Cover-Bild Der Mann, der Sherlock Holmes tötete
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22,00
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  • Verlag: Eichborn
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: allgemein und literarisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 480
  • Ersterscheinung: 28.02.2019
  • ISBN: 9783847900382
  • Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Graham Moore

Der Mann, der Sherlock Holmes tötete

Roman
Kirsten Riesselmann (Übersetzer)

Arthur Conan Doyle tritt in die Fußstapfen seiner berühmtesten Figur Sherlock Holmes: Weil Scotland Yard keinen Anlass sieht, den Mord an einem augenscheinlich leichten Mädchen aufzuklären, macht er sich selbst auf die Suche nach dem Mörder. Er schleicht durch die dunklen Straßen des viktorianischen London und landet an Orten, die kein Gentleman betreten sollte. Etwa hundert Jahre später ist ein junger Sherlock-Fan in einen Mordfall verstrickt, bei dem Doyles verschwundenes Tagebuch und einige Fälle seines berühmten Detektivs eine wichtige Rolle spielen. Zwei Morde, zwei Amateurdetektive, zwei Welten - und ein großer Lesespaß!

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.03.2019

Wo bleibt der Nachschlag? :)

2

Vorsicht: Spoiler. :)


INHALTSANGABE
1900 in London. Arthur Conan Doyle, Schöpfer von Sherlock Holmes, agiert mit Unterstützung seines Freunds Bram Stoker selbst als Detektiv, da seitens Scotland Yard ...

Vorsicht: Spoiler. :)


INHALTSANGABE


1900 in London. Arthur Conan Doyle, Schöpfer von Sherlock Holmes, agiert mit Unterstützung seines Freunds Bram Stoker selbst als Detektiv, da seitens Scotland Yard keine Aufklärung eines Mords an einem augenscheinlich 'leichten Mädchen' zu erwarten ist.
Arthur schreibt alles wie üblich in einem Tagebuch nieder – in einem Tagebuch, das auch hundertzehn Jahre später eigentlich immer noch unauffindbar sein sollte …

2010 in New York. Alex Cale, der nach fünfundzwanzig Jahre andauernder Suche verkündet hat, jenes verschwundene Tagebuch gefunden zu haben – liegt tot in einem Hotelzimmer. Vom Tagebuch selbstverständlich keine Spur. Harold White, Neuzugang bei den Baker Street Irregulars, der weltweit führenden Vereinigung aller Vereinigungen, die sich den Sherlock-Holmes-Studien verschrieben haben, kann nicht anders als sich ein Beispiel am berühmten Sherlock Holmes zu nehmen …


PERSÖNLICHE MEINUNG


In Graham Moores Schreibstil kann – und darf! – man sich verlieben. Für mich könnte nahezu jeder Satz der Beginn einer neuen kleinen oder großen Geschichte sein, so schön klingen sie in meinen Ohren – und so aussagekräftig sind sie vor allem. :) Graham Moore trifft offenbar einfach exakt meinen Geschmack (mit Ausnahme von zwei, drei Sätzen, die für mich leider keinen Sinn ergeben wollen, wie oft ich sie auch zu interpretieren versuche), 'Der Mann, der Sherlock Holmes tötete' hat sich vom ersten Kapitel an einen Platz in meinem Herz und nicht nur meinem Bücherregal verdient.
Lachen und schmunzeln lässt Graham Moore mich zudem regelmäßig, wofür ich definitiv schon mal zwei Pluspunkte obendrauf legen muss.
Besonders witzig (und gleichzeitig ganz selbstverständlich auch bedrückend) finde ich manche Reaktionen auf Sherlock Holmes' Tod – ich bin zweifellos der kleine Junge aus der Karikatur in der Times … (Kindheit zerstört, Mann oh Mann …! :) Alleine die Vorstellung von einer Welt ohne Sherlock Holmes bricht mir einen Teil von meinem Herz …)
Die Mischung aus wahren Begebenheiten und Fiktion verleiht dem Roman noch zusätzlichen Charme.

- Zur Handlung oder eher: Zur Umsetzung -
Der deutsche Titel „Der Mann, der Sherlock Holmes tötete“ könnte Leser in die Irre führen – mir ist es jedenfalls passiert. Ich habe eine völlig andere Geschichte erwartet. Enttäuscht bin ich jedoch nicht, da mir Graham Moores historischer Roman (Krimifans dürften aber auch nicht enttäuscht sein) sehr gefallen hat. Dem Genre wird er gerecht und was noch besser ist: im Nachhinein muss ich sagen, dass ich nicht erwartet hätte, mich für einen Roman aus diesem Genre restlos begeistern zu können – Graham Moore hat mich zu hundert Prozent abgeholt. Meine geringfügige Abneigung gegen historische Romane? Was? Leugne ich. :D
(Klar, um einen rein historischen Roman handelt es sich hierbei nicht – ich kann aber davon ausgehen, dass es mich nicht gestört hätte, wenn doch. Graham Moore versteht das Handwerk auf jeden Fall.)

