Wunderbares Lesevergnügen
Seit dem Hype um die "Twilight"-Saga von Stephenie Meyer gibt es unzählige Vampirromane, die sich immer und immer wieder wiederholen. Die Geschichten sind teilweise so ähnlich, dass man die Lust verliert, ...
Seit dem Hype um die "Twilight"-Saga von Stephenie Meyer gibt es unzählige Vampirromane, die sich immer und immer wieder wiederholen. Die Geschichten sind teilweise so ähnlich, dass man die Lust verliert, ein Buch dieses Genres zu lesen. Julie Kagawa aber bringt frischen Wind in die Welt der Vampirromane und stellt die Vampire hier in einem ganz anderen Licht dar. Die Autorin ist bekannt für ihre unfassbar schönen Fantasyromane und das Kreieren fantastischer Fabelwelten wie in "Plötzlich Fee". In "Unsterblich – Tor der Dämmerung" hat sie es jedoch geschafft, etwas vollkommen anderes aufs Papier zu zaubern. Das überwiegend düstere Buch ist in einer dystopischen Umgebung angesiedelt, beinhaltet durch die Vampire trotzdem viele fantastische Elemente. Gerade dieses Neue macht den Auftakt ihrer Trilogie trotz einiger Schwächen zu einem Lesevergnügen.
Allison ist eine sehr starke Protagonistin, die ihr Leben lang auf sich alleine gestellt war und um ihr Überleben kämpfen musste. Dieser Kampf, dem sie tagtäglich ausgeliefert war, hat sie zu einer mutigen Kämpfernatur werden lassen. Das junge Mädchen gerät in viele brenzlige Situationen und schafft es jedes Mal, mit dem Leben davonzukommen. Der erste Teil der Handlung beschäftigt sich überwiegend mit ihrer Hintergrundgeschichte und dient als Einführung in die neue Welt, in der wir uns befinden, und liefert wichtige Informationen. Warum existiert die Welt, wie wir sie kannten, nicht mehr? Wie genau funktioniert die neue Gesellschaftsstruktur? Dies wird geschickt mit der Geschichte Allisons verknüpft, sodass sogar der streckenweise etwas langwierige erste Teil des Romans spannend genug bleibt.
Auch als Erwachsener fällt es sehr leicht, mit Allison zu sympathisieren. Sie ist weder aalglatt noch perfekt, sondern hat wie jeder normale Mensch Ecken und Kanten. Im Gegensatz zu vielen weiblichen Protagonisten im Bereich der Jugendfantasy nimmt sie ihr Schicksal nicht einfach hin. Sie ist nicht so naiv, alles zu glauben, was man ihr sagt, sondern hinterfragt die Dinge und versucht, auf eigene Faust Antworten zu finden. Besonders authentisch wirkt sie im zweiten Teil der Handlung, wo sie sich erneut auf der Flucht befindet und sich incognito einer Gruppe von Menschen anschließt, um den sicheren Hafen Eden zu erreichen. All die Zeit über muss sie versuchen, ihren Durst nach Blut in Griff zu bekommen, da sie niemanden zeigen möchte, zu was für einem Monster sie gemacht wurde. Auch wenn sie ein Vampir ist, so hat sie doch ihre Menschlichkeit nicht verloren.
Vor allem in diesen zweiten Teil des Romans lernt man einige andere Charaktere kennen - vielleicht sogar zu viele. Kagawa versucht, diese zwar so gut es geht in die Handlung einzufügen, allerdings hätte sie sich auf etwas weniger beschränken sollen. Besonders schnell ins Herz schließt man Zeke, mit dem sich eine Liebesgeschichte mit Allison andeutet. Diese wird aber weitestgehend im Hintergrund gehalten und ist nicht zu aufdringlich, sodass sie perfekt in die Handlung passt. Zeke ist ein herzensguter Mensch. Der Leser sollte sich allerdings nicht zu sehr an Charaktere gewöhnen, denn Kagawa hat an einigen Stellen deutlich gezeigt, dass nicht jeder von ihnen überleben wird. Trotzdem kann man hoffen, dass die Reise für Allison und Zeke doch ein gutes Ende nehmen wird.
Wie man es von der Autorin nicht anders gewöhnt ist, hat sie auch in ihrem Auftakt zur "Unsterblich"-Reihe einen angenehmen und flüssigen Schreibstil. Alles wird genauestens erklärt, sodass man die Welt bildlich vor Augen hat. Es gibt jedoch einige detaillierte Erklärungen, die sich sehr in die Länge ziehen, sodass ein Großteil doch etwas langatmig wird. Zwar ist es auf keinen Fall langweilig, aber man erwischt sich doch dabei, einige weniger interessante Passagen bloß zu überfliegen. Nichtsdestotrotz ist "Unsterblich - Tor der Dämmerung" ein gelungener erster Band einer etwas anderen Vampirstory.
Fazit
Zwar kann der Auftakt der "Unsterblich"-Trilogie nicht mit den anderen Büchern der Autorin mithalten, ist aber trotzdem ein wunderbares Lesevergnügen. Durch den angenehmen Schreibstil lässt sich das Buch relativ zügig weglesen und das Ende macht auf jeden Fall Lust auf mehr. Der deutsche Titel ist ein bisschen irreführend, denn ein Tor der Dämmerung kommt im Buch nicht vor.