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Veröffentlicht am 23.02.2024

Coldhart nimmt es mit Westwell auf

Coldhart - Strong & Weak
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Ich habe die „Westwell“-Reihe von Lena Kiefer insgesamt wirklich sehr gerne gelesen, auch wenn ich im Vorfeld skeptisch war, denn für ein Paar, drei Bände? Da besteht immer die Gefahr, dass es zu langatmig ...

Ich habe die „Westwell“-Reihe von Lena Kiefer insgesamt wirklich sehr gerne gelesen, auch wenn ich im Vorfeld skeptisch war, denn für ein Paar, drei Bände? Da besteht immer die Gefahr, dass es zu langatmig wird und zu viel künstliches Drama erzeugt wird. Auch wenn ich die Kritikpunkte bei der genannten Reihe nicht gänzlich leugnen kann, so muss ich insgesamt dennoch sagen, dass die Vorteile deutlich überwogen haben und das sind vor allem die Chemie des Paares sowie die sehr guten Spannungselemente gewesen. Deswegen war ich auch sofort elektrisiert, dass mit Reihenende gleich die nächste Reihe „Coldhart“ parat stand und das im selben Universum und zu Eli!!! ja, das war eine tolle Nachricht und ich konnte es wirklich nicht abwarten, dass es endlich losgeht.

Eli oder wie wir ihn jetzt nennen: Elijah, war in der ersten Reihe schon eine faszinierende Figur. Aber es war nicht nur seine tragische Geschichte, wegen der ich ihn so ins Herz geschlossen habe, sondern es war auch so eine sensible und empathische Seite zu erleben, die einfach berühren muss. Er war ganz eindeutig in der Jugend nicht der Bad Boy, sondern eben der, der neben seinen Traumata immer einen Blick für seine Nebenmenschen hatte. Von daher ist der Einstieg in den ersten Band von „Coldhart“ eine 180°-Wendung. Ganz eindeutig, aber im positivsten Sinne, denn diese neuen Widersprüche, die wir zu Elijah kennenlernen, sind reizvoll. Ich fand es auch gut, dass die beiden Hauptfiguren sehr lange bis zur ersten Begegnung brauchen. Das nervt mich sonst eher, aber hier war es ideal, denn für mich als Elijah-Kenner war es wichtig, das neue Bild mit dem alten übereinzubringen und da hat es geholfen, so sehr in seinen Alltag einzutauchen. Auch wenn er nun über und über tätowiert ist und offenbar eine definierte Maschine und sich damit zumindest äußerlich die Attitüde eines Bad Boys gegeben hat, so war es wunderschön, immer noch die alten Seiten unter seiner Schule zu entdecken. Es ist der Umgang mit Buddy, es sind die drei anderen, die mit ihm die Eastie Boys bilden, wo man viel Tiefgang bemerkt, aber es sind auch die Verpflichtungen, die er inzwischen auch den Westons gegenüber empfindet. Nur die Beziehung zu Jess ist natürlich ein Wehmutstropfen, aber ein vielversprechender.

Bevor ich mich zu sehr in Elijah verliere, auch wenn für mich eindeutig klar ist, dass er das größere Highlight für mich ist, will ich auch Felicity nicht vergessen. Auch sie erleben wir in ihrem Los Angeles-Leben länger und das war wichtig, um diesen Kulturschock zu erklären und warum dieses lockere, selbstbewusste, stets scherzende Mädchen, wobei natürlich junge Frau, in New York andere Gesichter zeigt. Ich fand sie auf jeden Fall gleich sympathisch und ihre kämpferische Seite und dass sie ohne Unterstützung von ihrem Vater leben will, das waren gleich Eigenschaften, die mich von ihr überzeugt haben. Leider tut der Klappentext der Geschichte keinen großen Gefallen, denn er verrät so viel mehr als dann der Inhalt des ersten Bandes. Wir wissen daher schon, dass Felicity die Tochter von dem Mann ist, der wohl seine Finger in der Entführung von Elijah drin hatte, aber der erste Band ergründet das in keiner Weise und so hat die Info mir was genommen und umgekehrt Erwartungen geschürt, die dann nicht eingetroffen sind. Felicitys Vater kennenzulernen, ohne das Hintergrundwissen, das wäre ein ganz eigenes Erlebnis gewesen. Denn auch wenn es nicht sofort die große Liebe ist, so ist seine Zuwendung aber dennoch sympathisch und es gab auch im Vorlauf Momente, die ich sehr mochte, zumindest vom Papier her, aber im Hinterkopf hatte ich immer, ach, der ist doch keiner von den Guten. Das ist echt ungünstig gelaufen und verstehe da leider auch den Verlag nicht, denn den Prolog hätte man noch ominöser schreiben können und hätte einen weiteren WTF-Moment an der Hand gehabt.