Mir fällt es allerdings immer noch schwer, die Geschichte mit dem deutschen Titel zu verbinden – Arthur Conan Doyles Entscheidung, Sherlock Holmes loszuwerden hat im Grunde nichts mit der Handlung zu tun. Oder zu wenig, dass es ins Gewicht fällt. Vielleicht seht ihr es anders. Für mich auf jeden Fall zu wenig, um den Titel danach zu wählen.
Für meine Bewertung löse ich mich also (endlich) vom deutschen Titel und orientiere mich am schönen, treffenden Originaltitel „The Sherlockian“. Autor Graham Moore möchte ich nicht bestrafen (etwas hartherzig formuliert, wofür ich mich entschuldige – 'bestrafen' ist absolut nicht böse gemeint, ich habe mich mit einem Augenzwinkern für dieses Wort entschieden! ^^).

Gelegentlich könnte das Hauptgenre glatt vergessen werden. Genau das dürfte den Roman unterhaltsam machen: ich konzentriere mich in der Gegenwart überwiegend – dank des fehlenden Einblicks in den üblichen Alltag von Protagonist Harold und seiner Begleiter, wie es Arthur und Co. in den Vergangenheit-Parts zugestanden wird –, auf die Auflösung, kann es nicht erwarten, dass sich alles klärt … und tappe in die Falle, die Graham Moore vielleicht für seine Leser ausgelegt haben könnte.
An dieser Stelle hülle ich mich nun in Schweigen und springe zum nächsten Punkt weiter. Ich verrate im Eifer des Gefechts sonst wirklich alles. :)
Auf die Handlung möchte ich in meiner Rezension also nicht gezielt eingehen. So würde ich gegebenenfalls ja nur den Spaß nehmen und das will ich nicht verantworten, ob sich potentielle Leser nun bewusst entschieden haben, sich spoilern zu lassen oder nicht.

Wenige Szenen finde ich misslungen, beispielsweise Harolds Entdeckung von Alex Cales Leichnam. Hier hätte für mich deutlicher werden müssen, wie Harolds Blick denn bitte nicht zuerst auf Alex' Leichnam fallen kann – aber wahrscheinlich zur Überraschung der Leser (ehrlich: wer ist da noch aufrichtig überrascht oder schockiert gewesen?), hat Nachwuchs-Sherlock (<- alles andere als negativ gemeint!) Harold das Unglück erst im letzten Satz dieses Kapitels feststellen dürfen, nehme ich an. Leider hat es hier also an der Umsetzung gehapert. Ich bin auch beim zweiten Durchgang schlecht gelaunt, während ich die Szene lese. ^^° Vielleicht liegt es auch einfach an der Persönlichkeit von Harold White, dass er die Entdeckung erst nach der recht gründlichen Begutachtung des Mobiliars usw. macht, aber ich muss dabei bleiben – Glaubwürdigkeit: null. (Höchstwahrscheinlich der erste Moment, in dem ich mir gedacht habe: Im Film funktioniert die Szene so. Im Roman nicht. Eine Spur meiner Befürchtung, voreingenommen zu sein – Graham Moore ist mir vor 'The Sherlockian' eben nur als Drehbuchautor bekannt gewesen –, ist aber noch vorhanden, also bin ich nicht komplett überzeugt, dass ich meiner Reaktion auf diese Szene Glauben schenken darf. Haha. ;) ^^')

Den Abschluss des gegenwärtigen Handlungsstrangs könnte ich als etwas zu gewollt bezeichnen – mache ich aber nicht. :) Wieso? Dieser Abschluss gefällt mir aus so vielen Gründen, dass die Aufzählung den Rahmen nochmal sprengen würde. Sebastians Reaktion hätte ich gerne noch gelesen, aber man kann sowieso überzeugt sein, dass er nichts vom Verbleib des Tagebuchs erfährt. Zumindest nicht von Harold und Sarah. In meiner Vorstellung jagt er Harold und Sarah gerade über den gesamten Erdball – oder lässt sie jagen. Brr, hoffentlich nicht … der Umschwung zu einem Thriller muss nicht sein. Nein – Sebastian hat bestimmt schon neue Handlanger angeheuert. Fragen sind also keine offen, der eigenen Fantasie wird aber Raum gelassen.
Den gesamten Roman empfinde ich als rund. Das Ende ist schockierend (besonders hinsichtlich Arthurs und Brams Erlebnissen; außerdem traurig wegen der Auswirkung auf ihre Freundschaft), aber rund.

