Cover-Bild Was wir scheinen
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24,00
inkl. MwSt
  • Verlag: Eichborn
  • Themenbereich: Belletristik - Belletristik: zeitgenössisch
  • Genre: Romane & Erzählungen / Sonstige Romane & Erzählungen
  • Seitenzahl: 576
  • Ersterscheinung: 26.02.2021
  • ISBN: 9783847900665
  • Empfohlenes Alter: ab 16 Jahren
Hildegard E. Keller

Was wir scheinen

Roman

Man soll sich selbst nicht in die Karten schauen, sagt Hannah Arendt, aber im Sommer 1975 tut sie es trotzdem. Sie reist ein letztes Mal in das Tessiner Dorf Tegna, um Urlaub zu machen. Im Tessin fliegen ihre Gedanken nach Paris, Berlin, New York und Jerusalem, zurück an den Eichmann-Prozess im Jahr 1961. Die Kontroverse um ihr Buch Eichmann in Jerusalem forderte einen Preis, über den sie nie gesprochen hat. In ihrem letzten Sommer denkt sie an die prägenden Begegnungen ihres Lebens und auch an die Poesie, die wieder zu ihr zurückkehrt.

»Das ist ja das Einzige, was wir fürchten, wenn wir uns vor dem Ende bangen. Nicht den Tod, sondern diese Welt zu verlieren.«

Der Roman einer großen Lebensreise.

Mehr zum Buch und seiner Entstehungsgeschichte finden Sie hier.


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Lesejury-Facts

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 10.03.2021

Hannah

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Im Sommer 1975 will sich Hannah Arendt eine letzte Auszeit gönnen, vom Alltag, aber nicht vom Denken. Im Tessin kommt sie zur Ruhe, und lässt dabei gleichzeitig wichtige Stationen in ihrem Leben vorüberziehen. ...

Im Sommer 1975 will sich Hannah Arendt eine letzte Auszeit gönnen, vom Alltag, aber nicht vom Denken. Im Tessin kommt sie zur Ruhe, und lässt dabei gleichzeitig wichtige Stationen in ihrem Leben vorüberziehen. Dazu zählt der Eichmannprozess `61, ihre Flucht aus Deutschland, viele prägende Gespräche mit Mentoren und anderen großen Denkern ihrer Zeit.

Hannah Arendt ist mir wie sicherlich den meisten ein Begriff, auch wenn ich über sie nicht allzu viel weiß. Nach der Lektüre bin ich ein bisschen schlauer, auch wenn man Kellers Roman nicht als Biografie verstehen sollte. Aber er gibt einen wirklichen guten Einblick in Arendts Denken. Dies geschieht oft in Dialogen mit anderen, z.T. namhaften Autoren bzw. Philosophen, z.T. in Fragerunden mit fiktiven Studenten. Dieser Umstand macht das Geschehen sehr lebendig, und zeigt wie facettenreich Arendts Wirken war. Auch Arendts eher stille Seite, ihre Liebe zur Lyrik wird deutlich; Gedichte sind immer wieder eingestreut, werden diskutiert, auf Postkarten verschickt, oder einfach nur genossen. Ich mochte diese kleinen Auflockerungen sehr. An den Stil der Autorin musste ich mich erst etwas gewöhnen, auch an die Zeitsprünge; zudem war mir nicht immer sofort klar, mit welchen Personen sich Arendt trifft, schreibt, spricht, was das Verständnis etwas erschwert hat. Ich hatte erwartet, dass der Prozess um Eichmann mehr Raum einnimmt, oder zumindest der Inhalt von Hannahs Buch stärker im Fokus steht. Zwar wird er immer wieder erwähnt, aber von Arendts Haltung erfährt man trotzdem nicht gar so viel. Der Roman wirkt insgesamt schon rund, trotzdem bleiben am Ende für mich noch Fragen offen, weil mir die Hintergrundinfos fehlen, sodass das Leseerlebnis und die Take-Home-Message sicherlich etwas gelitten haben.

