Cover-Bild The Girls
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22,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Hanser, Carl
  • Themenbereich: Belletristik - Sonstiges
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 352
  • Ersterscheinung: 25.07.2016
  • ISBN: 9783446252684
Emma Cline

The Girls

Roman
Nikolaus Stingl (Übersetzer)

Kalifornien, 1969. Evie Boyd ist vierzehn und möchte unbedingt gesehen werden – aber weder die frisch geschiedenen Eltern noch ihre einzige Freundin beachten sie. Doch dann, an einem der endlosen Sommertage, begegnet sie ihnen: den „Girls“. Das Haar, lang und unfrisiert. Die ausgefransten Kleider. Ihr lautes, freies Lachen. Unter ihnen ist auch die ältere Suzanne, der Evie verfällt. Mit ihnen zieht sie zu Russell, einem Typ wie Charles Manson, dessen Ranch tief in den Hügeln liegt. Gerüchte von Sex, wilden Partys, Einzelne, die plötzlich ausreißen. Evie gibt sich der Vision grenzenloser Liebe hin und merkt nicht, wie der Moment naht, der ihr Leben mit Gewalt für immer zerstören könnte.

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 03.10.2016

the girls

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„The girls“ von Emma Cline sind die vierzehnjährige Evie Boyd und die etwas ältere Suzanne die für die Jüngere zum Vorbild wird. Die beiden landen bei Russell auf einer Farm. Bei Sex, Drugs und Rock‘n ...

„The girls“ von Emma Cline sind die vierzehnjährige Evie Boyd und die etwas ältere Suzanne die für die Jüngere zum Vorbild wird. Die beiden landen bei Russell auf einer Farm. Bei Sex, Drugs und Rock‘n Roll. Das Ende der 60 Jahre, Flower Power und Hippies sind angesagt. Die Mädchen sind eigentlich noch mitten in der Pubertät, auf der Suche nach dem Sinn des Lebens, der Liebe und einem großen Masterplan für die Zukunft. Aber sie werden ihn auf diese Weise wohl nicht finden. Sie werden ausgenutzt und am Ende droht noch Schlimmeres.

Was mir gefallen hat?
Die Idee, die das Thema um die Charles-Manson-Gruppe aufgreift, fand ich sehr interessant. Ich wusste – und weiß – davon vor allem die Schlagzeilen, die mir bis heute im Kopf geblieben sind. Inclusive der Morde und dem Mädchen Tate. Ich hatte also schon eine ungefähr Vorstellung von diesem Buch und hoffte auf Neues, auf Näheres, auf Erklärungen der Vorkommnisse von damals sogar. Dafür war das Buch dann aber doch nicht nah genug dran an den Tatsachen und auch etwas zu dünn, um dieses Thema gründlich zu bearbeiten. ich denke, das war auch nicht unbedingt die Intension der Autorin. Die beschäftigte sich vor allem mit dem Innenleben der Girls. Ihren Beweggründen, ihren Fragen und ihrer jugendlichen Suche. Dafür verwendet sie einen anspruchsvollen schönen Erzählstil.

Was mir nicht gefallen hat?
Die Charaktere waren mir alle unsympathisch und nicht immer altersgerecht entwickelt. Mir fehlte oft das Kindliche und Naive, welches ich 14-Jährigen schon noch unterstellen würde. Über weite Strecke habe ich mich auch gefragt, was mir die Geschichte eigentlich sagen will wenn sie doch mit der Wirklichkeit nicht konkurrieren will, was dann? Am Ende fand ich alles etwas bemüht aber unausgegoren. Die Handlungen waren gewollt und gekünstelt. Ich hatte nicht das Gefühl hier von realen Menschen zu lesen.

Veröffentlicht am 25.09.2016

Interessantes, aber nicht überragendes Debüt - da geht noch mehr!

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Erwachsenwerden ist nicht leicht. Schon gar nicht, wenn man wie Evie Boyd aus einem gleichgültigen Elternhaus stammt und sich nach Anerkennung sehnt. Wie empfänglich man gerade in so einer Situation für ...

Erwachsenwerden ist nicht leicht. Schon gar nicht, wenn man wie Evie Boyd aus einem gleichgültigen Elternhaus stammt und sich nach Anerkennung sehnt. Wie empfänglich man gerade in so einer Situation für fremdartige Ideologien ist und wie schmal der Grat zwischen Liebe und Wahn sein kann, erzählt Emma Cline in ihrem Debütroman „The Girls“.

