Cover-Bild Die Mitternachtsbibliothek
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19,95
inkl. MwSt
  • Verlag: Argon
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Ersterscheinung: 01.02.2021
  • ISBN: 9783839818527
Matt Haig

Die Mitternachtsbibliothek

Roman | SPIEGEL Bestseller
Annette Frier (Sprecher), Sabine Hübner (Übersetzer)

Stell dir vor, auf dem Weg ins Jenseits gäbe es eine riesige Bibliothek, gesäumt mit all den Leben, die du hättest führen können. Buch für Buch gefüllt mit den Wegen, die deiner hätten sein können. Hier findet sich Nora Seed wieder, nachdem sie aus lauter Verzweiflung beschlossen hat, sich das Leben zu nehmen. An diesem Ort, an dem die Uhrzeiger immer auf Mitternacht stehen, eröffnet sich für Nora plötzlich die Möglichkeit herauszufinden, was passiert wäre, wenn sie sich anders entschieden hätte. Jedes Buch in der Mitternachtsbibliothek bringt sie in ein anderes Leben, in eine andere Welt, in der sie sich zurechtfinden muss. Aber kann man in einem anderen Leben glücklich werden, wenn man weiß, dass es nicht das eigene ist?

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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 15.06.2021

Eine etwas andere Geschichte

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Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig habe ich innerhalb kürzester Zeit als Hörbuch gehört. Danke an netgalley für das Reziexemplar.

Alleine die Vorstellung, dass es eine Bibliothek gibt, die mit all ...

Die Mitternachtsbibliothek von Matt Haig habe ich innerhalb kürzester Zeit als Hörbuch gehört. Danke an netgalley für das Reziexemplar.

Alleine die Vorstellung, dass es eine Bibliothek gibt, die mit all den Leben gefüllt ist, die man hätte leben können finde ich sehr spannend und war deshalb auf die Geschichte sehr gespannt.

Die Hauptprotagonistin Nora Seed steht an einem krassen Punkt in ihrem Leben und alles erscheint ihr sinnlos. Deshalb beschließt sie dies zu beenden... Doch dann bekommt sie die Gelegenheit verschiedene Leben zu "testen"
Ich konnte sie sehr gut verstehen und auch der Reiz zu erfahren, was in einem anderen Leben mit einem passiert wäre finde ich mega spannend.
Wenn man nur einmal anders abgebogen wäre, könnte alles ganz anders sein.

Ich habe mir am Anfang etwas schwer getan, aber nachdem Hugo so schön erklärt hat, wie das mit den Slidern funktioniert fand ich es sehr spannend und es hat einen zum nachdenken bewegt.

Gerade das Ende zeigt, dass man im Leben immer wieder eine Chance bekommt, auch wenn es noch so aussichtslos aussieht und übermittelt, dass am Ende doch alles gut werden kann, wenn man daran arbeitet und sich darauf einlässt. Da kriegt der alte Spruch: "Am Ende wird alles gut" wieder eine neue Bedeutung.

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Veröffentlicht am 13.06.2021

Thematisiert emotional die Frage „Was wäre gewesen, wenn…“

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Der Klappentext für „Die Mitternachtsbibliothek“ hat mich neugierig darauf gemacht, welche Art von Geschichte Matt Haig hier für mich entfalten würde. „Die Mitternachtsbibliothek“ ist nicht mein erstes ...

Der Klappentext für „Die Mitternachtsbibliothek“ hat mich neugierig darauf gemacht, welche Art von Geschichte Matt Haig hier für mich entfalten würde. „Die Mitternachtsbibliothek“ ist nicht mein erstes Buch von Matt Haig, daher habe ich mich auf einen feinen, emotionalen Schreibstil gefreut und irgendwie auch schon darauf eingestellt, dass mich die Geschichte emotional angehen würde. All das hat Matt Haig meiner Meinung nach auch abgeliefert – für mich war Nora`s „Reise“ durch die Leben „die gewesen wären, wenn…“ absolut fesselnd, hochemotional, wenn auch keine fröhliche Lektüre für zwischendurch.