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Veröffentlicht am 10.04.2021

Ein Leben in zarten Tönen wiedergegeben

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Hannah Arendt reist 1975 ein letztes Mal von New York in die Schweiz. Hier möchte sie noch einmal ihr bewegtes Leben Revue passieren lassen. Die Flucht aus Deutschland nach Frankreich und schließlich in ...

Hannah Arendt reist 1975 ein letztes Mal von New York in die Schweiz. Hier möchte sie noch einmal ihr bewegtes Leben Revue passieren lassen. Die Flucht aus Deutschland nach Frankreich und schließlich in die USA, sowie der Eichmann-Prozess in Jerusalem spielen eine tragende Rolle.

In ruhiger, ja teils poetischer Sprache, lässt Hildegard E. Keller die Leser teil an Ausschnitten aus Hannah Arendts Leben haben. Sie blickt immer wieder auf Gespräche mit ihr wichtigen Personen zurück. So trifft sie zum Beispiel auf die junge Ingeborg Bachmann und lädt sie zum Kaffee ein.

Ich persönlich fand den Roman etwas langatmig. Das wirklich Interessante im Leben von Hannah Arendt, wie der Eichmann-Prozess oder ihre Flucht aus einem Internierungslager in Frankreich, spielen nur am Rand eine Rolle. Es wird sehr viel gesprochen und reflektiert. Das kann ganz schön ermüdend sein.
Wer aber die poetische Seite von Hannah Arendt zu schätzen weiß, wird bei dem Roman auf seine Kosten kommen. Die Autorin zitiert immer mal wieder aus den Gedichten und zeigt somit auch die eher unbekannte Seite Arendts.
Auf Spannung wird in diesem Buch weitgehend verzichtet. Es sind eher die poetischen, leisen Töne, die Hildegard E. Keller hier anklingen lässt.

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Veröffentlicht am 11.03.2021

Biografischer Roman der mich leider nicht fesseln konnte

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In diesem Roman geht es um das Leben von Hannah Arendt. Es ist eine Biografie aber eher im Stil eines Romans. Um ehrlich zu sein war mir Hannah Arendt bis jetzt kein Begriff. In dem Buch werden wir durch ...

In diesem Roman geht es um das Leben von Hannah Arendt. Es ist eine Biografie aber eher im Stil eines Romans. Um ehrlich zu sein war mir Hannah Arendt bis jetzt kein Begriff. In dem Buch werden wir durch das Leben von Hannah geführt. Etwas verwirrend fand ich das es leider nicht in chronologischer Weise geschieht. In dem Buch gibt es viele Dialoge was es aufgelockert hat. Auch sind ab und zu kleine Gedichte von Ihr eingefügt was ich sehr schön finde. Das Buch war für mich sehr anstrengend zu lesen. Es ist kein buch das man mal eben nebenbei lesen kann sondern eine sehr intensive Lektüre. Und leider fand ich das Thema und ihr Leben nicht so interessant, wodurch ich beim lesen des Buchs einige Hänger hatte. Das für mich wirklich interessante, der Eichmannprozess, wurde nicht wirklich ausführlich behandelt was ich dann wiederum schade fand. Für Leute die schwere Lektüre gerne lesen und mehr über das Leben von Hannah Arendt erfahren wollen, empfehle ich es trotzdem weiter!

Veröffentlicht am 15.04.2022

Man kommt Hannah Arendts Denken zwar näher, aber das Buch fesselt nicht und es mangelt an benötigten Informationen und authentischen Dialogen.

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Im Roman begleitet man die Philosophin Hannah Arendt auf ihrer letzten Reise 1975 von New York in die Schweiz. Dabei wird ihr Alltag beschrieben und in Rückblicken erfährt man von ihren zurückliegenden ...

Im Roman begleitet man die Philosophin Hannah Arendt auf ihrer letzten Reise 1975 von New York in die Schweiz. Dabei wird ihr Alltag beschrieben und in Rückblicken erfährt man von ihren zurückliegenden Reisen, ihrem Werdegang und ihren Beziehungen.

