Roman. Ein preisgekrönter Debütroman über Vorurteile, Misstrauen und das verborgene Leben von Frauen
Barbara Röhl (Übersetzer)
Können die Beziehungen, die eine Gemeinschaft zusammenhalten, sie auch zerstören?
Australien, 1979. Es ist Hochsommer, und in einem ruhigen Vorort schrubbt eine Hausfrau um 3 Uhr morgens Blut von den Fliesen ihres Badezimmerbodens. Ihr Ehemann verhält sich währenddessen bemerkenswert ruhig, wenn man bedenkt, dass er gerade ihren Nachbarn ermordet hat.
Als die Sonne aufgeht, verbreitet sich die Nachricht von Antonio Mariettis Tod wie ein Lauffeuer unter den Nachbarinnen, und mehr als eine der Frauen ist fest entschlossen herauszufinden, wer Antonio umgebracht hat. Doch die vielen gut gemeinten Bemühungen decken mehr Rätsel auf, als sie lösen. Denn hinter jeder Tür verbergen sich Geheimnisse - und die Identität des Mörders ist nur eines davon ...
Ein atmosphärisch dichter und spannungsgeladener Roman über Vorurteile, Misstrauen und das verborgene Leben von Frauen
Im Jahr 1979 wird in der kleinen Sackgasse in Canberra ein abgetrennter Fuß gefunden, der dem jungen Einwanderer Antonio Marietti gehört. Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf, doch die Nachbarn haben ...
Im Jahr 1979 wird in der kleinen Sackgasse in Canberra ein abgetrennter Fuß gefunden, der dem jungen Einwanderer Antonio Marietti gehört. Die Polizei nimmt die Ermittlungen auf, doch die Nachbarn haben ihre eigenen Theorien. Die zwölfjährige Tammy beginnt auf eigene Faust zu ermitteln und stößt auf verborgene Geheimnisse.
Der Roman lebt vor allem von seiner dichten Atmosphäre. Kemp beschreibt die flirrende Hitze, das Tuscheln in den Vorgärten und die unterschwellige Angst sehr lebendig. Die Geschichte ist voller Andeutungen und falscher Fährten, die Figuren sind nachvollziehbar beschrieben. Jeder in dieser Straße lügt oder verheimlicht etwas aus der Vergangenheit. Da viele Themen, wie Rassismus, Homophobie und die Rolle der Frau, großen Raum in der Geschichte einnehmen, rückt der Mordfall selbst immer wieder in den Hintergrund.
"Lauter kleine Lügen" ist daher kein klassischer Krimi, sondern eher ein Gesellschaftsroman. Auch wenn der Anfang vermeintlich viel verrät, bleibt die Auflösung bis zum Schluss spannend und überrascht mit einem gelungenen Twist.
Ein sehr besonderes Buch.Der Titel passt sehr gut, denn es braucht nicht mehr als lauter kleine Lügen, um aus einer scheinbar funktionierenden Nachbarschaft einen Sumpf von Abgründen auferstehen zu lassen. ...
Ein sehr besonderes Buch.Der Titel passt sehr gut, denn es braucht nicht mehr als lauter kleine Lügen, um aus einer scheinbar funktionierenden Nachbarschaft einen Sumpf von Abgründen auferstehen zu lassen. Das Setting ist hier Ende der 70er, es könnte aber auch heutzutage zu solchen Verwicklungen kommen. Das Thema ist nicht nur der Mord. Auch Homophobie, Rassismus, toxische Beziehungen u.v.m. werden hier thematisiert und ich habe mich beim Lesen mehr als einmal gefragt, wie das Buch in Australien selber ankommt, da hier auch sehr kritisch auf die Gesellschaft dort an sich geschaut wird.
Ich ziehe einen Punkt ab, weil es sehr viele Namen gibt, die man sich merken muss und manche Charaktere mir bis zum Ende fremd bleiben. Außerdem hat es in der Mitte kurze, aber wiederholte Längen, die man gut aushalten kann, aber halt vielleicht auch überflüssig gewesen sind.
Was ich sehr amüsant und sehr passend finde, sind die regelmäßigen Auszüge aus Biologiebüchern über die Lebensweise von Ameisen, man lernt etwas dazu.
Am Ende kommt auch noch eine Überraschung, so dass man fast geneigt ist, das ganze nochmal zu lesen. Ich könnte mir das Buch sehr gut als Theaterstück vorstellen, ein schönes Debüt.
