diesen Gedanken erleben. Doch unterschwellig, und genau das ist es, was uns hoffen lässt, strömt diese Hoffnung immer parallel zu den düsteren Gedanken mit. Das macht es dem Leser leichter, mit der Thematik klarzukommen, und selber Hoffnung zu schöpfen. Denn sein wir ehrlich. Protagonisten, die einem ans Herz wachsen, die gibt es ja öfter mal. Aber hier ist das nochmal richtig besonders. Es ist fast schon intim, und dies meine ich gar nicht verwerflich. Es ist intim, weil Caspar und Sam uns an ihren Gedanken teilhaben lassen. Und welche Gedanken könnten intimer sein, als die, die sich mit dem eigenen Tod beschäftigen? Hier gebührt der Dank also auch der Autorin Carolin Wahl, durch die man diese Charaktere im Buch kennenlernen darf. Und die es schafft die Hoffnungslosigkeit in Hoffnung mit Lichtblicken zu wandeln. Dieses Buch ist tief, intensiv, und lässt einen nicht los. Es hallt und wirkt nach. Und da das Buch definitiv darauf aufmerksam macht, dass alles und jedes Wort wichtig ist, und geschriebenes im Internet immer auch Menschen beeinflussen kann, so wie das geschriebene Wort allgemein, hoffe ich, hier die richtigen Worte gefunden zu haben. Wie würdet ihr also die letzten 6 Stunden eures Lebens verbringen? Denn wenn ihr in der Dunkelheit der Nacht wandelt, oder der Dunkelheit des Lebens, tut dies nie alleine. Vielleicht ist am Ende der Nacht dann mehr Hoffnung als Dunkelheit da.

Das heutige Rezensionslied aus meinen Kopf hat sich dann auch gewandelt, so wie die Dunkelheit der Nacht dem Sonnenaufgang gewichen ist. Und so wurde aus einem „And I find it kind of funny. Find it kind of sad. The dreams in which I'm dying, are the best I 've ever had.“ Dann doch dieses hier:

„Allein und verlassen, vom Rest dieser Welt. Beginnt man zu hassen, was die Seele entstellt. Ich sing diese Zeilen, um ein Trost zu sein. Vielleicht helfen sie einem, nicht loszuschreien.

Vielleicht hilft es ein bisschen, dort wo du gerade bist. Zu hören und zu wissen, dass ich weiß, wie es ist. Ich spreche von Herzen. Glaub mir ich seh‘, das Leid und die Schmerzen ….
……Es tut weh, so weh, so weh. Ich will in dein Herz hinein……..Um dir ein Trost zu sein.“

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Harte, aber gute Kost

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Ende 2016 wurde in Russland ein Phänomen bekannt, das unter dem Titel „Blue Whale Challenge“ kursierte und Mitte 2017 auch in Europa Bekanntheit erlangte. Ein Administrator stellte Jugendlichen 50 Tage ...