Durch das Buch hat man das Gefühl, Hannah Arendt wirklich kennenzulernen: In Dialogen fallen Zitate, die man ihr zuordnet oder man entdeckt charakteristische Eigenschaften, die man auch schon aus Interviews kennt. Sehr gefallen haben mir die eingestreuten Gedichtfragmente! All das macht sie menschlicher. Der anfänglichen Bewunderung gesellt sich jetzt auch Verständnis gegenüber Arendt hinzu.

Gleichzeitig kommen Zweifel und Verwirrungen hinzu: Hätte diese Szene wirklich so stattfinden können? Ist das wirklich eine Anekdote aus ihrem Leben oder ist sie erfunden? Die Vermischung von Realität und Fiktion ermöglicht zwar diesen biografischen Roman, aber sie hat zumindest mich während des Lesens immer wieder kurz innehalten lassen, weil ich mich nicht wie sonst in Romanen einfach fallen lassen konnte.

Ich bringe ein wenig Grundwissen über Arendt mit. Einerseits aus dem Film von Margarethe von Trotta, aber auch im Bereich der politischen Philosophie. Was mich also am meisten an diesem Buch fasziniert hat, war die Herleitung ihres Denkens zu lesen, ihre Gedankengänge nachzuvollziehen. Der von ihr geprägte Begriff «Banalität des Bösen» im Zusammenhang mit dem Eichmannprozess sind spannend und nachvollziehbar beschrieben. Trotzdem sind viele Namen und Begriffe gefallen, die ich nicht zuordnen konnte. Dass viele ihrer Freunde lange auch mit Spitznamen genannt wurden, machte es nicht einfacher. Darauf folgte dann immer eine fünfminütige Recherche, die mich aus dem Lesefluss riss (und mich mit der Zeit nervte).

Zwischen diesen interessanten Schilderungen und Gedanken muss man sich durch viel zu lange Kapitel schlagen, unzählige Hotelangestellte und Kellner kennenlernen, die wirklich nicht wichtig sind und – zu meinem Entsetzen – belanglose, nicht enden wollende Dialoge lesen. Vor allem wirkten diese Dialoge so, als hätte Keller diesen unbedingt mit langen Ausführungen mehr Bedeutung verleihen wollen, was nicht geklappt hat.

Die Schilderungen des Eichmannprozesses gefielen mir wirklich gut. Zu Beginn war es auch das, was mich durch das Buch gezogen hat. Doch nach der Hälfte ist dieser vorbei und ich musste mich zum Weiterlesen zwingen. Die langen Kapitel halfen dabei nicht.

Dementsprechend kann ich auch nicht von Spannung sprechen. Denn dieses Buch ist in erster Linie immer noch ein Roman (steht zumindest auf dem Cover). Aber er scheint nicht Spannung aufbauen oder zumindest irgendwie mit den Leser:innen spielen zu wollen. Und im Leben von Arendt gibt es einiges, was einen als Leser:in hätte für einen Moment fesseln können. Stattdessen ist es eine simple Aneinanderreihung von Szenen, von denen der grösste Teil nicht mal relevant für das weitere Geschehen des Buches ist.

Somit lässt sich für mich auch nicht die Zielgruppe dieses Romans bestimmen. Für Philosophieinteressierte, die sich schon mit Hannah Arendt beschäftigt haben, wird wenig Neues dabei rausspringen. Leute, die Hannah Arendt nicht kennen, werden das Buch nur mit zeitgleicher Recherche beenden und verstehen können. An wen ist dieser Roman gerichtet?

Trotzdem hat mich das Buch dazu angeregt, mehr über die Ansichten und Theorien der bedeutenden Denkerin Hannah Arendt lernen zu wollen.

