Leserunde zu "Tage mit Gatsby" von Josephine Nicolas

... ja, genau deswegen, würde ich ihn auch gernen nochmal lesen. Ich stelle es mir unheimlich interessant vor, nun Zelda in Daisy zu entdecken, oder Scott in Tom und Nick oder Jozan in Gatsby ... und wieviel Anteile von wem in den Charakteren generell verarbeitet wurden. Und genau genommen ist die Tochter von Daisy und Tom im "Großen Gatsby" genau so ein armes Kind, um das sich keiner kümmern möchte wie Scottie hier - leider. Die vielen Parties, der viele Alkohol, .... alles erinnert irgendwie daran, aber vermutlich werden wir nun noch viel, viel mehr interessanter Details erkennen.

... ich denke, auch da habt ihr vermutlich völlig Recht: Was uns hier auf den ersten Blick etwas langatmig erscheint, ist vermutlich von Josephine Nicolas ganz absichtlich so geschrieben, um das Gefühl zu transportieren, alles zu haben und paradoxerweise dennoch ein irgendwie absurd langweiliges Leben zu führen, ohne jede Abwechslung.

Ja, in einem früheren Kommentar schrieb ich auch etwas in der Art, daß es natürlich die Wirklichkeit gut widerspiegelt. Nur manches, das die Wirklichkeit gut wiedergibt, liest sich meines Erachtens nicht so gut, wenn es nicht etwas gestrafft wird. Die Eintönigkeit, das ewig Gleiche in ihrem Leben war schon vorher beim Lesen deutlich. Irgendwann hatte ich den "Ja, ich hab's begriffen"-Moment. Aber das scheint auf alle unterschiedlich zu wirken, einigen war es auch teilweise zu langatmig, einigen komplett zu langatmig und für andere genau richtig. Es ist natürlich schwer, das Idealmaß zu treffen, weil es ein solches nicht gibt.

Coole Idee, könnte mir auch gut vorstellen, das Buch nun mit neuen Augen nochmal zu lesen

Ich fand das Buch wirklich toll. Zuerst war ich etwas zwiegespalten. Den Anfang fand ich klasse, dann gabe es stellen, die sich etwas zogen und die ich persönlich nicht so spannend fand. Aber im großen ganzen zusammengefasst, muss ich sagen, das es eine tolle Reise in die Vergangenheit war. Ich mochte das Paar und die Beschreibungen der Zeit damals.
Das Buch kann man durchaus nochmals lesen und ich würde es sofort weiter empfehlen.

Haha, ich glaube das Buch hat die meisten von uns neugierig gemacht, den "Great Gatsby" nochmal mit anderen Augen und mehr Hintergrundwissen zu lesen Habe ihn mir schon in unserer Bibliothek reservieren lassen.

Scottie war für mich sowieso die leidtragendste Figur im ganzen Roman. An vielen Stellen hatte ich so viel Mitleid mit ihr - sie läuft nur nebenher und muss in dieser absolut nicht kindgerechten Umgebung zwischen verwüsteten Hotelzimmern und Alkohol aufwachsen. Kein Wunder, dass sie sich so an ihr Kindermädchen klammert, die einzige Person, die ihr so etwas wie Stabilität gibt.

Ja, genau. Es war auch überraschend, dass sie sich, wohl unterbewusst, als Kindermädchen die strengste aller Kandidatinnen heraussucht. Offensichtlich wusste sie schon damals in dem jungen Alter, was sie wollte. Aus dieser eher seltsam verkorksten Kindheit heraus hat sie sich ja dann in ihrem späteren Leben doch ganz gut und erfolgreich entwickelt.

Ich muss gestehen, dass ich mit der Lektüre für meine Verhältnisse wahnsinnig langsam vorankomme. Und das paradoxerweise, weil mir das Buch so unglaublich gut gefällt. Ich will mich einfach nicht von der Geschichte, von Scott und Zelda trennen. Und ich bemerke, wie ich das Buch immer wieder zuklappe, um diese wahnsinnig schöne Sprache auf mich wirken zu lassen.

Es ist total faszinierend: Ich habe "Gatsby" bestimmt schon drei, vier Mal gelesen - und habe aus den von euch genannten Gründen riesige Lust, es ein weiteres Mal aus dem Regal zu holen.

Allerdings bin ich bei Fitzgerald eh eine extreme "Wiederholungstäterin". "Zärtlich ist die Nacht" (wahrscheinlich mein Lieblingsroman von ihm) habe ich auch schon dreimal gelesen. Falls ihr es noch nicht kennt: Ich glaube, das würde euch auch gefallen. Insbesondere der erste Teil widmet sich dieser überirdischen Riviera-Atmosphäre.

Absolut. Als Zelda dann überlegte ein zweites Kind zu bekommen, dachte ich mir nur "bitte tut das keinem weiteren Kind an" Ein Kind passte einfach nicht in diese Welt aus Glamour und Exzess.