Was für eine Wendung
Stell dir vor, du verliebst dich in einen Menschen, der perfekt zu sein scheint. Der dich liebt und deine Wünsche respektiert. Sich deinem Lebensstil anpasst, obwohl dieser vor wenigen Monaten noch unvorstellbar ...
Stell dir vor, du verliebst dich in einen Menschen, der perfekt zu sein scheint. Der dich liebt und deine Wünsche respektiert. Sich deinem Lebensstil anpasst, obwohl dieser vor wenigen Monaten noch unvorstellbar für ihn war. Und plötzlich ändert sich alles.
Am sehr späten Abend habe ich mit dem Roman begonnen und habe mich bis 3 Uhr nachts in Ryle verliebt. Dann sagt mir mein Verstand: schlafen!
Zum Glück. Nach dieser Wandlung hätte ich kein Auge zugemacht. Ich bin auch jetzt noch völlig fassungslos und kann kaum in Worte fassen, wie mein Eindruck zu diesem Roman ist.
Achtung Spoiler:
Ich finde es gut, dass CoHo einen Roman zu dem Thema häusliche Gewalt geschrieben hat. Und auch ihr Nachruf war wirklich bewegend. Es beruht auf einer wahren Geschichte, daher empfinde ich die Szene, die sie im Nachruf nochmal explizit erwähnt hat, als umso schlimmer. Es gibt wirklich wenige Autoren, die sich solch schwere Kost als Grundlage für einen Roman auswählen. Und diesen dann so gut umsetzen.
Genau die Gefühle, die Lily beschrieben hat, habe ich in mir wiedererkannt.
„Das kannst du doch nicht Ernst meinen, Mädel! Verlass ihn!“, waren meine ersten Gedanken.
Und dann hab ich nachgedacht. Und nachgedacht und nachgedacht.
Und festgestellt, dass das Leben wirklich nicht nur schwarz oder weiß ist, sondern viele verschiedene Facetten beinhaltet, die man auf dem ersten Blick nicht wahrnimmt. Und das wollte CoHo erreichen. Dass wir, die wir Gott sei Dank nicht betroffen sind, einen anderen Blickwinkel zu diesem Thema bekommen. Und die Betroffenen lernen, dass es ok ist, auch diesem Teufelskreis auszubrechen, egal wie schwer es anfangs scheint. „Einfach weiter schwimmen“
Der tolle Schreibstil und das bewegende Storytelling haben mir ja bereits bei „Was perfekt war“ sehr gut gefallen. Aber diesmal hatte ich tatsächlich einige wenige Längen im Buch, in welchen meine Aufmerksamkeit entflohen und ich einige wenige Seiten erneut lesen musste. Lily hat mir gut gefallen. Als Charakter waren ihre Handlungen nachvollziehbar und die Monologe gut. Gerade der Nebenstramg mit Atlas (Was für ein Name) fand ich schön. Der hat mir gezeigt, was für ein toller Mensch Lily seit ihrer Jugend ist und wie ein Mann zu sein hat.
Ryle habe ich im Laufe des Lesens hassen gelernt, obwohl er ursprünglich mein Traumprinz war. Und mit seiner Wandlung ist meine Lust zum Lesen geschwunden. Ich wollte meinen Traumprinzen nicht hergeben. Und genau so hat auch CoHo es in ihrem Nachruf formuliert. Es fiel auch ihr schwer, die Wandlung zu akzeptieren. Das ist jedoch nunmal die Handlung und Moral, die erzählt werden sollte und war daher unumgänglich. Trotzdem hat es den Lesespaß als Tribut gefordert. Nicht, weil der Roman schlimm war im Sinne von blöd geschrieben, sondern weil das Thema und die Handlungen von Ryle mich haben erstarren lassen. Wie kann ein Mensch sich so verändern.
Ich dachte, es wird ein 5 Sterne Highlight. Ich gebe aber gute 3,5 Sterne.