- Zu den Charakteren -
Harold White ist mir sofort sympathisch gewesen – ebenso hat mich der Schreibstil mit dem ersten Gegenwartskapitel endgültig begeistert.
Harold ist ohne jeden Zweifel mein Lieblingscharakter. Arthur Conan Doyle folgt ihm mit einem nicht maßgeblichen Abstand, hat mich aber ein kleines Stück weit durch sein Auftreten nach dem Gefängnisaufenthalt verloren, obwohl ich mich mit seiner (kurzlebigen) Entscheidung anfreunden können habe. Traurigerweise hat er es nur nicht geschafft, den Knick in meiner Sympathie für ihn wieder gerade zu bügeln. :| Doch seine Schuld ist es nicht. Mir ist dieser … Wesenswandel schlichtweg zu plötzlich gekommen, ich finde keinen Zugang zu ihm, da meiner Empfindung nach nicht genug auf sein Gefühlsleben zu diesem Zeitpunkt eingegangen wird. Arthur habe ich zu diesem Zeitpunkt überhaupt nicht mehr als den Mann wiedererkannt, der er bis zu seiner Freilassung noch gewesen ist – tatsächlich hat es sich angefühlt, als ob ich eine bis dahin unbekannte Figur kennenlerne. Bestimmt ist das so gewollt und hat somit den vermutlich vom Autor erwünschten Effekt auf die Leser, der Wandel geht mir wie gesagt nur etwas zu oberflächlich vonstatten. Dem Autor nehme ich dieses Ereignis nicht ab, Arthur im Grunde schon.
Aber: Arthur Conan Doyle muss man auf jeden Fall gern haben. Sein Herz sitzt am rechten Fleck. Mich für sich gewonnen hat er, von Anfang an und immer wieder. Ich behalte ihn in guter Erinnerung, auch wenn ich wegen erwähnter Enttäuschung ein klein wenig unglücklich bin …

Sarah für sich finde ich authentisch – wobei genau das traurig ist (darauf möchte ich nicht weiter eingehen, ich gehe in meiner Rezension allgemein schon zu sehr ins Detail).
Zwischenmenschlich betrachtet wirkt sie die meiste Zeit aber zu nüchtern auf mich. Von ihr hätte ich mir doch ein wenig mehr Gefühl gewünscht (denn lange bin ich mir nicht sicher gewesen, ob man sie mögen soll oder nicht – was ich persönlich eindeutig mit 'Ja, soll man' beantworte, weshalb es umso trauriger ist, dass man erst quasi im letzten möglichen Moment die Zweifel ihr gegenüber abwerfen und mit ihr warm werden darf. Muss das sein?), wobei sie unter anderem noch in einer Scheidung steckt – da erwarte ich nicht, dass sie die ganze Welt umarmen will und wäre selbstverständlich auch verwundert gewesen, hätte man ihr bewusstes Interesse an einer neuen Beziehung angemerkt. Etwas mehr Gefühl der positiven Art hätte es aber wirklich sein dürfen.
Oder besser gesagt: Ich denke sogar, ein fast nicht bemerkbares, aber unleugbares Knistern zwischen Sarah und Harold hätte der Geschichte (bezogen auf die Parts in der Gegenwart) gut getan, hätte ihr noch mehr Tiefe gegeben – denn ja, im direkten Vergleich mit den Charakteren aus Arthurs Geschichte und Arthur selbst könnte man Harold und Sarah etwas blasser wahrnehmen. Echtes Knistern, nicht nur das Interesse des hin- und hergerissenen Harolds. Anscheinend mögen sie sich ja und das aufrichtig, wie ganz zum Schluss nicht mehr von der Hand zu weisen ist. Da das selbstverständlich meine persönliche Ansicht ist und der Autor in dem Punkt völlig anderer Meinung sein könnte (seine Charaktere, seine Geschichte, nicht meine :)), fließt dieser Wunsch aber nicht in die Bewertung mit ein.