Das ist ein größerer Kritikpunkt, aber zum Glück keiner, der sich gegen die Highlights durchsetzen konnte. Denn Elijah ist wirklich immer noch ein Goldstück, auch wenn er anders ist, aber er ist anders gleich. Auch sein Umweltthema bei den Projekten, sehr lobenswert. Auch die Chemie mit Felicity passt auf Anhieb, was so wichtig ist, denn drei Bände und es ist zäh, das wäre eine Katastrophe geworden. Die alten Figuren sind noch da und im Fall von Helena und Jess so toll wie immer, wir erleben auch wirklich eine viel entspanntere Trish, dazu dann eben jeweils die Freundeskreise von den beiden Protagonisten sowie auch die Halbschwestern. Da ist also auch noch sehr viel Potenzial da. Ich mochte auch die Idee mit den Hundetouren und wie ideal es war, da Elijah und Helena zusammenzubringen. Aber auch die Thrill-Momente stimmten. Was Elijah anfängt auszugraben, wie er nach und nach auf neue Infos stößt, die mich auch schockiert haben sowie der große Moment rund um Felicity, der auch sehr sensibel inszeniert worden ist. Es war wirklich eine Wow-Lektüre in vielen Momenten und natürlich habe ich mich dann gefragt, was wird wohl der Cliffhanger sein. Dementsprechend bin ich dann doch nochmal enttäuscht worden, denn ich fand ihn zu sehr erinnert an „Westwell“, wenn da auch die Geschlechterrollen einmal getauscht worden sind. Das erschien mir dann zu einfalllos. Insgesamt aber ein starker Auftakt.

Fazit: Die Vorfreude auf „Coldhart“ war groß und erleichternd kann ich sagen, es ging gut los. Zwar gibt es handwerkliche Mängel wie den Klappentext, der das Leseerlebnis stark verändert hat sowie der eher einfallslose Cliffhanger, aber alles dazwischen, wo Charakterausarbeitung, Chemie untereinander und Thrill punkten können, das war sehr überzeugend. Ich bin positiv gestimmt auf die neue Trilogie im altbekannten Umfeld.

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Veröffentlicht am 19.02.2024

Wohlfühlender Abschlussband

Verliebe dich. Nicht.
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Fast genau sieben Jahre hat mich die „Berühre mich. Nicht“-Reihe von Laura Kneidl nun begleitet und mit „Verliebe dich. Nicht“ scheint es nun wirklich für immer vorbei zu sein. Ich habe die Reihe insgesamt ...

Fast genau sieben Jahre hat mich die „Berühre mich. Nicht“-Reihe von Laura Kneidl nun begleitet und mit „Verliebe dich. Nicht“ scheint es nun wirklich für immer vorbei zu sein. Ich habe die Reihe insgesamt sehr genossen, auch wenn ich bei April und Gavin und ihren beiden Bänden auch größere Kritikpunkte hatte. Aber mir hat es auf jeden Fall gefallen, dass auch die Andeutungen zu Megan und Cam nun ihre eigene Geschichte gefunden hat.