Das Buch verfügt über eine ziemlich verzweifelte Protagonistin, die sich und ihr Leben gleich zu Beginn der Handlung aufgeben möchte. Da dies bereits im Klappentext des Buches erwähnt ist, spoilert dies nichts, aber ich hatte hier das Bedürfnis darauf hinzuweisen, dass der Einstieg in die Geschichte dadurch relativ dramatisch ist. Mit Nora als Protagonistin konnte ich mich eigentlich ganz gut identifizieren – und zumindest in Teilen dürfte sich jeder Mensch ab einem bestimmten Alter vielleicht gefragt haben, wie das eigene Leben wohl heute aussehen würde, wenn man an einer Weggabelung eine andere Abzweigung genommen hätte. Diese Neugier kann Nora durch ihren Zwischenstopp auf dem Weg ins Jenseits befriedigen, sie kann die verschiedenen Leben quasi anprobieren und stellt dabei fest, dass jede anders getroffene Entscheidung nicht zwangsläufig zu einer komplett „besseren“ Version ihres Lebens führt. Greift das Buch hier einen völlig neuen Gedanken auf? Sicherlich nicht, aber durch Nora’s Erfahrungen in der Mitternachtsbibliothek wird aus diesem Abstrakten Konzept ein sehr plastisches Bild gemalt.

Für mich beschreibt „Die Mitternachtsbibliothek“ sehr deutlich, dass es keinen Sinn hat, über „Was wäre gewesen, wenn…“ groß nachzugrübeln. Man hat das „Hier“ und das „Jetzt“ und kann von diesem Punkt aus die weiteren Schritte bestimmen. Es ist trotz des dramatischen und eher depressiv anmutenden Anfangs ein hoffnungsvolles Buch, das mich mit einem leichten Lächeln auf den Lippen und einer kleinen Träne im Augenwinkel zurücklässt.

Ich habe das Buch übrigens in der Hörbuchfassung, gelesen von Annette Frier genossen. Ihre Stimme ist angenehm, das Sprechtempo und die Betonung waren meiner Meinung nach super und man hat in den emotionalen Teilen der Geschichte auch wirklich Emotionen gehört. Für mich hat Annette Frier hier eine rundum gelungene Leistung abgelegt.

Von mir erhält „Die Mitternachtsbibliothek“ volle fünf Sterne.

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Veröffentlicht am 09.06.2021

Was wäre wenn? Intensiver Roman über die Suche nach dem Glück und dem Sinn des Lebens

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Nora Seed ist todunglücklich. Sie verliert ihren Job im Musikladen, zu ihrem Bruder, dem einzig lebenden Mitglied ihrer Familie, hat sie keinen Draht mehr und dann stirbt auch noch ihr Kater. Einsam und ...

Nora Seed ist todunglücklich. Sie verliert ihren Job im Musikladen, zu ihrem Bruder, dem einzig lebenden Mitglied ihrer Familie, hat sie keinen Draht mehr und dann stirbt auch noch ihr Kater. Einsam und verzweifelt beschließt Nora zu sterben und versucht, sich durch eine Tablettenüberdosis das Leben zu nehmen. Doch nach dem Selbstmordversuch kommt für sie nicht der Tod. Plötzlich befindet sie sich in einer riesigen Bibliothek mit zahlreichen Bücher und trifft dort auf die frühere Schulbibliothekarin Mrs. Elm, die ihr erklärt, dass in all den Büchern die Leben stecken, die Nora alternativ hätte führen können, wenn sie sich anders entschieden hätte, z.B. einen anderen Beruf gewählt hätte oder geheiratet hättet. Nora erhält die Möglichkeit, andere Leben zu erproben, zu erfahren, was hätte sein können. Ob sie dabei ein Leben findet, das sie glücklich macht?

Matt Haig erzählt die Geschichte aus Noras Sicht. Sein Sprachstil ist flüssig, klar und unkompliziert. Sprecherin Annette Frier liest Haigs Roman betont, abwechslungsreich und lebendig. Ihrem angenehmen und stimmigen Lesevortrag habe ich gerne zugehört.