Vielleicht hätte Sarahs und auch Harolds Entwicklung etwas mehr Zeit eingeräumt werden sollen. Vor allem Richtung Finale und bis zum Ende passiert mir vieles zu rasch – allerdings geht es mir mit bestimmten Ereignissen zu Arthurs Zeit genauso. Wo ich vorher immer begeistert davon war, dass nicht übertrieben und nicht untertrieben wird, gehen mir manche Beweggründe und die Gefühlslagen der Charaktere (insbesondere Arthurs) leider etwas zu sehr unter. Um ein Beispiel zu nennen: nachdem Arthur das Gefängnis verlassen hat, wirkt er beinahe aus heiterem Himmel wie ein anderer Mensch. Grundsätzlich kann ich – unter anderem dank der Informationen über Arthur Conan Doyle aus den Gegenwart-Parts – seine Reaktion nachvollziehen, hier ist meiner Meinung nach aber an Worten gespart worden. Also: in bestimmten Momenten beschleicht mich das Gefühl, dass zu zielorientiert geschrieben worden ist. Durch die Handlung gehetzt werden die Charaktere und der Leser aber dennoch definitiv nicht. Das i-Tüpfelchen, das Sahnehäubchen oder wie ihr persönlich es nennt, fehlt lediglich.
Alles in allem muss ich annehmen, dass mir Sarah als Protagonistin der Gegenwart besser gefallen hätte. Harold hätte ich dann aber auf jeden Fall vermisst – und seinen Platz als Protagonist hat er sich definitiv von Anfang an verdient. Außerdem hätte Sarah vielleicht anfangs das Herz und grundsätzlich die Leidenschaft gefehlt. Ihr Beweggrund ist bis zu ihrer Rückkehr, dass sie wieder als Journalistin Fuß fassen möchte und obwohl sie sich letztendlich doch noch als – ja – guter Mensch und echte Freundin beweist, hätte ihr (meiner Meinung nach) lange die richtige Motivation gefehlt, die Geschichte zu ihrem verdienten Ende zu bringen. Daher: 'The Sherlockian' hat in mir den Wunsch geweckt, Harold White auch in anderen Geschichten zu begleiten.
Erwähnen muss ich auch Emily, die ich tatsächlich ins Herz geschlossen habe – ihr Tod hat mich schwer getroffen. Fast will ich Graham Moore nicht verzeihen.
Die Morde, denen Arthur ein Ende setzt, machen mich immer noch traurig und werden eine Weile nachhallen. Zusätzliche Pluspunkte, da ich mitgelitten habe und noch mitleide. Auch mit Arthur, den diese eine (zum Glück fiktive) Bürde immer begleiten wird. Ganz zu schweigen von meinem Mitgefühl für Bram. …

Zum Schluss möchte ich mich noch für die Einbindung von Bram Stoker bedanken. Durch seine Art muss einem das Herz aufgehen. Neben Harold und Arthur werde ich Bram Stoker garantiert nicht vergessen.


FAZIT


Graham Moore hat mit 'Der Mann, der Sherlock Holmes tötete' … oder 'The Sherlockian' … nichts falsch gemacht, von wenigen stilistischen Schwächen abgesehen – was zum Glück eine reine Frage des persönlichen Geschmacks ist. Die Leseempfehlung kann ich besten Gewissens und ohne den leisesten Zweifel aussprechen. :)

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Veröffentlicht am 13.05.2019

Spannende Mischung aus Fakten & Fiktion

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Im viktorianischen London versucht Arthur Conan Doyle den Mord an einem leichten Mädchens aufzuklären, da Scotland Yard keinen Anlass sieht zu ermitteln. Etwa hundert Jahre später findet ein junger Sherlock-Fan ...

Im viktorianischen London versucht Arthur Conan Doyle den Mord an einem leichten Mädchens aufzuklären, da Scotland Yard keinen Anlass sieht zu ermitteln. Etwa hundert Jahre später findet ein junger Sherlock-Fan die Leiche von Alex Cale, der angeblich Doyles Tagebuch gefunden hat und beginnt auf eigene Faust zu ermitteln...

Graham Moore verknüpft auf spannende und unterhaltsame Weise tatsächliche Begebenheiten und historische Fakten mit fiktiven Mordermittlungen. Die Figur des Arthur Conan Doyle ist sehr gut getroffen, die Ermittlungen in den düsteren Gassen von London wunderbar atmosphärisch und das Hadern des Autors mit seiner berühmten Figur Sherlock Holmes herrlich charmant. In der Gegenwart eifert Harold White seinem Idol Sherlock Holmes nach und versucht sowohl den Mord aufzuklären, als auch das Tagebuch zu finden. Eine spannende Suche mit einem etwas verschrobenen Hobbyermittler, die zeigt, welche Faszination noch immer vom unvergleichlichen Ermittler Holmes ausgeht.

Ein spannender und unterhaltsamer Roman, der geschickt Fiktion mit geschichtlicher Wirklichkeit vebindet, kurzweilig und stimmungsvoll.