Ende 2016 wurde in Russland ein Phänomen bekannt, das unter dem Titel „Blue Whale Challenge“ kursierte und Mitte 2017 auch in Europa Bekanntheit erlangte. Ein Administrator stellte Jugendlichen 50 Tage lang täglich eine Aufgabe, die schließlich in deren Selbstmord münden sollte. Inklusive einritzen eines Wals. Diese Challenge greift Carolin Wahl in ihrem Roman „Zwei Leben in einer Nacht“ wieder auf. Verkürzt das ganze jedoch auf eine Nacht. Das Buch erschien am 8. Oktober 2020 im Loewe Verlag und ist dort das zweite Werk der Autorin.
Es ist Freitag der 13, in dieser Nacht treffen sich Sam und Caspar das erste Mal. Sie kennen sich nicht, doch haben eine Gemeinsamkeit: beide sollen in dieser Nacht sterben, weil sie nicht mehr leben wollen. Von Ghost wurden sie auf dem Forum Deathwish ausgewählt um an fünf Challenges teilzunehmen, die mit ihrem Tod enden sollen. In den fünf gemeinsamen Stunden lernen die beiden sich besser kennen, tauschen Geheimnisse aus und kommen sich näher.
Die beiden Hauptprotagonisten sind auf den ersten Blick vollkommen unterschiedlich und haben nur die Challenge und ihren Tod gemeinsam. Sam mit indigofarbenem Haar, die Kampfsport betreibt und eine starke Persönlichkeit hat, jedoch an Depressionen leidet. Ihr gegenüber steht Caspar, hochbegabt und hochsensibel, den die Erwartungen seiner Eltern unter Druck setzen. Doch während er bei anderen Jugendlichen seines Alters aneckt und diese nicht mit ihm klar kommen, gelingt es Sam einen Zugang zu ihm zu finden und er zu ihr. Eine Beziehung zwischen den beiden entwickelt sich nur langsam, doch dafür geht sie umso tiefer. Wird diese Freundschaft die beiden von dem Suizid abhalten?
Der Schreibstil der Autorin ist angenehm, mitreißend und unglaublich intensiv. Carolin Wahl gelingt es, alle Emotionen der beiden Protagonistinnen auf eine tiefe Weise zu vermittel, und lässt den/die Leserin an der Gedankenwelt von Sam und Caspar teilhaben. Gleichzeitig ist die Sprache poetisch und sensibel. Die steigernde Spannung des Buches sorgt dafür, dass es für mich kaum möglich war, das Buch aus der Hand zu legen. So viele offene Fragen und Geheimnisse, die alle beantwortet werden möchten. Durch Rückblenden und Ausschnitte aus dem Chatverlauf auf dem Forum Deathwish erfährt man mehr über die Geschichte und Hintergründe von Sam und Caspar und der anderen Chatteilnehme. Diese sind meist an Cliffhänger und besonders spannenden Stellen angeschlossen, sodass das der/die Leserin kurz aufatmen kann.
Ein großer Bestandteil des Buches machen Themen, wie Ängste, Depressionen, Trauer, Tod und Suizid aus, wovor auch in einer vorangestellten Triggerwarnung gewarnt wird. Der Autorin gelingt jedoch ein sensibler Umgang mit diesen Themen. Was bewegt Jugendliche zu Selbstmordgedanken und Suizid? Wie wird dies von anderen Menschen missbraucht? Durch Sam und Caspar werden zwei Perspektiven auf Suizid vermittelt. Sam, der Zweifel kommen und die die Möglichkeit von Hilfe im Leben nicht außer acht lassen will, und Caspar, der fest entschlossen ist, sich das Leben zu nehmen.
Die Message des Buches richtet sich vor allem an das Umfeld von Menschen, die von Depressionen oder Selbstmordgedanken betroffen sind. Schaut nicht weg, lautet die Botschaft, sondern greift ein, bevor es zu spät. Und für die Betroffenen: Holt euch Hilfe, es gibt Lösungen im Leben, auch wenn eure Gedanken und andere Leute das Gegenteil behaupten.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Roman ein unglaubliches intensives Leseerlebnis war. Er war mitreißend, hat mich zum Lachen, zum Weinen und zum Verzweifeln gebracht, doch es hat sich gelohnt. Die Themen waren schwer zu verdauen, haben zum Nachdenken angeregt und eine neue Sicht auf das Leben, Sterben, sowie die Verzweiflung vieler Menschen gebracht. Doch als Leser
in sollte man vorsichtig sein und das Buch wirklich nur lesen, wenn man damit umgehen kann. Es ist harte, aber gute Kost.

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Veröffentlicht am 11.10.2020

Am Ende der Nacht sind sie tot

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6 Stunden. So lange begleiten wir als Leser Sam und Casper, die an einer Social Media Challenge teilnehmen. Doch nicht irgendeiner, denn es soll sowohl die erste als auch die letzte für sie sein, denn ...