Evie ist ein vierzehnjähriges Mädchen, das nach der Trennung der Eltern ein liebloses Dasein im Haushalt ihrer Mutter fristet. Während diese sich im mittleren Alter noch einmal neu zu entdecken versucht, erwacht in der jungen Evie gerade die Sexualität. Doch niemand scheint sie wahrzunehmen, sie auch nur ansatzweise zu verstehen, bis sie eines Tages auf Suzanne trifft, die so anders zu sein scheint als all die anderen Menschen. Sie nimmt Evie mit zur Ranch von Russell, einem charismatischen Sektenführer, dem nicht nur die Frauen zu Füßen liegen. Evie gerät in einen Sog aus Sex, Drogen und Macht – wird sie erkennen, welche Absichten Russell verfolgt, bevor es zu spät für sie ist?

Die Rahmenhandlung von „The Girls“ ist grob an die reale Sekte um Charles Manson angelehnt, dessen Charme in den 1960er Jahren viele Frauen verfielen (auch wenn das für viele LeserInnen heute kaum mehr vorstellbar ist). Allerdings ist das Buch keine detailgetreue Studie der Dynamik innerhalb einer Sekte. Vielmehr geht es um einen von vielen Wegen, auf denen man zu einer solchen Sekte gelangen kann. Themen wie Liebe und Sehnsucht nach Anerkennung, nach einem Zusammengehörigkeitsgefühl stehen im Zentrum des Romans.

Emma Cline wählt eine jugendliche, unreife Erzählerin, die nicht nur schonungslos von den Ereignissen des Jahres 1969 berichtet, sondern auch in der Gegenwart als inzwischen Mittfünfzigerin kritisch zurückblickt. Diese Szenen der Analyse sind die größte Stärke des Romans, wenn Evie mit beinahe chirurgischer Präzision ihr früheres Ich seziert. Leider sind diese auch sprachlich herausragenden Momente viel zu dünn gesät. Meist lässt die ältere Evie ihr Verhalten unkommentiert oder wirft kurze Andeutungen in den Raum, auf die im späteren Romanverlauf nicht immer eingegangen wird.

Mal positiv, mal negativ auffallend ist auch die Atmosphäre. Die drückende Hitze des schicksalhaften Sommers ist auf jeder Seite spürbar, hemmt jedoch manchmal auch den Lesefluss. Wenn sich Emma Cline dann auch noch in einer Anhäufung von Metaphern verliert, ist das Lesen leider nicht immer angenehm.

„The Girls“ richtet sich keinesfalls an zartbesaitete Leser. Immer wieder reizt Emma Cline die Grenzen des persönlichen Ekels aus und bricht mit vielen Tabus. Wie man diese Szenen aufnimmt, bleibt jedem selbst überlassen, mir jedenfalls waren gerade die Sexszenen manchmal echt „zu viel“ und ich war froh, dass sie meist nicht allzu lang andauerten.

Auch die Charaktere sind alles andere als sympathisch und häufig fiel es mir sehr schwer, ihnen etwas Gutes abzugewinnen. Viel zu undurchsichtig blieben ihre Absichten, viel zu distanziert und empathielos ihre Haltung gegenüber anderen Figuren.

Insgesamt lässt das Buch den Leser mit vielen Fragen zurück. Gerade am Ende verschenkt das Buch viel Potenzial, da wäre mit Sicherheit mehr drin gewesen. Emma Cline zeigt, dass sie literarisch begabt ist, aber gerade in puncto Spannungsaufbau und Stringenz der Handlung sehe ich persönlich noch Nachholbedarf.

Fazit: „The Girls“ ist ein interessantes, aber nicht rundum gelungenes Debüt. Während vor allem die sprachliche Präzision und die Selbstreflexion der Hauptfigur überzeugen, bremsen andererseits die drückende Atmosphäre und undurchsichtigen Charaktere den Lesefluss. Ein Buch, das dennoch sicherlich vielen Lesern gefallen, bei mir jedoch nur in durchschnittlicher Erinnerung bleiben wird.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Gut geschrieben, aber für mich zu unreflektiert und Hauptfigur zu unglaubwürdig

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Vorab: Literatur darf, kann, soll bei mir fast alles. Man nenne mir eine Ächtung, gar eine Fatwa, die staatliche Anschuldigung des Volksverrats gegen einen Autor – ich kaufe blind.

Das Thema dieses Buches ...

Vorab: Literatur darf, kann, soll bei mir fast alles. Man nenne mir eine Ächtung, gar eine Fatwa, die staatliche Anschuldigung des Volksverrats gegen einen Autor – ich kaufe blind.