Veröffentlicht am 05.04.2019

Kombiniere: Packende Mischung aus Doyle Biografie, Krimi und Unterhaltungsroman

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New York im Jahre 2010:

Jedes Jahr, am 6.Januar, kommen die Sherlockians zusammen, um dem fiktiven Meisterdetektiv Sherlock Holmes zu Gedenken, dessen geistiger Schöpfer, Sir Arthur Conan Doyle war. Der ...

New York im Jahre 2010:

Jedes Jahr, am 6.Januar, kommen die Sherlockians zusammen, um dem fiktiven Meisterdetektiv Sherlock Holmes zu Gedenken, dessen geistiger Schöpfer, Sir Arthur Conan Doyle war. Der berühmte Schriftsteller, ließ seinen berühmten Detektiv schließlich an diesem Tag das Licht der Welt erblicken. Doch in diesem Jahr will Alex für Furore sorgen, denn er hält ein ganz besonderes Mitbringsel für seine Mitstreiter parat. Angeblich ist er im Besitz, des seit vielen Jahrzehnten verschollenen Tagebuchs von Sir Arthur Conan Doyle.
Besagtes Tagebuch schließt die Lücke der Schaffensperiode des Autors, zwischen Sherlock Holmes Tod an den Reichenbachfällen, der einige Jahre andauernden Schreibpause von Doyle und der triumphalen Auferstehung von Holmes, in „Der Hund von Baskerville“. Doch immer schon wunderten sich die Sherlockians, wieso Sherlock Holmes, nach seiner literarischen Wiedergeburt, plötzlich so völlig anders gestrickt war. Der neue Holmes, war zynischer, egozentrischer und vor allem skrupelloser, als zuvor. Auch seinen Mitmenschen und vor allem der Polizei gegenüber.

Als Harold, frischgebackener, aber bereits ausgezeichneter Sherlockianer, von Alex Fund erfährt, ist er wie elektrisiert. Denn genau wie alle anderen Mitglieder der Vereinigung, erhofft er sich durch das Tagebuch Aufklärung. Als er Alex im Foyer des Hotels in New York dann begegnet, bemerkt er überrascht, dass Alex sich verfolgt fühlt. Er glaubt, dass ihm jemand das Tagebuch abspenstig machen will und zieht sich, bevor Harold oder andere Sherlockianer überhaupt Fragen über das Buch stellen können, früh zurück auf sein Zimmer.
Am nächsten Morgen, als Alex das Buch vorstellen möchte, glänzt der Sherlockianer allerdings durch Abwesenheit.
Nur wenig später entdecken Harold, die freie Journalistin Sarah und ein anderes Mitglied der Vereinigung, Alex erdrosselt im Hotelzimmer auf. Harolds detektivischer Spürsinn ist geweckt. Er versucht wie Holmes zu denken und findet tatsächlich etwas. Mit Blut hat jemand das Wort „Elementar“ unterhalb des Schreibtisches, an die Wand geschrieben. Auch in einem Fall von Holmes wurde besagtes Szenario bereits geschrieben. Harold will unbedingt herausfinden, wer Alex ermordet hat und wo sich das Tagebuch befindet. Finanzielle Unterstützung bekommt er von seinem Auftraggeber Sebastian, einem Urenkel des berühmten Schriftstellers Doyle und von Sarah. Eine obskure Schnitzeljagd beginnt, die sie über den großen Teich führt. Und nicht nur Harold und Sarah suchen fieberhaft nach Alex Mörder und dem verschollenen Tagebuch. Und diese Gegenspieler scheinen äußerst entschlossen zu sein, sich ihnen in den Weg zu stellen…

London 1893:

Der Schriftsteller Sir Arthur Conan Doyle, hat seine Schöpfung, den, wie er findet, unsympathischen Detektiv Sherlock Holmes dermaßen satt, dass er ihn regelrecht hasst. Von seinem Hass erzählt er auch seinem engen Freund Bram Stoker, der sich insgeheim über Doyles Frust amüsiert. Doch nur wenig später reicht es Doyle- er lässt seinen Romanhelden sterben. Anfangs ist er erleichtert, froh darüber, dass er nun Zeit hat, etwas anderes schreiben zu können. Doch die Holmes Fangemeinde ist groß und erstreckt sich auf alle Bevölkerungsschichten. Sie gängeln und nerven Arthur dermaßen damit, Sherlock Holmes wiederauferstehen zu lassen, dass Arthur dringend Ablenkung benötigt. Als eine, an ihn adressierte Briefbombe, in seinem Arbeitszimmer explodiert- kurz zuvor konnte er dem Paket noch einen Papierschnipsel entnehmen, ist seine Neugierde geweckt. Da die Polizei sein Anliegen nicht ernst nimmt, will er auf eigene Faust herausfinden, wer ihm kürzlich die Bombe geschickt hat und was das alles mit mehreren Frauenmorden zu tun hat, die sich kürzlich in London ereigneten. Unterstützung erhält er dabei von seinem geschätzten Freund, Bram Stoker, der allerdings keinesfalls so einfach gestrickt ist, wie Holmes Kompagnon, Dr. Watson…