Megan ist mit Sage bereits im ersten Band aufgetaucht, aber da sie nicht in Nevada mit gelebt hat, war sie immer die Freundin aus der Ferne, die bei mir aber dennoch Eindruck hinterlassen hat, weil sie sich gegenüber Sage und April doch gewaltig abgehoben hat. Sie spricht alles aus, was sie denkt, sie provoziert, nicht nur mit ihrem Äußeren, sie ist einfach die, die auffällt und wohl die Lauteste im Raum ist. Cam war dagegen doch eher die unauffälligere Figur, auch wenn er als Besitzer des Le Petit durchaus präsenter war, aber diese Altersbarriere hat man doch irgendwie immer gemerkt. Aber Megans Bild an ihn, das war echt mal eine Hausnummer und ich war extrem gespannt, von dort aus zu erleben, wie die Geschichte nun weitergehen kann. Cam lernen wir viel besser kennen und auch wenn er deutlich älter als die anderen Protagonisten ist, so hatte ich in seinem Verhalten nicht das Gefühl, dass er Welten entfernt ist, gerade weil er durch den unerwarteten Tod seines Vaters in einen Lebensentwurf geworfen wurde, der nicht zu 100% seins ist. Also hat er sich im Grunde genauso wenig wie die anderen noch nicht völlig gefunden. Das kenne ich auch bestens von mir selbst, denn auch wenn ich Cams Alter habe, so ist es doch ein Phase, so das Alter nur eine Zahl ist, weswegen ich auch den Altersunterschied zwischen ihm und Megan überhaupt nicht problematisch fand und deswegen auch erleichtert war, dass es zu keinem Thema aufgebauscht wurde.

Aber nochmal zurück zu Cam, den ich immer mehr in mein Herz geschlossen habe, weil ich verstehen konnte, warum er sich seinem Vater so verpflichtet gefühlt hat. Auch wenn beispielsweise das Backen auch genau seiner Leidenschaft entspricht und ihn erdet, so hat er dennoch nicht die Chance bekommen, wirklich mal loszulassen und andere Perspektiven einzunehmen. Deswegen wirkte er eben auch eher unnahbar und roboterhaft, weil er bis zu einem gewissen Grad sich wirklich noch nicht ausprobiert hat. Megan ist da das genaue Gegenteil. Sie weiß genau, dass es die Kunst für sie ist, aber ihr fehlt noch der Erfolg, der ihr das endgültig bestätigt. Dennoch war es schon auch auffällig, dass sich Megan anders dargestellt hat, wenn man mit ihr in der Geschichte ist als nur durch die Augen anderer. Sie ist sicherlich immer noch die extrovertierte Figur, keine Frage, aber ich fand sie nicht mehr so flippig, nicht mehr so ohne Filter. Richtig vermisst habe ich das aber nicht, denn das vollumfängliche Bild hat mir gut gefallen, weil ihre sehr mitfühlende Art immer deutlicher wurde und sie hat so wunderschöne Dinge für Cam getan. Genauso ihre Leidenschaft, die sie ins Le Petit gesteckt hat. Ich fand es genial, welche große Rolle das Café eingenommen hat, es war quasi das gemeinsame Baby, was sie einmal ganz auf den Kopf gestellt hat und wieder neu aufgebaut haben und es passte symbolisch sehr gut zu ihrer Beziehung. Insgesamt mochte ich sowohl den Handlungsverlauf als auch die Beziehung der beiden sehr.

Ein Kritikpunkt ist am Ende vielleicht noch, wie die Trennung herbeigeführt wurde. Ich fand es zu dramatisch, zu endgültig und auch irgendwie zu hart, zumal es zulasten von Megan ging, während sich Cam großartig verhalten hat. Den größeren Zeitsprung habe ich aber mitgetragen, weil ich es als Botschaft auch wichtig fand, sich für sich selbst zu verwirklichen und die Partnerschaft als Bonus zu sehen, aber nicht als Minimum des eigenen Seins. Ich fand es insgesamt auch wieder großartig, wie die anderen beiden Paaren reingewoben wurde und dass es auch bei ihnen noch um die Ecke weitergeht. Es zeigt, dass hier wirklich eine kleine Welt entstanden ist, wo alles Klick macht und ich lasse es tatsächlich mit etwas Wehmut zurück, auch wenn ich zustimme, dass der Schlusspunkt hier angebracht ist.