Protagonistin Nora weckt Mitgefühl. Sie hat es wirklich nicht leicht: Sie verliert Ihre Eltern früh, ihr Bruder ist aus ihrem Leben verschwunden, all ihre Beziehungen scheitern, sie leidet unter Depressionen und mit Mitte 30 hält sie sich noch mit einem Aushilfsjob in einem Laden für Musikinstrumente über Wasser. Von ihrer früheren Leidenschaft fürs Schwimmen, ihrem Interesse an Gletschern oder ihrer Liebe zur Philosophie ist nichts mehr übrig geblieben. Alles scheint trostlos. Nora sieht keinen Ausweg. Sie hat das Gefühl, trotz ihrer vielen Talente und Fähigkeiten gescheitert zu sein. Während ihrer Reise in die verschiedenen Versionen ihrer Leben zeigt Nora ganz unterschiedliche Facetten von sich. Nora ist eine interessante, mitreißende, vielseitige Protagonistin. Sie ist die meiste Zeit des Romans über weder tot noch lebendig, wandert zwischen verschiedenen Leben hin und her. Das macht die Figur sehr ungewöhnlich.

Mrs Elm, die Bibliothekarin, erklärt Nora wie eine geduldige Lehrerin ihre Situation. Sie wirkt sehr weise, klug, unterstützt Nora, bringt sie zum Nachdenken und möchte sie anleiten, den für sie richtigen Weg zu wählen. Ich empfand Mrs. Elm als einen sehr angenehmen, fast philosophischen Charakter.

Gibt es ein Leben, das Nora glücklich macht?
Ich litt und bangt mit ihr, hoffte, dass sie aus ihrer tiefen Traurigkeit, die ich während des Hörens nachvollziehen, ja fast selbst mitempfinden konnte, herausfinden würde und eine neue Chance in einem neuen Leben bekommt.

Was wäre gewesen, wenn ich mich anderes entschieden hätte? Diese Frage hat sich sicherlich jeder schon mal gestellt. Matt Haig spielt mit diesem Thema, zeigt in Noras Fall auf, was hätte sein können. Ein überaus faszinierendes Gedankenspiel. Das Leben ist die Summe von Millionen von Entscheidungen und jede Entscheidung kann manchmal unsere oder ein anderes Leben komplett verändern. Ohne es zu wissen, berühren und bewegen wir so viele andere Menschenleben. Und manchmal scheint das Schicksal manche Menschen zu uns zu schicken. Eine schöne Vorstellung, dass wir ohne, dass es uns bewusst ist, das Leben anderer verbessern können. Denn niemand ist eine Insel.
Nora hat alle Möglichkeiten. Sie besucht zig Versionen ihres Leben, begegnet immer wieder neuen aber auch bekannten Menschen. Am Ende, nachdem ihr klar wird, was Leben, was Bereuen bedeutet, gelangt sie zu einer weitreichenden Entscheidung. Sie ist sich sicher, weiß nun, welches Leben sie führen möchte, was für sie Glück heißt. Glück geht nicht zwangsläufig mit Ruhm oder Erfolg daher. Es bedeutet, nicht zu hadern und einfach zu leben. Nach einer etwas genaueren Betrachtung entpuppt sich manches Grau häufig als viel farbenfroher als angenommen. Mitunter erinnerte das Hörbuch ein wenig an den Filmklassiker „Ist das Leben nicht schön?“. Traurig, aber auch mit zuversichtlichen, schönen Erkenntnissen.
Das Ende war für mich etwas zu erklärend, etwas zu „zerredet“, zu überladen. Einige Ausführungen und Erläuterungen empfand ich dabei als unnötig. Auch ohne viele Worte wäre die sehr wichtige Botschaft des Romans klar geworden, für mich wäre weniger hier mehr gewesen.
Dennoch ein besonderer, philosophischer, lebenskluger, mitreißender, trotz seiner oft nachdenklich stimmenden Schwermut leichter und zuversichtlicher Roman, der anregt über das Leben nachzudenken und der mir auf jeden Fall länger in Erinnerung bleiben wird. Eine Liebeserklärung an das Leben, das oft verletzt und schmerzt, mit all seinen dunklen Seiten, die es aber braucht, damit die hellen umso intensiver strahlen und leuchten können.

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Veröffentlicht am 08.06.2021

bewegend, mit tollen Botschaften, aber nicht komplett überzeugend

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Für Nora Seed gab es schon lange keine besonders glücklichen Zeiten mehr. Sie zweifelt an sich, an dem Sinn ihres Lebens und verliert immer mehr den Glauben daran, dass weitermachen sich lohnt. Als die ...

