Eine packende und aufwühlende Familiensaga, die ich gerne weiter empfehle
Hangeck, März 1943:
Charlotte, Paul und Ilse sind seit Kindesbeinen an beste Freunde. Das Trio liebt es, im Sommer im See zu schwimmen und überhaupt viel Zeit miteinander zu verbringen.
Doch in diesem ...
Hangeck, März 1943:
Charlotte, Paul und Ilse sind seit Kindesbeinen an beste Freunde. Das Trio liebt es, im Sommer im See zu schwimmen und überhaupt viel Zeit miteinander zu verbringen.
Doch in diesem Jahr ist alles anders. Selbst in ihrem kleinen, beschaulichen Dörfchen im Sauerland, gibt es nun Bewohner, die jüdischen Mitbewohnern das Leben schwer machen; darunter Ilses Vater, ein glühender Verehrer der deutschen Führung.
Als die Eltern eines kleinen Jungen deportiert werden und die Behörden auch ihn fassen wollen, handelt Charlottes Vater, ein Lehrer beherzt und versteckt ihn in seinem Haus.
Das hat weitreichende Folgen, auch für Charlotte, die sich aus Sorge, dass ihre Freunde womöglich vorbeikommen könnten, eine Weile rar macht.
Ilse, die ein Auge auf Paul geworfen hat, scheint das nicht besonders zu stören. Dazu ist sie viel zu narzisstisch, doch Paul ist traurig, denn er hat sich in Charlotte verguckt…
London 2018:
Die neunzigjährige Charlotte ist wie elektrisiert, als sie erfährt, dass ihr altes Heimatdorf im Sauerland, das viele Jahrzehnte, einst für einen Stausee geflutet, unter Wasser stand wieder aufgetaucht ist. Sie will die Chance ergreifen noch einmal nach Hangeck zu reisen, zusammen mit ihrer Enkelin Hannah, einer Fotografin.
Auf ihrer Reise lernen sie einen smarten Schweizer kennen, der beiden sogleich sympathisch ist. Als Charlotte und Hannah jedoch erfahren, welcher Familie er entstammt, sind sie wie elektrisiert. Gerne nehmen sie eine Einladung in die Schweiz an…
Da ich Familiensagas liebe, in denen dunkle Familiengeheimnisse aufgedeckt werden und der Handlungsstrang, der in der Vergangenheit spielt, zudem ganz in der Nähe meiner Heimatstadt Dortmund angesiedelt wurde, konnte ich einfach nicht widerstehen, mir dieses Buch zuzulegen.
Die Autorin erzählt auf eine sehr lebhafte und unter die Haut gehende Art und Weise, so dass man als Leser gebannt Charlottes Werdegang verfolgt und betroffen ist von ihren Erlebnissen und ihrem Verlust. Das liegt aber vor allem daran, dass Charlotte eine sehr starke und sympathische junge Frau ist, die engagiert zur Tat schreitet. Etwas, das sie mit Paul gemeinsam hat.
Auch der Handlungsstrang, der in der Gegenwart spielt, ist packend- die Suche nach dem Herzcollier lässt einen beim Lesen nicht los und man mag das Buch zwischenzeitlich nicht zur Seite legen. Allerdings fand ich manche Einflechtungen ein wenig „too much“. Etwa die Sache mit der rachsüchtigen Verlobten, die sogar vor einem Mord nicht zurückschrecken würde um ihr Ziel zu erreichen oder den hin und hergerissenen jungen Schweizer, der am Ende ein wenig wankelmütig und zickig erscheint. Daher habe ich bei meiner Bewertung einen Punkt abgezogen. Jedoch ist mein Kritikpunkt Meckern auf hohem Niveau, denn der Roman ist unterhaltsam und gut geschrieben und konnte mich, emotional gesehen, voll abholen.
Sophia Hartlieb, die auch unter den Pseudonymen Rana Wenzel, Cara Lay und Cara Maria Cardenes Romane schreibt, hat hier ein unter die Haut gehendes und betroffen machendes Stück deutscher Geschichte mit einer unterhaltsamen Familiensaga verwoben.
Kurz gefasst: Eine packende und aufwühlende Familiensaga, die ich gerne weiter empfehle.