Fazit: „Verliebe dich. Nicht“ braucht keinen zweiten Band, um die gemeinsame Geschichte von Megan und Cam in den Blick zu nehmen, denn hier hat Laura Kneidl auf den Punkt eine mitreißende und süße Liebesgeschichte erzählt, die durch das Café ein schönes Sinnbild hat. Es war für mich ein extrem runder Abschluss und auch nochmal eine Steigerung gegenüber April und Gavin.

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Veröffentlicht am 16.02.2024

KI + Esacpe Rooms, aber Charaktere?

Die Burg
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Ursula Poznanski wird wohl immer für mich mit einem entscheidenden Aha-Moment verbunden sein und das durch „Erebos“. Ich hatte damals so ein Buch noch nie gelesen, weswegen das Grenzen Aufzeigen von Technik ...

Ursula Poznanski wird wohl immer für mich mit einem entscheidenden Aha-Moment verbunden sein und das durch „Erebos“. Ich hatte damals so ein Buch noch nie gelesen, weswegen das Grenzen Aufzeigen von Technik und wie weit man es damit treiben kann, sich sehr spannend inszeniert anfühlte. Danach habe ich bei Poznanski immer mal wieder zugegriffen, zuletzt auch bei ihrer Krimireihe (die mir gefallen hat), aber so die anderen Bücher, die in Richtung „Erebos“ gingen, da war es immer etwas schwierig. Als ich nun aber auf „Die Burg“ aufmerksam wurde, war ich gleich neugierig, denn KI, auch dank Chat GPT ganz aktuell ist in aller Munde und immer wieder wird auch auf damit verbundene Gefahren gegenüber den Vorteilen aufmerksam gemacht. Deswegen dachte ich gleich, das ist ein ideales Thema gepaart mit den geliebten Escape Rooms, wo ich gerne mal reinschaue, ob „Erebos“ zumindest vom Gefühl her noch einmal reaktiviert wird.

Es geht gleich mittendrin los, denn unsere wichtigste Perspektive mit Maxim ist gleich schon an der Burg angekommen, wo er eine ganz neue Vision von Escape Rooms mit anderen austesten soll. Neben ihm werden noch einige andere Figuren eingeführt und wir haben die Spielleiter bzw. ITler etc., die dafür sorgen wollen, dass alles reibungslos verläuft und das haben wir personifiziert durch Alissa. Mir fiel es etwas schwer, mit den Figuren mich wirklich einzuleben, weil natürlich auch Tempo in der Handlung ist. Das macht es für Charakterstudien natürlich schwieriger, aber ich fand es im weiteren Verlauf dennoch sehr unglücklich, dass wir mit Poznanski an den zwei Perspektiven kleben. Wenn man Maxim dann wenigstens abwechselnd mit den anderen hätte interagieren lassen, dann hätte man mehr Möglichkeiten gehabt. Bei Alissa wiederum war sie schon das Problem. Ich fand sie nicht unsympathisch, aber sie war eher funktionell und charakterlich austauschbar. Das hat sich durch das ganze Buch gezogen. Auch wenn es je nach Genre andere Anforderungen gibt, aber greifbare Figuren, die man verstehen kann, selbst wenn sie einem völlig charakterlich entgegen sind, sind die kein Standard?! Für mich hat das beim Lesen doch einiges genommen, auch weil ich so am Ende noch viele Fragen hatte, die nicht nötig gewesen wären.