Für Nora Seed gab es schon lange keine besonders glücklichen Zeiten mehr. Sie zweifelt an sich, an dem Sinn ihres Lebens und verliert immer mehr den Glauben daran, dass weitermachen sich lohnt. Als die Dunkelheit ihrer Gedanken sie überspült und sie keinen Weg zurück ins Licht sieht, landet sie in der Mitternachtsbibliothek – einem Ort, in dem sie alle Lebenswege findet, die sie hätte gehen können, wenn sie sich an der einen oder anderen Stelle anders entschieden hätte. Nora bekommt die Möglichkeit, in ihre „anderen“ Leben reinzusehen, aber kann sie dort glücklich werden?

Es fällt mir ziemlich schwer das Buch zu bewerten und halbwegs spoilerfrei auf den Punkt zu bringen, mit welchen Gedanken und Gefühlen es mich zurück gelassen hat. Es gab einige Passagen, die ich wirklich richtig genial fand und aus denen ich viel mitgenommen habe. Aber es gab am Grundkonzept der Geschichte auch einige Aspekte, die mich gestört und eher unzufrieden gestimmt haben.
Das Hörbuch ist gekürzt, ich denke jedoch nicht, dass es wirklich daran gelegt hat, weil es am Aufbau der Geschichte an sich ja nichts geändert hätte. Auch wenn ich neugierig bin, welche Stellen rausgekürzt wurden und es natürlich möglich ist, dass es etwas geändert hätte, denke ich, dass der gemischte Gesamteindruck geblieben wäre. Teilweise habe ich auch ein wenig mit der sprachlichen Umsetzung gehadert. An sich mochte ich die Klangfarbe der Sprecherin und ich empfand es auch als passend, dass Nora eher emotionslos und gedämpft rüberkam. Ihre Depression hat sie schwer im Griff, nimmt ihr die Freude an vielen Dingen und letztendlich ja auch am Leben. Sie sieht nicht unbedingt so viel Sinn darin, sich ihre anderen, möglichen Leben anzusehen, lässt sich dann aber doch drauf ein und sucht immer wieder nach neuen Aspekten, die sie hätte anders machen können oder die sie vielleicht glücklicher machen würden. Die etwas gedrückte Grundstimmung und damit verbunden eben auch fehlende Euphorie in den einzelnen Situationen war also nicht unbedingt unauthentisch. Es passt zu Protagonistin Nora und dem dunklen Gefühlssumpf, der in ihr wütet. Auf die Dauer war es für mich persönlich dennoch etwas anstrengend zuzuhören. Für mein Empfinden war es nämlich durchaus so, dass es Augenblicke gab, in denen Nora sich wohler gefühlt und auch ein wenig Freude empfunden hat, doch davon habe ich nicht viel gespürt, was ich schade fand. Denn wenn in den kleinen Momenten deutlich geworden wäre, dass sich etwas in ihrer Gefühlslage ändert, hätte es die düsteren, bedrückenden Momente ebenfalls unterstützt und noch präsenter und eindrücklicher werden lassen.

Die Möglichkeit zu haben, in unterschiedliche, mögliche Leben reinzusehen, stelle ich mir faszinierend und beängstigend zugleich vor. Wie wäre alles gekommen, wenn man sich an der einen oder anderen Stelle anders entschieden hätte? Vermutlich eine Frage, die sich fast alle stellen. Es gibt doch fast immer irgendwas, was man bereut oder gern anders gemacht hätte. Vielleicht ist die Liste nicht bei jedem so umfangreich, wie bei Nora, aber ich schätze, jeder wird da irgendwas haben. Und selbst wenn man nicht bereut, so gibt es bei vielen ja unterschiedliche Berufe, die sie im Verlauf ihrer Kindheit und Jugend in Betracht gezogen hätten – was wäre, wenn man sich da anders entschieden hätte? Man hätte andere Leute kennengelernt, neue Erfahrungen gemacht und so weiter. Alles, was man erlebt, prägt einen, führt zu weiteren Entscheidungen, Veränderungen, zu Begleitern auf dem Lebensweg oder auch zum Verlust anderer, die dort eben keinen Platz mehr haben. Ein sowohl spannendes, umfangreiches, aber auch ziemlich ernstes und teilweise trauriges Thema. Und weil ich es so interessant und auch wichtig finde, darüber zu reden, nachzudenken und auch Depressionen und die Auswirkungen dieser auf die Lebenseinstellung und Gedanken ernst zu nehmen und zu thematisieren, fällt es mir so schwer, die Umsetzung zu kritisieren. Aber für mich persönlich hat es einfach nicht komplett funktioniert.