Der erste Roman der Autorin Kate Kremp "Lauter kleine Lügen" (erschienen beim Verlag Lübbe im Jahr 2025) nimmt uns mit in den australischen Hochsommer im Jahr 1979.
In einem kleinen Ort geschieht ein ...
Der erste Roman der Autorin Kate Kremp "Lauter kleine Lügen" (erschienen beim Verlag Lübbe im Jahr 2025) nimmt uns mit in den australischen Hochsommer im Jahr 1979.
In einem kleinen Ort geschieht ein Mord und die Bewohner einer ruhigen Sackgasse fühlen sich berufen, herauszufinden was passiert ist. Dabei kommen hinter jeder Tür Geheimnisse zum Vorschein.
Die Sprache ist sehr bildlich und zeichnet ein detailliertes Bild, welches mich sofort in die Zeit und den heißen Sommer hineinversetzt hat. Wir lernen die unterschiedlichen Charaktere/ Bewohner der Nachbarschaft kennen und nach und nach werden deren kleine und großen Geheimnisse gelüftet.
Der eigentliche Krimanalfall wird hier von hinten aufgerollt. Wir erfahren direkt zu Beginn wer (mutmaßlich) der Mörder ist. Dennoch wird die Suche nach diesem nie langweilig. Es gibt spannende Wendungen und grad zum Ende einen Twist, mit dem ich nicht mehr gerechnet hätte.
Neben diesem Kriminalfall behandelt das Buch weitere wichtige Themen dieser Zeit (welche auch heute noch aktuell sind) wie die Gleichstellung der Frau, sexuelle Freiheit etc. ohne dabei den Kern eines Krimis zu verlieren.
Es werden unterschiedliche Perspektiven verwendet und mit Rückblenden gearbeitet, wodurch ich das Gefühl bekam ein Teil dieser Nachbarschaft zu sein. Die bildliche Sprache und genauen Beschreibungen der Umgebung und Personen haben diesen Effekt noch verstärkt und mich ohne Probleme in das Setting und die Story eintauchen lassen.
Durch die Perspektivwechsel zwischen den unterschiedlichen Charakteren der Nachbarschaft lernen wir diese immer besser kennen und es werden nach und nach deren Geheimnisse enthüllt. Besonders gelungen finde ich den immer wieder aufkommende Zwiespalt zwischen der wirklichen Situation in der sich die Personen befinden und dem Bild welches diese nach außen aufrechterhalten wollen.
Wenn ich bedenke, dass dieses ein Debütroman der Autorin ist, dann muss ich sagen möchte ich sehr gerne mehr von ihr lesen. Die Charaktere waren allesamt liebevoll ausgearbeitet und das Buch ist in sich schlüssig ohne zu vorhersehbar zu sein.
Als kleine Kritikpunkte kann ich nur anmerken, dass mich vor allem in den ersten Kapiteln die Vielzahl der Personen überfordert und verwirrt hat. Zudem empfand ich im mittleren Teil des Buches die Handlung als etwas langgezogen bzw. die Beschreibungen etwas zu detailreich was den Lesefluss hemmte. Dieser Eindruck kann aber auch meiner persönlichen Ungeduld geschuldet sein. =)
Alles in allem auf jeden Fall sehr empfehlens- und lesenswert. Gerne mehr davon!
Ein Buch, das wie ein Thriller beginnt, sich aber nach dem ersten Kapitel in eine Milieustudie verwandelt. Australien 1979, eine Vorstadt von Canberra, der Sommer heiß und schwül, die Nachbarn kennen sich ...