Das Thema dieses Buches IST eindeutig und definitiv Charles Manson. Der schwarze Schulbus, die bevorzugte „Rekrutierung“ von reichen Töchtern – ich empfehle dringend eine entsprechende Recherche; die Umsetzung ist natürlich nicht „wort-wörtlich“. Das erklärt auch, warum es in den USA einfach gehypt werden musste – nehmen wir für unsere Region Marianne Bachmeier oder die RAF-Aktivitäten und wir sind noch nicht im Ansatz dort. Sex, Drugs AND Rock’n Roll, dazu die Kulmination in den Morden – selbst ein schlechtes Buch wäre dort damit eingeschlagen.

Darf man das? Es geht hier um wirklich reale Opfer, bestialische Taten – und so sehr ich schätze, eher eine literarische Aufbereitung eines Themas denn ein Sachbuch zu lesen, weil es mir einfach näher zu gehen vermag – der Respekt gegenüber (heute noch lebenden!) Betroffenen, Hinterbliebenen lässt mich das Buch früh mit einem schalen Beigeschmack in die Hand nehmen. Nein, sehr früh bereits (rund ab S. 100) besteht KEIN abstrahierender Abstand des Werkes. Natascha Kampusch, Jan-Philipp Reemtsma schreiben ein Buch – ja, das entscheiden DIESE – Juli Zeh schreibt einen Roman über ein junges Mädchen, das von der Straße weg entführt und über lange Jahre gefangen gehalten…eher nicht.

Lasse ich diese „moralischen Vorbehalte“ beiseite, habe ich immer noch einen sehr zähen Einstieg in das Buch. Ich „kaufe“ diese Evie einfach der Autorin nicht ab – aus wohlhabender Familie, vierzehn Jahre alt, jünger aussehend – sie erprobt Zeitschriftentipps, Make-up-Varianten. Sie hofft, wahrgenommen zu werden, ist irgendwie „dazwischen“, wartend, himmelt ältere Jungs an, es gibt sexuelle Fantasien, erste Fummeleien – bis dahin ja. Aber sie kifft praktisch permanent auch vor dem Treff mit „The Girls“, erlebt die letzte gemeinsame Party der danach bald geschiedenen Eltern daheim mit mehreren Drinks intus (aber dabei ziemlich klar im Kopf und aufrecht auf den Beinen), lässt sich vom älteren Bruder der Freundin auffordern, sich zu ihm ins Bett zu legen (ja, sie himmelt auch ihn an und es passiert auch eher wenig) – wirklich? Vielleicht sind es nur meine Vorbehalte (ich will dem Buch wirklich eine Chance geben). Die USA hatten die Hippies und Woodstock, wir hatten die 68er – ich wurde danach geboren, aber meiner Erfahrung nach galt alles Beschriebene viel weniger auf dem Lande, dort gab es vielleicht die Fernsehbilder, die Sehnsüchte, sogar die gleiche Mode, aber gleichzeitig die viel stärkere soziale Einbindung. Und auch wenn Evie die Scheidung zu verkraften hat (man hat da das Gefühl, das sei eher wenig überraschend, da sei schon vorher viel Fassade gewesen), hätte ich ihr Handeln eher bei einer etwas älteren Protagonistin glaubwürdig gefunden. Später bekommt sie vom zwölf(!)jährigen Nachbarssohn Marihuana angeboten und bietet wiederum ihm sich als Dealerin an. Wohlstandsvernachlässigung? Zeitgeist? Hm.

Der Punkt, in dem ich Evie glaubwürdig fand, war ihre Explosion gegenüber ihrer Mutter (bis S .94), als sie ihr an den Kopf wirft, wie vorher gegenüber dem Vater alles andere hintanzustellen, sich bereitwillig ausnutzen zu lassen, nur halt von einem anderen Mann. Sie rennt los, das Fahrrad geht kaputt, der schwarze Schulbus kommt vorbei, man bietet ihr eine Mitfahrt an, nimmt sie wahr. Aber dann wieder, als sie auf Russell trifft (das Manson-alter ego) ist ihre erste sexuelle Erfahrung mit ihm die, dass sie sich sofort zu Oralsex nötigen lässt? Ja, ich weiß, für „brave US-Töchter“, die lange erzählt bekamen, keinen Sex vor der Ehe zu haben, „gilt das nicht als Sex“, aber sie ist vorher mehr mit Schauen und Warten beschäftigt gewesen, sie ist vierzehn, sie empfindet Russell als richtig alt…Man muss sich folgendes dabei vergegenwärtigen - die gesamte Handlung, Evies Entwicklung, auf die auch der Teil des Buches, der im Heute verankert ist, abzielt, findet statt während nur drei Monaten, Evies Sommerferien, im Jahr 1969.