Ich verrate zwar jetzt nicht sehr viele inhaltliche Details, aber ich muss mich einem kleinen Spoiler bedienen, um zu erklären, was mein Problem daran war.
Nora reist nach und nach in unterschiedliche Leben und kann dort sehen, wie es ihr ergangen ist, wie sie sich entwickelt hat, welche Menschen noch in ihrem Leben sind und welche nicht. An sich finde ich das wirklich spannend und ich glaube, man kann da auch viele Aspekte für sich draus ziehen – was sie am Ende auch macht. Doch jetzt kommt das große ABER: wenn Nora in dem Leben ankommt, hat sie keinerlei Erinnerungen daran, wer sie in dem Leben ist, wo sie wohnt, wo sie arbeitet, wer die Leute um sie herum sind. Ist es da wirklich verwunderlich, dass sie sich dort nicht wohlfühlt? Wie soll sie denn entscheiden können, ob es ihr dort gefallen könnte, ob das ihr möglicher Weg gewesen wäre, wenn alles ein einziges Rätselraten ist und alle Menschen in ihrer Umgebung sie für komisch halten, weil sie sie plötzlich nicht mehr erkennt? Mal unabhängig davon, dass wir natürlich nicht einfach in einem „fremden“ Leben bleiben könnten, aber dieser „unnatürliche“ Aspekt hat mich nicht gestört. Nur kann Nora aus meiner Sicht die möglichen Vorteile ja gar nicht beurteilen, weil sie sich gar nicht einfinden kann. Sie hat nur ihre eigenen, „alten“ Erinnerungen und Gefühle und sucht jetzt nach Parallelen und Unterschieden, findet vieles aber einfach eher seltsam, weil sie sich nicht auskennt – absolut verständlich. Daraus ergeben sich dann eben weitere Entwicklungen und ich glaube, einige ihrer Schlussfolgerungen und Empfindungen wären so oder so die gleichen geblieben, trotzdem fand ich es schwierig, das Thema auf diese Weise aufzurollen. Wenn sie die Erinnerungen aus beiden Leben gehabt hätte, wäre es sicher irgendwie einfacher gewesen. Dann hätte ihr trotzdem nicht alles gefallen müssen oder brauchen, weil es eben vielleicht trotzdem nicht das ist, was sie gewollt hat oder braucht um glücklich zu sein, aber sie hätte zumindest irgendwie eine Chance gehabt.
Ich hoffe, daran kann man ein wenig sehen, was mein Problem mit dem Ganzen war, ohne dass ich zu viel verraten habe. Jeder Leser oder Zuhörer wird das sicher unterschiedlich empfinden, auch davon abhängig, worauf man selbst den Fokus am meisten legt und ich hoffe wirklich, dass die Geschichte Menschen finden wird, die daraus etwas mitnehmen und für sich rausziehen können, denn es gibt wirklich auch tolle Passagen und Szenen, die mir sehr nah gingen und mich nachdenklich gestimmt haben. Es gibt einige Botschaften, die man am liebsten in die Welt raus schreien möchte und die ich sehr mochte und damit Auszüge, die ich mir in dem Hörbuch mehrfach angehört habe.

Vielleicht gibt es gar keine leichten Weg, sondern nur Wege.