„Die Burg“ lebt von sehr viel Vorstellungskraft, weil die verschiedenen Rätsel immer wieder in andere Szenarien führt. Das für mich etwas herausfordernd, weil ich leider einfach nicht so eine anbetungswürdige Vorstellungskraft wie andere habe. Aber das werfe ich der Autorin natürlich nicht vor, das ist meine individuelle Sache. Dadurch, dass es für mich aber so schwierig war, würde ich generell sagen, dass es auf jeden Fall gut gemacht war. Poznanski muss sehr detaillierte Vorstellungen gehabt haben. Ich selbst habe mich eher an die Rätsel geklammert, da ich selbst schon in Escape Rooms war und da sind gewisse Tendenzen immer wiederholend und das war meine Ebene. Sehr interessant war sicherlich auch die Ebene, wo die KI die Teilnehmer mit sehr persönlichen Sachen konfrontiert, die die meisten verdrängen wollen. Das fand ich sehr reizvoll, ist aber dann immer unwichtiger geworden, obwohl es für die Charakterebene ideal gewesen wäre. Dazu war ich überrascht, wie düster es inhaltlich geworden ist. Kein Wunder, dass Poznanski hier keine jugendliche Zielgruppe direkt ins Visier genommen hat, denn es passiert einiges, wo es einen belastbaren Magen braucht.

Die ganze Brutalität hat letztlich aber vor allem die Botschaft des Buchs unterstrichen. Ich hatte kein Gefühl dafür, wie es wohl ausgeht, was schon sehr positiv war. Am Ende gab es auch noch Wendungen, die ich niemals so vermutet hätte. Insgesamt zeichnet das ein Bild, was nachdenklich macht. Poznanski hatte hier definitiv etwas zu sagen und das ist bei mir auch angekommen. Aber ich hätte „Die Burg“ ganz sicher lieber gehabt, wenn es auf der Charakterebene ein anderes Niveau gegeben hätte.

Fazit: „Die Burg“ ist thematisch brandaktuell, aber das kann man bei Ursula Poznanski eigentlich immer einplanen. Hier haben mir die Botschaften, die Verbindung zu Escape Rooms und die durchgehende Spannung gut gefallen. Aber auf der Charakterebene war ich in vielen Belangen enttäuscht. Auch die Wahl der Perspektiven war nicht ideal, weswegen ich insgesamt ein gutes Buch gelesen habe, was aber noch besser hätte sein können.

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Veröffentlicht am 14.02.2024

Humorvolle Gegensätze in Napa Valley

Secretly Yours
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Von Tessa Bailey habe ich bislang noch nichts gelesen, obwohl sie mir namentlich dank Kyss auf jeden Fall bekannt war. Bei „Secretly Yours“ habe ich nun zugegriffen, weil ich das ganze Setting mit dem ...

Von Tessa Bailey habe ich bislang noch nichts gelesen, obwohl sie mir namentlich dank Kyss auf jeden Fall bekannt war. Bei „Secretly Yours“ habe ich nun zugegriffen, weil ich das ganze Setting mit dem Weingut und Thema Kleinstadt sehr interessant und vielversprechend fand.

Zunächst muss ich sagen, dass ich mit dem Schreibstil meine Freude, aber auch kleine Ärgernisse hatte. Mir hat es zunächst gefallen, wie extrem die Kontraste doch waren, die aufeinandergetroffen sind. Hallie als sehr chaotischer Mensch, die schnell ausspricht, was sie denkt und die sich auch herrlich auf Kleinkriege einlässt. Dagegen dann Julian, der so akkurat und korrekt und keinesfalls spontan ist. Auch wenn das insgesamt natürlich sehr übertrieben war, vor allem Julian, wie ich finde, so hat es hier für mich gepasst, weil es für viele humorvolle Sequenzen gesorgt hat. Das ist dann auch das zweite Highlight, denn man kann viel Lachen und Schmunzeln, auch mit Natalie oder Lavinia. Es war sicherlich sehr hilfreich, dass auch bis in die Nebenrollen hinein der Stil beibehalten wurde, so dass auch die Beziehungen untereinander einen gewissen Pepp hatten. Dennoch ist auch eine gewisse Tiefe nicht zu kurz gekommen. Hallie und Julian haben zusammen sehr intensive Momente mit ehrlichen Worten, aber auch abseits davon sind die Beziehungen so gestaltet, dass man sich gut hineinversetzen kann, weil es neben dem gemeinsamen Spaß auch Ernst gibt, wo die Figuren sich jeweils versichert bekommen, dass sie auch sein können, wer sie sind.