Schon von Kindesbeinen an, liebe ich den „Sherlock Holmes“ Stoff, aber vor allem die sehr eigenen, genialen Ermittlungsmethoden des wohl, berühmtesten Detektivs der Romangeschichte und schaue auch heute noch gerne die alten in schwarz-weiß abgedrehten „Sherlock Holmes“ Filme und Serienfolgen. Ich finde, einen Großteil macht, neben den Ermittlungsmethoden, die besondere Atmosphäre aus, das gewisse Flair, das aus allen Poren der Geschichten dringt.
Mich interessierte im Vorfeld zunächst, ob es dem Autor dieses Romans, der gleich auf zwei Zeitebenen spielt, gelingen würde, dieses besondere Flair einfangen zu können, wenn er Holmes Schöpfer ermitteln lassen würde, im London um die Jahrhundertwende. Und in der Tat ist Graham Moore, der Filmfans sicherlich bereits seit seines prämierten Drehbuches zu „The Imitation Game“ (seinerzeit verfilmt mit u.a. Benedict Cumberbatch), ein Begriff sein dürfte, das auf ganzer Linie gelungen.
Neben der Tatsache, dass der Autor einen sehr ansprechenden, mitreißenden und bildhaften Schreibstil besitzt und es versteht, seinen Figuren nicht nur intelligente, sondern auch nachdenklich machende Dinge in den Mund zu legen, mochte ich es, als kleiner Histo-Roman- Pingel sehr, dass sich Graham Moore im Vorfeld sehr viel mit Sir Arthur Conan Doyles Leben und Schaffen auseinander gesetzt hat und sich die Protagonisten in der Vergangenheit zeitgemäß und gehoben ausdrücken, so dass das historische Flair gewahrt bleibt.

Amüsanterweise finde ich, dass Harold, der in der Gegenwart ermittelt und nach dem verschollenen Tagebuch von Doyle fahndet, auf eine gewisse Art und Weise, ein wenig altmodisch gestrickt wirkt und so fühlt sich der Gegenwartshandlungsstrang nicht wirklich nach der Jetztzeit an. Dennoch finde ich, dass die Geschichten beider Zeitebenen, unglaublich packend erzählt werden, selbst wenn es in dem Buch nicht wirklich an Spannungsmomenten wimmelt. Ich tue mich auch schwer damit, diesen Roman als übliche Krimilektüre anzupreisen. Ich würde eher dazu tendieren, „Der Mann, der Sherlock Holmes tötete“, als unterhaltsame Romanlektüre zu bezeichnen, für alle diejenigen, die Spaß an kniffligen Rätseln besitzen oder immer schon Einblicke in das spannende Leben von Sir Arthur Conan Doyle gewinnen wollten. Der Schriftsteller scheint ein vielschichtiger und interessanter Zeitgenosse gewesen zu sein; übrigens wird hier auch seine Freundschaft mit Oscar Wilde kurz angerissen, obwohl dieser jedoch leider keinen Auftritt hat in diesem Roman und ich fand die Einblicke in Doyles komplexe Gedanken und Gefühlswelt (selbst wenn diese ja leider auch nur Graham Moores Vorstellungskraft geschuldet und rein fiktiv ist) sehr spannend.
Sir Arthur Conan Doyle und Bram Stoker bekommen in diesem Roman Konturen, bleiben nicht nur blasse Abziehbildchen; man merkt mir sicherlich meine Begeisterung an, während ich diese Zeilen tippe.

Interessant fand ich das Nachwort des Autors, in dem er verrät, was an seinem Roman wahr, und was Fiktion ist. In der Tat hat Graham Moore da eine mysteriöse, wahre Story aufgestöbert und diese in einem, atmosphärisch dichten, sehr komplexen, freilich größtenteils fiktiven Unterhaltungsroman verarbeitet.
Eine Warnung an Schnellleser, die lieber einen leichten Lesestoff vor sich haben, der sich ohne Probleme und ohne größeres Nachdenken weglesen lässt- Für diejenigen ist „Der Mann, der Sherlock Holmes tötete“, definitiv das falsche Buch! Graham Moore fordert durchaus seine Leser, lädt sie dazu ein, sich die Szenerien bildhaft vorzustellen, die er manches Mal beinahe poetisch beschreibt und zu meiner Freude, findet sich vor jedem neuen Kapitel entweder ein Zitat aus diversen Holmes Romanen/Geschichten oder Zitate von Sir Arthur Conan Doyle selbst.
Für mich war dieser Roman ein absolutes Lesehighlight; bislang sogar das Lesehighlight in 2019.