Fazit
Der Autorin ist es gelungen, Hannah Arendt nahbar und authentisch darzustellen. Trotzdem kommen während des Lesens Zweifel auf, ob diese Szene wirklich so hätte stattfinden können. Weiter muss man sich in langen Kapiteln mit (leider) belanglosen Dialogen herumschlagen. Und obwohl es ein Roman ist, kommt leider nie wirklich Spannung auf. Sehr gefallen hat mir die Schilderung des Eichmannprozesses und wie sich Arendts Denken daraus entwickelte.

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Veröffentlicht am 24.02.2021

Nicht die Intensität wie erwartet

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„Was wir scheinen“ ist der erste Roman von Literaturprofessorin und -kritikerin Hildegard E. Keller und befasst sich mit der politischen Theoretikerin und Publizistin Hannah Arendt. Von 2009 bis 2019 war ...

„Was wir scheinen“ ist der erste Roman von Literaturprofessorin und -kritikerin Hildegard E. Keller und befasst sich mit der politischen Theoretikerin und Publizistin Hannah Arendt. Von 2009 bis 2019 war Hildegard E. Keller Jurorin beim Ingeborg-Bachmannpreis in Klagenfurt.

„Was wir scheinen“ ist ein Roman. Die in ihm erfundenen Welt ist von historischen Fakten inspiriert, durch Recherchen in historischen Quellen gestützt und insgesamt doch eine Schöpfung der Autorin.“

Es fällt anfangs schwer, der Hauptfigur nahe zu kommen. Die Geschichte wird in zwei Handlungssträngen erzählt und führt in unterschiedliche Jahrzehnte und Lebensabschnitte. Der Roman startet mit der Reise nach Tegna am 25. Juli 1975 und einem letzten Sommer. „Immer wieder adoptierte der Traum Satzfetzen. Welcher Instinkt leitete ihn? Wie schon so oft hatte sie die Stimme mit dem rollenden R gehört, die Stimme aus dem Glaskasten oder auch vom Tonband.“ Der zweite Handlungsstrang beginnt in Manhattan 1941 und befasst sich mit der Flucht und dem Ankommen. Als roter Faden erweist sich bald der Eichmann-Prozess. Die Eindrücke von Journalistin und Gerichtsbeobachterin Hannah Arendt finden sich in Leben und Werken wieder. Erinnerungen an den Strafprozess und Verbrecher im Glaskasten verfolgen sie bis ins hohe Alter. Der Erzählstil hat etwas Unnahbares. Geschichtliches wird in Dialoge verpackt, Themen wechseln, Gespräche ufern aus. Der Fokus liegt so sehr auf den Dialogen. Herausstechen besondere Begegnungen, wie im Museum. Hannahs direkte Art auch beim Schreiben macht sie sympathisch. Heinrich und sie sind ein interessantes Paar. Schnupper und Stups, die Spitznamen untermalen das Warmherzige. Highlights sind auch die Gedichtfragmente, die immer wieder in die Geschichte eingestreut werden. Wegbegleiter, Loyalität und Freundschaft spielen eine wichtige Rolle. Hannahs Einsatz für die Wahrheit beeindruckt. „Wenn Sie sich dem Selberdenken verschreiben, werden Sie die Leute verwirren. Nicht per se durch das, was Sie denken, sondern durch die Tatsache, dass Sie selber denken.“ Der Schlagabtausch mit den Studenten ist unterhaltsam. Hannahs Ansichten geben Denkanstöße und animieren dazu, die Perspektive zu wechseln. Manchmal ist das Band zwischen Leser und Roman bzw. Hauptfigur etwas fadenscheinig. Die streitbare, eigenwillige Hannah gefällt.

Das Cover setzt den Fokus auf den Titel. Die Gestaltung ist zu blass und unauffällig. Ein Untertitel mit einem Hinweis auf Hannah Arendt hätte zusätzliches Interesse wecken können. „Was wir scheinen“ hat nicht die erwartete Intensität und droht öfters den Leser zu verlieren. So manches Zitat hinterlässt Eindruck. „Vielleicht ist das, was einem Menschen geschieht, nur dazu da, seine Eigentümlichkeit zu vollenden.“

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