Was ich nun als etwas störend empfunden habe, das ist die Sprache, wenn es an die expliziteren Szenen geht. Ich habe nichts gegen erotische Szenen, aber hier fand ich die Sprache für mich persönlich zu derb. Denn, wenn es in der zweiten Hälfte, dann auch mal heiß wird, dann hatte ich stellenweise das Gefühl, die Figuren wurden einmal ausgetauscht. Bei Hallie war das so deutlich nicht, aber Julian? Er war mir öfters da völlig drüber. Also sexy hin oder her, aber es muss auch irgendwie passen. Hier dachte ich jedenfalls mehrfach: Hat er jetzt nicht gesagt, oder? Mit Julian ist aber auch ein Umstand verbunden, den ich als sehr wichtig empfand, weil er in Angstsituationen offenbar in einen Zustand verfällt, wo er sich selbst gar nicht mehr so wahrnimmt und auch sein Zeitgefühl verliert. Auch wenn das nicht medizinisch-exakt angepackt wurde, aber ich fand es als Element hier sehr interessant, auch weil es zu seinem Charakteraufbau und warum er sich so abseits der Familie entwickelt hat, sehr gut passte.

Zum anderweitigen Handlungsverlauf ist es für mich so, dass die Sache mit den geheimen Briefen für mich völlig okay war, weil ich auch selbst bestens weiß, dass etwas niederschrieben oft viel einfacher ist, als es auszusprechen. Wie sie sich aber auch abseits der Briefe näher gekommen sind, war auch mit lustigen Momenten verbunden, wie der Käseklau, herrliche Szene. Auch Hallies Weg dahin, den Laden ihrer Oma mit mehr Selbstbewusstsein zu führen oder Julian, der sich speziell seiner Mutter und der Arbeit auf dem Weingut wieder annähert, das war auch überzeugend. Am Ende war einiges etwas forciert. Da ist der Showdown noch etwas künstlich verlängert worden, nur um am Schluss aber an passenden Symbolen auszukommen.

Fazit: „Secretly Yours“ ist für mich eine insgesamt unterhaltsame Liebesgeschichte gewesen, die ich durch das Hörbuch gut von Isabel Jakob nähergebracht bekommen habe. Es gab viel zum Lachen und auch die Spiele mit Klischees passen hier gut hinein. Es war mehr Tiefe geboten, als ich vielleicht ursprünglich gedacht hätte, dafür tat ich mich mit der Sprache bei spicy Szenen schwerer. Insgesamt aber wirklich gut.

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Veröffentlicht am 12.02.2024

Puzzle mit nicht passenden Teilen

Was die Sterne dir schenken
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Dani Atkins ist aus meinem Bücherregal einfach nicht mehr wegzudenken. Auch wenn ihre Bücher auf eine Art natürlich einen roten Faden repräsentieren, so ist ihr Umgang mit leicht übernatürlichen Elementen ...

Dani Atkins ist aus meinem Bücherregal einfach nicht mehr wegzudenken. Auch wenn ihre Bücher auf eine Art natürlich einen roten Faden repräsentieren, so ist ihr Umgang mit leicht übernatürlichen Elementen immer das, was mich besonders reizt. Denn was hat sie sich diesmal ausgedacht, welche andere unsichtbare Ebene nimmt sie diesmal in den Fokus? Denn davon ausgehend entwickeln sich höchst unterschiedliche Geschichten.