Kurz gefasst: Kombiniere: Packende Mischung aus Doyle Biografie, Krimi und Unterhaltungsroman. Ein lohnenswertes Buch, für das man sich Zeit beim Lesen nehmen sollte, um alle interessanten Details und Fakten aufzugreifen. Nicht nur für Fans des berühmten fiktiven Meisterdetektivs zu empfehlen.

Veröffentlicht am 01.04.2019

Gepflegter Spürsinn

1

Zum Inhalt:
Arthur Conan Doyle erträgt den Ruhm seiner Erfindung Sherlock Holmes nicht mehr und lässt sie gemeinsam mit Moriarty im Reichenbachfall verschwinden. Doch auch der vermeintliche Tod der Romanfigur ...

Zum Inhalt:
Arthur Conan Doyle erträgt den Ruhm seiner Erfindung Sherlock Holmes nicht mehr und lässt sie gemeinsam mit Moriarty im Reichenbachfall verschwinden. Doch auch der vermeintliche Tod der Romanfigur kann nicht verhindern, dass gut 100 Jahre später Sherlock-Begeisterte – die Irregulars – diese immer noch verehren. Als die Kunde vom Fund eines verschollenen Tagebuchs Conan Doyles die Runde macht, ist der Club in heller Aufregung. Doch die Freude währt nicht lange, - am nächsten Morgen wird der vermeintlich stolze Besitzer tot aufgefunden und das Tagebuch ist nicht auffindbar. Aber wozu hat man als Sherlockianer einen Kopf?

Mein Eindruck:
Immer abwechselnd in zwei Zeiten gestaltet Graham Moore seine Geschichte um echten und fiktiven Mord und Totschlag. Zum einen lässt er mit Conan Doyle die Zeit um die 1900 aufleben – inklusive Kutschen, Gaslicht und gefährlichen Gegenden im Londoner East-End. Zum anderen befindet sich der Held Harold in der heutigen Zeit und reist damit komfortabler per Taxi und Flugzeug. Doch beiden – Arthur wie Harold – ist eins gemein: Sie versuchen das Rätsel um Todesfälle zu lösen, die eines Sherlock Holmes würdig wären, - und beide trotzen nicht nur einigen Gefahren, sondern erweisen sich als siegreich im Kampf gegen blutrünstige Gegner und die Polizei. Beide haben ihren „Watson“ dabei, wobei dieser sich öfter als der klügere Part des dynamischen Duos herausstellt – Arthur Bram Stoker, den Autor von Dracula und Harold die Journalistin Sarah.
Dieses Spiel mit den Zeiten hält die Leser bei der Stange. Zu gerne möchte man wissen, wie es weitergeht und lässt sich von doppelten Cliffhangern verführen. Gegen die starken vier Hauptcharaktere bleibt der Rest der Figuren leider sehr blass – insbesondere die weiteren Sherlock-Fans hätten durchaus mehr Potenzial gehabt, als Moore ihnen zugesteht. Und auch die kämpferischen Suffragetten und die mörderische Person im Conan-Doyle-Teil werden relativ schnell abgehandelt. Das ist den zwei Büchern in einem geschuldet – 200 Seiten sind für eine gut unterfütterte Ermittlung wohl doch zu wenig, wenn zusätzlich die unvermeidliche Sicht auf das Leben neben dieser Ermittlung fällt.
Aber eins kann man diesem Roman auf gar keinen Fall vorwerfen: Langeweile! Rasant lässt Moore seine Helden rotieren und jeweils ihre Rätsel lösen – unter Lebensgefahr. Die Mischung von echten Gestalten und fiktiven Vorkommnissen bewirkt (insbesondere im „älteren“ Teil) genau den gepflegten viktorianischen Grusel, den heutige Sherlock-Fans so lieben.

Mein Fazit:
Amüsant und trotzdem spannend, - fast wie der moderne Sherlock

Veröffentlicht am 28.03.2019

Bessere Historik als Krimi

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Und nun zum Roman an sich! Zu Beginn muss ich sagen, dass es eine Mischung zwischen Krimi und Biografie ist, so ein Buch habe ich vorher noch nie gelesen, dementsprechend ist es von der Originalität natürlich ...