Mir kommt es über weiter Strecken so vor, als hätte Autorin Emma Cline ihren Fokus so heftig auf einer Geschichte gehabt, die literarisch beschreibt, wie die „Manson-Familie“ funktionieren konnte, dass sie ihre Protagonistin einfach zu schnell, um für mich glaubwürdig zu sein, dorthin geschnippst hat. Da sagt die vierzehnjährige über Roos, eines der Mädchen, sie sei mit einem Polizisten verheiratet gewesen und sie „…drückte sich mit der verträumten Beflissenheit einer misshandelten Ehefrau an den Wänden herum…“ S. 185 Konnte die vierzehnjährige Evie von dieser Welt etwas wissen? Gewalt wird im Buch bei ihren Eltern nicht thematisiert wird wie z.B. ganz offen der Ehebruch.

Das eigentliche Sehnsuchtsobjekt Evies ist – und bleibt bis in die Gegenwart – mehr die wenig ältere Suzanne, aus völlig anderen Lebensverhältnissen; nur die Mädchen sind es, denen sie permanent Beachtung schenkt. Wirklich thematisiert wird das nicht, obwohl wir keine traditionelle ältere, sondern eine junge, aktuelle Autorin lesen. Das nachzuvollziehen fällt mir auch an anderer Stelle schwer: "Arme Mädchen. Die Welt mästet sie mit der Verheißung von Liebe. Wie dringend sie sie brauchen, und wie wenig die meisten von ihnen je bekommen werden. Die klebrig süßen Popsongs, die Kleider, die in den Katalogen mit Wörtern wie "Sonnenuntergang" und "Paris" beschrieben werden. Dann werden ihnen die Träume mit brutaler Kraft weggenommen; die Hand, die an den Knöpfen der Jeans zerrt, dass niemand hinsieht, wenn der Mann im Bus seine Freundin anbrüllt." S. 151 Diese Einschätzung Evies zum Weltbild von Mädchen GENERELL bleibt bei ihr von der Jugendlichen zur Erwachsenen stabil, wird auch von der Autorin an keiner Stelle zur Diskussion gestellt – die Frauen bei Cline wollen gefallen, sie verdrängen, was nicht dazu passt, ordnen ihre Bedürfnisse unter, verleugnen ihre Befürchtungen: „Mädchen verstanden sich darauf, diese enttäuschenden weißen Stellen auszumalen.“
„Und nun war ich älter, und die auf Wunschdenken beruhenden Requisiten künftiger Ichs hatten ihr Tröstendes eingebüßt.“ S. 141. Im Alter resignieren die Frauen – ernsthaft erwachsen werden sie nicht (ich scheue den überbenutzten Begriff der „Emanzipation“).

Fazit?
Der Schreibstil der Debüt-Autorin hat mich schnell durch die Geschichte gleiten lassen, sie kann toll mit Worten umgehen und ist fantastisch in bildhafter Sprache, wobei es teils etwas zu viel davon gibt. Ich würde mir ein anderes Buch mit einem anderen Thema von ihr wünschen. Dafür, dass in „The Girls“ permanent (Selbst-) Beobachtung und Analyse betrieben werden, ist mir das Buch zu unreflektiert.



Empfehlung als Folge- oder Alternativromane:

Elena Ferrante: "Meine geniale Freundin". Auch ein gehypetes Buch, dem sogar noch 3 weitere folgen sollen. Hier jedoch finde ich die beiden heranwachsenden Mädchen glaubwürdig gezeichnet, auch wenn ich gerade bei Elena nicht nachvollziehen kann, warum sie sich selbst dauernd klein macht. Sie ist als Person schlüssig für mich.


Und dazu, warum mich die mir zu deutliche Ausschlachtung eines echten Verbrechens stört (Krimis/Thriller hingegen lese ich!!!): Jan-Philipp Reemtsma: Im Keller

Veröffentlicht am 15.09.2016

nicht mein Fall

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„The girl“ ist der Erstling der Autorin Emma Cline und besticht durch ein sehr ansprechendes Cover, welches im Laden sicherlich zum Zugreifen animiert.

Evie Boyd ist 14 und wie alle Teenager in diesem ...

„The girl“ ist der Erstling der Autorin Emma Cline und besticht durch ein sehr ansprechendes Cover, welches im Laden sicherlich zum Zugreifen animiert.