„Was die Sterne dir schenken“ startet gut, denn der Prolog ist sehr spannend geschrieben und bindet sofort an die Geschichte, indem man gemeinsam mit den Ärzten um Amelias Leben bangt. Danach gibt es einen Sprung zu Lexi und hier wird die Geschichte erstmal etwas zäher, denn dann folgt die klassische Einführung in die Handlung. Viele Infos, viel Hin und Her zwischen Gegenwart und Vergangenheit, aber man saugt alles wie ein Schwamm auf. So kommt dann eins schließlich zum anderen und wir gelangen zu dem Punkt, wo der Klappentext eintritt. Es ist dann auch der Beginn in Bezug auf das Übernatürliche, denn man fragt sich natürlich, wie kann Amelia einen Mann haben, von dem niemand etwas weiß? Ich war sehr gespannt auf mögliche Erklärungen und habe fleißig Theorien entworfen, was für mich immer ein spannender Aspekt ist. Parallel dazu schleichen sich aber immer mehr Aspekte ein, die mich ein wenig gestört haben. Zum einen ist das die Darstellung von Amelia, die mir sehr lange unsympathisch ist. Dabei wäre die Aufgabe wohl eher gewesen, mit ihr mitzufühlen. Dazu wird sie für einen langen Mittelteil auch immer mehr zu Statistin, was ich in der Entscheidung nicht ganz nachvollziehen konnte. Umgekehrt ist aber auch Lexi zunehmend eine Protagonistin, die immer wieder Entscheidungen trifft, wo man etwas mit hadert, weil man nicht ganz weiß, was sie sich eigentlich dabei denkt.

In diese holprigen Baustellen hinein erzählt uns „Was die Sterne dir schenken“ dann eine Liebesgeschichte, die ich gerne viel lieber gemocht hätte. Es war seltsam und ich kann es auch nicht wirklich packen, warum der Funken nicht übergesprungen ist. Sicherlich ist das angesprochene Verhalten von Lexi ein Grund, denn an Nicks Stelle hätte ich sie wohl gar nicht wiedersehen wollen. Aber es wird durchgezogen und dann gleich mit Tempo 200. Man merkt, dass bei der Liebesgeschichte viel Gas gegeben wird, um sie auf ein bestimmtes Niveau zu heben, damit der Rest der Geschichte wirkt. Jedoch ist das natürlich immer risikoreich, weil abseits von Liebe auf den ersten Blick sich natürlich dennoch etwas entwickeln muss, was etwas von Beständigkeit und Verständnis signalisiert. Das ist hier etwas überschlagen worden, obwohl es natürlich sehr süße Momente gab. Mir hat beispielsweise auch gefallen, wie Lexi eine alte Beziehung beendet. Ohne Frage gab es also auch starke Momente.

Wenn der Showdown dann eingeläutet wird, dann kommen die einzelnen Handlungselemente wieder besser zusammen. Einigen Sachen wird sich eher nebenbei entledigt, beispielsweise auch dem übernatürlichen Element, was mich etwas gestört hat, dafür gab es aber eine Überraschung, die alles auf den Kopf gestellt hat. Das wirkte etwas übereilt für die wenigen Seiten, die noch ausstanden, auch wenn es sich in die Geschichte insgesamt logisch eingefügt hat. Weiterhin werden uns dann viele Zeitsprünge geboten, die auch irgendwie verständlich waren, aber etwas Emotionalität genommen haben. Das Ende ist dann sicherlich auf eine Art herausfordernd. Es passt zum Gesamtbild, es macht nachdenklich, man stellt sich unweigerlich auch selbst Fragen. Ich konnte letztlich mit leben, aber vielleicht auch nur so gut, weil ich insgesamt zu sehr eine Geschichte bekommen, wo nicht vieles zusammen passte, da hatte es der Abschluss dann leichter.

Fazit: „Was die Sterne dir schenken“ ist leider nicht eines der stärkeren Werke von Dani Atkins, vielleicht sogar eines der schwächsten. Auch wenn man dank ihres Stils wieder durchpflügt, so ist es auf der Handlungsebene oft enttäuschend. Vieles passte nicht recht zusammen. Die Schwestern sind in einigen Abschnitten drüber und in dem Kontext hat es auch die Liebesgeschichte nicht leicht. Gut zu lesen, aber bringt auch viele Fragen auf.

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