6 Stunden. So lange begleiten wir als Leser Sam und Casper, die an einer Social Media Challenge teilnehmen. Doch nicht irgendeiner, denn es soll sowohl die erste als auch die letzte für sie sein, denn die das Ziel der Challenge ist ihr Tod. Seit sie und andere Teilnehmer sich auf dem Forum Deathwish angemeldet haben, warten sie darauf ein Datum und fünf Aufgaben gestellt zu bekommen und gemeinsam zu sterben, obwohl sie sich überhaupt nicht kennen. Zusammen durchlaufen sie sehr intensive sechs Stunden bis zum Sonnenaufgang, der ihr letzter sein soll.

Das Buch ist mit einer Triggerwarnung ausgestattet, denn es geht explizit um Depression, selbstverletztendes Verhalten und Suzid. Diese Triggerwarnung war meiner Meinung nach absolut gerechtfertig, denn das Buch beschreibt diese sechs Stunden sehr atmosphärisch und intensiv. Zugegeben; realistische Jugendromane sind nicht gerade mein Hauptgenre, aber da ich Schatten der Ewigkeit der Autorin sehr gut geschrieben fand, hat dieses Buch mein Interesse geweckt und es ist in meinen Augen absolut lesenswert. Der Schreibstil ist sehr poetisch und erschafft auf diesen Seiten eine intensive Atosphäre, die mich vollkommen in ihren Bann geschlagen hat. Dieses Buch ist bereits während dem Lesen zu einem absoluten Herzensbuch für mich geworden.

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Veröffentlicht am 10.10.2020

Die Geschichte geht unter die Haut!

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Die Geschichte:
In der Nacht auf Freitag, den 13. ist es endlich so weit. Caspar und Sam wurden von Ghost für die Challenge ausgewählt. Punkt Mitternacht soll es losgehen. Sie haben bis zum Morgen Zeit ...

Die Geschichte:


In der Nacht auf Freitag, den 13. ist es endlich so weit. Caspar und Sam wurden von Ghost für die Challenge ausgewählt. Punkt Mitternacht soll es losgehen. Sie haben bis zum Morgen Zeit für die fünf Aufgaben, die Ghost ihnen per SMS mitteilt. Die letzte Aufgabe ist klar, ist befreiend, ist das Ende, denn die letzte Aufgabe wird ihr Tod sein. Wer aus der Challenge als Sieger hervorgehen möchte, muss sich am Ende der Nacht selbst umbringen.
Sam ist verzweifelt. Für sie gibt es nur diesen einen Ausweg, denn sie hält es einfach nicht mehr aus.
Caspar will einfach nicht mehr leben. Für ihn ist die Challenge sein Weg in die Freiheit.
Die zwei werden ihre letzte Nacht gemeinsam verbringen und am Ende wartet ihr Tod.

Meine Meinung:


Das Buch ist auf jeden Fall nicht Ohne und die Triggerwarnung, die vorne drinsteht, ist definitiv gerechtfertigt. Die Autorin beschreibt die Gefühle ihrer Protagonisten sehr eindrucksvoll. Doch, was das Buch wirklich zu etwas Besonderem macht, sind die Chats und Forumbeiträge bei Deathwish, der Plattform, über die die Challenge organisiert wird. Dort schreiben die Jugendlichen über ihre Gefühle, Ängste und den Wunsch sich umzubringen. Das ging mir wirklich unter die Haut und auch wenn diese Beiträge nur kurze Zwischenkapitel waren, sind sie mir lange im Gedächtnis geblieben.
Auch ansonsten wird das Buch sehr raffiniert erzählt. Die Perspektiven von Sam und Caspar wechseln sich ab, ebenso wie Sequenzen aus der Nacht der Challenge mit Sequenzen aus den Tagen davor. So erfährt man erst nach und nach, wie es den beiden ergangen ist, was sie durchgemacht haben und was sie letztendlich zu der Entscheidung, an der Challenge teilzunehmen, getrieben hat. Ihre Geschichten könnten unterschiedlicher nicht sein und doch kann man beide sehr gut nachvollziehen. Vor allem Caspars Schicksal führt uns vor Augen, dass nicht nur Nichtachtung und Vernachlässigung zum Suizid führen können, sondern dass auch zu viel Aufmerksamkeit und der dadurch entstehende Druck eine Ursache sein können.
Die Geschichte der beiden ist vor allem am Anfang von einer starken Melancholie geprägt. Doch in der Mitte gibt es einen Wandel, den ich so nicht erwartet hatte. Danach war es zwar relativ eindeutig, worauf es hinauslaufen wird, aber die Geschichte hat mich trotzdem in Atmen gehalten und es war spannend bis zum Schluss.
Ich mochte vor allem den Schreibstil der Autorin, der sich für diese Handlung genau richtig angefühlt hat. Ernsthaft und mit tollen Vergleichen, die es leichter gemacht haben, Gefühle und Handlungen nachzuvollziehen.
Abschließend möchte ich noch auf die Hintergründe dieses Buches eingehen. In ihrer Danksagung schreibt die Autorin, dass die Blue Whale Challenge sie zum Schreiben inspiriert habe. Dieses Format der Challenge zum Selbstmord gibt es wirklich und der Gedanke ist einfach furchtbar. Deswegen bin ich froh, dass die Geschichte dazu anregt, achtsamer zu sein und sich für andere einzusetzen.
Deswegen möchte ich das Buch euch allen ans Herz legen. Es ist heftig, traurig und spannend. Gleichzeitig sensibilisiert es für das Thema Selbstmord und spendet Hoffnung. Eine klare Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 09.10.2020

Sehr eindringliche Geschichte

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"Zwei Leben in einer Nacht" hat mich sehr neugierig gemacht, da zum einen der Klappentext interessant klang und zum anderen habe ich bereits ein Jugendbuch der Autorin gelesen, welches mir ebenfalls gut ...

"Zwei Leben in einer Nacht" hat mich sehr neugierig gemacht, da zum einen der Klappentext interessant klang und zum anderen habe ich bereits ein Jugendbuch der Autorin gelesen, welches mir ebenfalls gut gefallen hat. Mir gefällt wie die Autorin aktuelle und spannende Themen für Jugendliche in ihren Büchern verarbeitet. Achtung: das Buch enthält eine Triggerwarnung.

In diesem Buch begleiten wir Sam und Caspar durch ihre vermeitlich letzte Nacht, denn die beiden haben nur ein Ziel: sie wollen sterben und die Challenge von Ghost soll ihnen dabei helfen.

Die Stimmung des Buches ist teilweise sehr düster und bedrückend, aber doch gleichzeitig sehr atmosphärisch, so dass man völlig gebannt in der Geschichte ist. Man möchte erfahren, was Sam und Caspar zu diesem Schritt bewegt und wie die Geschichte enden wird.

In dieser einen Nacht lernt man Sam und Caspar sehr gut kennen. Wir begleiten die beiden Jugendlichen wie sie einander besser kennenlernen und was sie erlebt haben. Es schwingen ganz leicht Gefühle zwischen den beiden mit, aber die Liebesgeschichte wird nur angedeutet und ist eine absolute Nebensache. Im Vordergrund stehen zwei Jugendliche, die so verzweifelt sind, dass sie nicht mehr leben möchten. Ich mochte die beiden Charaktere sehr gerne und sie waren für mich sehr authentisch.

Es gibt auch einige Spannungselemente und Überraschungsmomente, so dass man von der Geschichte gut unterhalten wird. Ich hätte mir lediglich ein bisschen mehr Emotionalität gewünscht und am Ende ein wenig mehr über die Beweggründe.

Der Schreibstil der Autorin ist sehr eindringlich und der Geschichte komplett angemessen. Trotz des traurigen Themas gibt es viele schöne Formulierungen.

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