Herrschen oder beherrscht werden...
...so lautet das Motto an der Schule, an der Elloren Gardner von nun an ihren Alltag meistern muss. Eher abgeschieden und behütet aufgewachsen, wächst sie mit Geschichten von Völkern, wie den Icaralen, ...
...so lautet das Motto an der Schule, an der Elloren Gardner von nun an ihren Alltag meistern muss. Eher abgeschieden und behütet aufgewachsen, wächst sie mit Geschichten von Völkern, wie den Icaralen, den Fae, den Lycanern, Phoca und anderen magischen Wesen auf. Sie und ihre Brüder sind die Enkel der letzten großen schwarzen Hexe und zu ihrem Leidwesen gleicht Ren, wie sie von ihren Brüdern genannt wird, dieser wie aus dem Gesicht geschnitten. Dies bringt ihr an der neuen Schule leider nur wenig Pluspunkte und so hat sie nicht nur mit Neid und Missgunst zu kämpfen, sondern auch mit den unterschiedlichen Umgang der einzelnen Wesen, die an dieser Schule lernen. Hier treffen viele Vorurteile zusammen und mehr als einmal muss Ren um ihr Leben fürchten. Aber sind diese Wesen wirklich so böse, wie ihr die Gardnerier alle einreden wollen?
Der Einstieg in diese umfassende Geschichte ist mir gut gelungen. Die Autorin schaffte es problemlos, mir eine naive, verblendete junge Frau zu zeigen, die lernt, ihren eigenen Kopf zu benutzen und so zu einer starken Kämpferin heranwächst. Auch ohne einen Funken Magie. Gerade zu Beginn wird ihr mehr als einmal vor den Kopf gestoßen. Sie kann sich nicht sicher sein, wer Freund oder Feind ist und auch ich lies mich so manches mal von einem Charakter blenden. Aber so nach und nach deckt Elloren das Lügenkonstrukt ihres Volkes auf und lernt, die anderen Völker um sich herum mit anderen Augen zu sehen.
Auch wenn die Geschichte gerade zu Beginn sehr hart klingt - immerhin werden Themen wie Diskriminierung, Völkermord, Quälerei, Sklaverei, Homosexualität, Rassismus usw. unverschönt angesprochen - so hat die Autorin es wirklich gekonnt verpackt und mir reichlich Stoff zum Nachdenken gegeben.
Die Story ist clevererweise in drei Teile gegliedert. Im ersten, leider etwas zähflüssig voran gehenden Teil, lernt man erstmal Elloren, ihre Familie und die Welt in der sie lebt kennen. Auch erhält man kleine Einblicke in die verschiedenen Völker. Der zweite Teil ist eigentlich im Endeffekt der wichtigste, denn hier macht Ren ihre größte Entwicklung durch, indem sie hart arbeitet und viele Fehlschläge erleidet und dies völlig allein durchstehen muss. Völlig allein, aber nicht ungesehen. Und so kommt es, dass die eins so verhassten Wesen der anderen Völker nach und nach interessanter für sie werden und sie lernt, wer ihre Großmutter und ihre Tante wirklich waren und sind. Das Tempo wechselte hier immer wieder und so kleine Lichtmomente gab es schon vereinzelt, sodass Ren Grundsteine für Freundschaften legen kann. Der letzte Teil hat es dann nochmal so richtig in sich. Allein vom Tempo wird nochmal angezogen und es passiert so unglaublich viel, sodass ich nur durch die Seiten flog. Ren hat sich endlich entschieden wer und vor allem wie sie sein will und zeigt eine Protagonistin wie aus dem Bilderbuch.
Für mich war diese Charakterentwicklung das Wichtigste am ganzen Buch und ich wurde durchweg gut unterhalten. Das Tempo nimmt von Teil zu Teil immer mehr zu, bis es zu einem großen Showdown kommt und dann... tja, dann wird man mit einem unerwartet fiesen Ende zurück gelassen, denn nun muss ich den zweiten Band herbei sehnen, der hoffentlich etwas Licht ins Dunkel bringt und mir meine noch zahlreichen ungeklärten Fragen beantworten kann. Band 1 war jedenfalls wunderbar ausgearbeitet und eines der besten Bücher, welche ich bisher gelesen habe und landet somit auf meine Liste der Jahreshighlights.