Evie Boyd ist 14 und wie alle Teenager in diesem Alter auf der Suche nach sich selbst. Zuhause findet sie nicht den nötigen Halt, da ihre Eltern sich getrennt haben und weder Vater noch Mutter Zeit für ihre Tochter haben sondern mit eigenen Problemen beschäftigt sind. Evie hat auch keine guten Freundinnen mit denen sie sich austauschen könnte und findet deshalb von Anfang an Suzanne sofaszinierend. Als diese auf einer Farm eine Art Sekte besucht lässt sie sich darauf ein die neue Freundin zu begleiten. Da Susanne schon etwas älter als sie ist, nimmt sie sie als eine Art Vorbild und Maßstab. Dort lebt eine Art Sekte in deren Bann die zwei Mädchen geraten.

Ich hatte echt Schwierigkeiten mit dem Buch. Evie Boyd ist ein ziemlich naiver und willfähriger Mensch, der sich sehr stark an Äußerlichkeiten mißt und der seine Umwelt und die Menschen relativ wenig reflektiert. Sie ließ sich ohne große Zweifel auf die Sekte und eine Mixtur auf Sex, Drogen und Abhängigkeit ein und war deshalb ein gefundenes Opfer.
Das Thema an sich war interessant aber ich habe die meiste Zeit nicht wirklich verstanden, warum Evie das alles so toll fand auf der Farm und warum sie da bei fast Allem mitmachte. Die Autorin brachte es nicht zustande, dass ich große Empathie für das Mädchen empfand und ich musste mich wirklich etwas durch das Buch quälen. Auch die Sektenmitglieder waren mir zu wenig charismatisch und ich konnte mir nicht erklären, wie das alles so reibungslos funktionieren konnte ohne das die Frauen aufbegehrten oder z.B. die Angehörigen der Mädchen es gemerkt hätten.

Das Buch war nicht mein ganz Fall.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Coming of age

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Im Mittelpunkt von Emma Clines vielbeachtetem Debütroman “The Girls“ steht die 14jährige Evie Boyd. Sie befindet sich gerade in einer Übergangsphase, kein Kind mehr, aber auch noch keine Erwachsene. ...

Im Mittelpunkt von Emma Clines vielbeachtetem Debütroman “The Girls“ steht die 14jährige Evie Boyd. Sie befindet sich gerade in einer Übergangsphase, kein Kind mehr, aber auch noch keine Erwachsene. Ihre Familie ist zerbrochen, die Eltern frisch geschieden. Sie sehnt sich nach Liebe und Bestätigung, aber ihre Eltern geben ihr nicht den dringend benötigten Halt. In dieser Situation ist sie das ideale Opfer für die Verlockungen einer Sekte. Sie lernt einige Anhängerinnen des Sektenführers Russell kennen und verbringt einen Sommer auf der Farm, auf der sich die Kommune eingerichtet hat. Schon bald gibt sie die Kontrolle über ihr Leben ab und macht alles mit, was von ihr verlangt wird. Das Besondere an dieser Geschichte ist, dass sie nicht vom Anführer der Sekte und seinen Lehren fasziniert ist, wie man erwarten könnte, sondern von Suzanne, einem 19jährigen Mädchen. Da die Autorin sich von Charles Manson und seiner Sekte hat inspirieren lassen, endet die Sache blutig mit einigen grausamen Morden. Der Sommer 1969 ist die Zeit, in der sich Evies Leben entscheidend und für immer ändert.
Die Autorin erzählt die Geschichte im Rückblick aus der Perspektive der erwachsenen Evie, die durch zwei junge Leute im Haus eines alten Freundes mit ihrer Vergangenheit konfrontiert wird. Die Szenen in der Erzählgegenwart zeigen, dass Evie ihr Leben nie wieder in den Griff bekommen hat, dass sie unter diffusen Ängsten und Panikattacken leidet. Das Porträt der jungen Evie und der Frau in mittleren Jahren ist der Autorin gut gelungen.
Allerdings gibt es auch einiges, was mir nicht gefallen hat. Die langen Rückblenden sind nicht spannend zu lesen, vor allem deshalb nicht, weil durch allerlei deutliche Hinweise und explizite Vorausdeutungen schon frühzeitig klar ist, worauf alles hinausläuft. Eine chronologische Erzählung eignet sich wesentlich besser zum Spannungsaufbau. Hinzukommt, dass mir Evie nicht besonders sympathisch ist. Keine Figur dieses Romans bietet Identifikationsmöglichkeiten oder eignet sich als Sympathieträger. Ich habe mich die ganze Zeit gefragt, ob wohl jugendliche Leser hier die intendierte Zielgruppe sind. Insgesamt bin ich eher enttäuscht, weil ich mehr und anderes erwartet habe.