Nur ein Miniauszug aus einer der Passagen, die ich geliebt habe. Alles was sie dazu sagt und wie ihr klar wird, dass es nicht immer etwas besser macht, wenn man etwas geändert hätte, sondern es dann eben nur einen neuen Weg gibt, der Positives, aber auch Negatives mit sich bringen kann und der eben einfach anders ist, ob einem das anders dann besser gefällt, das wird man sehen. Wie Nora ihre Gedanken mit den anderen teilt und ihr dabei Stück für Stück bewusst wird, wovor sie sich bisher verschlossen hat, fand ich wirklich toll zu verfolgen und aus diesen Szenen habe ich selbst auch einige Gedanken mitgenommen.
Fazit

Ein Hörbuch, das mich mit gemischten Gefühlen zurücklässt. Auf der einen Seite mag ich viele der Botschaften, die besonders mit Voranschreiten des Buches in die Handlung eingebaut sind und ich finde es sehr wichtig, auch über so nachdenklich, teilweise düstere, bedrückende Themen wie Depressionen und den Verlust des Lebenswillens zu reden. Auf der anderen Seite konnte mich das Grundkonzept der Reisen in die unterschiedlichen Leben aber eben nicht komplett von sich überzeugen. Mir ist zwar bewusst, welche Erkenntnisse die Protagonistin ziehen sollte und ich mochte viele ihrer Entwicklungen und Erkenntnisse auch, aber der Weg dahin war für mich sehr steinig und für meinen persönlichen Geschmack nicht so geschickt.

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Veröffentlicht am 06.06.2021

Das Leben und seine Möglichkeiten

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Nora, Mitte 30, depressiv, sieht keinen Ausweg mehr: Ihr Leben ohne Perspektiven, die Eltern tot, keine Beziehung und nun ist auch noch ihre Katze tot aufgefunden worden. Sie beschließt, das war es. ...

Nora, Mitte 30, depressiv, sieht keinen Ausweg mehr: Ihr Leben ohne Perspektiven, die Eltern tot, keine Beziehung und nun ist auch noch ihre Katze tot aufgefunden worden. Sie beschließt, das war es. Sie will nicht mehr leben. Doch statt eines weißen Lichts oder in einer großen Dunkelheit findet sich Nora nach ihrem Suizidversuch in der Mitternachtsbibliothek wieder, wo ihre einstige Schulbibliothekarin an einem Ort jenseits von Raum und Zeit, wo die Uhr nicht über Mitternacht hinausrückt, die Bücher von all den Möglichkeiten von Noras Lebens verwaltet.

Wer und was hätte Nora sein können, wenn sie diese oder jene Entscheidung anders getroffen hätte? Nora hängt fest an diesem Ort, sie hat keine andere Wahl, als sich mit den Büchern auseinanderzusetzen. Wie sonst hätte ihr Leben aussehen können? Welches fühlt sich richtig für sie an? Oder gibt es das für sie perfekte Leben trotz all dieser Bücher gar nicht?

In "Die Mitternachtsbibliothek" lässt Matt Haig Nora und die Leser in all die Möglichkeiten des Lebens eintauchen. In der Hörbuchversion führt Annette Frier mit ihrer angenehm warmen Stimme an Nora in ihrer Verzweiflung, ihrer vorsichtigen Hoffnung, ihrer Unsicherheit heran. Sie findet die richtige Mischung aus Distanz und Nähe, um Nora auf ihren Reisen durch die verschiedenen Leben zu begleiten.

Sie hätte Olympiaschwimmerin sein können, ein Rockstar, eine Gletscherforscherin - und doch hätte auch in diesen Leben die Depression gelauert oder eine Tragödie. Nora merkt, sie muss sich nicht nur mit den Hoffnungen und Plänen auseinandersetzen, die sie einst für ihr Leben hatte, sondern auch mit den Beziehungen zu ihren Eltern, ihrem Bruder, den wenigen Freunden. Was hätte sein können, wenn,...?

Dank der vielen kleinen Episoden lässt sich dieses Hörbuch auch gut nebenbei hören, erfordert nocht permanente Konzentration. Das liegt sicher auch an dem Stil des Autors, trotz des ernsten Themas durchaus amerikanisch-optimistisch mit einer Portion Lebenshilfe. Mehr Belletristik als Literatur aber wahrscheinlich ist es gerade deshalb nur eine Frage der Zeit, bis es außer Buch und Hörbuch auch einen Film oder eine Streaming-Serie geben wird.

Nora ist eine sympathische Protagonistin, gerade wegen ihrer Unsicherheiten und des Gefühls, dem Leben nicht gewachsen zu sein. Spannend bleibt dabei die Frage. welches Leben ist denn nun das richtige für Nora?

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