Kein Grund für Optimismus
Der amerikanische Autor T.C. Boyle ist ein sehr produktiver Schreiber. Der inzwischen 75Jährige bringt fast in jedem Jahr ein neues Buch heraus. Fan‘s lieben seinen unnachahmlichen Stil und seine schrägen ...
Der amerikanische Autor T.C. Boyle ist ein sehr produktiver Schreiber. Der inzwischen 75Jährige bringt fast in jedem Jahr ein neues Buch heraus. Fan‘s lieben seinen unnachahmlichen Stil und seine schrägen Charaktere.
Sein neuester Roman „Blue Skies“ ist in nicht allzu ferner Zukunft angesiedelt und erzählt wie „der Amerikaner“ in einer von der Klimakatastrophe veränderten Welt zurechtkommt und wie er auf die seit langem bekannten Probleme reagiert….., kurz gesagt gar nicht.
Der Autor fokussiert sich in seinem Roman auf eine Familie. Mutter Ottilie und Vater Frank, sowie der erwachsene Sohn Cooper leben im Dürre geplagten Kalifornien. Ein Hitzerekord jagt den nächsten, Waldbrände sind eine ständige Gefahr. Tochter Cat erlebt in Florida das nicht weniger dramatische Gegenteil, Stürme, Hurrikans und Überschwemmungen.
Eine der fragwürdigsten Charaktere in Boyle‘s Personalkarussell ist zweifellos Cat. Sie ist schnell gelangweilt bei dem andauernden Regen. Da macht das Strandhaus, dass ihr Partner Todd geerbt hat, der fast ständig als „Bacardi-Botschafter“ unterwegs ist, um irgendwo Parties zu schmeißen, nicht wirklich viel Spaß. Gerne möchte sie Influenzerin werden und um dieses Ziel schnell zu verwirklichen hat sie die fatale Idee sich eine Schlange mit einem hübschen Muster zuzulegen. Foto‘s mit Schlange würden quasi wie von selbst für die nötigen Klickzahlen sorgen. Nüchtern betrachtet vielleicht eine blöde Idee, aber wer kann dieses Wetter schon nüchtern ertragen.
In Kalifornien versucht Ottilie ihre Ernährung auf Insekten als Eiweißquelle umzustellen, bestärkt von ihrem Sohn, der Entomologe ist und fatalerweise durch seine Liebe zu den Insekten fast zu Tode kommt.
Die Naturereignisse werden beiläufig in die Geschichten der Menschen eingeflochten, so wie auch wir schon heute die Überflutung hier, den Waldbrand da ohne große Reaktion zur Kenntnis nehmen. Gerade dieses. Beiläufige ist erschütternd und hat mich beim Lesen mit Unruhe erfüllt, denn es ist leider nur allzu realistisch. Auf der einen Seite gibt man sich umweltbewusst, verzichtet auf Fleisch, stellt die Ernährung um, aber ein Pool im Garten gehört in Kalifornien zum Lifestyle, Klimawandel hin oder her. Dererlei Beispiele gibt es viele. Es ist insofern kein schönes, aber ein sehr lesenswertes Buch. Boyle hält uns mit viel schwarzem Humor, der einem erwartungsgemäß im Halse stecken bleibt, den Spiegel vor. Am Ende zerstört er nicht alle Hoffnungen , lässt einen Funken Zuversicht zurück, aber dennoch bleibt man als Leser sehr nachdenklich und ernüchtert zurück.
Unbedingt lesen!