Handlung:
Im Mittelpunkt steht Lou, aus deren Sicht der Roman geschrieben ist. Sie kommt aus einer Großfamilie, die in einem kleiner Fischerdorf lebt und ist das zweitälteste Kind nach ihrer Schwester Alice, die nun ihre große Liebe Luca heiratet. Alice ist nicht nur Lou’s große Schwester, sondern auch ihre Vertraute und beste Freundin und nun befürchtet Lou, dass sich beide auseinander leben. Sie selbst kann sich aktuell nicht vorstellen zu heiraten und weiß auch nicht genau, was sie vom Leben möchte. Eine perfekte Ablenkung bieten dann die Cardew-Geschwister Robert und Caitlin, denen das Herrschaftsanwesen gehört, wo sie den Sommer dort verbringen. Lou freundet sich schnell mit Caitlin an und baut nach und nach auch eine Bindung zu dem eher verschlossenen Robert auf. So kommt es, dass sie von den beiden zu den glamourösen Partys auf dem Anwesen eingeladen wird, wozu sie viele Freunde der Geschwister kennenlernt, darunter auch Roberts Verlobte Laurie. Sie taucht komplett in die glamouröse Welt ein und genießt jede Sekunde, sodass sie mehr Zeit mit den Cardaw-Geschwister verbringt als mit ihrer eigenen Familie und entfernt sich mehr und mehr von Alice. Aber diese Zeit ist begrenzt auf den Sommer und Lou muss sich langsam klar darüber werden, was sie sich von ihrem Leben will. Außerdem erfährt sie, dass der Schein trügen kann und nicht alles Gold ist, was glänzt, denn Robert und Caitlin haben kein so einfaches Leben, wie Lou zunächst denkt. Langsam kommt sie dahinter, was hinter Caitlins ständigen Fröhlichkeit steckt und Robert und Laurie wirken auf Lou gar nicht wie ein verliebtes Paar. Und was hat das Bauchkribbeln eigentlich zu bedeuten, was Lou in Roberts Gegenwart verspürt? Aber am Ende ist klar, jeder hat sein Päckchen zu tragen und jede Schicht hat mit eigenen Problemen zu kämpfen.
Meine Meinung:
Im Großen und Ganzen hat mir das Buch gut gefallen, insbesondere aufgrund der Charaktere. Lou war mir von Anfang an sympathisch. Ihre Angst, ihre Schwester Alice als enge Vertraute zu verlieren und ihre Zweifel darüber, wie sie ihr Leben leben will, wurden gut beschrieben, sodass ich sie gut nachvollziehen kann. Viele von uns haben sicher ähnliche Situation im Leben erlebt. Auch ihre Begeisterung für das glamouröse Leben, das im starken Kontrast zu ihrem eigenen Leben und das ihrer Familie steht, konnte ich verstehen, denn es ist für sie etwas ganz Neues. Man merkt im Laufe des Buches, wie sie auftaut und für sich selbst neue Wege findet, die sie vorher gar nicht kannte. Ich fand es nur schade, wie sie all ihre Zeit mit Robert, Caitlin und deren Freunde verbringen möchte und manchmal ihre Familie zu vergessen schien.
Ich fand Lous ganze Familie nämlich toll: ihre verständnisvollen und unterstützenden Eltern, ihre glücklich verheirate Schwester Alice und ihre jüngeren Geschwister, die sich häufiger kabbeln und bereits ihre eigenen Interessen haben. Als Leser fühlte man sich bei ihnen Zuhause direkt wohl und hätte gerne mit der Familie zusammen gegessen.
Aber auch Caitlin, Robert und deren Freundeskreis sind eine tolle Gruppe, die sich sehr gut versteht und mit denen man gerne feiern gehen würde. Doch bei Ihnen bleibt das meiste oberflächlich und es gibt kaum tiefgründige Gespräche. Das führte dazu, dass ich nicht genau wusste, was ich von ihnen allen halten sollte und die Figuren bekamen kaum Tiefe. Es dauert auch, bis Robert und Caitlin vielschichtiger wurden. Zunächst ist Robert ruhig und sehr zynisch gegenüber Lou, was zu amüsanten Wortgefechten führt. Doch nach und nach wird er zugänglicher und man spürt seine Liebe für seine Schwester, für die er alles tun würde. Ich genoss die Szenen zwischen ihm und Lou, doch für mich sprühten keine Funken und generell kam ihre Gefühle für einander nicht bei mir an. Dahingegen gefiel mir, dass Roberts Verlobte Laurie wirklich sympathisch war und auch freundlich gegenüber Lou ist. Auf der anderen Seite plant Caitlin immer begeistert alle möglichen Partys und freundet sich schnell mit Lou an. Die ganze Zeit habe ich darauf gewartet, zu erfahren, was dahinter steckt. Als ich mehr über Caitlin und ihr Leben erfahre, tat sie mir wirklich Leid und habe mir für sie das Beste gewünscht. Die Freundschaft zwischen ihr und Lou ist wirklich echt. Im Buch wurde gut gezeigt, welche Vor- und Nachteile man in den verschiedenen Gesellschaftsschichten hat.
Leider muss ich sagen, dass zunächst dies Geschichte vor sich hin plätschert und nachdem Caitlin und Robert aufgetaucht sind, reiht sich eine Party nach der anderen, während an sich nichts weiter passiert. Erst einer Reise von Lou und Caitlin nach London wird es abwechslungsreicher, aber trotzdem gab es nie besonders viel Spannung. Es ist eher eine ruhige Geschichte, wie Lou langsam erkennt, was sie mit ihrem Leben anstellen werden. Dabei können sich Lou und Robert und Caitlin gegenseitig zeigen, welche Möglichkeiten es alles gibt, die sie vorher nicht kannten. Aber am meisten hat mich der Epilog enttäuscht. Auf wenige Seiten passieren viele wichtige Ereignisse, die wirklich Potenzial hatten, aber leider etwas lieblos abgehandelt wurden. Man bekommt sie als Leser eigentlich gar nicht richtig mit.
Hin und wieder lese ich gerne historische Romane, weil mich Geschichte interessiert und wie die Menschen in früheren Zeiten gelebt haben. Dieser Roman spielt in Großbritannien der 20er Jahre des 20. Jahrhunderts. Das merkt man daran, dass einiges noch nicht existiert, wie zum Beispiel Fernsehen und das Leben der unteren Gesellschaftsschichten generell einfacher ist. Auch die Trennung der Schichten ist noch deutlicher zu spüren als heutzutage. Allerdings braucht man kein geschichtliches Vorwissen, weil kaum historische Ereignisse behandelt werden. Dabei fand ich gut, dass zumindest der erste Weltkrieg erwähnt wird. Sowohl Lou’s Vater als auch der Vater von Robert und Caitlin haben im Krieg gekämpft, was bei Ihnen spüren hinterlassen hat.
Fazit: 3/5 Sterne
Eine schöner historischer Jugendroman mit einer kleinen Liebesgeschichte, der super für zwischendurch ist. Allerdings kam kaum Spannung auf und am Ende passiert vieles übereilt.