Und nun zum Roman an sich! Zu Beginn muss ich sagen, dass es eine Mischung zwischen Krimi und Biografie ist, so ein Buch habe ich vorher noch nie gelesen, dementsprechend ist es von der Originalität natürlich bisher wirklich gut gelungen.
In dem Roman springen wir zwischen zwei verschiedenen Zeitebenen hin und her. In der ersten Zeitebene ca. 1890-1900 dreht es sich alles um Arthur Conan Doyle, der Erschaffer Sherlock Holmes, der diesen nur noch verachtet. Doyle ist nicht nur äußerst genervt von dem Ruhm der Holmes umgibt, auch der Fakt, dass man ihn selbst nicht mehr als Autoren ansieht und ihn damit Sherlock unterordnet. Kurzerhand bringt Doyle Sherlock um, unwissend, was für schwere Nachwirkungen dies haben wird. Doyle wird von Menschen auf offener Straße angefeindet und schlussendlich findet auch eine Briefbombe ihren Weg zu Doyle. Doch diesen Interessiert lediglich der Begleitbrief, der über einen Mord im East End, den Scotland Yard nicht zu interessieren scheint. Um sich selbst seines Könnens zu erweisen, macht er sich mit einem befreundetem Autor, Bram Stoker auf die Suche nach dem Mörder, unwissend, was alles dahinter steckt.
Die zweite Zeitebene, die wir hier betreten, befindet sich im Jahr 2010 und handelt um eine Vereinigung von Sherlock-Fans. Durch ein ungewöhnliches Ereignis findet ein Mitglied und Sherlock-Experte der Gruppe. Alex Cale, das verschollene Tagebuch Doyles. In diesem ist die Zeitspanne von Doyles Tod und dessen Auferstehung aufgeschrieben, allerdings wurde er vor seinem Vortrag ermordet. Von dem Tagebuch selbst sind dann keine Spuren mehr zu finden und es scheint erneut verschwunden zu sein.
Dann kommt Harold White ins Bild, der der festen Überzeugung ist, dass er das Tagebuch finden und den Mord an Alex Cale aufklären zu können. Durch die Journalistin Sarah Lindsey erhält er dabei die finanzielle Unterstützung, um in Übersee nach dem Urenkel Doyles zu suchen.
Beide Zeitstränge sind hier schön getrennt und beide haben auch ihren eigenen Spannungsaufbau, da man zum einen nicht nur London 1900 kennenlernt und es einfach eine schöne bzw. interessante Atmosphäre zu sein scheint, sondern auch noch auf eine interessante Schnitzeljagt von Harold und Sarah mitgekommen auf der Suche nach dem Tagebuch und weiteren Hinweisen.
Obwohl mich das Buch anfangs echt gepackt hat, hat es mit der Zeit für mich an Interesse verloren. Es gab keine größeren Schock- bzw. Überraschungsmomente, es Die beiden Handlungsstränge sind sauber getrennt und haben (mehr oder weniger) ihren eigenen Reiz, vor allem, was die Atmosphäre im „ Conan Doyle-Strang“ angeht. Einerseits London zu Beginn des zwanzigsten Jahrhunderts, mit seinen dunklen Gassen und den zwielichtigen Gestalten, sicherlich von besonderem Reiz für all diejenigen, die die heutige Metropole jenseits der Touristenpfade kennen. Andererseits die Schnitzeljagd von Harold und Sarah nach dem verschwundenen Tagebuch im Stile eines Dan Brown. Allerdings konnte mich diese Erzählebene nicht wirklich packen, das war mir zu konventionell heruntergeschrieben, sehr beliebig und ohne größere Überraschungsmomente. Allerdings, und das muss ich gestehen, denke ich, dass der Roman besser funktionieren würde, wenn er nur als Historik-Roman eingeordnet werden würde. Schon allein dadurch, dass Graham Moore sich zu der Zeit damals spürbar informiert hat und dadurch auch viele sehr bekannte Persönlichkeiten mit hinein genommen hat, zum Beispiel Bram Stoker oder Oscar Wilde.
Persönlich hat es mir leider auch nur auf der historischen Zeitebene gefallen, da ich es auch recht konventionell geschrieben finde und es mich an manchen Stellen nur sehr schwer überzeugen konnte, weiterzulesen.
Natürlich kann es auch einfach nur am Genre liegen, dass es nicht so meins war, da ich mehr auf Krimis an sich stehe (also ungemischt mit Historik), aber gerade da es sich um eine Holmes Geschichte handelt, war ich Feuer und Flamme und war dann dementsprechend etwas enttäuscht.

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