Ein Buch, das wie ein Thriller beginnt, sich aber nach dem ersten Kapitel in eine Milieustudie verwandelt. Australien 1979, eine Vorstadt von Canberra, der Sommer heiß und schwül, die Nachbarn kennen sich alle, aber jeder beobachtet jeden. Da macht schnell die Neuigkeit die Runde, man habe Antiono, den jungen Italiener ermordet. Sein Fuß sei soeben gefunden worden. Wer war Antonio? Ein junger Mann, den die Frauen anhimmelten und er nicht nur einer seine Gunst und Zuneigung schenkte. Er erledigte in vielen Haushalten Aushilfstätigkeiten. Auch die 13jährige Tammy freundete sich mit Antonio an. Als sie von dessen Tod erfährt, möchte sie sich als Detektivin erproben und mit dem kleinen Colin versucht sie den Mörder zu entlarven. Tammy leidet an einer Art Authismus und wird von ihrer Mutter vernachlässigt, die sich zur Zeit sehr der Kirche widmet. Auch Colins Mutter vertreibt sich die Zeit mit anderen Dingen. Da gibt es aber noch ein lesbisches Pärchen, von deren Beziehung niemand erfahren darf und die junge Debbie ist zu ihrer Tante geschickt wurde, da auch sie etwas zu verheimlichen hat und dann die chinesische Familie, die von allen geschnitten wird. Einen Kriegsveteranen, die überspitzte Cecil, Sheree, die ihre drei Kinder ohne Vater erzieht, um nur einige der Bewohner zu nennen und dann der kleinen Colin, der am liebsten in Tammys Kleidern herumläuft. Und hinter jeder Türe lauert ein Geheimnis. Die Autorin vertieft sich hier ganu akribisch in das Leben der einzelnen Personen, ihre Gefühle und Gedanken. Man spürt beim Lesen ganz deutlich das Mißtrauen und den Neid, die diese Personen hinter einer Maske aus Freundlichkeit und Nettigkeit verstecken. Die Kapitel sind in Abwechslung in der Zeit vor dem Mord und dann nach dem Mord eingeteilt. Es kann jeder von den Bewohnern gewesen sein, denn jeder hätte einen Grund gehabt, Antonio zu beseitigen, warum auch immer. Und dann werden immer wieder kurze biologische Vermerke über das Verhalten von Ameisen eingeschoben. Das Ende und die Klärung des Mordes überrascht sehr, denn damit hätte man auf keinen Fall gerechnet und man muß seine eignen Gedanken und Vorstellungen nochmals Revue passieren lassen. Ein Buch das uns zeigt, wie Ende der 70iger Jahre es Menschen schwer gehabt haben und unter ihrer Andersartigkeit zu Leiden hatten. An manchen Stellen waren die Erklärungen etwas langatmig. Aber das Buch hat viele Problemsituationen angeschnitten. Das Cover zeigt einen ruhigen Vorort und am Himmel türmen sich Wolken vor dem Abendrot.
Warrah Place ist eine kleine Siedlung in einem Vorort von Canberra, der australischen Hauptstadt, mit neun Einfamilienhäusern, gelegen an einer Sackgasse, die einer Petrischale ähnelt und in deren Mitte ...
Warrah Place ist eine kleine Siedlung in einem Vorort von Canberra, der australischen Hauptstadt, mit neun Einfamilienhäusern, gelegen an einer Sackgasse, die einer Petrischale ähnelt und in deren Mitte sich eine viel genutzte Grünfläche befindet. Der Fund eines postmortal abgetrennten Fußes versetzt die kleine Wohngemeinschaft erheblich in Unruhe, zumal sehr schnell feststeht, dass der junge, attraktive Italiener Antonio, ein Mitbewohner, das Mordopfer ist. Schnell verbreiten sich neben der Angst die abenteuerlichsten Verdächtigungen. Doch der Leser bekommt bereits im ersten Kapitel den potentiellen Mörder präsentiert.
Im Laufe ihres Romans ‘Lauter kleine Lügen‘ macht uns die Autorin Kate Kemp immer vertrauter mit den Protagonisten, den Bewohnern von Warrah Place, deren Charaktere fein herausgearbeitet ein in sich stimmiges und buntes Bild menschlicher Eigenheiten abbildet. Man kommt ins Gespräch, grenzt aber auch aus, begibt sich in die wildesten Spekulationen und lüftet dabei nach und nach viele kleine und große Geheimnissen, die auf so mancher Schulter schwer lasten, mit zum Teil sehr unliebsamen Methoden. Es ist in der Tat äußerst interessant wie sich das gesellschaftliche Bild des Zusammenlebens Ende der siebziger Jahre des vorherigen Jahrhunderts in seiner Themenvielfalt darstellt und wie die Menschen umgehen mit Rassismus, Ausgrenzung, dem Kinderwunsch, ausgeprägtem patriarchalen Machtdenken, Transsexualität, dem täglichen Ringen nach Anerkennung oder auch generationsübergreifendem Trauma, um nur einige Schwerpunkte zu nennen.
Die Aufklärung des Mordfalls bringt schließlich eine ungeahnte Wendung mit einer unglaublichen Wucht an Aggressivität.